heute ist Tag des Kuchens – und der letzte Frühlingstag im Berliner Winter. Gehen Sie also mal raus auf eine sonnige Streuselschnecke! Ins Häuschen zurückziehen können Sie sich in den nächsten vier Monaten immer noch.
In der Kälte und vor dem Souverän zittern müssen in diesem Winter die Parteien vor der vorgezogenen Bundestagswahl. Tief im Osten von Berlin kommt es dabei zu einem erfrischenden Ost-Ost-Duell. Die bisher in Treptow-Köpenick aktive Abgeordnete Katalin Gennburg will in Marzahn-Hellersdorf das Bundestagsmandat für die Linke zurückerobern – gegen den hier gut verwurzelten Ost-Berliner CDU-Politiker Mario Czaja. Dieser hat vor allem in den Häuser-Siedlungen am Stadtrand seine Basis und ist befreundet mit Linke-Guru Gregor Gysi, der ihm ein Vorwort für sein neues Buch „Wie der Osten Deutschland rettet“ geschrieben hat. Die 40-jährige Stadtentwicklungsexpertin dagegen setzt auf die Hochhaussiedlungen. „Ich mache einen Ost-Berliner Wahlkampf aus der Platte für die Platte“, sagt Gennburg am Checkpoint-Telefon.
Der in den Siedlungsgebieten beliebte Czaja sucht die „Hauptauseinandersetzung“ allerdings mit dem für die AfD im Bundestag gegen Migranten wetternden Gottfried Curio. Der 64-Jährige hatte zuletzt die politische Konkurrenz als „unheilige Allianz aller Kartell-Altparteien“ bezeichnet und ihnen „totalitäre Arroganz“ unterstellt. Czaja sieht in Curio einen Konkurrenten, „der rechtsextremer sein will als Herr Höcke und aus Steglitz-Zehlendorf kommt“. Der 49-jährige CDU-Abgeordnete setzt dagegen auf mehr Gewerbe und eine bessere Ärzteversorgung und sagt dazu dem Checkpoint: „Für unsere Pflegeschule brauchen wir auch zugewanderte Fachkräfte – aber die werden nicht kommen, wenn das hier AfD-Land wird.“
Der Wahlkampf im Berliner Osten könnte ein Sinnbild für die politischen Verschiebungen in Ostdeutschland werden. Und bleibt angesichts des kaum einschätzbaren populistischen Wagenknecht-Wahlbündnisses mit dem früheren 1.-FC-Union-Manager Oliver Ruhnert als Neuzugang schwer vorhersehbar (unseren wöchentlichen Newsletter „Im Osten“ dazu lesen Sie hier).
Schon jetzt absehbar dürfte es um die Bodenpolitik gehen. Czaja ist bewusst, dass er mit der Kritik gerade vieler Ostdeutscher am Grundsteuer-Chaos umgehen muss (zumal die Reform vor dreieinhalb Jahren gemeinsam von CDU/CSU, SPD und Grünen bei Stimmenthaltung der Linken im Bundestag beschlossen worden war). „Die Grundsteuerreform belastet vor allem ältere Menschen auf großen Grundstücken, deren Rente für die Steuer nicht ausreicht“, weiß Czaja. „Für solche Härtefälle hat der Finanzsenator einen Fonds geschaffen.“ Finanzsenator Stefan Evers (CDU) soll dazu nächste Woche zu einem Bürgerdialog in die Gegend kommen.
Die für ihre linke Rhetorik und auch ihre farbenfrohe Bekleidung stadtweit bekannte Gennburg gibt dagegen die Klassenkämpferin. „Ich will gegen Bodenspekulanten und Treuhand-Gauner vorgehen, die den Abriss Ost und den Wohnungsmangel zu verantworten haben“, sagt Gennburg. „Dieser Ausverkauf geht auf die Liegenschaftspolitik der CDU zurück.“ Da die Linke um Czajas Beliebtheit bei früheren Linke-Wählern weiß, betont sie: „Am Ende treten Parteien gegeneinander an.“ Und mit ihnen spannende Menschen im Osten von Berlin.
