gleich rein ins Getümmel. Denn Berlinerinnen und Berliner wissen: Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gewühl. Der zentralste Ort, an dem bereits morgens alle laufend am Rennen sind, treibt es schon mit dem Fernsehturm auf die Spitze: Von hier oben sieht man, was der Alexanderplatz wirklich ist – mehr Stein als Sein. Aber wie kann das sein? Der Alex – Umsteigepunkt für täglich eine halbe Million Menschen; Erinnerungstreff ostdeutscher Sehnsüchte an der Weltzeituhr; größter, berühmtester und schrammeligster Platz der geeinten Stadt – ist bei drei Vierteln der Berliner unbeliebt, da sind sogar Ost und West ungeteilter Meinung. Hey, hier kommt Alex? Daran glauben nur Visionäre – und unsere Volontäre. Die jungen Reporterinnen und Reporter des Tagesspiegel haben neben ihrer täglichen Arbeit ein halbes Jahr lang recherchiert, Daten erhoben und Videos gedreht, Menschen interviewt (die für 950 Euro Warmmiete auf den Platz gucken) und Visionen gecheckt (der gleiche Blick aus geplanten Luxussuiten kostet bald zwei Millionen). Wer ist schuld am Alexanderplatz? Dieser Berliner Heimatfrage stellt sich unsere Multimedia-Reportage (hier geht’s los); in drei Kapiteln erzählen wir von Chaos, Leben und neuen Hoffnungen am Alex. Denn auch Gewühl braucht Gefühl.
Das gilt ab sofort, unverzüglich. So schnell, wie die Mauer aufging vor 30 Jahren, so langsam schließen sich die Zeitfenster für eine originelle Mauerfallparty heute. Eine Million Touristen werden rund um den 9. November erwartet; und Berlins Partyorganisatoren sind fünf Jahre nach der Lichtgrenze offenbar langsam dicht am Ende des Tunnels: Nachdem eine mal geplante Fête de la Musique entlang der alten Mauer doch nicht angestimmt wird, soll nun an sieben Orten der Stadt eine Woche lang diskutiert und gefeiert werden, etwa mit einem Konzert von Patti Smith in der Gethsemanekirche. Gleich um die Ecke an der Bornholmer Straße gingen damals die Schranken zuerst auf in jener Nacht, in der Berlin endlich wieder eins mit sich war und Stadt von Welt wurde. Und was kriegt die Welt zu sehen am 9. November an der Bösebrücke zwischen Wedding und Pankow, auf der das Wort „Wahnsinn“ geboren wurde und meine Mutter nach den ersten Schritten in den West-Berliner Arbeiterbezirk entsetzt fragte: „Und wo ist jetzt hier der Westen“?
Der Glanz der Geschichte, er bleibt 30 Jahre später blass. Der Berliner Senat plant hier nichts (heißt es aus Senatskreisen), der Bundespräsident ist lieber um die Ecke an der Gedenkstätte Bernauer Straße, die Bundeskanzlerin weiß noch nicht, wie sie diesen Tag überhaupt verbringen soll (heißt es aus Regierungskreisen), der Bezirk Pankow hat nur gehört, dass die Bundesregierung überlegt, ob sie nun am historischen Ort was machen soll oder nicht – und das zuständige Innen- und Heimatministerium lässt auf Checkpoint-Anfrage wissen: „Die konkreten Planungen für mögliche Veranstaltungen rund um den 9.11. am Standort Bösebrücke sind noch nicht abgeschlossen.“ Und so gibt es bisher nur einige lokale Initiativen wie den jährlichen Anwohnertreff des grünen Abgeordneten Andreas Otto, der an der Brücke wieder ab 19 Uhr „ein offenes Mikrophon und grünen Glühwein“ anbietet. Hoffentlich fragt dann da keiner: „Und wo war jetzt hier der Mauerfall?“
Spuren der Geschichte – sie sind in die Gegenwart der Stadt eingraviert. Und in die Zukunftsträume der Menschen, selbst in die einer Fünftklässlerin der Evangelischen Schule Pankow. Sie hat handschriftlich an den Tagesspiegel geschrieben: „Wäre der Mauerfall nicht gewesen, gäbe es mich gar nicht. Meine Mutter kommt nämlich aus der ehemaligen DDR. Sie war am 9. November 1989 vierzehn Jahre alt. Mein Vater war zwanzig und lebte damals in der BRD. Sie lernten sich Jahre später kennen. Wie erlebte meine Mutter den spannenden Mauerfall? Gar nicht.“ Noch viel mehr bewegende Momente, die das Herz im Herbst erwärmen, bekommen wir gerade erzählt bei unserem Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler ihre Eltern und Großeltern befragen nach jenen Tagen, in denen die Zeiten sich wendeten. Noch kann man sich beteiligen (Details hier); die besten Texte werden bei einer Feierstunde im Abgeordnetenhaus prämiert und im Tagesspiegel veröffentlicht – außerdem entsteht aus den Erinnerungen ein Theaterstück für Kinder und Jugendliche im Theater an der Parkaue. Denn Geschichte lebt von Geschichten – und jetzt erzähl Du mal!
