Lockere Wolken, sonst reichlich Sonnenschein bei maximal 28°C

Strafrechtliche Ermittlungen gegen Ex-RBB-Intendantin Schlesinger aufgenommen Elektronische Werbetafeln sind gewaltige Stromfresser Studie deutet auf Gesundheitsgefahr durch Bakterien in Berliner Gewässern hin

nach einem kleinen Abstecher in die Weltgeschichte haben wir heute wieder heimische Grüße erhalten von CP-Leserin Anke Golbs: „Einfach mal abhängen – Komplette Entschleunigung! Mit dem Hausboot auf dem Storkower See.“

Foto Anke Golbs (Storkower See)

Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint@tagesspiegel.de

Was die zurückgetretene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger am Sonntag „persönliche Anwürfe und Diffamierungen“ nannte, heißt bei der Staatsanwaltschaft seit gestern „Verdacht der Untreue und Vorteilsannahme“. Auch gegen Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl, der sich im gebührenfinanzierten Audi A8 der Gattin (die Steuer für den geldwerten Vorteil wurde in Schlesingers Gehalt kompensiert) zur Messe kutschieren ließ, bei der er hoch dotierter Berater war (oder noch ist?!), wird ermittelt. Das gilt ebenso für Wolf-Dieter Wolf, beruflich als Aufsichtsratschef der Messe und Verwaltungsratschef des RBB unterwegs. Der finanzielle Schaden scheint beträchtlich, der moralische und politische unermesslich.

Einen Blick in die legendäre 13. Etage („repräsentative Umgebung“, wie es der RBB-Pressesprecher nennt) gibt’s hier.

Nächsten Dienstag will der Senat beschließen, wo und wie Berlin im Winter Energie spart. Dabei drängen sich die allenthalben strahlenden Reklametafeln (gegen die nach erster Einschätzung der Verwaltung wenig auszurichten sei) auf fast schon obszöne Weise ins Blickfeld. Das gilt erst recht für ihren Stromverbrauch: „So eine digitale Werbetafel verbraucht so viel Strom wie 10 Einpersonen-Haushalte, die großen mit 40.000 kWh so viel wie 30“, twitterte der Pressereferent der Hamburger Architektenkammer. Eine CP-Nachfrage bei der Initiative „Hamburg werbefrei“ bestätigt – unter Verweis auf Unterlagen der Firma Wall – das Ausmaß der Stromfresserei. Bei beidseitig leuchtenden Werbetafeln ist der Verbrauch sogar doppelt so hoch, während beleuchtete analoge Plakate mit knapp 600 kWh auskommen.

Die Dürre ist so dramatisch, dass jetzt selbst in Berlins gestauten Gewässern manche Pegel sinken. Genauer steht das heute im Tagesspiegel; als Bonus gibt’s hier die Erklärung, wie die homöopathischen Durchflussmengen in Havel, Spree & Co. gemessen werden: im Ultraschalllaufzeit- oder -dopplerverfahren. Dabei reflektieren Partikel im Wasser ein ausgesandtes Signal. Die Bewegung des Wassers wird anhand der Differenz aus Hin- und Rückwegsignal (Laufzeitverfahren) oder durch die Veränderung der Reflexion (Dopplerverfahren, bekannt auch vom „Tatütata“ vorbeifahrender Einsatzwagen) erkannt. Das funktioniert laut Umweltverwaltung nicht nur bei minimaler Fließgeschwindigkeit (typisch für die sommerliche Stadtspree sind 1-5 cm pro Sekunde) zuverlässig, sondern auch bei umgekehrter Fließrichtung wie zurzeit in der Müggelspree.

Während einst der Killerwels vom Schlachtensee das Sommerloch zu füllen pflegte, übernimmt das in diesem Jahr der Künstler Nico Sauer. Der berichtet unter Berufung auf Badegäste in der „taz“, dass sich im Tegeler See ein Monster befinde. Rote Augen soll es haben und unter Wasser die Namen von Leuten rufen, erzählt Sauer am CP-Telefon. Auf einem Tonmitschnitt ist allerdings kein Name zu hören, nur Gerumpel in U-Moll. Am kommenden Sonntag soll das Geschöpf nach Sauers Überzeugung auftauchen. Zufällig endet da auch das „Monsterjagdcamp“ des Künstlers und einiger Getreuer am See. CP-Servicehinweis: Während das Monster Richtung Spandau und Wannsee ungehindert abhauen kann, sind die weiter östlich gelegenen Berliner Stadtteile durch die Charlottenburger Schleuse geschützt.

