die Präsidentin der Humboldt-Universität machte gestern Abend sehr deutlich, wer hier die Verantwortung trägt: „Es kam dann die Anweisung von ganz oben: Die Besetzung zu beenden“, sagte Julia von Blumenthal, nachdem die Räumung der Pro-Palästina-Demo an ihrer Uni begonnen hatte. „Dieser Anweisung habe ich Folge geleistet.“ Ganz oben heißt in diesem Fall: Der Regierende Bürgermeister ist eingeschritten. Heißt auch: Sie selbst hätte diese Entscheidung nicht getroffen.
Zudem war es der Präsidentin einer der renommiertesten Universitäten Europas noch wichtig zu betonen, sie sehe es als ihre Aufgabe, „die Studierenden weiter zu begleiten auf ihrem Weg nach Hause. Ganz besonders die Studierenden, die sich jetzt entscheiden, friedlich zu gehen.“
Eine Gruppe Studierender, die offen antisemitisch auftritt, die Israel auslöschen möchte, die den Angriff der Hamas vom 7. Oktober als Befreiungskampf versteht, die das Arbeitszimmer eines Nahost-Forschers mit dem roten Dreieck beschmierte – einem Zeichen, das die Hamas als Markierung nutzt für Menschen, die getötet werden sollen (via Moritz Dorn). Die Uni-Präsidentin ließ bei einem ihrer vielen Statements an diesem Abend (hier gefilmt von einem Kollegen der „Bild“) durchblicken, dass sie von diesen und anderen Symbolen gewusst hat. Dennoch ließ sie die Protestierenden mehr als 24 Stunden gewähren, um „den Dialog zu suchen“, weil sie sich selbst als Präsidentin verstehe, die „nah an den Studierenden ist“. Strafanzeige wolle man nicht stellen.
„Heute findet in Berlin der Staatsakt zu 75 Jahren Grundgesetz statt. In der Bundeshauptstadt wird an diesem Wochenende die Verfassung mit einem ,Demokratiefest‘ gefeiert. Und mitten im Herzen Berlins wird zeitgleich an der Humboldt Universität eine islamistische Terrororganisation hofiert“, schreibt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel.
„Es ist sicherlich der härteste Tag in meinen zwei Jahren Präsidentschaft“, sagte Julia von Blumenthal. Diesen härtesten Tag hätte sie sich und uns ersparen können – und müssen.
Lächerlich fand offenbar Iris Spranger die Frage der Grünen-Politikerin Klara Schedlich. Die wollte gestern im Abgeordnetenhaus wissen: „Hat Frau Böcker-Giannini als ehemalige Staatssekretärin trotz ihrer Nominierung der Parteibasis der SPD zur Landesvorsitzenden weiterhin Hausverbot in der Senats-Innen- und Sportverwaltung?“
Gegrummel und Schmunzeln im Saal, Innensenatorin Iris Spranger erhebt sich. „Ich habe schon mehrfach gesagt: Weder zu zukünftigen Landesvorsitzwahlen noch zu einzelnen Personalien werde ich mich hier in diesem hohen Haus äußern. Dankeschön.“
Rückblende: Spranger hatte ihre Sportstaatssekretärin Ende September entlassen. Offiziell ging es dabei um Meinungsverschiedenheiten zur EM 2024 (zu der es inzwischen noch ein paar mehr Ungereimtheiten gibt). Inzwischen wird allerdings mehr oder weniger offen gesagt, dass „die beiden nicht miteinander konnten“, oder anders ausgedrückt: „Spranger duldet keine anderen starken Frauen neben sich.“
Nur dass sie das nun muss: 58 Prozent der SPD-Mitglieder haben sich für Böcker-Giannini und Martin Hikel als neue Landesvorsitzende ausgesprochen, am Samstag folgt die (als sicher geltende) offizielle Bestätigung auf dem Parteitag. Wie die Zusammenarbeit künftig funktionieren soll? „Auf Augenhöhe, respektvoll und selbstverständlich professionell“, sagte Böcker-Giannini am Wochenende. Die Reihenfolge ist vermutlich nicht zufällig gewählt.
