dieser Checkpoint geht durch den Magen. Zum Start gibt‘s erst einmal Pasta, gefolgt von etwas schwererer Kost. Zum Ende hin kommt dann noch ein Gruß aus der Berliner Küche – und alles mindestens so wertvoll wie ein kleines Steak.
Apropos: Erinnern Sie sich noch an Ihr liebstes Essen aus Kindertagen? Für DDR-Sprösslinge war ein Höhepunkt der volkseigenen Pfannen- und Topfwirtschaft das „Jägerschnitzel“. Die Anführungszeichen haben durchaus Doppelsinn, denn das Schnitzel war eigentlich eine panierte, dicke Scheibe Jagdwurst, die gern in Schulkantinen auf den Teller kam. Dazu reichten die verdienten Küchenfrauen in der Regel Nudeln und Tomatensauce – die Sympathie der Schüler war ihnen sicher.
Pasta gibt es auch ab dem kommenden Montag an vielen Schulen. Denn nicht nur der Unterricht startet, sondern auch das kostenfreie Schulessen. Und das hatte nicht mal die DDR. Allerdings sind Nudeln mit Tomatensauce kein Zugeständnis an den juvenilen Geschmack (von dem sich der Osten nie vom Westen unterschied), sondern an an die Betriebswirtschaft. Zum Start der Gratis-Schulspeisung wissen die Caterer nicht genau, wie viele Schüler der ersten bis zur sechsten Klasse daran teilnehmen. Sie müssen so planen, als ob alle 175.000 Erst- bis Sechstklässler zum Essen kommen; es fehlen Erfahrungswerte, Umfragen haben nur Orientierungswerte geliefert. „Wir werden unglaubliche Mengen vernichten müssen“, heißt es in der Branche.
Dennoch bleibt dann gleich mal in etlichen Schulen die Küche kalt – weil Umbauten noch laufen oder Plätze in der Mensa fehlen. Alles in allem aber trotzdem ein Grund zum Feiern, findet zumindest die SPD-Fraktion Abgeordnetenhaus. Unter dem Titel „Kein Kind sollte hungrig in den Unterricht gehen müssen“ twitterte sie ein Foto von – Nudeln mit ein paar traurigen Spritzern Ketchup (für Tomatensauce hat‘s wohl nicht gereicht). Von den Usern gab es dafür aber eine große Kelle Hohn als Nachschlag, und der Hashtag #NudelnmitKetchup gehört seit gestern zu den Hits des Zwitscherdienstes.
Zum Schluss des Schulblocks – bevor mit der vorletzten Ausgabe der Checkpoint-Sommertipps noch einmal Ferienstimmung aufkommt – noch eine Meldung aus dem Bereich „Kannste dir nicht ausdenken“: Am Montag sollte in Mahlsdorf das erste Gebäude aus der rot-rot-grünen Schulbauoffensive übergeben werden und damit das neue Unterrichtsjahr feierlich beginnen. Zwei Senatorinnen (Schule, Stadtentwicklung), eine Bezirksbürgermeisterin, ein Schulstadtrat und ein Architekt, eine Schulleiterin, das Lehrerteam und natürlich 550 Schüler sollten diesen Moment miterleben. Doch das mit allem Drum und Dran ausgestattete Gebäude steht ohne Leitung da: Ein Bagger hat ein Kommunikationskabel durchtrennt, schreibt Tagesspiegel-Kollegin Susanne Vieth-Entus. Telefon, Internet und Amok-Alarm funktionieren nicht. Nun wird geprüft, ob die Eröffnung überhaupt stattfinden kann.
