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In Brandenburg stehen 27.000 Wohnungen leerIn Berlin gab es im ersten Halbjahr hunderte rechtsextreme DelikteDer Mietendeckel könnte zur Neubaubremse werden

Kurz mal raus aus der Blase und rein in andere Realitäten. Während Berlin über Häuserbau und Mietendeckel diskutiert, haben unsere Nachbarn in Brandenburg ganz andere Probleme. „Es geht darum, Wachstum gleichmäßig zu verteilen und die Voraussetzungen dafür zu verbessern, dass hier keine Region den Anschluss verliert“, sagte Maren Kern, Vorstand des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Die vielen Zuzügler (kein anderes Bundesland hat mehr) verteilen sich rund um Berlin. Landesweit stehen rund 27.000 Wohnungen leer (was etwa 60.000 Menschen bzw. einer Stadt in der Größe von Frankfurt (Oder) entspricht). Die wichtigsten Forderungen der Unternehmen knapp zweieinhalb Monate vor der Landtagswahl lauten: der Ausbau von Nahverkehrs- Bildungs- und Sozialinfrastruktur sowie regionale Wirtschaftsförderung.

Was passiert, wenn die Menschen das Gefühl haben, dass sich die Politik nicht ausreichend kümmert, zeigt ein Blick in die aktuellen Umfragewerte: Die rot-rote Landesregierung wird abgestraft (SPD 17 Prozent, Linke 17 Prozent), die AfD liegt mit 21 Prozent als stärkste Kraft vorne (Q: Civey). Dazu Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der Umfragen nur ungerne kommentiert: „Das wird nicht das Wahlergebnis sein. Da bin ich mir sicher.“ Noch hat er Zeit, WählerInnen zu überzeugen. Nicht immer kann es in Brandenburg nur einfach sein.

Berlin, aber Sommerloch, heute mit dem Blick nach Nordrhein-Westfalen: „Es wirkt wie eine Leibgarde für den blauen Pfeil, der Autofahrern am Buchenweg in Burscheid doch nur die Richtung weist. Denn das Verkehrszeichen schwebt in höchster Gefahr“, schreibt die „Bild“. Zehn rot-weiße Warnbaken sichern ein Verkehrsschild. Seit 50 Wochen steht es in der 19.000-Einwohner-Stadt. 44 Mal wurde es laut Polizei umgefahren. Meistens von Kunden der benachbarten Bäckerei – einmal auch von einem Streifenwagen. Deshalb also jetzt: Schutz für das Straßenschild!

Außerdem heute im Checkpoint für Abonnenten: In Berlin um die Welt – Kenia / Sommerspaß – „Food for eyes“ / Jottwede – Mechesee / Sommersport – Terrible Football / Berlins CDU sucht Frauen / Berliner CDU sucht Digitale Natives und die „Berliner Schnuppen“ von Naomi Fearn mit einer Zeitreise ins Jahr 2010. Zum kostenlosen Probemonat geht’s hier. Wir würden uns sehr freuen!

Telegramm

Die unendliche Mietendeckel-Debatte geht in die nächste Runde: Lange bevor das Gesetz beschlossen ist, befürchten Wohnungsunternehmen, dass es aus Kostengründen den Bau neuer Mietwohnungen abwürgt. Die sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften könnten bald die letzten Firmen sein, die sich diese Liebhaberei leisten, sagt Ulf Heitmann, Sprecher der „Jungen Genossenschaften“. Neue Version von „arm, aber sexy“.

Die unendliche Tempelhofer-Feld-Debatte präsentiert Ihnen immer wieder die SPD. Nach der Forderung zur „sozialverträglichen“ Randbebauung des Tempelhofer Feldes (CP von gestern) sagt die Wohnungssprecherin Iris Spranger (MdA) auf Nachfrage: Ihre Fraktion werde den Vorschlag in die Koalitionsrunde „Stadtentwicklung“ einbringen. „Ehe Baupotential in Kleingärten gesucht wird, sollten wir auf die behutsame Bebauung setzen“, sagte sie dem Checkpoint. Die Chance, dass der Vorschlag noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt wird, sieht sie bei 50 Prozent. Falls nicht, hätte die SPD zumindest schon ihr Top-Thema für den nächsten Wahlkampf – sollte sie sich trauen, darauf zu setzen.

Fortschrittslos bleibt vorerst die Bebauung am Checkpoint Charlie: Wegen schwerwiegender textlicher Fehler muss das Bürgerbeteiligungsverfahren wiederholt werden. Worin der „textliche Fehler“ bestand, war auf Nachfrage nur sehr indirekt zu erfahren: „Aufgrund einer Konkretisierung des Auslegungsortes bedurfte es einer Präzisierung der Bekanntmachung der öffentlichen Auslegung.“ Eine weitere Nachfrage mit der Bitte um eine Konkretisierung dieser Aussage blieb unbeantwortet.

Große Beteiligung bei Müllers „Solidarischem Grundeinkommen“: Die Resonanz war laut Verwaltung „toll“. Mehr als 1000 Stellenangebote sollen an nur einem Tag eingegangen sein – vor allem im Bereich Schule und Kita. In den Bereichen war doch auch irgendwas – ah ja – größte Personalnot!  