Zurück ins AGH. Nachfrage Schedlich: „Dann versuche ich es noch mal andersrum: Weitet sich das Hausverbot dann jetzt auch auf andere Gebäude aus, beispielsweise das Rote Rathaus, wo ja Koalitionsrunden stattfinden?“
Gegrummel und Gekicher im Saal, Spranger steigt mit ein. „Entschuldigung, dass ich lache… (lacht laut auf)… Also… (lacht wieder)… da kann man nur sprachlos sein, Entschuldigung. Ich entschuldige mich jetzt schon für meine Antwort, dass ich da sprachlos drüber bin, aber: Es gab nie ein Hausverbot. Um das mal ganz deutlich zu sagen: Es gab nie ein Hausverbot. Das haben wir… es läuft eine… ja ein, eine Klage gegen, äh, die Innenverwaltung. Und da es eine anhängige Klage gibt von Frau Böcker-Giannini, werde ich mich dazu nicht äußern.“
Nachfrage Antje Kapek (Grüne) ob das als offizielle Entschuldigung gegenüber Frau Böcker-Giannini gewertet werden dürfe.
Spranger: „(lacht) Sehr geehrter Herr Präsident, Entschuldigung! Frau Kapek: Habe ich nicht getan. Es gibt ein anhängiges Gerichtsverfahren und die Gerichte werden weise entscheiden.“
Ob Spranger weise entschieden hat, den Vorfall in dieser Art zu kommentieren? (Hier geht’s zur Aufzeichnung der Sitzung, Wortwechsel ab ca. 2:10 Stunden).
Schauen wir doch mal rein, was (laut Anwalt) im Schreiben stand, das Böcker-Giannini am 29. September 2023 von der Innenverwaltung zugestellt wurde. „Ich fordere Sie auf, dienstlich empfangene Sachen unverzüglich herauszugeben und Ihre Diensträume in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport ab sofort nicht mehr zu betreten.“
Kein Hausverbot? Böcker-Giannini geht jedenfalls gerichtlich gegen das Verbot der Führung der Dienstgeschäfte vor. „Wir haben beantragt festzustellen, dass die Verhängung dieses Verbots rechtswidrig gewesen ist und begründet, warum unsere Mandantin vor allem aus Gründen der Rehabilitierung nach wie vor ein Interesse daran hat, dies feststellen zu lassen“, sagte ihr Anwalt Ralf Kleindiek dem Checkpoint. Zudem sei „der Beklagte (das Land Berlin)“ nicht auf den Vorschlag für eine außergerichtliche Einigung (Vergleich) eingegangen „und hierzu auch keinen eigenen Vorschlag unterbreitet“.
Oder wie es in der SPD heißt: auf gute Zusammenarbeit.
Ebenfalls lachend neben Iris Spranger saß übrigens Katharina Günther-Wünsch (CDU). Dabei hat die Bildungssenatorin gerade selbst genug Ärger: Mit ihrer Ankündigung, als Notmaßnahme gegen den Lehrermangel 300 Stellen umverteilen zu wollen, hat sie einen Aufschrei der Lehrerverbände provoziert. Die Stellen wurden bisher zum Beispiel für Förderangebote, Wahlpflichtfächer und sogenannte Profilangebote wie spezielle Abikurse genutzt – und sollen jetzt an Brennpunktschulen eingesetzt werden.
Wie das gehen soll, ohne Lehrkräfte zu zwingen, blieb allerdings auch am Donnerstag unklar. Tilmann Kötterheinrich-Wedekind, Vorstand der Interessenvertretung Berliner Schulleiter (IBS), glaubt deswegen, dass es sich dabei um einen Haushaltstrick handelt: „Die Zeit ist viel zu knapp, um noch Lehrkräfte umzusetzen“, sagte er dem Checkpoint am Abend. Rechnerisch werden die Stellen eingespart, faktisch habe die Maßnahme aber keinen steuernden Effekt. Mal sehen, wer da in Mathe noch mitkommt.