In Berlin um die Welt – Schweiz. Ach, waren das noch Zeiten, damals im Berlin der Jahrtausendwende, als der Schweizer Botschafter und seine Gattin als das Glamourpaar der Stadt galten. Legendär waren beider Partys anlässlich des Nationalfeiertags (ist heute!). Wer eine Einladung erhielt, war glücklich wie Heidi und Geissenpeter beim Ziegenhüten. Gefeiert wird am 1. August jedenfalls der „Bundesbrief“, also die Gründungsurkunde der Schweiz - abgeschlossen 1291. Fuhr die Botschaft in Glamourzeiten noch 10.000 Frei-Portionen Hörnli mit Käse in der Friedrichstraße auf, so liegt das Zentrum eidgenössischen Frohsinns heute in Wilmersdorf. Chris Frankhauser, Besitzer des Feinkostgeschäfts „Chuchichäschtli“ veranstaltet ein Straßenfest vor dem Laden, natürlich mit Schweizer Weinen, Bier, Wurstspezialitäten und Raclette. Ab 19 Uhr gibt's eine Runde Guggemusik auf die Ohren (14 bis 21 Uhr, Holsteinische Straße 19, U-Bahnhof Güntzelstraße). Schweizer Einwohner in Berlin (Stand Ende Dezember 2018): 6.104.
Sommerspaß – Zurück in die wilde Vergangenheit: Ins Berlin der 20er Jahre sehnen sich ja viele zurück – weil die Stadt damals doch so verrucht war. Dabei gab‘s noch nicht mal das Berghain! Wer die Originalschauplätze von damals kennen lernen und der Faszination jener Jahre nachspüren will, kann am 3. August an der Erlebnisbustour „Die wilden 20er Jahre – Goldene Zeiten“ teilnehmen. Los geht es aber nicht im Schutze der Nacht, sondern bereits um 13.30 (bis 15.30 Uhr). Treffpunkt ist vor dem Friedrichstadtpalast, Tickets kosten 29,90 Euro und sind unter diesem Link buchbar.
Sommersport – Bier-Yoga: Bei Körperbewusstseinsübungen die Seele baumeln lassen und dabei kühles Bier trinken – das Ganze soll Spaß machen, wird aber dennoch mit Ernsthaftigkeit betrieben. Das versichern zumindest Hopfen-Malz-Yogis. Kombiniert wird die Stunde mit zwei Flaschen Bier. Die Figur des herabschauenden Biertrinkers dürfte aber eher ein Fall fürs Bierfestival auf der Karl-Marx-Allee sein (diesen Freitag bis Sonntag). Bisher gibt es Bier-Yoga immer mal wieder in Kneipen, auf Festivals, spontan im Freien, auf Firmenevents und auf Geburtstagsfeiern. Die nächsten öffentliche Treffen (ab 16 Jahre) sind unter diesem Link zu finden.
Jottwede – Baumhaushotel: Der Kindheitstraum vom eigenen Baumhaus lässt sich im urbanen Berlin ja nur mit gewissen Schwierigkeiten verwirklichen. Schon das erste Brett im Gipfel einer geschundenen Stadtlinde bringt das Ordnungsamt auf die Palme – zu Recht. Wer jetzt zwischen Baum und Borke steht, kann seinen Wipfeltraum zumindest temporär verwirklichen. Dazu braucht es nur gute anderthalb Stunden im Zug oder Auto: In der Uckermark nahe Templin, mitten im Biosphärenreservat Schorfheide, gibt es seit zwei Jahren die Möglichkeit, in einem von vier Baumhäusern zu nächtigen (ab 100 Euro). Das Frühstück kommt fast ans Bett, direkt auf die Veranda. Im August gibt es noch ein paar freie Tage, zum Beispiel in der Wipfelhütte „Waldgeflüster“. Also: Einfach ein paar Tage Urlaub abzweigen!
Berlin, aber Sommerloch: Island hat nicht nur die große Björk (Sängerin) und den noch größeren Eyjafjallajökull (Vulkan), sondern auch was Kleines (Pferde). Ab dem kommenden Sonntag gibt es einen Aufgalopp der Islandpferde (1,25 bis 1,48 Meter) bei der Weltmeisterschaft in Berlin. Bis zum 11. August kämpfen mehr als 200 Reiterinnen und Reiter aus 15 Nationen um neun Weltmeistertitel. Auch vier Teilnehmer aus Berlin-Brandenburg sind mit dabei. Wer sich das Ganze anschauen möchte: dann mal flinke Hufe in Richtung Trabrennbahn Karlshorst!