In Berlin ist jede sechste Schule ohne vollständige Leitung: 32 Stellen sind unbesetzt, 30 davon bereits länger als drei Monate. Ausnahmefall, aber als Dauerzustand.

In Mannheim gilt absolute Anwesenheitspflicht. Vier Familien haben einen Bußgeldbescheid bekommen, weil sich ihre Kinder an „Fridays for Future“ beteiligt haben und sollen eine Geldstrafe von jeweils 88,50 Euro für zwei unentschuldigte Schulstunden zahlen (Q: Mannheimer Morgen). Dann vielleicht doch lieber gar keine Leitung.

They keep rollin': Seit knapp einem Monat besiedeln E-Scooter die Straßen Berlins. Die Bilanz der Polizei: 21 Verkehrsunfälle, vier Menschen wurden schwer, 15 leicht verletzt. Die häufigste Ursache: „Unachtsamkeit“.

Von Übersee kann man vielleicht was lernen: Um Fehlverhalten besser zu ahnden, will San Fransisco E-Scooter künftig mit deutlich sichtbaren Nummern ausstatten. Im Falle einer Anzeige, könnte die einfach genannt werden.

Im Mai 2017 wurde ein 43-Jähriger in Britz mit einem Baseballschläger totgeprügelt. Im Mordprozess wurde jetzt der 21-jährige Angeklagte (& Clan-Mitglied) überraschend freigesprochen. Unter Ermittlern hieß es sinngemäß, das Urteil werde im Remmo-Clan gefeiert.

Die Fläche vor dem Westportal des Reichstags soll zu einer Sicherheitszone werden. Der Bund will quer über den Platz der Republik einen 2,50 Meter tiefen und zehn Meter breiten Graben ziehen. Zusätzlich soll es um die Rampe zum Westportal einen Sicherheitszaun geben (Q: Berliner Zeitung).

Happy Pride! Für Berlins queere Gemeinde stehen die höchsten Feiertage an – und zwar mit dem Lesbisch-schwulen Stadtfest rund um den Nollendorfplatz an diesem und dem Dyke*March und Christopher Street Day am darauffolgenden Wochenende. Alles, was es zu wissen gibt, steht im Queerspiegel-Newsletter, der heute erscheint. Zur kostenlosen Anmeldung geht’s hier.

Happy Love! Der Zug der Liebe ist gerettet und zieht am 24. August durch Kreuzberg und Friedrichshain. 19.046 Euro kamen über die Crowdfunding-Plattform „Startnext“ zusammen. Das Motto: „30 Jahre Mauerfall – Gegen neue Meinungsmauern“.

Happy BER… nein. Immer noch nicht eröffnet.

In diesen Tagen wird auch das fünfzigjährige Jubiläum der Mondlandung gefeiert. Lesen Sie heute im Tagesspiegel-Countdown, wie sich das Weiße Haus auf ein mögliches Scheitern der Mission vorbereitete.

BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Ich habe die Aufgabe gerne übernommen und war mir bewusst, dass es so eine besondere Situation noch nicht gegeben hat.“

Michael Müller auf die Nachfrage, wie er den gestrigen Tag aus frauenpolitischer Sicht empfunden hat. Stellvertretend für den Bundespräsidenten ernannte Berlins Regierender Annegret Kramp-Karrenbauer zur Verteidigungsministerin und entließ Ursula von der Leyen.

Passend dazu titelt die taz:

„So haben wir uns das Ende des Patriarcharts nicht vorgestellt.“

 

Tweet des Tages

Es ist ja wirklich selten, dass die Nachrichten so voll mit Namen von Frauen sind – und es verändert ein Stück weit den Blick auf Politik und ‚Normalität‘.

@fraeulein_tessa

Stadtleben

Essen – Veganer Lachs? Wie das gehen soll, fragen Sie sich jetzt bestimmt. Die Antwort auf die Frage liefert die WanderSterneKüche der Klimawerkstatt Spandau. In der Falkenseer Chaussee 199 soll draußen vor dem Kieztreff Am Posthausweg gepicknickt werden (das Wetter lässt das glücklicherweise wieder zu). Bevor man aber reinbeißen kann in den veganen Lachs, austesten, ob Geschmack und Konsistenz an Fisch oder geschmacklose Ersatzprodukte erinnern, müssen die Besucher selbst ran. Wenn man weiß, was drin ist, sinkt ja auch die Skepsis. Wir verraten es Ihnen schon: Auf der Zutatenliste stehen Möhren, spezielle Räuchersoße und Nori-Blätter. Das Gemüse kommt bio aus dem Gemeinschaftsgarten, die Soße wird auch selbstgemacht. Das Event ist kostenlos. Bus-Station Freudstraße, ab 16 Uhr