Noch einmal zurück zur SPD: Dort bildete sich gestern Abend eine Splittergruppierung, ein zarter Aufstand gegen den am Dienstag wiedergewählten Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh (CP von gestern). Mitgründerin Linda Vierecke schickte dem Checkpoint am Abend ein strahlendes Gründungsfoto aller acht Mitglieder der Gruppe „Links & frei“, mit im Bild: Kian Niroomand (kein AGH-Mitglied), der gern Landesvorsitzender geworden wäre, aber in der Stichwahl verlor.
Nicht im Bild (natürlich): Raed Saleh. Der Langzeitvorsitzende (seit 2011) hat sich seine Macht zwar am Dienstag zwar hektisch noch mal abgesichert (er erhielt 76 Prozent der Stimmen), aber sicher scheint in der SPD gar nichts mehr. „Wir haben Bock an guten, linken, sozial-ökologischen Themen für diese Stadt zu arbeiten“, sagte die Umweltexpertin Vierecke dem Checkpoint. Mathias Schulz, Stadtentwicklungsexperte ergänzte: „Wir sehen die Notwendigkeit einer programmatischen Aufstellung der Fraktion, die über das im Koalitionsvertrag Vereinbarte hinaus geht und Perspektiven zum Überwinden von Krisen aufzeigt. Nur so kann es gelingen, die SPD wieder als linke Volkspartei glaubhaft wirken zu lassen.“
Oder wie es in der SPD heißt: auf gute Zusammenarbeit.
Das Tempelhofer Feld war gestern ebenfalls mal wieder Thema im Parlament, die schwarz-rote Koalition plant jetzt einen Bürgerdialog mit internationalem Ideenwettbewerb mit dem klaren Ziel: Randbebauung. Dabei hat es an Ideen(-wettbewerben) fürs Feld eigentlich nie gemangelt (Erinnern Sie sich an „The Berg“? Bitteschön!)
Genau zehn Jahre nach dem Volksentscheid, der diese Bebauung verhindert hat (rund 64 Prozent der Berliner stimmten dagegen), haben wir Sie gestern gefragt: Würden Sie heute noch so abstimmen wie vor zehn Jahren? Stimmungsbild unter jenen, die draufgeklickt haben (nicht repräsentativ): 75 Prozent: Ja, 22 Prozent: Nein.
Tja, nun kann man daraus natürlich nicht ableiten, ob Ja damals Nein hieß und Nein vielleicht Ja, und ob das heute noch gelten würde. Dennoch ist davon auszugehen, dass eine Abstimmung übers Feld heute deutlich mehr Befürworter für eine Randbebauung finden würde als 2014 (zuletzt 58 Prozent).
Während die Befürworter der Freihaltung das Jubiläum hundertprozentig feiern wollen (Kinderprogramm und Feier am Luftschloss, S+U Tempelhof, Samstag 16-21 Uhr) schauen viele Berlinerinnen und Berliner auf ganz andere Prozente: Die Angebotsmieten haben sich seit der Abstimmung von 7,7 Euro pro Quadratmeter auf 14,93 Euro fast verdoppelt (Q: Statistisches Landesamt).
