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Manja Schreiner wechselt zur IHK Bezirksamt schweigt zum „Weihnachtstruck“ am Breitscheidplatz Weiteres Millionen-Risiko im Haushalt

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vor rund zwei Jahren hat der Tech-Milliardär Elon Musk die Plattform Twitter übernommen, die er mittlerweile in „X“ umbenannt hat. Zahlreichen Nutzerinnen und Nutzer, die die Zunahme von Falschinformationen und meinungsverzerrenden Bots in den vergangenen Jahren kritisch betrachten, stellt seitdem eine Frage: Gehen oder bleiben?

Wie schwierig dies zu beantworten ist, zeigt sich am Beispiel des Berliner Senats, der derzeit keine einheitliche Haltung zu „X“ hat. Die Senatskanzlei sowie die Verwaltungen für Wirtschaft, Finanzen, Bildung, Inneres und Gesundheit nutzen die Plattform weiterhin, „weil​ über diese sehr schnell und reichweitenstark kommuniziert und informiert werden kann“, teilte Senatssprecherin Christine Richter dem Checkpoint mit.

Die übrigen Senatsverwaltungen (Arbeit und Soziales, Justiz, Kultur, Verkehr und Stadtentwicklung) würden „X“ dagegen nicht mehr bedienen. „Aufgrund von unterschiedlichen kommunikativen Anforderungen entscheiden die jeweiligen Senatsverwaltungen selbst, welche Plattformen sie nutzen“, so die offizielle Begründung Richters.

Auch bei den Parteien ergibt sich nicht immer ein einheitliches Bild. Während etwa der Berliner SPD-Landesverband auf ihrem Parteitag im Mai beschlossen hatte, „X“ zu verlassen, ist der Bundesverband für den anstehenden Wahlkampf gerade wieder zurückgekehrt. Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus war wiederum nie weg.

Häme über dieses Ping-Pong wäre unangebracht – es zeigt schlicht, wie schwierig der Umgang mit der immer noch extrem reichweitenstarken und marktmächtigen Plattform ist. Auch der Tagesspiegel und zahlreiche seiner Journalistinnen und Journalisten sind weiterhin auf „X“ aktiv. Was meinen Sie – gehen oder bleiben?

Opinary: Sollte man die Plattform „X“ verlassen?

Uneinheitlich kommunizieren kann das Land Berlin auch ohne „X“ ganz gut. Das zeigt das vergangene Wochenende. Am Samstag wurde ein Positionspapier des Flüchtlingskoordinators des Berliner Senats, Albrecht Broemme, öffentlich. Zehn Vorschläge macht Broemme darin, um „für geordnete Verhältnisse“ in der Migrationspolitik zu sorgen – darunter „Grenzkontrollen an den Außengrenzen“ der EU, die Unterbringung von Geflüchteten „in Campussen mit Taschengeld“, die Absenkung von Sozialleistungen und „ein Bundesaufnahmeprogramm mit 100.000 Personen pro Jahr“.

Alles nicht neu und auch nicht gründlich ausgearbeitet (die zehn Punkte füllen eine DIN-A4-Seite). Da Broemme jedoch in offizieller Funktion für den Senat tätig ist, stellt sich zwangsläufig die Frage: Fließen die Vorschläge in irgendeiner Weise in die Politik des Berliner Senats ein?

Die Antwort des Senats fällt deutlich aus. „Die Forderungen sind als privat zu betrachten“, teilte die Sozialverwaltung auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Auch Broemme selbst bestätigte dem Checkpoint, dass es sich um persönliche Überlegungen handelt. Der „Berliner Zeitung“, die am Wochenende zuerst über das Papier berichtet hatte, hatte er das aber offenbar nicht mitgeteilt. Die titelte am Samstag nämlich: „Berlins Flüchtlingskoordinator stellt Knallhart-Forderungen bei der Migration“.

Wohl auch deshalb sah sich die Sozialverwaltung genötigt, in ihrer Replik noch etwas deutlicher zu werden. „Die Hausleitung distanziert sich von den politischen Forderungen des Herrn Broemme“, teilte ein Sprecher mit. Nach Tagesspiegel-Informationen hat sie sogar Broemme gebeten, das Papier nicht weiter zu verteilen.

