erst mal langsam. Denn so schnell wachsen in Berlin die Häuser nicht in den Himmel. Wie rasant im Wartestand sich die Stadt entwickelt, ist angesichts der vollends vollen Straßen und Bürgersteige erstaunlich: Berlin wächst plötzlich nur noch schrumpfend. Im vergangenen Jahr kamen laut statistischem Landesamt bloß 31.300 neue Einwohner hinzu. In den letzten fünf Jahren waren es noch durchschnittlich 47.700 Zuzügler netto. Doch brutto ziehen immer mehr Berliner nach Speckgürtelhausen hinter die Stadtgrenze. Land in Sicht ist da kaum noch vor lauter halben Doppelhäusern. Wer’s mark.
Karow macht das Leben froh. Nur nicht für Leute, die am Bahnhof ankommen und von NPD-Plakaten empfangen werden („Schutzzonen“). Und auch nicht für Berlins Bauplaner. Sie haben hier zwischen Blankenburger Süden und Karow Nord viel Baufläche für Wohnungen ausgemacht und bereits eine mittelfristige Rahmenplanung abgesteckt. Allerdings mal wieder ohne vernünftiges Verkehrskonzept, denn die S-Bahn rauscht hier seit Jahren an Neubauvierteln vorbei, die mühsam per Dorfbus angefahren werden müssen. Nun steigen auch die Anwohnervertreter vor der Endhaltestelle aus. „Die Rahmenplanung, unterstützt durch einen Beirat aus Verwaltung, Politik, Akteuren und Anwohnern, hat trotz der Beteiligung von Anwohnern kein akzeptables und umfassendes Ergebnis erzielt“, schreiben die Karower um Anwohnerin Anke Benndorf in einem Protestpapier, das dem Checkpoint vorliegt. Ihre wichtigste Forderung: „Eine leistungsfähige Erschließung des Berliner Nordostens für den öffentlichen Personennahverkehr und den Autoverkehr muss vor dem Beginn jedweder Baumaßnahmen umgesetzt werden.“ Immerhin ein wahres Wort sprechen die Protestler, die heute Abend eine eigene Anwohnerversammlung ohne Beirat planen (ab 18.30 Uhr in der Karower Scheune der Berliner Stadtmission), gelassen aus: „Bei Ansiedlung weiterer Menschen in Karow und dem Nordosten Pankows endet die bereits jetzt schon katastrophale Verkehrssituation im Nordosten Berlins in einem Verkehrsinfarkt.“ Das Herz dürfte nun erst mal den Planern im Bezirk stillstehen.