Und dennoch bleiben viele bei ihrer Meinung. Ein Auszug aus den Lesermails von gestern (vielen Dank dafür!):
„Ich hatte 2014 gegen eine Bebauung des Feldes gestimmt und habe diese Entscheidung nicht bereut. Dieser Ort für mich einer der freiesten und friedlichsten in Berlin!Das schreibe ich, obwohl mir als Anwohnerin die Massen an Besuchern und feierlustigen Gruppen vor unserer Haustür, die das Feld anzieht, mächtig auf die Nerven gehen.“
„Ich habe 2014 gegen eine Bebauung gestimmt und ärgere mich auch nicht darüber, weil es damals richtig war. Inzwischen ist die Wohnungssituation aber so schlimm, dass ich einer Randbebauung zustimme.“
„Ich bin heute sogar noch viel stärker gegen eine ,behutsame‘ Bebauung! Ich fürchte um die Freiheit der dann noch freibleibenden Fläche. Anwohner, die für teures Geld einige der auch entstehenden Wohnungen kaufen, werden sich sicherlich durch Lärm gestört fühlen und eine Schließung erwirken bzw. nur noch eine eingeschränkte Benutzung durch die Bevölkerung zulassen!“
„Damals habe ich für eine Randbebauung gestimmt und stehe weiterhin dazu. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen – nicht nur in Stadtrandgebieten – sollte vorrangiges politisches Ziel sein. Die jetzige Situation war bereits damals absehbar.“
„Ich habe damals gegen eine Bebauung gestimmt, weil völlig unklar war, was am Ende gebaut wird. Eine Wiederholung des Desasters vom Europaviertel galt es zu vermeiden. Heute würde ich mit Blick auf die super angespannte Wohnungslage in jedem Fall dafür stimmen und hoffen, dass das Land dort eher nach Münster Vorbild bauen lässt: eine Mischung aus sozial verträglich und refinanzierbar.“
„Eigentlich würde ich ob der Wohnungsnot für eine ,behutsame‘ Randbebauung stimmen, wenn da nicht die Sorge wäre, dass mit diesem ,Fuss in der Tür‘ bald noch mehr bebaut würde. Auch denke ich, dass eine Bebauung Richtung Neukölln und Kreuzberg die Gentrifizierung in diesen Bezirken ins Bodenlose führen würde, denn wer wird sich diese Wohnlage leisten können? Daher stimme ich nach wie vor gegen jegliche Bebauung.“
Und wenn Sie möchten, hören Sie doch noch mal in unsere beiden Podcast-Folgen zum Thema rein (Folge 1: Feld der gescheiterten Träume, Folge 2: Wie sinnvoll ist es, das Feld zu bebauen?)
Und wo wir gerade bei Podcast-Werbung sind: Heute kommt die nächste Folge (ab 16 Uhr hier – und überall, wo es Podcasts gibt). Diesmal sprechen Ann-Kathrin Hipp und ich über den vielleicht größten Bremsfaktor der Verkehrswende: Fahrraddiebstähle. Wir haben mit einem Ermittler gesprochen, der die neuesten Tricks der Banden verrät – und was wirklich gegen Diebstahl hilft.
Zur Einstimmung folgende Frage:
Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ Merkel, Schröder, Fallschirmspringer und ein lockerer Dresscode: Diese Szenen bleiben vom Staatsakt im Gedächtnis.
+ Eklat um den Literaturpreis: „Das HKW hat sich selbst beschädigt“
+ Bestbezahlte Berufe: 25 Jobs mit viel Gehalt und wenig Konkurrenz
+ „Wir hängen in der Luft“: Berliner Musikschulen dürfen
Berliner Schnuppen
Telegramm
Apropos Ideen: Seit 2019 werden in der Fabrik von Philip Morris in Neukölln keine Zigaretten mehr hergestellt. Von einst 1200 Jobs sind 80 geblieben. Seither fragten sich viele, was mit dem riesigen Areal passieren soll, in das zum Beispiel das Kanzleramt acht Mal hineinpassen würde (Vergleich zum Saarland liegt nicht vor). Meine Kollegen Alix Faßmann und Kevin P. Hoffmann konnten gestern exklusiv durch die Hallen wandern, am Abend tagten zwei Ausschüsse der BVV in der ehemaligen Fabrik. Was entstehen soll? Hier entlang (Text und Video).
Neues aus Stölpchensee, wo einst die Nazis die Familie Wolffsohn von ihrem Grundstück vertrieben – und später das Bezirksamt Zehlendorf ein zweites Mal. Um diese unwürdige Geschichte zu beenden, schlägt die örtliche FDP nun einen Rückkauf als Wiedergutmachung vor. Der Satz „Nie wieder ist jetzt“ bedeute „in seiner Konsequenz, bestehendes Unrecht zu korrigieren“, sagt Katharina Concu, kulturpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion in der BVV Steglitz-Zehlendorf. Die Wolffsohns antworten sofort: „Ja! Der Familienrat ist einstimmig dafür.“
Und das Bezirksamt? Muss erstmal in Ruhe das Gutachten lesen. Die ganze Geschichte hat mein Kollege Boris Buchholz hier aufgeschrieben. Seinen Bezirksnewsletter können Sie hier abonnieren.