Vor ein paar Tagen berichteten wir hier über die berufliche Neuorientierung von Ex-Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU), die seit Mitte Oktober im Aufsichtsrat des landeseigenen Wohnungsunternehmen Berlinovo tätig ist. Tja, offenbar war das nur eine Art erste Eingliederungsmaßnahme. Wie Tagesspiegel-Kollegin Tanja Buntrock recherchiert hat, soll Schreiner neue Hauptgeschäftsführerin bei der IHK Berlin werden.

Offiziell verkündet wird die Personalie heute auf der Vollversammlung der IHK. Schreiner ist erst im April als Verkehrssenatorin zurückgetreten, nachdem die Universität Rostock ihr ihren Doktortitel aberkannt hatte.

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In der Vollversion des Checkpoints erfahren Sie heute unter anderem, welches Millionen-Risiko sich trotz der Sparbeschlüsse von Schwarz-Rot noch im Haushalt versteckt – mit möglichen Folgen für scheinbar gerettete Projekte und Zuwendungsempfänger.

Außerdem verraten wir, wo sich bei den Berliner Grünen eine Kampfkandidatur im Vorfeld der Bundestagswahl anbahnt – und wer gegeneinander antritt. Wie immer gibt es in der „Checkpoint Langstrecke“ auch den weltbesten Berlin-Comic „Berliner Schnuppen“, jeden Tag gezeichnet von Naomi Fearn.

Hier können Sie die Checkpoint Vollversion 2 Monate lang für nur 2 Euro testen. Zusätzlich erhalten Sie damit Zugriff auf alle Plus-Texte auf tagesspiegel.de sowie alle Bezirksnewsletter.

Als Vollabonnent hätten Sie heute außerdem Türchen Nr. 10 unseres Checkpoint-Adventskalenders mitöffnen und ein Familienticket für das Taschenlampen-Abenteuer in der Potsdamer Biosphäre gewinnen können.

Telegramm

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf ist nach der Kritik am geplanten „Weihnachtstruck“ am Breitscheidplatz (CP von gestern) offenbar in eine Schockstarre verfallen. Weder die Pressestelle noch die verantwortliche Stadträtin oder Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch wollten sich auf Anfrage äußern. Das zuständige Logistikunternehmen versprach zwar einen Rückruf, meldete sich daraufhin aber nicht mehr und ignorierte alle folgenden Anrufe.

Unterdessen kritisiert auch die Sprecherin der Hinterbliebenen und Betroffenen des Terroranschlags vom 19. Dezember 2016, Astrid Passin, die Aktion, die heute um 17 Uhr stattfinden soll. In einer Mail an Stadträtin Schmitt-Schmelz, die dem Checkpoint vorliegt, nennt sie das Vorhaben pietätlos und fordert den Bezirk auf, darauf zu verzichten.

Neues vom Jahn-Stadion: Der Senat geht offenbar davon aus, den derzeit gestoppten Abriss doch noch im kommenden Jahr weiterzuführen. Anfang November hatte das Verwaltungsgericht Nachbesserungen beim Artenschutz angemahnt und den Stopp verfügt. Dem sei nun Rechnung getragen, hofft die Verwaltung und will noch in dieser Woche einen sogenannten Abänderungsantrag beim Gericht einreichen. Die ursprünglich geplante Streichung der Mittel für den Abriss hatte die Koalition bereits zuvor wieder zurückgenommen.

Die Laune beim Verwaltungsgericht ist kurz vor Weihnachten offenbar gut. Gestern verschickte Verwaltungsrichter und Pressesprecher Stephan Groscurth eine Pressemitteilung mit dem lakonischen Titel „55,08 Euro, die nicht lohnen“ und wies damit auf die Abweisung einer Musterklage gegen die Zahlung von Rundfunkbeiträgen hin. Für diese zahlte der Kläger genau 55,08 Euro im Internet – genau jenen Betrag also, der für drei Monate Rundfunkgebühr fällig wird.

