Träume sind Schäume, und Tag für Tag wird uns Tagträumern mehr gewahr: Diesen Sommer der versuchten Lockerheit können wir uns nicht mehr lange aufschäumen. Der Herbst der Pandemie naht mit einer immer höheren Bugwelle, die noch manche Gewohnheit hinwegspülen und einige Träume unter sich begraben könnte. Zum Beispiel von einem Getränk oder einem Essen unter freiem Himmel, weil drinnen die womöglich krankheitsbringende Luft nicht richtig gut verduften kann. Wie also wird im Herbst und Winter das Bier „für hier“ aufgeschäumt, wenn sich weiterhin kaum einer in die Cafés und Restaurants hineintraut? Die Betreiber wollen nun aus Sorge Pilze neben jedes Pils stellen – Heizpilze, obwohl die ja fürs Klima giftig sind. Berlins Bezirke sagen dazu in all ihrer berlinischen Bezirklichkeit: „Nein“ (Friedrichshain-Kreuzberg), „Vielleicht“ (Charlottenburg-Wilmersdorf), „Weiß nicht“ (weil das Verbot doch „Vorgabe des Landes“ sei; Pankow) oder „Kommt drauf an“ (auf die Emissionswerte; Treptow-Köpenick). Und so bleibt den Barbetreiberinnen und Restaurantbesitzern (ganze Recherche hier bei Tagesspiegel plus) wohl nur, sich lieber keine wutschäumenden Gedanken um ihre Zukunft zu machen. Und wir zittern weiter, was passiert, falls dieser Sommertagtraum seine Schaumkrone verliert.
Herbstlich willkommen in der Realität! Seit dem Revolutionsherbst 1989 hat sich Berlin neu erfunden, als Hauptstadt mit Kiezhausenanschluss und Kleinflughafen, genauso als Weltstadt und Allerweltsliebling Kreuzberg. Und doch sind manche Ecken geblieben, als sei die deutsch-deutsche Einheit eine Keinheit, als seien die Zeiten ohne die Zeitenwende stehen geblieben, auch wenn die Menschen weitergegangen sind (manche mussten dafür wieder aufstehen) und heute fast achtlos, aber nicht ohne Achtung an den Orten ihrer eigenen Verortungen vorbeilaufen.