Noch immer ohne Wahlbenachrichtigung? Kann nicht sein, ist aber so: Mehrere Menschen aus Schöneberg und Mitte berichten, dass die Briefe noch immer nicht da sind (hätten bis zum 19. Mai zugestellt werden müssen). Laut Landeswahlamt gab es bei der Auslieferung keine Probleme. Vielleicht habe der Briefträger den Kasten nicht gefunden (kein Witz). „Die Information, dass Wahlbenachrichtigungen nicht zustellbar waren, wird automatisiert in die Wählerverzeichnisse eingespielt, so dass die Bezirkswahlämter den Betroffenen über erfolglose Zustellversuche Auskunft geben können.“
Und wenn Sie jetzt angesichts der Wort-Kombination „automatisiert“ und „Berlin“ Schnappatmung bekommen, hier die beruhigende Nachricht: Im Notfall geht’s auch nur mit Ausweis (wenn Sie den denn haben …), das passende Wahllokal finden Sie hier.
Dass sich die CDU für Autos interessiert, ist an sich keine Neuigkeit. Neue Lieblingsthema: illegale Plakate zum Auto-Ankauf. Auf die Abgeordneten- und Bezirksanfragen „Illegale Plakate an Straßenlaternen (Autoankauf)“, „Handhabung von Werbeplakaten an Laternen für PKW-An- und Verkauf“ und „Wildes Plakatieren“ folgt nun „#Schnippschnappplakatab – Die illegalen Autoankaufplakate in Friedrichshain-Kreuzberg“.
Antwort vom Amt (Anfrage T. Inci): Bis zum 1. April wurden 1500 Plakate im Bezirk entfernt. Ob die fingierten Anrufe zum Verkauf etwas bringen? Erfahren wir vielleicht in der nächsten Anfrage.
Apropos Autos: Die neue Verkehrssenatorin wurde gestern vereidigt. „Es gilt für mich, dass es keine Verbote gibt, sondern dass es Angebote gibt“, sagte Ute Bonde, die gerade noch VBB-Chefin war. Na, hoffen wir mal, dass Angebot und Nachfrage zusammenpassen.
Vielleicht traut sich der ein oder andere ja da auch wieder, sich auf folgende Stelle zu bewerben: Die Verkehrsverwaltung sucht mal wieder eine Leitung der Abteilung Mobilität. Anforderungen sind (u.a.) die Fähigkeit zur „Bewältigung komplexer Aufgabenstellungen“ sowie „Erfahrung im Umgang mit politischen Gremien, Verbänden, Organisationen und Interessengruppen“ – und inoffiziell: keine Scheu vor Drama.
Ex-Senatorin Manja Schreiner wollte die Position mit Stephanie von Ahlefeldt besetzen. Die Opposition warf ihr daraufhin vor, die Ausschreibung auf von Ahlefeldt zugeschnitten zu haben. Eine unterlegene Bewerberin zog letzten Herbst vors Verwaltungsgericht – das stoppte die Stellenbesetzung. Hoffentlich auch ein Angebot ohne Verbote.
Wer das mit der Mobilität lieber ganz praktisch angeht, kann allerdings auch beruflich durchs Grüne spazieren. Das Bezirksamt Mitte sucht neue Parkläufer, die zur „friedlichen Koexistenz“ der Parkbesucher u.a. im Tiergarten, Monbijoupark und Schillerpark beitragen sollen. Sie ahnen vielleicht: Das wird kein Spaziergang.
Auf der Aufgabenliste steht nicht nur die „Freundliche Information über Verhaltensregeln in der Parkanlage (Hundebesitzer, Partyvolk, Camper)“, sondern auch „Auffälligen betrunkenen Besuchern Platzverweis erteilen“ und „Personen verteidigen, z. B. durch Nahkampftechniken“. Können wir die Stelle in der Verkehrsverwaltung nochmal sehen?