Weniger spannend als erhofft läuft bisher das Erinnerungs-Schaulaufen von Altkanzlerin Angela Merkel (CDU). In ihrem Buch „Freiheit“, das heute Abend im Deutschen Theater seine Premiere feiert, und in Merkels begleitenden Äußerungen lassen sich bislang so gut wie keine kritischen Selbstreflexionen zu den großen Linien ihrer Kanzlerinnenschaft erkennen – weder bezüglich der jahrelang vernachlässigten Infrastruktur oder der kaum mehr kontrollierten Zuwanderung, noch bei der von ihren Regierungen zementierten deutschen Abhängigkeit von Russland. Statt Selbstkritik liest man in Merkels Memoiren (Vorabdruck via „Zeit“ hier, Tagesspiegel-Rezension hier) zur Politik gegenüber dem europäischen Aggressor: „Russland, nuklear hochgerüstet, existierte. Es war und ist geopolitisch nicht wegzudenken.“
Ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD), der gestern nach quälender Debatte als erneuter Kanzlerkandidat seiner Partei nominiert wurde, versucht diese Linie offenbar fortzusetzen, wie seine Pressekonferenz am Montag im Willy-Brandt-Haus zeigte. Aus Sicht von Scholz stehe in Sachen Ukraine-Krieg nun zur Wahl, „ob man sich darauf verlassen kann, dass da im Kanzleramt wieder jemand sitzt, der sich nicht unter Druck setzen lässt und in dieser Frage die Nerven behält“. Auf den Kreml scheint diese Art Besonnenheit aber bislang nicht auszustrahlen.
Berlin, wir hören nichts! Jedenfalls lange nichts mehr gehört haben wir von der Sanierung der ehemaligen Abhörstation auf dem Teufelsberg. Zum aktuellen Stand heißt es jetzt von der Senatsverwaltung: „Das Landesdenkmalamt und die untere Denkmalschutzbehörde des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf stehen im Austausch mit dem Investor und den von ihm beauftragten Planern, die zu einvernehmlichen Abstimmungen von Planungen führten.“ Aus dem Amtsdeutschen übersetzt heißt das: Bis tatsächlich etwas passiert, dauert es noch eine Weile. Aber der Investor Hartmut Gruhl darf seine Pläne für einen Campus, ein Café und dauerhafte Ausstellungen auf Berlins zweithöchster Erhebung (Details hier) vorantreiben.
„Wir entwickeln die größte Streetart-Gallery Europas Stück für Stück weiter“, sagt Joachim Meier, Geschäftsführer am Teufelsberg, am Checkpoint-Telefon. „Die Kantine wurde für Veranstaltungen ertüchtigt und unsere Ausstellung zur Geschichte des Bergs erfährt eine gute Resonanz. Nun wollen wir das Turmgebäude vor weiteren Witterungseinflüssen schützen.“ Dafür sollen Fenster und Fassaden in den markanten Turm eingebaut werden, laut Meier „bestenfalls in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres“. Der sonst gerne mal statische Denkmalschutz steht den Weiterentwicklungen am Grunewald nicht im Wege, wie Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (SPD) auf AfD-Anfrage schreibt: „Die Denkmalbehörden unterstützen die Überlegungen zur Wiedernutzbarmachung der Denkmale und haben keine grundsätzlichen Bedenken.“
Auch „eine temporäre kulturelle Nutzung wurde bereits positiv beschieden“, lässt der Senat wissen. So kann Peter Fox wohl noch ein paar coole Musikvideos auf dem Dach der Stadt drehen (zu sehen hier). Und ab Donnerstag kann man hier zum höchsten Weihnachtsmarkt Berlins hinaufsteigen (Programm hier). Still wird es überm Grunewald nicht mehr.