Berliner Schnuppen

Telegramm
Echt jetzt? Der großangelegte Techniktest am BER ist verschoben worden – von gestern auf den heutigen Donnerstag. Es sei aber nichts gestoppt oder abgebrochen worden, versichert ein Flughafensprecher.
Sie riefen „Jude, Jude“ und bespuckten ihn: Rabbiner Yehuda Teichtal von der Jüdischen Gemeinde ist von zwei Männern auf dem Weg von einem Gottesdienst attackiert worden; er hatte eines seiner beiden Kinder dabei. Laut Polizei ereignete sich der Vorfall in Wilmersdorf. Die Männer hätten ihn aus einem Fenster heraus auf Arabisch beschimpft und „Freiheit für Palästina“ gerufen. Teichtals Reaktion: Er bleibe davon überzeugt, dass die meisten Berliner diese Aggression gegen Juden nicht hinnehmen wollen. „Natürlich werden wir uns jetzt nicht verstecken, sondern bauen weiter auf Liebe, Toleranz, Dialog und Bildung“.
Nur neun Minuten hat der erste Verhandlungstag im Indizienprozess um die Ermordung der 14-jährigen Georgine Krüger gedauert. Die Anwälte des Angeklagten, der das Mädchen vor fast 13 Jahren vergewaltigt und erwürgt haben soll, beantragten mehr Zeit für die Überprüfung des Gerichts. Dieses wiederum hatte eine Frist versäumt. Am 7. August soll es weitergehen.
Wer will der Polizei mal zeigen, was ein Haken ist? Sie hat einen Vier-Millionen-Auftrag fürs Umsetzen und Sicherstellen von Fahrzeugen zu vergeben (laut Vergabeplattform des Landes Berlin). Das Ganze hat allerdings nichts mit der üblichen Abschlepp-Praxis zu tun, an der sich auch nichts ändern soll. Ein eigener Dienst ist nicht geplant, hieß es auf Nachfrage.
Dagegen hängt die BVG bereits am Haken. Nach monatelangen Querelen um Vorschriften will sie ab Herbst eigenständig Busspuren freiräumen (bisher war vom nächsten Jahr die Rede).Die Polizei bildet die 79 hauptamtlichen Abschlepper aus – weil diesen nun „Rechte der Ordnungsmacht“ übertragen werden, sagt eine BVG-Sprecherin. 60.253 Fahrzeuge (165 am Tag) wurden im vorigen Jahr von BVG und Polizei umgesetzt. Möge die Macht mit ihnen sein.
Eher machtlos scheint hingegen Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) zu sein – bei der Umsetzung des vor einem Jahr verabschiedeten Mobilitätsgesetzes (CP von gestern). „Keine Leute, keine Leute“, sagt sie nun sinngemäß im Interview mit Tagesspiegel-Kollege Robert Kiesel. „Wir haben es durchaus unterschätzt, wie lange es dauert, gutes Personal zu finden.“ Für die Verwaltung natürlich, nicht für den Senat.
Kurzer Schwenk in die Rubrik „Statistiken, die kein Mensch braucht“: Berlin gehört, tada, zu den Bundesländern mit dem wenigsten Wohnmobil-Unfällen (20 im vorigen Jahr). Noch weniger gibt’s nur in Bremen (19) und im Saarland (16). Die meisten Campercrashs hat Bayern mit 312.
Mit dem verstärkten Einsatz Wohnmobilen ließe sich natürlich auch nicht der Wohnungsmangel bekämpfen, geschweige denn der Mietenanstieg. Die Stadt setzt da ja lieber auf sowas wie die Ausübung des Vorkaufsrechts. Der Bund der Steuerzahler hat das jetzt aber kritisiert: „Der staatlich verordnete Aufkauf von Wohnimmobilien zu Spekulationspreisen löst das Problem nicht.“
Gleich sieben Hotels mit zusammen 3000 Betten öffnen im kommenden Jahr in Berlin (Quelle: Immobilienunternehmen Dr. Lübke & Kelber). Zu viele gebe es dennoch nicht: Von 2012 bis 2018 wuchs das Bettenangebot um rund 21 Prozent, die Zahl der Übernachtungen aber um 47 Prozent. Die Auslastung in Berlin ist mit 61,5 Prozent besser als in München (60,5) und Hamburg (59,4). Derzeit gibt es rund 800 Betriebe mit fast 147.000 Betten. Eine Stadt wie Paderborn könnte hier also fast komplett Urlaub machen.