Zitat
„This is the little Reichstag.“
Wie ein Polizist einer Touristin erklärt, was das Berliner Abgeordnetenhauses ist (via Christian Latz)
Stadtleben
Verlosung – Alte und neue Musik, junge Menschen: Sie kommen aus den USA und stoppen auf einer kleinen Europatournee auch in Berlin. Das Quartett – bestehend aus Shanshan Yao (Violine), Haesue Lee (Viola), Jean Kim (Cello) und Pallavi Mahidhara (Klavier) – tritt kommenden Freitag (31.5.) im Konzerthaus auf. Wir laden Sie ein! Im Lostopf sind 4x2 Tickets, auf die Ohren bringen die Absolvent:innen des Curtis Institute of Music Ihnen dann Mendelssohn, Dvorák und ein Werk der indisch-amerikanischen Komponistin Reena Esmail (*1983). Start 20 Uhr, reguläre Karten kosten 15 Euro. Gendarmenmarkt, U-Bhf Stadtmitte
Essen & Trinken – Aus dem Mrs. Robinson’s an der Pappelallee ist „Teller Berlin“ geworden. Hinter dem Restaurant stehen Yuval Belhans und Nir Wollman, beide aus Israel. Typische Levante-Küche ist hier aber nicht zu erwarten, sondern mediterran inspirierte Produktküche. Ein Highlight ist die Feta-Chili-Crème-brûlée zum Start. Bestellt werden kann à la carte oder als Tastingmenü für zwei Personen, das mit 64 Euro pro Person, inklusive zwei Getränke, fair kalkuliert ist. Gemütlichkeit entsteht durch die ungewöhnliche Farbwahl an den Backsteinwänden, die in Aubergine gestrichen sind und von Einweckgläsern geschmückt werden. Was dort lagert, ist natürlich nicht nur Dekoration, sondern wandert auch auf die Teller. Mi-Sa 18 bis 22.30 Uhr, Pappelallee 29, S-/U-Bhf Schönhauser Allee
Noch hingehen – Bereits die Surrealist:innen liebten das Auswählen von Bildern, das Sortieren, Zerschneiden und neu Zusammenfügen. Für sie war es ein Mittel, gegen herkömmliche Kunst zu rebellieren und das Unterbewusste anzuzapfen. In Zeiten der Bilderflut erlebt die Collage eine Renaissance. Bei der ersten Ausgabe der „Berlinage“ treffen sich Künstler:innen aus den USA, Kanada, der Schweiz und Berlin, erkunden gemeinsam die Stadt, arbeiten zusammen und stellen ihren Blick auf Berlin auch gemeinsam aus – noch bis morgen in der Galerie Aquabit. Fr 18-22 Uhr, Sa 10-20 Uhr, Auguststraße 35, U-Bhf Rosenthaler Platz
Last-Minute-Brösel – Wie fühlt sich ein Berg kurz vor seinem Zusammenbruch? In der Performance „Geteilte Echos“ widmet sich die Choreografin Miriam Jakob nicht nur alpinem Geröll in Nöten, sondern auch menschlichen Schwächen und Erschütterungen. Heute Abend, 19 Uhr, kann man das in den Uferstudios miterleben. Vor den weiteren Vorstellungen am Sonnabend und Sonntag gibt es zusätzlich Workshops, die erklären, wie Berge schmecken, riechen oder in ihrem Inneren klingen (je 17 Uhr). Eintritt für alles ist frei, Reservierung wäre aber gut. Uferstraße 23, U-Bhf Pankstraße
Grübelstoff – Wie läuft es in Sachen Spargel bei Ihnen? Genau heute in einem Monat endet die Saison schon wieder – also kaufen, schälen und genießen Sie, solange es geht.
Kiekste
Paul und Paula aus Kaulsdorf-Nord sind noch nicht ganz im Sommermodus angelangt. Dank an Leserin Yvonne Riemer! Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – Mitte: Der Bereich rund um das Regierungsviertel ist wegen des Demokratiefestes gesperrt.
Nahverkehr – S-Bahn – S2, S8 und S85: Von 22 Uhr bis Montagmorgen, ca. 1.30 Uhr, kommt es zu folgenden Fahrplanänderungen:
* Linie S2 ist zwischen Bornholmer Straße und Karow unterbrochen.