Telegramm

Wir schauen kurz auf die aktuellen Entwicklungen in Russlands Krieg gegen die Ukraine:

+++ Laut einer ukrainischen Informationsbehörde haben die russischen Besatzer das Kernkraftwerk Saporischschja verkabelt und seien bereit, es in die Luft zu sprengen.

+++ Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums sind seit dem Überfall bisher 70.000 bis 80.000 russische Soldaten verletzt oder getötet worden.

+++ Ukrainischen Verteidigern des Stahlwerkes Azovstal in Mariupol droht vor einem Gericht der russisch dominierten „Volksrepublik“ Donezk die Todesstrafe.

In unserem Liveblog können Sie sich jederzeit aktuell informieren.

Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte sponsert nach eigenen Angaben eine Ausstellung und Honorare ukrainischer Künster/innen im Haus Schwarzenberg bis zum 20. August. Alle Infos gibt’s hier.

Der Brand auf dem Sprengplatz Grunewald ist zwar im Wesentlichen gelöscht, aber im Boden ist die heiße Phase noch nicht vorbei. Wegen der latenten Explosionsgefahr soll die Avus auch heute noch gesperrt bleiben, zumal es gestern neue Explosionen gab. Da möglicherweise Munition oder Splitter in den Wald geflogen sind, darf auch die Umgebung nicht betreten werden (Q: B.Z.).

Verschwörungstheorie zur Brandursache: Der Grunewald hat mit dem Rauchen angefangen, nachdem sich der Sportverein „SC grüne Lunge e.V.“ am S-Bahnhof Grunewald aufgelöst hat. (Q: Amtsblatt, S. 2127). Gläubiger können Ansprüche anmelden, Ungläubiger betrachten die Sache bitte als erledigt.

Wie viele „verkehrsrechtliche Anordnungen“ für Filmdrehs gab es in Berlin im Jahr 2021? 2021! In diesem Jahr waren es bis Mitte Juli 1104, teilt die Verkehrsverwaltung (auf Anfrage von Oliver Friederici, CDU) mit. Drei Tage Vorlauf für die temporären Halteverbote müssen reichen, denn „ein im öffentlichen Straßenraum geparktes Auto nimmt weiterhin am Straßenverkehr teil“. Abgefahrene Rechtslage!

„Ein elektrischer Radiator tut höchstens der Psyche gut“, hat mir Michael Geißler gesagt, Chef der Berliner Energieagentur, mit dem ich über realistische Einsparmöglichkeiten für Privatleute und Behörden gesprochen habe und über die Aussichten für den Winter (T+). Das mit den Radiatoren können Sie gern weitersagen, damit es sich herumspricht. Denn gestern meldete das Vergleichsportal Verivox, dass 30 Prozent aller Haushalte den Kauf elektrischer Heizungen erwägen – und warnt vor den immensen Stromkosten. Sofern nicht vorher die Sicherung rausfliegt, weil die Nachbarn auch alle welche haben.

Was gibt’s Neues in Brandenburg? In Neustadt an der Dosse begab sich die Polizei auf die Spur einer älteren Frau, die stets solo zum Einkaufen kam und einen gefüllten Wagen nach Hause schob. In ihrem Haus fanden die Beamten 13 Einkaufswagen. Vielleicht wollte die Frau eine Riesenportion Rattertouille machen, aber meine weitere Kommunikation zu dem Thema muss ich erst mit dem Chef von Hackenporsche abstimmen.

Neues von den vertrockneten Blümchen vor dem Charlottenburger Wahlkreisbüro von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (CP von gestern): „Wir werden unsere Außendekoration überarbeiten, warten aber damit evtl., bis die Baustelle vor dem Büro abgebaut wurde“, schreibt eine Mitarbeiterin. Die Verblichenen seien bereits entfernt worden. Merke: braune Pflanzen in die braune Tonne.