Nicht bloß einem vom Pferd erzählt hat der Landesrechnungshof, als er einst die Freie Universität für den Aufbau eines Pferdekompetenzzentrums im brandenburgischen Bad Saarow rügte. Leise, still und vier Jahre später hat die FU die wissenschaftliche Tierforschung auf dem Lande aufgelöst und lässt nun stattdessen zwei Pferde auf dem städtischen Tier-Campus in Berlin-Düppel vor sich hindüppeln. „Weitere Tiere wurden an geeignete Pferdeliebhaber vermittelt“, berichtet die FU unserem Lokalreporter Boris Buchholz. Zum Zeitpunkt des Umzugs im Sommer waren noch 13 Pferde im Besitz des Pferdezentrums. Laut Rechnungshof waren es vor vier Jahren sogar noch 39 Tiere. Die Studierenden der Pferdewissenschaft, für deren Ausbildung das Zentrum geschaffen worden war, müssen allerdings für Lehrveranstaltungen noch nach Bad Saarow ausreiten. Am Scharmützelsee steht weiterhin der „Allgemeine Umgang mit dem Pferd“ auf dem Lehrplan. Das Thema kommt damit auf Wiehervorlage.
Immer wieder auf Wiedervorlage kommt die umfangreiche Sparliste des schwarz-roten Senats, deren Folgen zwar langsam, aber sehr sicher in die Stadt einsickern. Während der wegen der überproportionalen Kürzungen in seinem Bereich in der Kritik stehende Kultursenator Joe Chialo (CDU) im Kulturausschuss meinte, die Stadt müsse in schweren Zeiten „den Sparmuskel trainieren“, zog es Vertreter von Kultureinrichtungen sowie sozialen Hilfs- und Beratungsprojekten auch am Montag protestierend auf die Straße oder direkt ins Parlament. Am Montagabend wurde Finanzsenator Stefan Evers (CDU) bei der Eröffnung des queeren Weihnachtsmarktes am Nollendorfplatz ausgebuht (Videos hier). „Keine Sorge, für Applaus bin ich im Moment nicht unterwegs“, sagte Evers vorsorglich zur Begrüßung, kam dann aber gegen Sprechchöre wie „Unkürzbar!“ und „Scheiß auf Eure Autobahn!“ nicht mehr an.
Die Präsidentin der Humboldt-Universität Julia von Blumenthal gibt im Tagesspiegel-Interview wohl nicht nur ihre Stimmungslage wieder, wenn sie sagt: „Es gibt jetzt einen Knacks im Vertrauen.“ Bei weiterhin ausbleibenden Zuschüssen drohen die Unis damit, den geplanten Ausbau der dringend benötigten Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern wieder herunterzufahren. Entgegen früherer Beteuerungen sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) am Montag, sie wolle die Hochschulverträge zwischen Senat und Universitäten nun noch einmal nachverhandeln; man werde auch dringend benötigte „Sanierungen unterlassen“ müssen. Bei der Tagesspiegel-Ehrung der 100 besten Köpfe der Wissenschaft äußerte sich Czyborra zu den Sparplänen so: „Irgendwann ist der Speck weg. Wenn weiter gekürzt wird, wird das spürbare Folgen haben.“ Dieses Irgendwann scheint bereits jetzt zu sein.
Zwei Räder sind besser als keins. Die Diebe in Berlin gönnen einem aber nicht oft mal eins. Auch vergangene Woche sind mehr als 200 Fahrräder bei der Polizei als gestohlen gemeldet worden. Schwerpunkte waren diesmal das Salvador-Allende-Viertel in Köpenick, die Kalckreuthstraße in Schöneberg und der Viktoriapark in Kreuzberg. Laut unserer Checkpoint-Auswertung wurden in diesem Jahr bei der Polizei bereits mehr als 19.000 Räder im Wert von mehr als 24 Millionen Euro als vermisst gemeldet. Auf unserer interaktiven Klau-Karte können Sie sehen, ob Ihr Kiez bislang halbwegs verschont geblieben ist – oder ob Sie ihre zwei Räder doch lieber woanders an die Kette legen sollten.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Zunächst hier zwei schlechte Nachrichten:
Überraschender Abflug am Ankunftszentrum für Geflüchtete auf dem ehemaligen Flughafen Tegel: Das Deutsche Rote Kreuz entlässt 400 Mitarbeitende zum Jahresende in Deutschlands größter Geflüchtetenunterkunft und begründet dies mit einer „Neuorganisation einzelner Betriebsabläufe“. Was, wie und warum umstrukturiert werden soll, weiß aber offenbar nicht einmal der Senat. Wie es in der Unterkunft ab Januar weitergeht, ist den betroffenen Mitarbeitenden bisher nicht bekannt. Diese sollen sich nun bei den anderen Betreibern der Unterkunft bewerben, rät der DRK-Landesverband in einer knappen Mitteilung und fügt an: „Für die geflüchteten Menschen in Tegel gibt es dadurch keinerlei Einschränkungen.“ Das dürfte noch zu überprüfen sein.