So langsam haut einen ja nichts mehr um, was Bundesverkehrtminister Andreas Scheuer (CSU) alles nicht macht. Aber wenigstens maut er regelmäßig einen raus – vor allem an externe Berater. Im vergangenen Jahr hat das Ministerium, dessen Verkehrswende sich im Kreis dreht und vor dessen Türen in Mitte sich täglich eine symbolische Stauschleife bildet, mehr als 45,5 Millionen Euro für externe Beraterleistungen ausgegeben, etwa für die vor die Wand gefahrenen Mautpläne. Das darf man wohl schon lasterhafte Politik nennen. Der Grünen-Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler diagnostiziert angesichts einer Steigerung um 17,7 Millionen Euro an Gutachterleistungen innerhalb eines Jahres eine schwere „Berateritis“. Dazu sollte man gleich mal ein Gutachten in Auftrag geben. Sonst wird aus voll korrekt schnell wieder Toll Collect.
Nur nach Hause geh’n wir nicht. Was Berlin-Barde Frank Zander den Fans von Hertha BSC vorsingt (obwohl die Spiele derzeit eher zum Weglaufen sind), bringt die CDU-Fraktion zum Tanzen. Die feierte gestern Abend unter Zanders Motto im Technoschuppen Tresor das Ende der Sperrstunde in Berlin vor 70 Jahren (Fotos hier). Nur bis Spandau reichten die Boxenbässe nicht, denn hier setzte die gleiche CDU zur gleichen Zeit ein Auftrittsverbot der linken Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ in der Zitadelle durch. Die Musiker hatten die Festung bei ihrem Konzert am 23. August mit Bengalos gestürmt, Bierflaschen ans Publikum verteilt und Schnaps aus einem Feuerlöscher gespritzt. Sänger Jan „Monchi“ Gorkow hatte zuvor die Bierpreise auf der Zitadelle als „Katastrophe“ bezeichnet. Spandaus CDU-Stadtrat Gerhard Hanke reagierte ernüchtert: „Sie werden diese Gruppe dort nicht mehr sehen, das kann ich Ihnen zusagen“, versprach er am Mittwochabend auf eine AfD-Anfrage, wie Bezirksreporter Robert Klages berichtet. Veranstalter und Punker hätten gegen die Auflagen des Bezirksamts verstoßen, lautete Spandaus letztes Wort. In Punkow wär das nicht passiert.
