gleich rein ins Getümmel. Denn Berlinerinnen und Berliner wissen: Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gewühl. Der zentralste Ort, an dem bereits morgens alle laufend am Rennen sind, treibt es schon mit dem Fernsehturm auf die Spitze: Von hier oben sieht man, was der Alexanderplatz wirklich ist – mehr Stein als Sein. Aber wie kann das sein? Der Alex – Umsteigepunkt für täglich eine halbe Million Menschen; Erinnerungstreff ostdeutscher Sehnsüchte an der Weltzeituhr; größter, berühmtester und schrammeligster Platz der geeinten Stadt – ist bei drei Vierteln der Berliner unbeliebt, da sind sogar Ost und West ungeteilter Meinung. Hey, hier kommt Alex? Daran glauben nur Visionäre – und unsere Volontäre. Die jungen Reporterinnen und Reporter des Tagesspiegel haben neben ihrer täglichen Arbeit ein halbes Jahr lang recherchiert, Daten erhoben und Videos gedreht, Menschen interviewt (die für 950 Euro Warmmiete auf den Platz gucken) und Visionen gecheckt (der gleiche Blick aus geplanten Luxussuiten kostet bald zwei Millionen). Wer ist schuld am Alexanderplatz? Dieser Berliner Heimatfrage stellt sich unsere Multimedia-Reportage (hier geht’s los); in drei Kapiteln erzählen wir von Chaos, Leben und neuen Hoffnungen am Alex. Denn auch Gewühl braucht Gefühl.
Das gilt ab sofort, unverzüglich. So schnell, wie die Mauer aufging vor 30 Jahren, so langsam schließen sich die Zeitfenster für eine originelle Mauerfallparty heute. Eine Million Touristen werden rund um den 9. November erwartet; und Berlins Partyorganisatoren sind fünf Jahre nach der Lichtgrenze offenbar langsam dicht am Ende des Tunnels: Nachdem eine mal geplante Fête de la Musique entlang der alten Mauer doch nicht angestimmt wird, soll nun an sieben Orten der Stadt eine Woche lang diskutiert und gefeiert werden, etwa mit einem Konzert von Patti Smith in der Gethsemanekirche.