* Linien S8 und S85 fahren nicht zwischen Bornholmer Straße und Hohen Neuendorf.
S5: Von 22 bis 6 Uhr ist die Linie zwischen Mahlsdorf und Lichtenberg unterbrochen.
Demonstration – Für heute sind 20 Demos angemeldet (Stand 23.5., 14 Uhr), u.a. „Die Friedensstatue muss bleiben!“: 20 Menschen, Rathausstraße 15 (8.30-10 Uhr)
„Künstlerische Freiheit, Aufhebung der Geldstrafen bei Straßenmusik und für die Einführung von Musikzonen“: zehn Protestierende, Alexanderplatz 2 (14-20 Uhr)
„Wir feiern unser Grundgesetz! 75 Jahre Frieden und Freiheit!“: 300 Teilnehmende, Potsdamer Platz Süd (15-20 Uhr)
„Aufruf zur Wahl demokratischer Parteien für die Europawahl 2024“: 15 Menschen, Bund Jugend, Alexanderplatz 9 (15.30-17.30 Uhr)
„Ein Jahr Bürgerkrieg im Sudan. Millionen droht der Hungertod 25 Millionen Menschen leiden im Sudan akut unter Hunger (...) Bei einer Geberkonferenz wurde dem Land nun mehr Geld versprochen. Doch das reicht bei Weitem nicht“: 30 Demonstrierende, Sudanclub, Oranienplatz 1 (18-20 Uhr)
Sonnabend – Angemeldet sind 39 Demos, u.a. „TVöD für alle an der Spree“: 50 Menschen, Verdi, Landsberger Allee 106 (8.30-10 Uhr)
„Die Klimakatastrophe zerstört unsere Demokratie und Lebensgrundlagen. Die Politik muss Handeln! – Jetzt! Mahnwache“: 30 Demonstrierende, Washingtonplatz 1 (11-18 Uhr)
„Europa und die Zukunft der Europäischen Union“: 1.000 Menschen, Potsdamer Platz 1 (11-20 Uhr)
Sonntag – Angemeldet sind 20 Demos, u.a. „Lag Baomer Parade für Frieden und Toleranz“: 250 Menschen, Chabad Berlin, Adenauerplatz, Münstersche Straße (13-14 Uhr)
„Am 26. Mai ist Unabhängigkeits-Tag von Georgien, Unabhängigkeit, die gerade mit neuem Gesetz bedroht ist. Wir protestieren gegen den Gesetzentwurf in Georgien, der als sogenanntes russisches Gesetz NGOs mit westlicher Finanzierung als ausländische Agenten verleumdet und somit die Zivilgesellschaft gefährdet (...)“: 500 Teilnehmende, GZA, Lustgarten (14-16 Uhr)
„Hände weg vom Feld! Gegen die Bebauung und Privatisierung des Tempelhofer Felds“: 70 Demonstrierende, Die Linke Neukölln, Tempelhofer Feld (15-18 Uhr)
Gericht – Weil er im Besucherraum der Justizvollzugsanstalt Moabit von einem gesondert verfolgten Mann rund 35 Gramm Haschisch für einen Weiterverkauf entgegengenommen haben soll, wird einem 30-Jährigen der Prozess gemacht (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal B 306).
