Berlin ist nicht mehr da. Zwischen Berkoth und Berlingen klafft eine Lücke. Noch bevor das Fest der Einheit am Montag eröffnet wird, fehlt ein nicht unwesentlicher Teil der Festgemeinde: Das Ortsschild von Berlin, vor ein paar Tagen noch von einem breit grinsenden Michael Müller in die Kameras gehalten, ist verschwunden. Die 2,5 Kilometer lange Deutschlandreise aus 11.040 gelben Ortseingangsschildern auf dem Pflaster der Hauptstadt hat keine Hauptstadt mehr (Beweisfoto hier). Hat es jemand mitgenommen? Oder ist es angesichts des zu erwartenden Trubels mit einer Million Besuchern fortgelaufen und betrauert die verlorene Subkultur? Wir wissen es nicht. Und vertrauen nun einfach mal darauf, dass da nochmal einer drüberguckt. Bisher ist hier ja immer noch alles rechtzeitig fertig geworden.
Eine große Lücke klafft seit gestern auch in den Reihen der Merkel-Vertrauten. Unionsfraktionschef Volker Kauder – das ging so leicht von der Zunge wie einst Bahnchef Mehdorn und Papst Johannes Paul II. – oder eben Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die hatte Kauder seit ihrer ersten Wahl 2005 verlässlich an ihrer Seite und hat die CDU/CSU-Fraktion auch gestern noch einmal gebeten, Kauder zu unterstützen (ebenso wie Seehofer und Dobrindt): „Ich schlage ihn aus vollem Herzen vor.“ Und wirkte dann ebenso überrascht wie die gesammelte Hauptstadtpresse, als ihr Feuerwehrmann (112 Stimmen) gegen Herausforderer Ralph Brinkhaus (125 Stimmen) unterlag.
Etwas überrascht waren wohl auch die Aufständigen, wahrscheinlich als sie die ersten Kommentare von Merkeldämmerung bis Ende einer Kanzlerschaft lasen.