dieser Checkpoint wird etwas abgefahren – zum einen, weil als Autor die Ferienvertretung angetreten ist, und zum anderen, weil es heute unter anderem um Masken und Sex geht. Die Signalworte für maximale Aufmerksamkeit wären damit schon mal gesetzt, fehlte vielleicht noch die Erwähnung des „Berghains“. Aber wir wollen es ja am Dienstag nicht gleich übertreiben. Außerdem hat der Club immer noch geschlossen.
Eine Frau und ein Mann, die nebeneinander in einem Kahn über den Neuen See im Tiergarten schaukeln und sich für den Fotografen lachend in die Riemen legen: 2019 Jahre lang hätte solch ein trautes Bild vermutlich keine große Beachtung gefunden. Allerdings ist 2020, Pandemie, Deutschland diskutiert über die Maskenpflicht und obendrein sind Frau und Mann zwei SPD-Spitzenpolitiker von Bund und Berlin: Franziska Giffey und Raed Saleh halten auf dem Foto in der „Berliner Morgenpost“ weder groß Abstand noch einen Schutz vor den Mund. Den Berliner CDU-Abgeordneten Tim Zeelen ärgert das „widersprüchliche Signal“, das Giffey und Saleh angesichts der Pandemieregeln aussenden. „Das ist doch alles nicht konsistent.“ Auch wenn das Foto nicht nach Körperertüchtigung aussieht, erinnert Zeelen dennoch an die vielen darbenden Freizeitruderer. Die dürfen ja immer noch nicht aufs Wasser – wegen der Abstandsregeln.
Und das Paar im Boot? CP erkundigte sich beim Bundesfamilienministerium. Dort hieß es, dass man die Anfrage nicht bearbeiten könne, „da der angesprochene Termin im Zusammenhang mit der Kandidatur für den Berliner SPD-Landesvorsitz stattgefunden hat“. Schon klar, da hat die Frau Ministerin ihr Amt dann wohl an der Garderobe gelassen. Bei der Berliner SPD sah man das Ganze dann eher unter Trainingsaspekten: „Da Frau Giffey und Herr Saleh deutlich weniger als 15 Minuten an der Frischluft in besagtem Boot saßen, um ein Foto aufzunehmen – und dies nicht im Sinne einer sportlichen Betätigung erfolgte – haben sie auf das sonst übliche und richtige Tragen von Masken verzichtet“, teilte ein Sprecher mit. Im Hinblick auf die Unterschreitung des Mindestabstands zueinander bedauerten beide „die mögliche Wirkung der Bilder in der Öffentlichkeit“. Sie stünden „aber uneingeschränkt zu den erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.“ Das wird die Berliner Bürgermeisterin Ramona Pop (Grüne) bestimmt gern hören. Sie bekräftigte am Montag, dass der Senat an Abstand und Maske festhalten werde.
Etwas weniger Mindestabstand wünschen sich Berlins Sexarbeiterinnen. Seit dem Ausbruch der Pandemie liegt das Geschäft von 6000 bis 8000 Menschen dieser Branche brach. Am Montag luden Betroffene deshalb zum Pressetermin ein – ins Dominastudio „Lux“. Die Lage sei dramatisch, und man lebe von den Ersparnissen, klagten Betroffene. Anders als im täglichen Geschäft machen sie sich zudem für Lockerungen stark – bei den Pandemieregeln. Schließlich gebe es hohe Hygienestandards, und körpernahe Branchen wie Massagesalons und Tattoo-Studios hätten ja auch schon öffnen dürfen. Und überhaupt: Auch Masken seien kein Problem, die könnten ja sowieso in die Arbeit integriert werden – das fällt manchen Politikern ja deutlich schwerer.