Unter die Räder kommt man in Berlin schnell mal – aber bitte bloß nicht unter die Räder eines Busses. Ein Leser beschreibt uns folgenden Vorfall vom vergangenen Sonntag: „Ich fuhr gegen 14:45 h mit meinem Freund gemeinsam den Kurfürstendamm Richtung Halensee entlang. Wir befanden uns auf der Busspur und hatten gerade die Kreuzung Uhlandstr./Kurfürstendamm passiert, als uns ein BVG-Bus der Linie M19 überholte und unmittelbar vor uns wieder einscherte. Der Bus näherte sich meinem Fahrrad schon bedenklich nahe, ich konnte jedoch noch auf die rechte Seite ausweichen. Mein Freund, der ca. 1 Meter hinter mir fuhr, hatte weniger Glück. Der Lenker seines Rades wurde vom Bus touchiert und er stürzte mit seinem Fahrrad. Fatalerweise wurde er, auf der der Seite liegend, vom Bus erfasst. Die letzten beiden Räder des Busses überrollten seinen linken Fuß. In der Notaufnahme der Charité sind multiple Frakturen des Fußes diagnostiziert worden. Der Unfall wurde polizeilich aufgenommen, die Betriebsaufsicht der BVG war anwesend. Der Unfall hätte sicherlich noch schlimmer ausgehen können. Die Fahrweise des Busfahrers war unverantwortlich.“
Was aber passierte nun danach? Nach Schilderung unseres Lesers blieb der Busfahrer zunächst im Wagen sitzen. „Nach etwa 5 Minuten verließ er den Bus und begab sich zur Unfallstelle. Kein Wort des Bedauerns oder der Entschuldigung für den Vorfall, keine Frage zum Befinden des Unfallopfers. Er ging dann wieder zurück in den Bus und sprach ausschließlich mit der Polizei. Von Seiten der BVG gibt es bisher keinerlei Entschuldigung zu diesem Unfall. Wie schäbig.“
Also Checkpoint-Nachfrage bei der BVG: Doch diese kann „lediglich bestätigen, dass es dort einen Unfall mit Beteiligung eines Radfahrers gegeben hat. Die Ermittlung des Geschehens und der Unfallursache ist Aufgabe der Polizei, die ja auch vor Ort war“.
Also Nachfrage zur Nachfrage bei der Polizei: Diese bestätigt den Vorfall so, wie ihn der Geschädigte beschrieben hatte. Und sie weist darauf hin, dass man nur als „leicht verletzt“ gilt, wenn einem ein BVG-Bus über den Fuß fährt – allein stationär aufgenommene Unfallopfer gelten als schwer verletzt.
Also Nachfrage zur Nachfrage zur Nachfrage bei der BVG – ob sie sich denn nicht wenigstens entschuldigen wolle: „Wir können in einer laufenden polizeilichen Ermittlung nicht Stellung nehmen.“
Manchmal ist es bei Berlins Verkehrsbetrieben nicht nur für den Bus zu spät.
Aufstehen gegen Antisemitismus – das schreibt sich der Senat selbst gerne auf die Flagge (etwa wenn er wie gestern in letzter Minute ein antiisraelisches Rapkonzert am Brandenburger Tor verbietet). Doch wenn es darum geht, den Kampf gegen Judenhass im Haushalt nachhaltig zu bewirtschaften, wird die Fahne schnell wieder eingerollt. Bei den Haushaltsberatungen im Rechtsausschuss ließ der Senat wissen, er plane den neuen Antisemitismusbeauftragten mit einer Tarifstelle der Gruppe E14. Zum Vergleich: Die Tierschutzbeauftragte hat laut Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) eine A16-Stelle; zwei Besoldungsstufen höher sowie versehen mit Beamtenstatus und mit Sekretariat. Es kommentiert die CDU-Abgeordnete Cornelia Seibold: „Wenn man den Kampf gegen Antisemitismus ernst nehmen will, muss man auch den Antisemitismusbeauftragten ernst nehmen.“ Diesen Einwand sollte der Senat ernst nehmen.
Viele Leute haben ja die AfD gefressen. Dass die aber tatsächlich an Menschenfresser glaubt, zeigt unsere kleine Serie zu Ordnungsrufen im Berliner Parlament, heute die 11. Sitzung mit einer Ermahnung für den AfD-Abgeordneten Ronald Gläser.
Ronald Gläser (AfD): „Ich schätze, Herr Kollege Laatsch, Sie haben so schön geschildert, dass da vor allem die jetzigen Bewohner in diese Wohnungen einziehen sollen. Sind Sie sich ganz sicher, dass da keine Investoren kommen und sich da reindrängeln könnten – diese menschenfressenden Typen, denen es nur um Rendite geht? Wie wollen Sie denn das verhindern? Glauben Sie wirklich, dass das in Ihrem Konzept so vorgesehen ist?“
Vizepräsidentin Dr. Manuela Schmidt: „Sehr geehrter Herr Abgeordneter Gläser! ‚Menschenfressende Typen‘ passen nicht in dieses Parlament. Ich rufe Sie daher zur Ordnung.“
Danach musste die AfD ihren Hunger nach Aufmerksamkeit anders stillen.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Neues von der Schwammigen Partei Deutschlands (SPD):
1.) Beim Klimapaket will sie einen höheren CO2-Preis nachverhandeln, als den, den sie selbst ausgehandelt hat.