Mit aller Macht haben sich am Abend und in der Nacht Gewitter über der Stadt ausgetobt. Bei der Feuerwehr herrschte Ausnahmezustand wegen der vielen Einsätze. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden vorsorglich auf ihre Wachen beordert. Besonders im Osten der Stadt konnten Gullys die Regenmassen nicht aufnehmen. Am S-Bahnhof Mahlsdorf (Fotos hier) verwandelte sich die Straße gar in den Canale Grande.
Im laufenden Jahr sind bislang 332 Autos angezündet oder durch Flammen beschädigt worden (laut Polizei). In der Nacht zu Mittwoch steckten Unbekannte den 18 Jahre alten Audi eines Maler und Lackierers aus Britz in Brand – offenbar dessen Existenzgrundlage.
„Wer ist hier der Boss?“ hieß mal eine semilustige TV-Serie aus den Achtzigern. Beim Fußballverein Tennis Borussia gibt es derzeit eine Neuauflage, allerdings eher als Sportkrimi. Der Vereinsvorsitzende und Hauptsponsor Jens Redlich, Besitzer einer Fitnessstudiokette, sei zurückgetreten hieß es. Später ließ dieser mitteilen, das stimme alles nicht. Es habe einen Putschversuch gegeben. Hä? Einen Überblick über die bisherigen Folgen, in dem auch Christian Gaebler, Chef der Senatskanzlei, als Aufsichtsrat mitspielt, gibt es hier zum Nachlesen.
Bei der folgenden Nachricht wird so mancher durchdrehen – oder durchtreten. Kommt darauf an, auf welcher Seite des E-Scooters man steht. Jashar Seyfi, der als Regionalmanager bei der Vermieterfirma Lime arbeitet, will die Zahl der bretternden Akku-Roller (oder der rollenden Akku-Bretter?) bei Bedarf weiter erhöhen (laut „Berliner Zeitung“). Dem Senat wurden bislang 8000 Stück von allen Anbietern angekündigt.
Es gibt tierisch was zu feiern: Der Berliner Zoo wird heute 175! Gar vor 200 Jahren wurde der Schriftsteller Herman Melville, Schöpfer von „Moby-Dick“, geboren. Eine Wal-Verwandtschaft besteht natürlich nicht.
Einwanderer im Krebsgang: Der Bestand an Amerikanischen Sumpfkrebsen geht offenbar zurück. Spandauer Fischer Klaus Hidde hat bislang 10.500 Tiere in Gewässern im Tiergarten und Britzer Garten gefangen – die Saison ist zur Hälfte rum. Fast 40.000 waren es im gesamten Vorjahr (laut „Leute“-Bezirks-Newsletter aus Mitte.
Eine Nachricht, die alle Weinfreunde zum Weinen bringen wird: Die „Berliner Zeitung“ vermeldet die Schließung der Bar „Weinstein“ in Prenzlauer Berg. Nach der Eröffnung im Jahr 1993 war das Lokal lange Zeit die einzige Adresse für deutschen Wein in Berlins Osten. Nun also das Ende – wohl aus persönlichen und wirtschaftlichen Gründen.