Nichts bewegt Berlin so wie die BVG – und Bahnhofsnamen. Aus der Station „Mohrenstraße“ soll ja nun die „Glinkastraße“ werden, obwohl die Wilhelmstraße ebenso nahe liegt, dazu viel berühmter und stadtbildprägender ist. Aber eine späte Ehrung für den Soldatenkönig? Das war der BVG dann wohl auch zu heikel. Offiziell gibt sie Angst vor allgemeiner Verwirrung als Grund für die Missachtung des Königs an: Es gebe zu viele Bushaltestellen mit der „Wilhelmstraße“ im Namen, sagt BVG-Sprecherin Petra Nelken. „Wir haben jetzt nicht gesagt, oh, die Station muss unbedingt Glinkastraße heißen, sondern es ging darum, pragmatisch zu sein“, erläutert Nelken. „Wir haben uns gegen die Mohrenstraße entschieden, weil sie Menschen kränkt. Es gab keine Entscheidung für, sondern eine Entscheidung gegen etwas.“
Allerdings hätte die Entscheidung zugunsten des russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka (1804 bis 1857) wohl mal genauer gegengecheckt werden sollen (klappt beim Ticket während der Fahrscheinkontrolle ja auch). Denn laut „Jüdischer Allgemeine“ war Glinka ein Antisemit. So habe er unter anderem den Pianisten Anton Rubinstein (1829 bis 1894) als „zu jüdisch“ attackiert, dieser sei zudem ein „frecher Zhid“ (im Russischen ist „Zhid“ ein abfälliges Wort für „Jude“). Die Russische Musikalische Gesellschaft, die Rubinstein gegründet hatte, sei von Glinka und anderen, ebenso antisemitisch eingestellten Komponisten, als „Zhid-Musikverein“ und Rubinsteins Konservatorium in Petersburg als „Piano-Synagoge“ diffamiert worden. Das Urteil von Autorin Judith Kessler in der „Jüdischen Allgemeinen“: „Schlechte Wahl“.
„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit Berliner AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten schaffen. Den Auftakt dieser Woche machte Annett Gröschner (hier zu lesen). Heute folgt Teil 2.
Destination
Von Annett Gröschner und (heute) Jan-Gunnar Franke
Sie rüttelt trotzdem an allen Türen. „Verdammt, was ist hier los?“... „Hallo! Hör‘n se ma uff. Is zu, wissen se das nich?“ Sie lässt von der Drehtür ab, ihre Fingerknöchel sind vom Rütteln ganz weiß. Der hagere Mann mit der Schiebermütze muss sich irren oder scherzen – und überhaupt: was soll ein Sachse hier zu schaffen haben? Ungläubig schaut sie sich um. Jetzt sieht sie die Gruppen kauernder Gestalten, vernimmt Wimmern und leises Klirren: einige FDP-Mitglieder in gelben und Taxifahrer in beigen T-Shirts, alle mit Trauerbinden am Arm. „Tegel ist zu – was nu?“ fragt ein Plakat, das ein Poet über die Busfahrplantafel geklebt hat. Wie konnte sie das verpasst haben? In ihrer App stand doch eindeutig … sie wühlt in ihrer Tasche, Panik steigt aus dem Bauchraum Richtung Herzen. Da! „BER“ sagt die App. Es ist Montag, 6. Juli 2020; der BER ist eröffnet und TXL geschlossen. Sie muss sich setzen, und rennt doch los...
Und jetzt sind Sie gefragt – Wie soll es weitergehen? Schicken Sie uns Ihre Fortsetzung (maximal 600 Zeichen) bis spätestens heute um 16 Uhr an checkpoint@tagesspiegel.de. Die beste Idee veröffentlichen wir morgen im Newsletter. Und die gesamte Geschichte (deren Ende wiederum Annett Gröschner am Freitag schreiben wird) lesen Sie am Wochenende im Tagesspiegel und auf Tagesspiegel.de.
Der Tagesspiegel hat zusammen mit FixMyBerlin eine der größten Umfragen zum Thema Gestaltung von Straßen gemacht. 21.000 Teilnehmer machten sich Gedanken, indem sie online Fragen beantworteten. Das Überraschende: Fußgänger, Radler und Autofahrer haben in den allermeisten Fällen dieselbe Vorstellung, wie eine sichere Straße aussehen soll. Einer der Schwerpunkte der Erhebung war dabei der Radverkehr. Hier sprachen sich fast alle für eine Trennung vom Auto aus – allerdings nicht nur durch einen Strich, sondern möglichst durch feste Einbauten. Immerhin: Die grüne und rote Farbe, die der rot-rot-grüne Senat seit seinem Amtsantritt auf Radwege pinseln lässt, scheint das Sicherheitsgefühl tatsächlich zu erhöhen. Zumindest empfinden zehn Prozent der Befragten die farbigen Wege sicherer als die Strichmodelle. Das Ergebnis der Erhebung, zu deren Teilnahme sowohl ADFC (Radler) wie ADAC (Autofahrer) aufriefen, hat das Tagesspiegel-Datenjournalisten-Team unter diesem Link hier sehr anschaulich zusammengestellt. Hoffentlich liest Andi Scheuer mit.