2.) In Berlin will die Fraktion eine Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern durchsetzen, die sie bereits vor 11 Jahren gefordert, leider aber trotz eigener Schulsenatorinnen nicht durchgesetzt hat.
In Berlin arbeiteten 2018 doppelt so viele Erzieherinnen und Erzieher wie 2008. Und trotzdem fehlen in den Kitas und anderswo 11.900 Fachkräfte. Zu dem Ergebnis kommt die Bertelsmann-Stiftung in ihrem Ländermonitoring zu frühkindlichen Bildungssytemen. Die Senatsjugendverwaltung hält die Zahlen trotz ewigem Kita-Platzmangel für „realitätsfern“.
Meer geht nicht in Berlin. Und die Freibäder der Stadt ziehen am Wochenende endgültig Leine und beenden die Saison. Höchste Zeit, mal wieder ein paar Schwimmhallen aus betrieblichen Gründen zu schließen. Damit der Humor trocken bleibt.
Sie ist voll und ganz von dieser Welt: Klimaaktivistin Greta Thunberg erhält den Alternativen Nobelpreis für ihr inzwischen weltweit wirkendes Engagement. Und für alle, die die Erderwärmung immer noch für alternative Fakten halten, hat der Weltklimarat eine beängstigende Analyse zum weltweit wirkenden Anstieg des Meeresspiegels vorgelegt. Vielleicht streut das manchen Skeptikern Sand aus den Augen.
Wir schalten nach Kleinbritannien, das sich weiterhin im Brexit-Streit zerstückelt. Premier Boris Johnson sagte im Parlament, das nach seinem Willen gar nicht mehr tagen sollte, dies aber gerichtlich erzwang, dass er sich bei nochmaligen Neuwahlen keinen Zwan….. ach, ist inzwischen auch egal.
So, schnell noch ein Energydrink zwischendurch: Hier, bei Edeka am Südkreuz will gerade ein junger Mann die Dose bezahlen, da fällt sie ihm aus der Hand und rollt unerreichbar hinter eine Trennwand (via @TspSonntag). Ein zu Hilfe gerufener Mitarbeiter fischt sie voller Energie hervor und schaut den kraftlosen Mann an: „Hättste vorher trinken sollen.“ Und drückt ihm den Drinke in die Hand.
Höher, schneller, wirklich weiter? Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes Sebastian Coe wirft die Idee für Olympische Spiele 2036 in Berlin erneut in die Ringe (via FAZ). Schließlich könne man so den Nazispielen 100 Jahre zuvor ein demokratisches Fest hinzufügen – und das Olympiastadion sei ein „ikonisches Stadion, das auf der ganzen Welt bekannt ist“. Eines wird es allerdings aufgrund der Geschichte nie: ein ironisches Stadion.
Weiße Rosen aus Kreuzberg. Mit diesem Lied auf den traurigen Lippen und bleichen Blumen in der Hand beerdigten Radfahraktivisten gestern das erste Parklet in der Bergmannstraße (Foto hier). Nach und nach werden nun alle Sitz- und Witzgelegenheiten für Fußgänger abmontiert – auch die graugrünen Punkte verschwinden von der Straße. Zur Beruhigung hatten sie nicht beigetragen, auch nicht des Verkehrs.
Jetzt aber: Zurückbleiben bitte! Wenigstens ist dieser Zug noch nicht abgefahren: ICE 552 von Berlin nach Hannover (erlebt und durchlebt von Carsten Werner).