Behördle #22

Zitat

„Frau Dr. Slowik hat die Information darüber, dass die Kosten für ein Abendessen bei der Familie Schlesinger und Spörl dem RBB in Rechnung gestellt wurden, mit großem Erstaunen und Irritation am gestrigen Tag zur Kenntnis genommen. Es war für sie in keiner Weise ersichtlich, dass dieses Treffen einen beruflichen Hintergrund hatte. Frau Dr. Slowik und ihr Mann wurden von dem schon seit Längerem privat bekannten Ehepaar Schlesinger und Spörl zur ‚Einweihung der neuen Wohnung mit Freunden‘ eingeladen. Auch die Gesprächsinhalte waren rein privater Natur.“

Polizeisprecher Thilo Cablitz über einen Besuch seiner Präsidentin Barbara Slowik.

Die Freundschaften, die spontan zwischen hohen Funktionsträgern entstehen, kannte man in Bayern lange als ‚Amigos‘.“

Der Ex-Abgeordnete Marcel Luthe zu demselben Thema.

 

Tweet des Tages

Für jedes Kind, das wegen des 9€-Tickets einen schönen Ausflug machen kann, verschwindet ein Bläschen aus dem Champagnerglas von Christian Lindner.

@elhotzo

Stadtleben

Essen – Gözleme, diese köstlich gefüllten, hauchdünnen Teigfladen, sind eines der Highlights der türkischen Küche. Besonders lecker schmecken sie bei „Kırşehirli Gözlemeci“ in Moabit. Dort werden sie laufend frisch zubereitet, gefüllt mit Hackfleisch, Spinat oder Kartoffeln. Manch ein*e Besucher*in kam nach dem Verzehr schon umgehend zurück, um sich Nachschlag zu holen. Außerdem auf dem Menü: Manti, eine Art türkische Ravioli, mit Schmand und vielen Gewürzen. Unbedingte Empfehlung! Mo-Fr 9.30-19 Uhr, Sa 9.30-17 Uhr, Bremer Straße 75, U-Bhf Turmstraße

Berliner Gesellschaft

GeburtstagHermann Beil (81), österreichischer Theaterdramaturg und -regisseur /  „Meine Lieblingsbirgit hat heute Geburtstag! Schön, dass es dich gibt. Happy Birthday! Deine Manu“ / Annegret Kramp-Karrenbauer (60), ehem. Bundesverteidigungsministerin / Petra Pau (59), für die Linke im BT, Vizepräsidentin des Bundestages / Otto Rehhagel (84), ehem. Fußballspieler und -trainer, ehem. Hertha-BSC-Trainer / Michaele Schreyer (71), ehem. EU-Kommissarin (1999-2004, Grüne) / Anne Tismer (59), Schauspielerin, u.a. an der Schaubühne, Mitbegründerin des Ballhaus Ost / Dr. Wilhelm Wiegreffe (79) „Meinem Gefährten, Mentor, Hoffotografen und Lebensberater, zum 79. alles Liebe!“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Bernd Döring, verstorben am 20. Juli 2022 / Prof. Dr. med. Manfred L’age, * 9. September 1934, Ärztlicher Direktor und Chefarzt a.D., Träger des Bundesverdienstkreuzes / Thorsten Schaer, verstorben am 18. Juli 2022, Deutsche Bahn / Ingeborg Ullrich, * 1. März 1942 / Peter Weiher, * 12. Juli 1941

StolpersteinEmma Helene Eisenberg (geb. Adler) kam am 4. Juli 1872 im fränkischen Grünstadt zur Welt. In Berlin lebten sie und Louis Adler, mit hoher Wahrscheinlichkeit mit ihr verwandt, an der Trautenaustraße. Heute vor 80 Jahren, am 9. August 1942, nahm Emma Helene Eisenberg sich das Leben. Im Juli hatten die Nationalsozialisten Louis Adler nach Theresienstadt deportiert, wo er, ebenfalls am 9. August 1942, ermordet wurde. An der Trautenaustraße 16 in Wilmersdorf erinnert ein Stolperstein an Emma Helene Eisenberg und Louis Adler.

Encore

An dieser Stelle gibt’s in den Sommerferien jeden Tag einen Neun-Euro-Ticket-Tipp für Kurzentschlossene. Alles, was Sie tun müssen, ist: den Checkpoint lesen, um 9 Uhr am Hauptbahnhof stehen und losfahren. Heute zum Beispiel geht es nach O... Und zum Probe-Abo hier entlang.

Für diesen Checkpoint hat Lotte Buschenhagen recherchiert und mitgeschrieben. Das Stadtleben verantwortet Sarah Borufka, die Frühproduktion Kathrin Maurer. Bis morgen!

Ihr Stefan Jacobs

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