Und bevor jetzt Automobilisten aufjaulen wie der Motor eines tiefergelegten BMWs an der Ampel: Hier sind gleich mal die neuesten Zahlen zum Radverkehr in Berlin. Der hat im ersten Halbjahr 2020 um 17 Prozentpunkte zugenommen – im Vergleich zum selben Zeitraum 2019. Darauf lassen die Messungen an den stadtweit 16 Fahrradzählstellen schließen. An der Jannowitzbrücke in Mitte wurden mit jeweils fast 1,4 Millionen die meisten Fahrten in beiden Jahren registriert. Die größte Steigerung gab es allerdings in der Kreuzberger Yorckstraße, wo sich die Zahl der Radler im ersten Halbjahr von 480.000 auf nunmehr rund 820.000 erhöhte. Und an der Berliner Straße in Pankow wurde jetzt die Millionengrenze geknackt – nach 950.000 Fahrradfahrern noch vor einem Jahr. Rausgerechnet aus der Gesamtzahl ist übrigens der Messpunkt an der Oberbaumbrücke (erstes Halbjahr 2019: 1,3 Millionen Radler). Er ist wegen Bauarbeiten seit einem Jahr außer Betrieb.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Olympiapark-Manager degradiert, weil Maestro Barenboim ein paar hundert Meter zu Fuß gehen sollte: Diese Entscheidung von Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat das Landesarbeitsgericht jetzt rückgängig gemacht. Manager Lutz Imhof musste als Techniker zum Sportforum Hohenschönhausen wechseln, nachdem Daniel Barenboim die letzten Meter zu einer Aftershow-Party in der Waldbühne nicht mit dem Wagen fahren durfte. Und sich anschließend beim Senator darüber beschwerte. Geisel zog bei Imhof in der Folge andere Saiten auf – bis dem Senator am Montag das Gericht den Marsch blas.
Da sage noch einer, Berlin sei alles egal: Truckerfahrer haben einem todkranken Neuköllner einen Herzenswunsch erfüllt: noch einmal einen Riesen-Laster zu sehen, der ordentlich beleuchtet ist. Am Sonntagnachmittag machte die Bitte auf Facebook die Runde, und schon am Montagnachmittag rollten die PS-starken Trucks an. Alles in allem fast 20 Stück.
Mehr als ein Drittel der Berliner Schüler hat Karies im bleibenden Gebiss. Das steht im neuen „Barmer Zahnreport 2020“. Mit 36,3 Prozent (Zahlen erhoben wurden von Zwölfjährigen) ist dieser Wert aber noch vergleichsweise gut. Nach Angaben der Krankenasse liegt er in Bayern bei 38 Prozent und in Hamburg sogar bei 40. Am besten beißen sich die Saarländer durch: Hier haben nur 30,7 Prozent Karies. Woran das liegt? „Auf Basis der vorliegenden Daten können diese Unterschiede nicht belastbar erklärt werden.“
Auch das noch: Der Hauptmann von Köpenick war IM bei der Stasi. Das enthüllte die „B.Z.“ Tagesspiegel-Kollege Thomas Loy hat Jürgen Hilbrecht (denn um den langjährigen Hauptmann-Schauspieler geht’s) für den „Leute“-Newsletter dazu befragt: „Ich wurde damals am Theater gemobbt“, sagte der heute 77-Jährige zu der Erich-Mielkiade aus den 1970ern. Anschließend habe ihn die Stasi erpresst.