Wir bleiben vor Gericht, wechseln aber die Gerichtsbarkeit: Kurz vor der Urteilsverkündung zu zwei mutmaßlich rechtsextremistischen Brandanschlägen, gibt das Berliner Landgericht die Ermittlungsakten für den Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses zum Neukölln-Komplex frei. Das Parlament hatte die Freigabe seit Monaten gefordert, das Gerichte hatte das bisher unter anderem mit dem Verweis auf eine effektive Strafverfolgung abgelehnt.

Es wird ernst für Berlins Grundschülerinnen und Grundschüler. Konnte sich bislang jede und jeder unabhängig vom Notenschnitt am Gymnasium versuchen, ist damit im kommenden Jahr bekanntermaßen Schluss. Sechstklässler, die nicht mindestens einen Notenschnitt von 2,2 vorweisen können, müssen – wenn sie im Schuljahr 25/26 ans Gymnasium wollen – am 21. Februar 2025 einen dreistündigen Probe-Unterricht bestehen.

Das Weihnachtssingen des 1. FC Union feiert in diesem Jahr seinen 21. Geburtstag. Am 23. Dezember 2003 begründeten 89 Fans eine Tradition, die sich seitdem bundesweit verbreitet hat. Mittlerweile muss der Klub die rund 30.000 zur Verfügung stehende Plätze verlosen, weil das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigt. Zum Glück gibt’s Alternativen: Am 15. Dezember ab 16.30 Uhr lädt die Tempelhof Projekt GmbH zum ersten Weihnachtssingen in der historischen Haupthalle des ehemaligen Flughafens.

Unser wöchentliches Fahrradklau-Barometer: Vergangene Woche wurden in Berlin 164 Fahrräder im Wert von 254.128 Euro als gestohlen gemeldet. Das sind weniger als in der Woche davor (221). Außerhalb des Rings wurde mehr (92) geklaut als innerhalb (72). Die meisten Diebstähle gab es im Oranienburger Straße (Mitte), Kollwitzplatz (Pankow) und Friedrich-Karl-Straße (Tempelhof-Schöneberg). Auf unserer Fahrraddiebstahl-Karte sehen Sie, wie die Lage in Ihrem Kiez ist.

Berlin steuert 2025 auf einen nicht ganz einfachen Gedenktag zu. Am 8. Mai 2025 jährt sich die Befreiung vom Nationalsozialismus durch die Alliierten zum 80. Mal. Der Tag wurde vom Senat zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Der russische Angriff auf die Ukraine habe „weitreichende Auswirkungen auf die Gedenkkultur zum 8. Mai in Berlin“, teilte die Senatskanzlei nun auf eine Parlamentsanfrage (Drucksache 19/20896) mit. Demnach sei es dem Senat wichtig, „aller Opfer des Zweiten Weltkrieges zu gedenken“. Einladungen der Russischen Föderation, also etwa auch der Russischen Botschaft in Berlin, werden jedoch nicht angenommen.

Zum Schluss noch ein Hinweis in fremder und einer in eigener Sache. Die Berliner Dachdeckerinnung empfiehlt zu Weihnachten als Geschenk Gutscheine für Dachchecks gegen Dachschaden. Das dachten wir uns schon, haben aber mindestens eine genauso gute Idee: Verschenken Sie doch ein Jahr Tagesspiegel Plus – natürlich inklusive der „Checkpoint Langstrecke“, aller Bezirksnewsletter und mit Zugriff auf alle Texte auf tagesspiegel.de. Das Geschenk-Abo kostet nur 99 Euro (statt 179,88) und endet automatisch nach einem Jahr. Hier geht’s zum Angebot.

Zitat

„Berlin hat vom Code Napoleon wenig gehört, in Köln wurde das gelebt. Das heißt, eine gewisse Toleranz, leben und leben lassen, liegt in den Genen des Rheinländers.“

Der Ex-Berliner Hape Kerkeling erklärt im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, warum er wohl eher nicht nach Berlin zurückkehren wird.