Der grassierende Antisemitismus, längst tief eingesickert in Teile der Berliner Linke (Analyse hier) und in Berlins Kulturbetrieb (Kommentar hier), hat am Donnerstag massive Sperrungen in der Stadt zur Folge. Rund um das Basketball-Euroleague-Spiel zwischen Alba Berlin und Maccabi Tel Aviv will die Polizei mit einem Großaufgebot antiisraelische Anfeindungen und Attacken verhindern. Laut einer Allgemeinverfügung gelten rund um das Teamhotel in der Axel-Springer-Straße in Mitte und um die Uber-Arena in Friedrichshain weiträumige Absperrungen sowie Demonstrations- und Parkverbote. Das Spiel des Fußballteams von Maccabi Tel Aviv in Amsterdam vor zweieinhalb Wochen war in Krawallen versunken.
Zum Glück lassen sich auch in Berlin täglich viele gute Meldungen finden – hier kommen zumindest fünf davon:
Mag sein, dass noch manches E-Auto liegen bleibt und die Verwaltung manchmal im Analogen stecken bleibt. Die E-Akte in der auch nicht gerade rasanten Berliner Justiz kommt immerhin langsam ins Rollen. Das Amtsgericht Charlottenburg führt die elektronischen Falldateien Anfang nächster Woche ein, heißt es im Amtsblatt. Die Amtsgerichte Mitte und Spandau sollen Anfang März folgen. Zuletzt wurde die elektronische Aktenverwaltung schon am Berliner Verwaltungsgericht und dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingeführt. Laut Bundesjustizministerium müssen ab 2026 alle neu angelegten Akten in der Justiz elektronisch geführt werden. Berlin bewegt sich also doch, selbst wenn die digitale Ladesäule der Stadt längst nicht voll ist. Und vor mancher Ladung vor Gericht noch einige Ladungen Aktenpapier gewälzt werden müssen.
Das wird unser Haus? Mitarbeitende der Zentral- und Landesbibliothek wollen am Donnerstag das Gebäude des ehemaligen Kaufhauses „Galeries Lafayette“ an der Friedrichstraße besetzen. Mit Lesungen und Workshops möchten sie hier am Nachmittag für den angedachten Umzug aus ihren maroden Räumen in das ehemalige Shoppingcenter werben. Fehlt nur noch, wie inzwischen überall, das nötige Großgeld. Aber das war in den goldenen Zeiten der Berliner Hausbesetzerszene auch nicht vorhanden. Und wir schreien’s laut: …
Immerhin das spart sich Berlin nicht mehr: die Klassenfahrten für Schülerinnen und Schüler. Im kommenden Jahr seien hier doch keine Etatkürzungen vorgesehen, teilten Senat und Koalition am Montag mit. Schon ab Dezember können wieder Anträge genehmigt werden, das Reisebudget solle aber künftig besser kontrolliert werden. Die Fahrkarten, bitte!
Hamburg oder Berlin? Das kann eigentlich keine Entscheidung sein. Die beliebte „Tagesthemen“-Moderatorin Aline Abboud trifft in dieser Frage nun die richtige Wahl – sie verlässt das Nachrichtenstudio an der Alster und bleibt mit ihrer Familie an ihrem „Lebensmittelpunkt“ an der Panke. „Jetzt freue ich mich sehr auf alles, was kommt“, schrieb die 36-Jährige am Montagabend zum Abschied auf Instagram. Das neue Jahr beginnt sie mit der Veröffentlichung des Buches „Barfuß in Tetas Garten“ über ihre vielfältigen biografischen Wurzeln. Im Tagesspiegel-Interview hatte sie auf die Frage, was für sie Heimat sei, geantwortet: „Berlin. Der Osten auch. Und meine zweite Heimat, der Libanon, an den ich an jedem zweiten Eckimbiss erinnert werde.“ Was ist dagegen schon ein Tor zur Welt?