Um das Thema Vergangenheit geht es auch im neuen Tagesspiegel-Podcast „Wie einig sind wir uns?“ Er dreht sich um 30 Jahre Deutsche Einheit und entsteht in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft und der Einheitskommission der Bundesregierung. Zur Premiere diskutiert Checkpoint-Kollege Robert Ide mit dem langjährigen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, der Unternehmerin Petra Hoyer und dem Historiker André Steiner über Auf- und Umbrüche in Berlin – und was die Stadt heute noch trennt. Zu finden ist der Podcast ab sofort auf der Tagesspiegel Homepage und bei allen Audio-Streamingdiensten.
Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei, doch das Covid-19-Krankenhaus auf dem Messegelände soll weg. Das hat zumindest Unternehmer-Funktionär Christian Amsinck im Gespräch mit Tagesspiegel-Rathausreporter Ulrich Zawatka-Gerlach gefordert. Es solle Platz geschaffen werden für Messen wie die Innotrans im kommenden Jahr.
Nach der Schülerbewegung „Fridays for Future“ kommt „Berlin4Future“, und zwar für Erwachsene: So heißt die Klima-Demo, die jeden Montagabend auf dem Alex stattfindet. Sie richtet sich laut Veranstaltern an Berufstätige. Zum Start gestern Abend kamen immerhin einige hundert davon.
„Eigentumsverhältnisse, Verkaufsprozesse und Mietverhältnisse sind nicht Gegenstand der Stadtplanung und der Bauaufsicht“, „Eigentumsverhältnisse, Verkaufsprozesse und Mietverhältnisse sind nicht Gegenstand der Stadtplanung und der Bauaufsicht“, „Eigentumsverhältnisse, Verkaufsprozesse und Mietverhältnisse sind nicht Gegenstand der Stadtplanung und der Bauaufsicht“, sowie „Eigentumsverhältnisse, Verkaufsprozesse und Mietverhältnisse sind nicht Gegenstand der Stadtplanung und der Bauaufsicht.“
Da ist jetzt nicht etwa der CP-Autor mausgerutscht, sondern so lauten die jeweiligen Antworten des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg auf unterschiedliche Fragen des CDU-Kommunalpolitikers Timur Husein. Er hatte sich nach dem ehemaligen „taz“-Gebäude erkundigt.
Auskunftsfreudiger zeigten sich die Beamten in Mitte. Sie ließen den Anwalt eines Hauseigentümers via Akteneinsicht wissen, welcher Mieter sich über Leerstand in der Moabiter Huttenstraße beschwert hatte. Auf Nachfrage des Grünen-Kommunalpolitikers Wolfgang Lehmann zeigte sich das Amt keiner Schuld bewusst. Der Anzeigende hätte eben erklären müssen, dass er anonym bleiben wolle. Das ruft eindeutig nach einem Zeugenschutzprogramm für Berliner Mieter.
Dieser Junggesellenabschied wäre beinahe ein Abschied für immer geworden: Ein 38-Jähriger Berliner ist auf einer Almhütte in der Steiermark (Österreich) von einer giftigen Kreuzotter gebissen worden – in die Zunge. Der Mann habe das junge Reptil für einen Wurm gehalten und bei einer Mutprobe mit der Zunge berührt, teilte das örtliche Rote Kreuz mit. Der Rachen (beim Junggesellen) schwoll zu, der Notarzt kam – Krankenhaus. Was aus der streng geschützten Jungschlange wurde, ist nicht bekannt.
Amt, aber sehr unglücklich ist CP-Leser Siegfried Schmidt. Denn er kommt mit seinem neuen Auto nicht vom Hof seines Händlers. Seit fast sechs Wochen schon warten beide nun auf die Zulassung – und Antworten auf Nachfragen. „Ich weiß nicht, ob ich das längst bezahlte Auto überhaupt noch im Sommer nutzen kann“, schreibt Schmidt. „Hätten Sie einen Tipp, wie ich nun an mein neues Auto komme?“ Idee: Wenn das so weitergeht mit der Warterei, dann ist der Wagen ein Oldtimer – und vielleicht lohnt ein neuer Antrag.