 

Kiekste

Damit alle Wunschzettel auch garantiert pünktlich ankommen: Die Berliner Dreierkette der Briefträger, festgehalten von Checkpoint-Leser Rudolf Fonk in Wilmersdorf. Vielen Dank! Schicken Sie Ihre Schnappschüsse gern an checkpoint@tagesspiegel.de. Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag Tuba Bozkurt (41), Politikerin (Grüne), MdA / Max Bretschneider (35), Schauspieler („Mängelexemplar“) und Synchronsprecher, studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, spielt Theater u.a. an der Volksbühne / Regula Grauwiller (54), Schweizer Schauspielerin („Dann eben mit Gewalt“, „Der Bergdoktor“), studierte Schauspiel an der Berliner HdK / Joachim Kerzel (83), Schauspieler, Synchronsprecher, bis 1992 leitete er in Berlin das Intime Theater / „Herzliche Glückwünsche für Sabine Maier (66) von den Dreien aus der Wilskistr.“ / Hagen Matzeit (54), Countertenor und Bariton, Filmkomponist sowie Produzent; gemeinsam mit seinem Bruder Friedemann Matzeit schreibt er Musik für Theater, Film und Fernsehen, u.a. „Die Vögel“ für das DT / Ario Mirzaie (39), Politiker (Grüne), MdA / Alicia Helena Valerie Gräfin von Rittberg (31), Schauspielerin, spielte in der Serie „Charité“ die Hilfswärterin Ida Lenze / Takahito Sōma (43), japanischer Fußballspieler, spielte 2010–2011 bei Energie Cottbus / „Liebe Jana Weiss, herzlichen Glückwunsch, das Checkpoint-Team lässt dich hochleben!“
Nachträglich: „Herzliebste Geburtstagsgrüße für Mamasita und Omi, Reini Gebhard! Möge Dein nächstes Jahr um die Sonne mit Gesundheit und viel Liebe gesegnet sein! We love you! Happy Birdday! Deine Kinder und Ellie“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

GestorbenRotraud Biem, * 1966, verstorben 2024 / Prof. Dr. Knud Krakau, verstorben am 16. Juni 2024 / Tiziana Losito, * 6. Juni 1938, verstorben am 29. November 2024 / Monika Neuse, * 29. Juli 1935, verstorben am 29. November 2024 / Margit Voss, * 22. Juni 1931, verstorben am 28. November 2024 (langjährige Filmkritikerin des Berliner Rundfunks) / Andrea Weigert, * 28. Dezember 1961, verstorben am 27. November 2024

Stolperstein Mathilde Felten (*1861) hatte acht Kinder und lebte zuletzt in einer Gartenlaube in Reinickendorf. 1943 kam sie wegen eines Infekts, vermutlich aber auch, weil sie nicht mehr in der Lage war, sich selbst zu versorgen, ins Krankenhaus. Wegen ihres psychischen Zustandes wurde sie nach mehreren Monaten in die Wittenauer Heilstätten eingewiesen, mit der Diagnose „Senile Demenz“ sowie „Herzmuskelschwäche“. Am 8. Dezember 1943 wurde sie von den Nazis in die Landesanstalt Meseritz-Obrawalde deportiert; dort starb sie zwei Tage später. Die Umstände ihres Todes lassen darauf schließen, dass sie mit einer Medikamentenüberdosis vergiftet wurde. An Mathilde Felten erinnert ein Stolperstein in der Nordlichtstraße 41 in Reinickendorf.

Encore

Geburtstagsgrüße des Checkpoints sind beliebt. So beliebt, dass wir gestern den freundlichen Hinweis aus der Senatsbauverwaltung erhielten, dass bereits einen Tag vor dem Ehrentag des Ex-Regierenden Michael Müller, dem wir hier gestern zum 60. Geburtstag gratulierten, ein aktuelles Senatsmitglied ebenso alt wurde.

In diesem Sinne: Alles Gute nachträglich, Herr Gaebler! Wir wünschen Ihnen (und uns) ausreichend Neubau und bezahlbare Mieten.

Isabella Klose hat für diesen Checkpoint recherchiert. Das Stadtleben stammt von Antje Scherer, Produktion: Jaqueline Frank. Morgen gratuliert, kritisiert und reüssiert hier wieder Christian Latz für Sie.

Auf bald,

Ihr Daniel Böldt

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