Der Film „300“ war einst ein Action-Kracher, der neue BVG-Bus „300“ wird hoffentlich kein Elektro-Lacher. Am Sonntag startet die neue Linie von der Philharmonie zum Bahnhof Warschauer Straße, auf der viele E-Busse eingesetzt werden – und das entlang der Touri-Route Unter den Linden. Weitere Linien ändern sich zudem, darunter der TXL. Er muss nun nicht mehr ständig zwischen Hauptbahnhof und Alex eingestellt werden – weil er da nicht mehr fährt. Neuer Endpunkt: nahe Charité.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Bitte nicht eines der wunderbarsten Autos, die je gebaut wurden, mit der Berliner Verkehrspolitik vergleichen. Das eine ist ein Goldstück, das andere ein Schrotthaufen.“
CP-Leser Bernd Oertwig zu Lorenz Maroldts Kommentar (CP von gestern), die Berliner Verkehrspolitik Berlins sei ein Citroën 2CV, genannt: „Ente“: kommt nicht richtig voran, ist von gestern, rostet schnell, wackelt dünnblechig vor sich hin und jeder schraubt ein bisschen dran rum.
Tweet des Tages
Overdressed in Gesundbrunnen losfahren, underdressed in Mitte ankommen.
Stadtleben
Essen & Trinken – Kurz hatte man Angst um die Zukunft von Clärchens Ballhaus. Der Mietvertrag für den bisherigen Betreiber wurde nicht verlängert. Seit mehr als hundert Jahren wird hier getanzt und getrunken. Sollte nun auch noch eine der letzten Berliner Institutionen verschwinden? Nein, verspricht der Besitzer, Clärchens Ballhaus soll erhalten bleiben, mit neuem Betreiber und nach Sanierungsarbeiten ab dem nächsten Sommer. Grund genug, dem Traditionslokal in der Auguststraße 24 noch mal einen Besuch abzustatten – man weiß ja nie. Es gibt Kurse und freies Tanzen, heute Abend ab 21 Uhr zum Beispiel „Cha Cha, Walzer und Co“. Und im Biergarten, unter hübschen bunten Lampions, kann man „futtern wie bei Muttern“, wie Tagesspiegel-Gastro-Expertin Elisabeth Binder konstatiert. Neben neapolitanischer Steinofenpizza, die die Kellner in großen Mengen durch den grünen Garten tragen, gibt es „verfeinerte Berliner Küche“, also sowas wie Kartoffelsuppe mit einer kräftigen Portion geräucherten Speckwürfeln, knackigen Lauchkringeln und gebratenen Pfifferlingen. Außerdem Berliner Bulette, aber auch Salate für den etwas leichteren Genuss. S-Bhf Oranienburger Straße, Restaurant tgl. 12–22.30 Uhr
Berlinbesuch – Quantenphysik ist eher nichts, was man in einer Kunstgalerie erwartet. Umso interessanter klingt die in Kooperation mit der Fraunhofer-Gesellschaft entstandene Ausstellung „Materialize“ in den State Studios. Denn viele Künstler sind, ebenso wie Wissenschaftler, stets auf der Suche nach Wahrheit und Erkenntnis. Heute Abend gibt es ab 18.30 Uhr einen Sektempfang, anschließend ab 19 Uhr eine Gesprächsrunde zum Thema „Kunst trifft Wissenschaft“ mit Mitarbeitern des Fraunhofer-Instituts. Hauptstraße 3, U-Bhf Kleistpark
Geschenk – Alkohol ist natürlich ein sehr beliebtes Geschenk, allerdings auch ein etwas einfallsloses. Wenn das Lieblingswort des zu Beschenkenden allerdings „Cheers“ lautet, können Sie zu der obligatorischen Flasche Wein auch noch die weinhaltige Nahrungsgrundlage mit eben diesem Namen mitschenken. Cheers ist ein süßer Brotaufstrich, den es in fünf Geschmacksrichtungen gibt: Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Merlot, Pinot Grigio und Rosé. „Besonders gut schmeckt er auch zu Käse und zum Steak“, erklärt eine der Berliner Produzentinnen, „ähnlich wie Fruchtsenf“. Ein paar ausgefallene Weinaufstrich-Rezepte gibt es auf ihrer Homepage zu finden, darunter Quarkkäulchen mit Merlot oder dunkle Bratensoße mit Cabernet Sauvignon. Dort kann man die in Berlin abgefüllten Gläser auch kaufen (ab 6,99 Euro).