Matt ist Berlin zum Glück selten. Seit der Corona-Pandemie und der erfolgreichen Netflix-Serie „Das Damengambit“ erlebt Schach ein neues Spielglück rund um die Welt. „Im Internet spielen täglich Millionen von Menschen, und auch die Vereine in Deutschland verzeichnen mit aktuell 97.000 Mitgliedern absolute Rekordzahlen“, sagte Kevin Högy, Sportdirektor beim Deutschen Schachbund, zum Start der WM in Singapur. Seit 1500 Jahren fasziniert das Strategiespiel um die Dame schon Kaiserinnen und Könige, Generäle und Künstlerinnen – und nun auch immer mehr junge Menschen auf Videoplattformen wie TikTok und Twitch. Ganz so wie in Stefan Zweigs grandioser „Schachnovelle“, in der ein Spielpartner dem anderen ungeduldig zuruft: „So spielen Sie doch schon endlich einmal!“
Zitat
„Man muss einmal seine Eltern enttäuschen, erst danach ist man wirklich frei. Dasselbe erlaube ich mir in der Musik.“
Die Berliner Rapperin Ebow spricht im Interviewüber ihr Coming-out und Sexismus in der Musikbranche.
Stadtleben
Verlosung – Am 5. Dezember um 18 Uhr lädt das Bar-Team vom the CORD bereits zum zweiten Mal zu einem Afterwork-Abend hoch über den Dächern Berlins im Gasometer Sky ein. Bei der Winter Edition des „Gasometer Sky Afterwork“ stehen allerlei spannende Dinge auf dem Menü. Zum Beispiel eine Auffahrt im Gasometer Sky Lift inklusive 90 Sekunden auf 66 Meter Höhe, ein exklusiver 360°-Panoramablick über die Stadt, zwei winterliche Longdrinks, sowie weihnachtliches Gebäck. Es gibt tatsächlich noch Tickets (39,00 €) für diese besinnliche Sause, außerdem verlosen wir 2x2. EUREF-Campus 17, S-Bhf. Schöneberg
Essen & Trinken – Einfach nur „chinesisch“ gibt es nicht, dafür ist das Land viel zu groß. Eine gute Zusammenfassung der vielen unterschiedlichen kulinarischen Spezialitäten Chinas liefert das kleine Restaurant Mayflower im Prenzlauer Berg. Gongbao-Hähnchenfleisch wie in Sichuan oder Schweinefleisch nach Yüxiang Art. Außerdem ganzer Flusskrebs (mit Schale und Kopf), mit Koriander und Lauchzwiebel gebratene und in Hoisin-Soße marinierte Ente oder das berüchtigte 1000-jährige Ei. Die Karte ist umfangreich, aber übersichtlich – an die „Empfehlungen des Chefs“ kann man sich guten Gewissens halten. Täglich 11.30-22 Uhr, Greifenhagener Straße 27, S-Bhf. Schönhauser Allee
Noch hingehen – Heute mal „noch einloggen“ – Täglich nutzen wir das Internet über Computer oder Smartphone: E-Mail-Kommunikation, Streaming-Dienste, Online-Banking, Social Media, Messengers, KI-Assistenten sind Teil unseres Lebens. Alles läuft wie von selbst, die digitale Welt präsentiert sich uns als unsichtbar, grenzenlos und immateriell. Dabei verbirgt sich hinter jedem Klick eine physische Infrastruktur, die Energie schluckt und Emissionen erzeugt. Sie ist global aufgestellt und verzweigt: Erst durch Satelliten, Unterwasserkabel, Router, Rechenzentren, Plattformen und Provider wird es uns möglich, Endgeräte, Apps und On-Demand-Services zu nutzen. Die Macher des Kunst- und Rechercheprojekts Copy Paste Waste beackern all diese Themen und veranstalten noch bis Anfang 2025 verschiedene Formate. Ein Blick auf die kreative, aber verwirrende Website lohnt sich. Etwas sortierter geht es auf der selbigen, der organisierenden Galerie „Prater“ zu.