Der Stoff, aus dem der Ärger ist: Ein SEK-Polizist hat bei einem Einsatz ein T-Shirt einer amerikanischen Firma getragen, die einen zweifelhaften Ruf wegen martialischer Aufdrucke hat – und wurde dabei fotografiert. Die Grünen-Abgeordnete June Tomiak hakte deshalb bei der Senatsinnenverwaltung nach. Diese will nun die Polizisten der Einheit ermahnen und an deren „beamtenrechtliche Pflichten auch bei der Wahl der Bekleidung“ erinnern.
Das Projekt @wasihrnichtseht macht Rassismuserfahrungen von Schwarzen sichtbar. Wir machen das durch eine Kooperation an dieser Stelle auch.
Fußballtrainer Jürgen Klinsmann hat offenbar immer noch an seinem merkwürdigen Abschied bei Hertha zu knabbern. „In der Umsetzung meines Weggangs habe ich sicherlich Fehler gemacht und dafür möchte ich mich nochmals entschuldigen“, sagte er in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Die Juni-Fluggastzahlen in Tegel und Schönefeld haben sich im Vergleich zum Vormonat mehr als verdreifacht. Insgesamt zählte die Flughafengesellschaft rund 168 900 Passagiere. Im Juni 2019 waren es jedoch noch 2,24 Millionen – allein in Tegel.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Bist du der, auf den ich warte?“
(Irrtümliche Frage eines sogenannten Koks-Taxifahrers an einen Polizisten außer Dienst. Der alarmierte umgehend den Schnee-Räumdienst.)
Tweet des Tages
Damit aus diesem hilflosen #Mauersegler bald wieder ein #Powersegler wird
Antwort d. Red.: (Polizei-Tweet nach der Rettung eines Vogels)
Stadtleben
Lesereise – Grit Burkhardt, aus der Krimibuchandlung totsicher empfiehlt „Pawlowa: oder Wie man eine Eselin um die halbe Welt schmuggelt“ von Brian Sewell (Suhrkamp/Insel 2017): „Während einer Reise sieht Mr B, ein britischer Gentleman, eine kleine Eselin: Ihr Rücken ist vollbepackt, ihre dünnen Beine zittern unter der schweren Last. Kurzerhand springt er aus dem Wagen, fest entschlossen, sich um das Tier zu kümmern und es mit nach Hause zu nehmen – nach London. Also begeben sich Mr B und Pawlowa, wie er die Eselin von nun an nennt, auf eine lange Reise durch den Nahen Osten bis nach Europa – zu Fuß. Sie werden über Grenzen geschmuggelt, von Drogendealern aufgegabelt, sie entspannen im Hamam, kreuzen die Seidenstraße und speisen mit Diplomaten. Eine liebenswerte Geschichte, die von der Kraft der Freundschaft erzählt und uns zeigt, wie farbenprächtig unsere Welt ist, wie fremd und nah zugleich.“
Urlaub ganz nah – Esel über Grenzen zu schmuggeln scheint aus verschiedenen Gründen nicht geboten. Mit ihnen Zeit verbringen kann man auch hier: auf dem Esel-Freunde-Hof im Havelland. Vielleicht lebt Pawlowa mittlerweile ja auch dort und erholt sich von den Strapazen ihrer Reise? Der Hof beherbergt EselInnen, die vorher nicht so viel Glück in ihrem Leben hatten. Zum über den Zaun schauen kann man gerne unangemeldet auftauchen. Wer ausgiebiger Zeit mit den flauschigen Langohren verbringen will, bucht eine Eselwanderung. Zu zweit, als Gruppe oder allein. Davor muss man allerdings einen Eselführerschein machen.
Mehr Ideen für den Urlaub vor der Haustür finden Sie auf tagesspiegel.de.