Universität – Morgen startet crescendo, das Musikfestival der UdK Berlin. Bis 8. Juni finden zahlreiche Konzerte statt, im Zentrum steht der 150. Geburtstag von Arnold Schönberg. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Anna wird heute 15 Jahre alt – herzliche Glückwünsche von Hanni-Lore und Petra“ / Sebastian Blomberg (52), Schauspieler, u.a. „Zeit der Kannibalen“, gemeinsam mit Katharina Schüttler und Devid Striesow, hat auch an der Volksbühne und im DT gespielt / „Meinem geliebten Achim Bodendorf herzlichste Glückwünsche zum ganz besonderen Geburtstag: ‚63 plus Ruhestand‘ von Deiner Sabine❣️“ / Andreas Gebhard (49), re:publica-Mitgründer / „Heute feiern alle ‚Herzschrittmacher‘ unsere Heidi aus dem Alt und singen ihr das ‚Ständchen‘!“ / Axel Metzger (53), Rechtswissenschaftler, Professor an der Humboldt-Universität (Bürgerliches Recht und Immaterialgüterrecht) / „Paul Nolte feiert heute seinen 84. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!“ / „Travel-Peter feiert heute seinen x-runden Geburtstag zwischen Santorini und Nordspanien ausnahmsweise mal in Berlin! Allet Jute und interessante Reisen weiterhin wünschen die Freunde in nah und fern“ / Fréderic Verrycken (47), Politiker (SPD), von 2011 bis 2018 MdA, 2018 bis 2021 Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen
Sonnabend – Friederike Fless (60), Archäologin, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), Honorarprofessorin an der FU Berlin / „Liebe Heide, herzliche Glückwünsche zum Geburtstag im schönen Malente von Ronja, Berit und Andreas!“ / „Geliebter Schmulik, sehr viele Geburtstagsglückwünsche zum 62. sendet Dir Deine ständige Gefährtin für ein weiteres gemeinsames, rockendes und für Dich vor allem schmerzfreies neues Lebensjahr! Voller Energie und mit guter Stimmung bei unseren nächsten eisernen und braun-weißen Klassenerhalt-Erlebnissen sowie bei unserem geliebten krassen Metal-Kram werden wir wieder unendlich viel Spaß haben. In love, Schmuli“ / Tessa Stammberger (31), Basketballprofi, Spielerin bei Alba Berlin
Sonntag – Marianne Buggenhagen (71), ehemalige Para-Leichtathletin, gewann neun Goldmedaillen bei Paralympischen Sommerspielen, trainierte bei der BSG Medizin Buch / Erika Gregor (90), Mitbegründerin des Kinos Arsenal, sowie des Internationalen Forums des Jungen Films; es gibt einen Dok-Film über Erika und Ulrich Gregor „Komm mit mir in das Cinema“ / Ferat Koçak (45), Politiker (Die Linke), Mitglied im Abgeordnetenhaus / Magdalena Kožená (51), Opernsängerin, in der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker kann man das Europakonzert aus Prag mit ihr nachhören / Susann Müller (36), Handballtrainerin, Trainerin der Spreefüxxe Berlin
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Christel Dickes, * 25. Dezember 1924 / Heinz Walter Hedtstück, * 11. August 1943 / Otto Höhne, * 30. Juli 1926, ehemaliger Schulleiter der Kreuzberger Lenau-Schule / Harry Grund, * 28. August 1948 / Dr. Mathias Wagner, * 2. März 1959
Stolperstein – Alfred Liebmann kommt am 2. Januar 1909 in Berlin zur Welt. Er ist Kürschner und Mitinhaber einer Pelzwarenfabrik. 1939 wird Alfred verhaftet, anschließend muss er Zwangsarbeit in einer Uniformfabrik leisten. Am 18. Oktober 1941 wird er zusammen mit seiner Mutter und seinem Stiefvater von den Nazis ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Am 24. Mai 1944 ist er dort ermordet worden, er wurde 35 Jahre alt. An Alfred Liebmann erinnert ein Stolperstein in der Sybelstraße 35 in Charlottenburg.
Encore
Neukölln verteilt Torten-Türme, oder Turm-Torten (je nach Betrachtungsweise). Das Estrel ist auf dem besten Weg zum Titel „höchstes Hotel Deutschlands“. Weil der neue Turm die 100 Meter erreicht hat (von angestrebten 176), wurde hoch oben auf der Baustelle „eine speziell gestaltete Tower-Torte angeschnitten und an das Baupersonal verteilt“, verrät uns eine PR-Mail. Hoffentlich keine missglückte Zaubershow mit Säge.
Uneingeschränkt zauberhaft war die Recherche von Angelika Ertl, Alexander Fröhlich, Jessica Gummersbach, Anna Thewalt und Susanne Vieth-Entus. Antje Scherer hat das Stadtleben serviertund Neele Schumacher alles appetitlich angerichtet (Produktion). Morgen führt Sie hier Jessica Gummersbach ins Wochenende aus.
Bis bald!
Ihre
Anke Myrrhe