Last-Minute-Eröffnung – Um Essen als Teil von Kulturen geht es auch bei den Europäischen Kulturtagen, die dieses Jahr unter dem Motto „Europa à la carte. Essen verbindet“ stehen. Hier soll die Kulinarik unter einer kulturanthropologischen und soziologischen Perspektive beleuchtet und Klischees auf den Grund gegangen werden, aber auch der Genuss soll nicht zu kurz kommen. Heute Abend findet ab 18 Uhr die Eröffnung statt, mit Liedern von Rachelina & die Maccheronies und Norma mit Lukas Schick. Dazu gibt’s griechisches Fingerfood und apulische Spezialitäten, außerdem Getränke der Regionen. Das Programm für den ganzen August finden Sie hier. Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25, U-Bhf Dahlem-Dorf, Di-Fr 10-17 Uhr, Sa/ So 11-18 Uhr
Noch hingehen – Fotografien von Situationen, die nie stattgefunden haben, weil sie gar nicht stattfinden konnten – das sind die Familienporträts von Andreas Mühe. In seinen „Mischpochen“ stellt er Menschen nebeneinander, die durch die Mauer oder den Tod gar nicht beisammen sein konnten. Dass diese Inszenierungen auch formal an eine Theaterbühne erinnern, erschließt sich aus Mühes Biografie: Sein Vater war der bekannte Schauspieler Ulrich Mühe, seine Mutter ist die renommierte Theaterintendantin Annegret Hahn. Die Porträtierten schneidet der Fotograf jedoch nicht einfach aus anderen Fotos aus – er ließ Puppen anfertigen, die er dann ablichtete. Die sollen am Ende zerstört werden. Zwar wird der Künstler wohl nicht selbst den Vorschlaghammer ansetzen. „Doch ich will bei der Zerstörung dabei sein“, sagt er. „Damit ich sehe, dass es erledigt ist. Ich habe ja ein ziemliches Monster geschaffen.“ Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50-51, S-Bhf Hauptbahnhof, noch bis zum 11. August
Karten gewinnen – „Koumpounophobia“ ist die Angst vor Knöpfen – im Vergleich zu diesem Albumtitel klingt die Musik von Paper Thieves angenehm normal nach Indiepop. Wer die Berliner Band live sehen und herausfinden möchte, ob die Angst vor Knöpfen berechtigt oder vielleicht doch nur eine Metapher für das ganze Leben ist: Wir verlosen bis 12 Uhr 2x2 Karten für das Konzert heute Abend im Marie-Antoinette, Holzmarktstraße 15-18, ab 20 Uhr.
Das Stadtleben heute von: Jana Weiss
Prominent verraten
Regelmäßig ist die gesuchte Berlinerin auf Bühnen und der Leinwand zu sehen. In ihrem aktuellen Film, der dieses Jahr auf der Berlinale uraufgeführt wurde, macht sie sich auf die Suche nach dem „Genius loci“, der Seele von Berlin.

Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Die Auflösung kommt immer freitags – mit einem Selfie.
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Berlin heute
Verkehr – Auf der Karl-Marx-Allee beginnen die Aufbauarbeiten zum 23. Internationalen Bierfestival, zwischen Frankfurter Tor und Strausberger Platz ist deshalb mit Stau zu rechnen. Wegen einer Demo zur Rettung von Spätis kann es von 19 bis 21 Uhr zur Vollsperrung der Oranienstraße zwischen Adalbertstraße und Oranienplatz kommen. Bis Mitte September ist der Lindhorstweg (Johannisthal) in beiden Richtungen zwischen Springbornstraße und Draesekestraße gesperrt. Der Fuß- und Radverkehr ist nicht betroffen.
Demonstration – In der Oranienstraße demonstrieren von 19-21 Uhr 100 Teilnehmer unter dem Motto „Zwangsräumung Späti #Ora35 verhindern“. 70 Menschen wollen sich von 17.30-18.30 Uhr an der Kleiststraße/ Ecke Martin-Luther-Straße zur „Mahnwache für die getötete Fußgängerin“ treffen. Unter dem Motto „Familienleben für alle – Familiennachzug rettet Leben“ treffen sich circa 50 Menschen am Oranienplatz von 16-19 Uhr. Und 50 Teilnehmer fordern „Freien Zugang zu Informationen über Schwangerschaftsabbrüche statt Propaganda von Abtreibungsgegnern“, von 16-19 Uhr am Adenauerplatz.