Last-Minute-Tickets – Der Advent, er naht. Damit einher ist alle Jahre wieder eine Häufung von Veranstaltungen zu beobachten, bei denen es um die gute Sache geht. Heute zum Beispiel im Konzerthaus Berlin: Ab 20 Uhr gibt es hier ein Benefizkonzert für den „Förderverein der kirchlichen Telefonseelsorge Berlin-Brandenburg“. Das Kammerorchester Capella Amadeus und der Chor der Erlöserkirche Berlin-Lichtenberg spielen, beziehungsweise singen etwa Felix Mendelssohn Bartholdys „Die Hebriden“ (Konzertouvertüre h-Moll op. 26) oder César Francks „Panis angelicus“ aus der Messe A-Dur op. 12 für Soli, Chor und Orchester. Tickets ab 19 € gibt es noch. Gendarmenmarkt 2, U-Bhf. Hausvogteiplatz
Grübelstoff – Kurz nach Lebkuchen, Zimtsternen und Spekulatius steht auch ein rot-grünes Pflänzchen vor Supermärkten zum Verkauf. Na, haben Sie sich schon einen Weihnachtsstern gekauft oder lebt der Ihrige vom Vorjahr noch?
Kiekste
Ein Berliner Großstadtmärchen: Die Abenteuer des einsamen Einhorns am Bahnhof Jungfernheide. Vielen Dank an Checkpoint-Leser Ricardo Hoffmann! Wir freuen uns auf Ihre Fotos: checkpoint@tagesspiegel.de. Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – An der Wuhlheide (Oberschöneweide): In der Zeit von 10 Uhr bis 13 Uhr ist die Brücke über der Kreuzung Treskowallee/Edisonstraße stadteinwärts gesperrt.
Wollankstraße (Pankow): Ab dem Morgen ist die Fahrbahn in beiden Richtungen zwischen Schulzestraße und Nordbahnstraße gesperrt.
Wittestraße (Tegel): Ab dem Morgen bis Mitte Februar regelt zwischen Holzhauser Straße und Otisstraße eine Baustellenampel wechselseitig den Verkehr.
Regionalverkehr – RB23: In der Zeit von 20 bis 24 Uhr fallen zwei Züge (RB 18170, 18177) zwischen Berlin-Charlottenburg und Flughafen BER aus.
Demonstration – Für heute sind zehn Demos angemeldet (Stand 25.11., 12 Uhr), u.a. „Frieden, Freiheit, friedliche Veränderung“: 30 Teilnehmende, Am Lustgarten (0-24 Uhr)
„Menschenrechtsverletzungen in der Psychiatrie“: 20 Menschen, KPVM Deutschland e.V., Messedamm 26 (13-24 Uhr)
„Für Frieden und Wachsamkeit“: 20 Protestierende, Schildbürger, Luisenhain (16.30-18.30 Uhr)
„Menschen mit Schildern stehen wegen der aktuellen Lage, der Gesundheitsdiktatur, der Berichterstattungen der Medien, der Kriegstreiberei der Politik (...)“: 20 Menschen, Schloßstraße (17-18.30 Uhr)
„Wir pfeifen auf Stuttgart 21“: fünf Personen, Potsdamer Platz (18.40-19.15 Uhr)
Gericht – Nach einem Sturz seiner ehemaligen Lebensgefährtin aus einem Fenster im vierten Stock wird einem 35-Jährigen der Prozess gemacht. In einem Streit sei es zu einem Gerangel an einem geöffneten Fenster gekommen. Der Mann habe die Frau derart stark geschüttelt, dass sie in die Tiefe stürzte. Sie sei seitdem querschnittsgelähmt (12 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 455).
