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Auch Landesbeamte leiden unter Behörden-Ping-Pong Michael Müllers Büro „verschenkt“ Ramsch aus dem Bundestag Der ewige Bauzaun, Teil II

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der Nikolaus musste heute offensichtlich noch ein paar Socken, Stiefel und Flip-Flops (siehe Comic) füllen, bevor er sich der Auslieferung des Checkpoints widmen konnte. Wir bitten die Verspätung zu entschuldigen, starten dafür aber jetzt mit folgender erfreulichen Meldung:

Der Schachsport boomt – auch in der Hauptstadt. Während in Singapur Ding Liren und Dommaraju Gukesh derzeit um den Weltmeistertitel spielen, freut sich Paul Meyer-Dunker, Präsident des Berliner Schachverbands, über stetig steigende Mitgliederzahlen. Zählten die rund 50 Berliner Schachvereine 2020 noch 2600 Mitglieder, sind es aktuell 3350

Meyer-Dunker sieht „viele kleine Schach-Booms“ als Ursache, vom pandemiebedingten Siegeszug des Online-Schachs über die extrem erfolgreiche Netflix-Serie „The Queens Gambit“ bis zu Etablierung von immer mehr Schach-Influencern in den sozialen Medien. „Die sorgen dafür, dass Schach auf einmal cool ist“, sagt Meyer-Dunker.

Auch deswegen drückt er bei der WM, bei der es aktuell unentschieden steht, Gukesh die Daumen. Der erst 18-jährige Inder könne die Rolle als Botschafter für den Sport besser verkörpern als der zurückhaltende Ding, glaubt Meyer-Dunker. Vom Land Berlin wünscht er sich gleichzeitig etwas mehr Unterstützung. 25.000 Euro bekomme der Verband aktuell, eine „sinnvolle Leistungssportförderung“ sei damit nicht möglich.

Ein Team in der Schach-Bundesliga hat Berlin derzeit nicht, dafür aber eine Weltmeisterin im Seniorinnenbereich. Brigitte Burchardt vom SC Rotation Pankow holte sich am vergangenen Wochenende den Titel in der Altersklasse Ü65.

Nun aber direkt hinein in die Untiefen der Berliner Verwaltung. Die „Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung“ wurde beim Regierungswechsel 2023 von der Justizverwaltung in die Sozialverwaltung verschoben. Nichts Ungewöhnliches bei der Bildung eines neuen Senats. In diesem Fall ist die sogenannten „Umressortierung“ aber gehörig schiefgegangen.

Die Arbeitsplätze der Landesstelle blieben trotz des Ressortwechsels im Haus der Justizverwaltung in Schönberg, die Beschäftigten sind dort aber nicht mehr wirklich willkommen. In einem Brandbrief an den fachlich zuständigen Staatssekretär in der Sozialverwaltung, Max Landero, beklagen sie, dass sich ihre „Arbeitsbedingungen in der Salzburger Straße zunehmend verschlechtern“ und die „Arbeitsfähigkeit derzeit stark eingeschränkt“ sei. Das liege unter anderem an der „prekären Raumsituation“ und „unklaren Zuständigkeiten“ zwischen Justiz- und Sozialverwaltung.  Insbesondere wenn es zu Problemen mit der IT kommt, müssten die Beschäftigten lange auf Lösungen warten.

Auf Checkpoint-Anfrage machen beide Verwaltungen dann genau das, was die Beschäftigten beklagen – sie schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. „Wir schauen, was unsere Verwaltung verbessern kann“, sagte Staatssekretär Landero dem Checkpoint. „Ich erwarte aber jetzt vor allem maximale Kooperation von der Senatsjustizverwaltung zum Wohle der Beschäftigten.“

Die Justizverwaltung wiederum macht zunächst klar, dass sie die Beschäftigten lieber heute statt morgen loswerden will. „Die Leitung der SenASGIVA [Sozialverwaltung] wurde angesichts der hiesigen beengten Raumsituation mehrfach schriftlich und mündlich aufgefordert, eine alternative Unterbringung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen“, teilte eine Sprecherin dem Checkpoint mit. Die konkreten Probleme der Beschäftigten würden zudem fast alle in der Zuständigkeit der Sozialverwaltung liegen.