Gericht – Eine 41-Jährige, die auf dem U-Bhf Alexanderplatz eine ihr unbekannte Frau an den Haaren in das Gleisbett gezerrt haben soll, muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten. Das Opfer habe sich aus eigener Kraft retten können. Die Beschuldigte gilt als psychisch krank (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 700).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Marco Börries (51), Entwickler der Software StarOffice / Stephan Braunfels (69), Architekt und Professor für Städtebau an der TU / „Unserer Britta herzlichen Glückwunsch von den Alpha Angels" / Matthias Kaiser (49), „Fast-Schweizer (10m haben zur Grenze gefehlt – trotz Geburtstag am Nationalfeiertag)" / Jörn Schlönvoigt (33), Schauspieler / Ditmar Staffelt (70), ehem. für die SPD im AGH (1979-98), danach im BT (1998-2009) / Christa Thoben (78), ehem. CDU-Bürgermeisterin von Berlin (1999-2000) / İdil Üner (48), Schauspielerin und Regisseurin / Norbert H. Weber (78), Professor für Erziehungswissenschaft an der TU Berlin (i. R.)
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Renate Hunscha-Heinrichs, * 9. Juli 1945 / Uwe Otto, Mitarbeiter der BSR / Michael Buchholz, * 29. Mai 1951
Stolperstein – Walter Ephraim (Jhg. 1906) lebte in der Helmstedter Straße 28. Er studierte Jura und arbeitete als Rechtsanwalt, bis ihm seine Zulassung entzogen wurde. Im Oktober 1941 wurde er von Berlin nach Litzmannstadt/Lodz ins Ghetto deportiert, wo er zunächst als Schriftführer an das dortige Gericht berufen wurde. Er starb heute vor 77 Jahren im Krankenhaus des Ghettos, als Todesursache wurde „Herzmuskelentartung“ angegeben.
Im Tagesspiegel
Sein Publikum feiert Hans-Georg Maaßen als radikalen Kritiker und Sicherheitsexperten. Für die CDU ist das schmerzhaft – vielleicht aber auch nützlich. Lesen Sie den Hintergrundtext von Maria Fiedler und Frank Jansen heute auf Seite 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.
Encore
Ziemlich fischig geht dieser Checkpoint zu Ende – mit Tipps für einen angeblichen Berliner Küchenklassiker. Leserin Christiane Pratt hatte Tipps erbeten (CP von gestern), wo es sich lecker „Aal grün“ essen lässt. So mancher würde spontan vermutlich „nirgendwo“ sagen, weil gekochter, schlangenleibiger Fisch nicht jedermanns Sache ist. Dennoch ein paar Tipps – zusammengestellt mithilfe der (Fisch-)Schwarmintelligenz der CP-Fans:
„Im Restaurant ,An der Fähre‘ in Ketzin! Ist natürlich nicht mehr ganz Berlin.“
„Sehr guten Aal grün mit traditionellem Gurkensalat gibt es im Haus Sanssouci, Am Großen Wannsee.“
„Vielleicht wäre ein Hinweis gut, dass der europäische Aal vom Aussterben bedroht ist und man den doch besser nicht mehr auf dem Teller haben sollte.“
„In der ,Kantine Kohlmann‘“.
„Im Restaurant ,Zur Reuse‘ in Kähnsdorf. Das Restaurant ist sehr nett direkt am Seddiner See gelegen.“
„Fährhaus Caputh“.
Und darauf noch 'ne Berliner Weiße mit Schuss (kleiner Scherz).
Das war Ihnen jetzt alles zu aalglatt? Dann freuen Sie sich morgen auf den Checkpoint mit Ann-Kathrin Hipp, die mit Sicherheit die eine oder andere Grätchenfrage beantwortetet.
Einen schönen Start in den August!