Universität – Im Rahmen der Reihe „Aktionswoche zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen* - eine Veranstaltungsreihe für FLINTA*“ findet an der HU zwischen 14 und 18 Uhr die Veranstaltung „Safer Spaces“ statt. Betroffene Studierende sind herzlich eingeladen, sich zu den Themen Sexismus, Rassismus, Studieren mit Kind, Queerness und Behinderung auszutauschen. Wo: Auditorium, Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Straße 1-3, S-Bhf. Friedrichstraße
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Gabi Boretzki ist heute 69. Weiterhin so viel Energie, Humor und Tatendrang wünschen die Familie in Tübingen und Berlin sowie alle, die sie kennen und schätzen!“ / Martin Krüger (45), Athletik-Trainer bei Union Berlin / Dirk Michaelis (63), Sänger und Komponist, von 1985 bis 1991 Frontmann der Rockband „Karussell“ / Bruno Osuch (72), Lehrer und seit 2020 Stellvertretender Vorsitzender des humanistischen Regionalverbandes Potsdam/Potsdam-Mittelmark / „Lieber Peter, alles Gute zum Geburtstag wünschen Dir Sabine und Dieter und freuen uns auf die Billard-Party!“ / Jan Philipp Reemtsma (72), Germanist, Essayist, politischer Publizist sowie Mäzen / Matthias Reim (67), Schlagersänger, sein größter Erfolg war die 1990 veröffentlichte Single „Verdammt, ich lieb' Dich“, sie wurde weltweit 2,5 Millionen Mal verkauft / Christfried Schmidt (92), Komponist und Arrangeur/ Jón Dagur Torsteinsson (26), isländischer Fußballspieler, seit August 2024 beim deutschen Zweitligisten Hertha BSC unter Vertrag / Kai Wingenfelder (65), Musiker, Sänger und Songschreiber der Band „Fury In The Slaughterhouse“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle, * 6. Februar 1940 / Dr. Johann-Hinrich Lühmann, 2. Mai 1944, Oberstudiendirektor i.R. / Barbara Winkler, * 27. Juli 1965
Stolperstein – Wilhelm Woitschaetzki wurde am 29. Mai 1923 als Sohn des Amtsobergehilfen Willy Woitschaetzki und der Schneiderin Margarete Woitschaetzki geboren. Die Woitschaetzkis waren Zeugen Jehovas, weshalb die Familie anhaltenden Demütigungen ausgesetzt waren. Wilhelm machte eine Lehre als Feinmechaniker. Aus einem Schreiben von seiner Mutter ist zu entnehmen, dass er „wegen seiner politischen Einstellung“ den Kriegsdienst verweigerte. Das Reichskriegsgericht verurteilte ihn deshalb am 30.10.1942 zum Tode. Am 26. November 1942 wurde er von den Nazis im Zuchthaus Brandenburg-Görden an der Havel ermordet. Er war 19 Jahre alt. Heute erinnert ein Stolperstein in der Erich-Weinert-Straße 132 im Prenzlauer Berg an Wilhelm Woitschaetzki.
Encore
Alter, Verwalter! Was wir hier manchmal über die Berliner Verwaltung beschreibend schreiben müssen, kann mal ermüden, mal ermuntern. Gut, dass Tagesspiegel-Gründer Erik Reger (virtuell noch immer aktiv und inzwischen zu finden auf der Twitter-X-Alternativ-Plattform Bluesky) uns munter daran erinnert, dass Berlins Behörden schon im November 1952 über eine Neusortierung ihrer Zuständigkeiten nachdachten. Im Artikel heißt es dazu lakonisch: „Vorschläge zur Verwaltungsreform pflegt man mit der gleichen Empfindung zur Kenntnis zu nehmen, mit der man Vorführungen eines Zauberkünstlers beiwohnt. Man freut sich des geschickten Spiels, aber man glaubt, die Tricks zu kennen, und der Applaus, zu dem man die Hände rührt, gilt einer Mystifikation.“
Berlins Verwaltung bleibt ein zeitlos fantastischer Klassiker.
Mit mir gestaltet haben den Checkpoint diesmal Isabella Klose (Recherche), Tobias Langley-Hunt (Stadtleben) und Jaqueline Frank (Produktion). Morgen begrüßt Sie hier Anke Myrrhe. Ich grüße Sie!
Ihr Robert Ide