Erste Ansage: „Der Lokführer hat leider ein größeres Problem mit dem Stromabnehmer, der bleibt nicht oben, sondern knallt immer wieder nach unten. Er ist jetzt damit beschäftigt auszuprobieren, den Schaden zu beheben.“
Zweite Ansage, halbe Stunde später: „Es sieht leider nicht so gut aus mit unserer Eisenbahn. Es wird jetzt überlegt, ob Dieselloks aus Lichterfelde uns abschleppen, oder ob wir alle in den nachfolgenden Zug umsteigen können. Aber keine Panik: Es ist noch nichts entschieden!“
Dritte Ansage, weitere halbe Stunde später: „Unser Zug läuft jetzt nur noch auf Batterie – es kann sein, dass hier auch irgendwann die Lautsprecher nicht mehr funktionieren, aber keine Panik: Wir sind weiterhin hier, wir können dann nur nicht mehr mit Ihnen kommunizieren.“
Vierte Ansage, irgendwann: „We must change to another train – this train here is completely damaged.“ Vorsicht an der Wahnsteigkante!
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„In fünf Jahren wird die Stadt eine andere sein.“
Berlins Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) glaubt noch an die Verkehrswende mit mehr Radwegen und verfügbaren S-Bahn-Wagen.
Tweet des Tages
Wir sollten mal alle dankbar sein, dass E-Scooter und Pokémon Go nicht zur selben Zeit rausgekommen sind.
Stadtleben
Essen – Aller guten Dinge sind drei. Nachdem sich in der Wiclefstraße 30 in Moabit schon die Restaurants „Richwater & Mitchell“ und „Heimat“ versucht haben, geht’s nun in die dritte Runde mit James Doppler von „Pound & Pence“. CP-Leser Christian H. empfiehlt das recht neue „Wyclef's“ mit „innovativer Küche zu vernünftigen Preisen und freundlicher Bedienung“. Und auf der Speisekarte findet man tatsächlich ausgefallene
Speisen wie geräuchertes Tomaten-Bananen-Tartar mit Kokos-Rum-Schaum und Chili-Mayo. Vorspeisen kosten 8,90-10,90 Euro, Hauptgerichte 15-19,50 Euro und Desserts 8,50-9 Euro. Di-Do 18-23 Uhr, Fr-Sa 18-23.30 Uhr geöffnet. S-Bhf Beusselstraße
Trinken – Es heißt, dass von diesem Platz vor genau 173 Jahren am 23. September der blaue Planet Neptun erstmalig von der Schinkelschen Sternwarte gesichtet wurde, die dort bis 1912 stand. Seit Juli findet man hier das Café „Nullpunkt“. An der zwölf Meter langen Bar aus Messing wird zum geheimnisvollen „Specialty Coffee“ veganer und glutenfreier Kuchen gereicht. Bei größerem Appetit gibt's eine kleine, aber feine Frühstücks- und Mittagskarte – die Zutaten stammen ausschließlich von regionalen Lieferanten. Donnerstags zwischen 19 und 21 Uhr lädt das „Nullpunkt“ zu After-Work-Drinks ein, begleitet von der „Songband“ mit Elisabeth King (Akkordeon) und Ethan Schaffner (Banjo). Mo-Mi 8-16 Uhr, Do 8-21 Uhr, Fr 8-16 Uhr, Sa-So 10-15 Uhr. Friedrichstrasse 23B, U-Bhf Kochstraße/ Checkpoint-Charlie.
Berlinbesuch – Berlin weist international eine der größten und stetig wachsenden freien Musiktheaterszenen auf – und da Berlin auch Festivalhauptstadt ist, werden ab heute an vier Tagen dreizehn Produktionen zeitgenössischen Musiktheaters, darunter fünf Uraufführungen, vier deutsche Erstaufführungen und vier Late-Night-Performances beim Festival „BAM!“ präsentiert. Hauptveranstaltungsort ist die Volksbühne, wo um 19.30 Uhr im Grünen Salon eröffnet wird und später die Stücke „Klirrfaktor“, „Duo Con Piano“ und „De Pornopera“ laufen. Tickets kosten 14/9 Euro. Linienstraße 227, U-Bhf Rosa-Luxemburg-Platz
Geschenk – Literatur trifft Kultur in dem Buchladen „Geistesblüten“, der mehr bietet als nur gute Lektüre-Tipps. Tagsüber kann man hier seine Wälzer erstehen oder eine Matinee besuchen, abends wird der Laden zur Bühne für Lesungen und Filmvorführungen, morgen wird z.B. um 19 Uhr das Buch „Wolfsegg“ von Peter Keglevic vorgestellt. Bis Anfang 2020 stellt auch der Illustrator Christoph Niemann hier seine Serie „Hopes & Dreams“ aus, die in dem gleichnamigen Buch (ca. 100 Euro) zu erstehen ist. Di-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr geöffnet. Walter-Benjamin-Platz 2, U-Bhf Adenauer Platz
Noch hingehen – In der Daueraustellung der Berliner-Mauer-Gedenkstätte können sich Besucher*innen mit ihren Meinungen, Appellen und Zeichnungen einbringen. Bis zum 6. Oktober werden in der Sonderausstellung „No more walls“ anlässlich des Mauerfall-Jubiläums noch Botschaften aus aller Welt zum Mauerfall 1989 und den noch immer bestehenden Mauern und Grenzen gezeigt. Der Eintritt ist frei, Di-So 10-18 Uhr, Bernauer Straße 119 (U-Bhf Bernauer Straße).