Trinken – Ja, das Avocado-Sandwich und die Halloumi-Bowls, die das sympathische Gastro-Duo Harry und Justin in ihrem Frühstückscafé in Mitte servieren, sehen zu gut aus, um reinzubeißen. Ja, Sie sollten es trotzdem tun. Die hausgemachten Soßen und Dips geben den Frühstücksgerichten im Tinman, die so zugegebenermaßen in Mitte kein seltenes Angebot darstellen, eine individuelle Note. Dazu bietet sich ein Cappuccino mit auch sehr ästhetischer Herzchen-Schaumkrone an, oder, wer was Neues ausprobieren will: Der Coco Jumbo Smoothie mit Mango, Banane, Joghurt und Kokosmilch klingt auch nicht schlecht. Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 9-18 Uhr, So 9.30-17 Uhr, Alte Schönhauser Straße 2, U-Bhf Rosenthaler Platz

Wo Sie Ihr Parfum selbst kreieren können, was polnische und mexikanische Literatur gemeinsam hat und welche Geschichten aus dem Realsozialismus in Spandau wortwörlich rumstehen, erfahren Sie heute im Stadtleben als Checkpoint-Abonnent. Anmeldung hier.

Das Stadtleben heute von: Maria Kotsev

Prominent verraten

„Kunst ist für mich Inspiration", sagt unser gesuchter Berliner der Woche. Die Arbeit seines Freundes Stefan Strumbel hängt in seinem Restaurant, wie der Koch verrät.

Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Die Auflösung kommt immer freitags mit einem Selfie.

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Berlin heute

Wo heute eine Fliegerbombe entschärft wird und wo für den Erhalt welcher Gaststätten und Lokale demonstriert wird, erfahren Sie als Checkpoint-Abonnent. Anmeldung hier.

Berliner Gesellschaft

GeburtstagAnna Fischer (33), Schauspielerin und Sängerin / Thomas Isenberg (52), für die SPD im AGH / Beate Isenmann-Tosberg (55) / Stefan Jacobs, Verkehrsexperte und Checkpointer, das Team wünscht dir nur das Beste / Miriam Meckel (52), Kommunikationswissenschaftlerin / Melbeatz (42), HipHop-Produzentin / „Regine Otto Scheunemann zum 63. von Deinen Schulfreundinnen Angelika, Gabi und Michaela alles Gute und viel Gesundheit.“ / nachträglich: Sonja Heitmann (39), „Filmemacherin, Leev Mädche, bliev wie du bes!“ / Lisa P., „Ein wundervolles, ganz & gar schnurriges neues Lebensjahr wünscht Dir Jo.“ / Lisa Pinnow (36), „humorvolle Feinschmeckerin, Powerfrau und wunderbare Tochter - alles Liebe zum Geburtstag!“ / Christiane Reiss, „Alles Liebe zum Geburtstag von Paula und Stefan sowie Fritz und Frieda“ / „Liebste Geburtstagswünsche für meine Siggi von Ihrem Manuel.“

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de

GestorbenHans-Jörg Beuting, * 12. Dezember 1944 / Brigitte Böhlmann, langjährige Lehrerin an der Markus-Grundschule in Steglitz / Charlotte Kehr, * 28. Mai 1931 / Astrid Karina North-Radmann, * 24. August 1973

StolpersteinMartha Wygodzinski (Jhg. 1869) wurde heute vor 77 Jahren nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 27. Februar 1943 von den Nazis ermordet wurde. Sie lebte in der Alexanderstraße 8 in Mitte.

Im Tagesspiegel

Plötzlich sitzen sie in einer Reihe. Die drei mächtigsten Frauen des Landes. Angela Merkel hat wieder alle überrascht und die Kräfteverhältnisse verschoben. Lesen Sie die Rekonstruktion eines historischen Tages von Albert Funk, Georg Ismar und Rainer Woratschka heute auf den Seiten 2 und 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.

Encore

Behalten wir den Wohnungsmarkt als roten Faden und kommen zu dieser letzten Meldung: „Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und für Bau sucht händeringend Grundstücke. Um originelle Lösungen ist man nicht verlegen: Wohnungen auf Straßenland, über Tankstellen, als U- und S-Bahnüberbauung, auf Äckern, zwischen 50er-Jahre-Bauten (…) und quer durch die BuGa 95. Ein nach wie vor ungelöstes Problem ist Berlins Spitzenstellung bei den Wohnungsbaukosten. (….) Beliebt sind staatliche Eingriffe bei der Bauwirtschaft nicht. Theodor Paul, Präsident des Bundesverbandes der Haus- und Grundbesitzer drohte kürzlich mit einem Investitionsboykott, wenn am Mietrecht gedreht würde. Der Präsident der deutschen Bauindustrie, Herion, sprach sich gar für einen Stop des Sozialwohnungsbaus aus.“ Zeilen die sich lesen, als wären sie fast aktuell. Geschrieben wurden sie vor 30 Jahren in der „Zitty". Nicht jede Zeit heilt alle Wunden.

Bleibt uns nur das Beste aus der Gegenwart zu machen! Haben Sie einen schönen Tag. In naher Zukunft, nämlich morgen, begrüßt Sie hier Robert Ide. Bis bald.

Ihre Ann-Kathrin Hipp

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