Essen – Das Markenzeichen vom Jelänger Jelieber in Lichtenberg sind zwei gleichnamige Pflanzen, die vor dem Restaurant in die Luft ragen. Früher besuchten vor allem BewohnerInnen des Kaskelkiezes das Restaurant, mittlerweile zieht es Menschen aus allen Stadtteilen an, um dort Schnitzel oder Braten zu essen. „Unser Restaurant ist einfach und schlicht, hat aber einen großen Gemütlichkeitsquotienten", sagt Besitzer Stefan Albrecht, der das Restaurant 2008 zusammen mit seinen FreundInnen Annegret Lesert und Lars Grantel eröffnet hat. Neben dem eher deftigen Angebot hat die Speisekarte auch mediterrane und teils asiatische Einschläge. Bei schönem Wetter kann man das Essen draußen mit Blick auf die trubelige Kaskelstraße verspeisen. Aber auch der Innenraum, mit Holzmöbeln und Parkettboden, lädt zum gemütlichen Speisen und Abendausklingenlassen ein. Di+Sa 17.30-23 Uhr, Mi-Fr 12-23 Uhr, Kaskelstraße 49, S-Bhf Nöldnerplatz
Schlecken und trinken – Wie wär´s mit Nachtisch? Nur wenige Schritte vom Jelänger Jelieber entfernt gibt es die SchokoLadenEis Manufaktur. Man sollte sich drauf einstellen, etwas länger Schlange zu stehen, denn die Eisdiele ist bei den Anwohner*innen sehr beliebt. Bis auf die vegangen Eissorten (z.B. schwarze Herrenschokolade und Mango-Sorbet) ist das Eis aus Bio-Milch hergestellt. Was man eher nicht an jeder Ecke bekommt: die Sorten Kinderschokolade und Milchreis. Wer keine Lust auf Eis hat (auch wenn schwer vorstellbar), kann stattdessen einen Kaffee trinken. Mo-Fr 12-8 Uhr, Sa-So 13-8 Uhr, Kaskelstraße 15, S-Bhf Nöldnerplatz
Das ganze Stadtleben – mit täglich neuen Ideen für den spontanen Urlaub vor der Haustür – gibt‘s mit Tagesspiegel-Plus-Abo.
Plätze sichern, um die Stadtnatur zu erkunden: Wer noch eine naturnahe Ferienbespaßung sucht, werfe bitte einen Blick in den Umweltkalender Berlin. Da gibt es einiges zu entdecken, wir überlegen noch, was mehr fetzt: Eine Becherlupenexpedition in Lichtenberg (während der Ferien immer mittwochs und donnerstags 10-12 Uhr, nicht nur für Kinder) oder gleich das Fünf-Tage-Camp im Plänterwald (27.-31. Juli, 13 freie Plätze)? Und packen schon mal Pfeil und Bogen ein.
Noch hingehen – Die Ausstellung „Monet. Orte“ im Potsdamer Museum Barberini zeigt hundert impressionistische Werke des französischen Künstlers – aber nur noch bis zum 19. Juli. Es wird also Zeit! Tickets sind ausschließlich online buchbar – oder Sie gewinnen zwei Freikarten bei uns.
Zuhör-Stream – Sind Ost-Frauen die wahren Einheits-GewinnerInnen? Eine der Fragen, die heute ab 18 Uhr im „Digitalen Erzählsalon“ des Projekts „30 Jahre Deutsche Einheit: Deine Geschichte – Unsere Zukunft" Thema sein wird. Sieben DDR-sozialisierte Frauen tauschen sich per Videokonferenz über ihre Erfahrungen aus. Fünf von ihnen sind in Ostberlin aufgewachsen oder haben dort längere Zeit gelebt. Zu Gast sind zum Beispiel Ex-Leichtathletik-Weltmeisterin Sabine Ascui und Kommunikationswissenschaftlerin Mandy Tröger. Zuschauen ist via YouTube möglich.
Last-Minute-Dating – (ein Tipp von Ticket-Kollege Ingolf Patz) Als ihre Amphytrion-Inszenierung vor der Premiere Corona-bedingt „eingefroren“ wurde, verfiel Regisseurin Anne Lenk (DT, „Der Menschenfeind“) zunächst in Schockstarre. Doch dann entdeckte sie die Chance in der Krise: Endlich die Gelegenheit einmal mit allen Lieblingsschauspieler*innen zusammenarbeiten, die in der ganzen Republik verteilt sind. Heraus kam die wunderbare Impro-Persiflage zum digitalen Speeddating zeitfuereinander.com. Heute hat die dritte Staffel Premiere und ist ab 18 Uhr für 24 Stunden online abrufbar. Dieses Mal bekennen sechs Männertypen für jeweils 5 Minuten: Ich will geliebt werden – und offenbaren dabei ihre Macken.
Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Masha Slawinski einen erlebnisreichen Dienstag.
Insel-Check
Team Checkpoint hat die Segel gehisst und alle Berliner Inseln besucht – es sind mehr als 50. An dieser Stelle und auf Instagram stellen wir Ihnen täglich eine davon vor. Und oben drauf gibt’s unser Inselquartett – zum Ausschneiden für lange Autofahrten in den Ferien und Sommer-Sehnsucht im Winter.
„Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein; Und dann nischt wie raus nach Wannsee!“ Klassiker, kennt jeder. Was viele nicht wissen: Wannsee ist auch eine Insel (hier zu finden) – die deutlich größer ist als das namensgebende Gewässer. Das Eiland besticht nicht nur mit seiner Natur (hier gibt es Berlins einzige Mufflon-Herde!), sondern vor allem durch seine Villen in der Kolonie Alsen. Die entstand Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde schnell zum place to be für das Berliner Bürgertum. Den Schatten, der bis heute über der Insel liegt, brachten die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung 1933. Jüdische Bürger wurden enteignet und deportiert, ihr Eigentum „arisiert“ oder weit unter Wert erworben. Im Januar 1942 kamen in der Villa Marlier Vertreter der nationalsozialistischen Reichsregierung und SS-Behörden zusammen, um den systematischen Holocaust zu organisieren und koordinieren. Heute erinnert daran die Gedenkstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“. Also nicht nur Badehose einpacken, sondern auch Zeit für eine schmerzhafte Geschichtsstunde mitbringen.
Text: Felix Hackenbruch
Berlin heute
Verkehr – A113/A100: Zusätzlich zu den bestehenden Einschränkungen am Dreieck Neukölln in Fahrtrichtung A113 kommt heute in der Zeit von 9 bis 19 Uhr eine weitere hinzu. Richtung Wedding ist ebenfalls der linke Fahrstreifen gesperrt. Das AD Neukölln ist damit in beiden Richtungen nur einspurig befahrbar.
Tempelhofer Damm (Tempelhof): Stadteinwärts zwischen Theodor-Francke-Straße und Götzstraße in der Zeit von 8-30 Uhr wegen einer Kundgebung (siehe unten) gesperrt.
Rhinstraße (Alt-Hohenschönhausen): In Richtung Wartenberger Straße steht zwischen Witzenhauser Straße und Worbiser Straße bis Ende des Monats nur ein Fahrstreifen zur Verfügung.
Späthstraße (Britz): Für ca. 3 Wochen ist in Höhe Haarlemer Straße nur eine Spur in jeder Richtung frei.
Friedrichshain bis Neukölln: Auf der Rigaer Straße beginnt um ca. 17 Uhr eine Demonstration (siehe unten). Der Zug führt über Proskauer Straße, Niederbarnimstraße, Grünberger Straße, Warschauer Straße, Oberbaumbrücke, Skalitzer Straße, Manteuffelstraße, Reichenberger Straße, Ohlauer Straße, Friedelstraße, Weserstraße, Reuterstraße, Flughafenstraße, Hermannstraße und Herrfurthstraße zur Weisestraße.
Föhrer Brücke (Wedding): Wegen Sanierungsarbeiten ist die Fahrbahn in beiden Richtungen zwischen Nordufer und Westhafenstraße verengt. Mehrere Abbiegebeziehungen wurden untersagt. Die Gesamtmaßnahme dauert bis Oktober an.