Verlosung – Auf Kiezsafari gehen mit den Tagesspiegel-Fotograf*innen und den Bezirks-Profis der Leute-Newsletter: Im Kiezkalender 2020 finden sich die schönsten und ungewöhnlichsten Perspektiven auf die beste Stadt der Welt, dazu Geschichten und Besonderheiten zu allen zwölf Bezirken. Wir verlosen 5 Exemplare (bis 12 Uhr).
Das Stadtleben am Donnerstag von: Carmel Schnautz.
Nur in Berlin
Wir küren die originellsten und schönsten Berlin-Bilder: Bis zum 30. September noch können Sie hier ihre Fotos unter dem Motto „Nur in Berlin“ einreichen. Die besten Bilder werden im Oktober auf der „Berlin Photo Week“ präsentiert, im Tagesspiegel veröffentlicht – und täglich im Checkpoint gezeigt.
Foto: David
>Berlin heute
Verkehr – Ab 8 Uhr stehen auf der Danziger Straße (Prenzlauer Berg) in Richtung Eberswalder Straße an der Kreuzung Kniprodestraße nur zwei Fahrstreifen zur Verfügung. In Vorbereitung des 46. Berliner Marathons wird die Sperrung der Straße des 17. Juni (bis 6./7. Oktober) ab 6 Uhr bis zum Großen Stern (Tiergarten) erweitert, dieser ist aber weiterhin befahrbar. Für den Großen Zapfenstreich der Bundeswehr wird das Reichpietschufer (Tiergarten) in der Zeit von 19.30 Uhr bis 21 Uhr Richtung Klingelhöferstraße ab der Potsdamer Straße gesperrt. Wegen dem Konzert von Cher um 20 Uhr in der Mercedes-Benz-Arena (Friedrichshain) besteht im Bereich Mühlenstraße, Warschauer Straße, Oberbaumbrücke und Stralauer Allee Staugefahr. Im ehemaligen Flughafen Tempelhof öffnet um 14 Uhr die Messe Marathon EXPO. Im Bereich Tempelhofer Damm, Mehringdamm und Columbiadamm ist bis ca. 20 Uhr mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Die Linien S3, S5, S7 und S9 sind zwischen 23.55 bis 3.45 Uhr Friedrichsstraße und Tiergarten unterbrochen.
Demonstration – Etwa 1500 Menschen schließen sich zwischen 16.30 und 19.30 Uhr den vier im Bereich Blankenburger Weg/ -Chaussee /-Platz startenden Aufzügen an, die zum „Sternmarsch von Vereinen und Bürgerinitiativen“ gehören. Die Bürgerinitiative Gewerbegebiet Buchholzer Straße demonstriert mit ca. 200 Teilnehmenden, von 17 bis 18.30 Uhr in einem Aufzug von der Wackenbergstraße zum Herthaplatz für ein Tempolimit, Nachtfahr- und Durchfahrverbot im Bereich des Gewerbegebietes aufgrund von Lärm und Erschütterung, die durch die Fahrzeuge verursacht werden. Der Berliner Obdachlosenhilfe e.V. veranstaltet einen „Protest gegen Verdrängung aus dem öffentlichen Raum“, der mit ca. 350 Teilnehmenden von 19 bis 23.59 Uhr vom Mariannenplatz bis zur Adalbertstraße geht. Von 9 bis 9.20 Uhr gibt es an der Wendenschlossstraße/ Dregerhoffstraße eine Kundgebung mit etwa 650 Teilnehmenden vom Netzwerk Schulwegsicherheit für „Aufmerksamkeit für sicheren Schulweg und Überquerung“ an ebendiesem Ort. Vor dem Auswärtigen Amt am Werderschen Markt 1 gibt es von 9 bis 11 Uhr einen „Protest für eine nachhaltige Entwicklung, Menschenrechte und Demokratie in Kambodscha“ mit ca. 50 Teilnehmenden. Eine „Warnung vor Gefahren durch Asbest“ spricht der Bundesverband Asbestose Selbsthilfegruppe e.V. mit ungefähr 40 Menschen von 9.30 bis 11.30 vor dem Bundesministerium für Verkehr, Invalidenstraße 44, aus. Der Bundesverband deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V. veranstaltet heute von 13 bis 15 Uhr mit ungefähr 75 Teilnehmenden am Platz der Republik einen „Protest gegen die Verabschiedung des Gesetzes zur Novellierung der Psychotherapeutenausbildung“.
Gericht – Nach einem Streit unter Eltern auf einem Spielplatz kommen neun Angeklagte wegen gefährlicher Körperverletzung vor das Amtsgericht Tiergarten. Sie sollen nach einem Streit unter Kindern erst einen Vater und kurz darauf auch dessen Lebensgefährtin mit Schlägen und Tritten traktiert haben. (11.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Saal B 131).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Ulrich Brietzke (54), „dem weltbesten Stellvertreter der AGS (Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger in der SPD) Berlin alles Gute zum Geburtstag, Dein AGS-Landesvorstand“ / Bärbel Bonner, „Glückwunsch zum 75. Geburtstag, von deiner kleinen Schwägerin“ / Natja Brunckhorst (53), Schauspielerin / Gian Gantenbein (18), „zur Volljährigkeit eine Riesenumarmung ins Praktikum nach Arusha, Tansania, für unseren fantastischen, mutigen, klugen Sohn von Mama und Papa“ / Karin Gregorek (78), Schauspielerin / „Unserer lieben Lina Lubig herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag von M&W“ / „Dem Liebsten Bernd Kluppak ein gesundes neues Lebensjahr mit fitten Knochen und weiterhin viel Spaß mit der und den Seinen“ / „Lieber Robert Syring, alles Gute und viel Gesundheit, Geld und gute Laune zum 40. von Deiner M.“
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – György Konrád, * 2. April 1933 / Eva Krähn, * 12. Juni 1935 / Christoph Maria Strathmann, * 7.März 1953 / Horst Wieske, * 12. März 1927
Stolperstein – Helmstedter Straße 31, Wilmersdorf: Hier wohnte Gertrud Rosenfeld (Jhg. 1897) mit ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen. Nachdem sich abzeichnete, dass die Flucht aus Berlin die einzige Chance war, der Verfolgung durch die Nazis zu entkommen, nahm sich Gertrud Rosenfeld am 26. September 1938 in einem Hotel am Anhalter Bahnhof das Leben.
Encore
So, falls Sie heute beim Bäcker einen Amerikaner essen (bitte bloß keinen Berliner!), dann denken Sie dran: „Brooklyn ist das Berlin Amerikas.“ So hat es Brooklyns Bürgermeister Eric Adams gerade Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop in New York zugerufen. Allerdings hatte der frühere US-Botschafter Philip D. Murphy behauptet: „Brooklyn ist fast wie der Kotti.“ Und jetzt lassen der Chef von Berlin-Partner Stefan Franzke und Lichtenbergs Bezirksstadträtin Birgit Monteiro plötzlich wissen: „Lichtenberg ist das Brooklyn Berlins.“ Ist also alles in allem Lichtenberg jetzt die heimliche Hauptstadt von Amerika oder der Kotti das Lichtenberg von Brooklyn? Auf jeden Fall ist klar: Berliner sind nicht Berliner – zumindest nicht bei Berliner Bäckern.
Morgen backen wir hier wieder feine Brötchen. Dann meldet sich Laura Hofmann in ihrem Mehlfach.
Ich grüße Sie,