Demonstration – Vor dem Roten Rathaus regt sich „Protest gegen Deutsche Wohnen“ (11-14 Uhr, 150 Teilnehmende). . Der ADFC fordert auf einer Kundgebung vor dem Rathaus Tempelhof die „kurzfristige Einrichtung von Pop-Up-Radwegen so schnell wie möglich“ (8-8.30 Uhr, ca. 60 Teilnehmende). Unter dem Motto „#williwolltsanders“ demonstrieren am Abend ca. 100 Menschen vor dem Haus in der Wrangelstraße 83 in Kreuzberg, das verkauft werden soll. Die Protestierenden fordern, dass der Bezirk von seinem Vorverkaufsrecht Gebrauch macht (19-22 Uhr). Von 16.45 Uhr an radeln ca. 80 Demonstrierende unter dem Motto „Stadt für alle – bedrohte Projekte verteidigen“ von der Rigaer Straße Ecke Liebigstraße in Friedrichshain zur Weisestraße in Neukölln (bis 21 Uhr). Die Linke Neukölln hat auf dem Karl-Marx-Platz eine Kundgebung unter dem Motto „gemeinsam gegen Rassismus“ für 18 Uhr angemeldet, erwartet werden ca. 50 Teilnehmende.
Gericht – Einem 28-Jährigen, der einen ihm bekannten Mann auf offener Straße mit einem Messer attackiert und schwer verletzt haben soll, wird der Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung gemacht. Zeugen hätten eingegriffen und das Opfer gerettet (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 606).
Heimuniversität – Heute doziert Dr. Thorsten Ruppert vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller Berlin im Rahmen der FU Online-Vortragsreihe zur Forschung rund um das Corona-Virus über „Klinische Studien zur medikamentösen Covid-19-Therapie". Los geht es um 17 Uhr. Der Link zum Stream wird kurz davor hier bekannt gegeben.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Hallo, liebe Frida, zu Deinem 9.Geburtstag wünschen wir Dir alles Gute, sei weiterhin so fröhlich, agil und unbeschwert, liebe Grüße von Oma Ilse und Opa Lothar“ / Ines Geipel (60), ehem. Leichtathletin, Professorin an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ / Peter Rasym (67), Musiker, spielte bei der ehem. DDR-Rockband „Puhdys“ / Clara Margarete West (39), für die SPD im AGH / Erik Zabel (50), ehem. Radrennfahrer
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Dorothea Glatz-Vitinius, * 17. Januar 1944 / Wolfram Kunze, * 21. November 1936, ehem. Handballspieler / Rainer Nothard, * 15. August 1954 / Tilo Prückner, * 26. Oktober 1940, Schauspieler / Udo Schmidt, langjähriger Geschäftsführer der Immanuel Albertinen Diakonie / Dr. Hans Willi Weinzen, * 5. November 1953
Stolperstein – Georg Jüttner (Jg. 1888) lebte zusammen mit seiner Frau Adele Jüttner in der zweiten Etage der Sybelstraße 40 in Charlottenburg-Wilmersdorf. Unter ihm wohnten sein Sohn und dessen Ehefrau. Adele und Georg Jüttner wurden gemeinsam in das „Siechenheim“, einer Sammelstelle für ältere Jüdinnen und Juden in der Auguststraße 14-16, gebracht. 1943 wurde Georg Jüttner nach Theresienstadt deportiert, wo er ein Jahr später – heute vor 77 Jahren – ermordet wurde.
Encore
Zum Schluss ein kleiner Service für Daheimgebliebene. CP präsentiert aktuelle Schlagzeilen aus einigen der beliebtesten Urlaubsregionen: „Schon wieder Parkscheinautomaten auf Usedom angegriffen“ (Ostseezeitung); „Polizei-Einsätze wegen Corona-Regeln in Parks und am Strand“ (Mallorca-Zeitung); „Dutzende wilde Ziegen dringen in Port Andratx ein“ (Mallorca-Magazin); „Hitze-Warnung für die Kanaren: Bis zu 37 Grad auf Gran Canaria“ (Teneriffa-News); „Marihuana-Bauer festgenommen“ (Südtirol Online); „Camper an der Costa Cálida: Ansturm in Cartagena befürchtet“ (Costablanca-Nachrichten); „Ungeübte Feriengäste: Radfahrer auf Sylt verunglücken öfter“ (Sylter Rundschau); „Deutsche setzen ihr Kind auf ein Kalb: Bauer riegelt Alm ab“ (Oberösterreich-Nachrichten).
Eigentlich ist es in Berlin doch gar nicht so schlecht, oder? Vor allem, weil es nur hier den Checkpoint gibt – morgen wieder mit meinem Kollegen Julius Betschka.
Schöne Ferien noch,