Falls Sie das nächste Mal unzufrieden mit der Berliner Verwaltung sind, denken Sie daran: Unter dem Behörden-Pingpong haben nicht nur die Bürgerinnen und Bürger zu leiden, sondern auch die Landesbeamten selbst.
 

Erinnern Sie sich an den ewigen Bauzaun in der Charlottenstraße? (Falls nicht: Der Zaun steht dort seit rund 20 Jahren, ohne dass an dem abgesperrten Gehweg erkennbar Baumaßnahmen stattfinden, Checkpoint vom 19.11.). Stephan Frucht, Vorsitzender des Kulturausschusses beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller, hatte uns Mitte November auf das Thema aufmerksam gemacht – und hat die Beseitigung des Zauns nun offenbar zu seiner persönlichen Lebensaufgabe erklärt.

Nachdem Frucht zunächst Bausenator Christian Gaebler persönlich aufgefordert hatte, den Zaun gemeinsam zu entfernen (was der wegen fehlender Zuständigkeit ablehnte), hat Frucht nun Anfang der Woche ein Schild am Zaun angebracht: „20 Jahre Bauzaun sind genug“, steht darauf.

Außerdem wird das (tatsächlich zuständige) Bezirksamt Mitte aufgefordert, den Zaun endlich zu entfernen. Es gehe ihm dabei um mehr als um diesen einen Bauzaun, sagte Frucht dem Checkpoint. Dieser stehe lediglich besonders symbolhaft für viele Dinge, die in Berlin seit vielen Jahren nicht mehr wirklich vorankommen würden.

Besserung scheint im konkreten Fall nicht in Sicht. Das Bezirksamt wies, wie berichtet, auf die angekündigte Sanierung des Gehwegs durch die Verkehrsverwaltung. Die ist aktuell mit der „Vorplanung“ für die Baumaßnahme beschäftigt. Priorität hat diese aber offenbar keine. In der Sparliste des Senats taucht nämlich auch die „Erneuerung der Charlottenstraße zwischen Dorotheenstraße und der Straße Unter den Linden“ auf. Von 300.000 Euro werden 100.000 gestrichen.

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Am heutigen Nikolaustag versteckt sich hinter unserem Türchen Nr. 6 im Checkpoint-Adventskalender ein Erlebnistag für eine Familie auf dem Werderaner Tannenhof, inklusive Weihnachtsbaum, Schlittschuhlaufen sowie kulinarische Leckereien zum Gewinnen.

Die Chance, dieses und weitere „Erlebnistürchen“ zu öffnen, haben Sie mit einem Abo der Checkpoint Langstrecke. Dort erfahren Sie heute außerdem exklusiv, welcher neue Aufgabe Ex-Verkehrssenatorin Manja Schreiner nun nachgeht und warum die Landesdatenschutzbeauftragte die Haushaltskürzungen des Senats für gefährlich hält. Hier können Sie die Checkpoint Vollversion 2 Monate lang für nur 2 Euro testen. Zusätzlich erhalten Sie damit Zugriff auf alle Plus-Texte auf tagesspiegel.de.

Telegramm

Die neue Landesregierung in Brandenburg nimmt Form an. Neue Gesundheitsministerin für das BSW in Brandenburg soll Britta Müller werden, Ex-SPDlerin und aktuell Chefin der Pflegekasse der AOK in Sachsen-Anhalt. BSW-Landeschef Robert Crumbach wird Finanz- und Europaminister. Detlef Tabbert soll mit dem Verkehrsministerium das dritte BSW-Ressort leiten. Heute finden jeweils Landesparteitage von SPD und BSW, um über den Koalitionsvertrag abzustimmen.

Wer in Berlin zu faul ist, zum Müllcontainer zu gehen, schmeißt sein Gerümpel in einen Karton und stellt ihn auf die Straße. Diese Praxis beherrscht offensichtlich auch der Ex-Regierende Michael Müller (SPD). Vor seinem Wahlkreisbüro in der Bleibtreustraße stand in den vergangenen Tagen ein Karton mit der Aufschrift „zu verschenken“.

Darin unter anderem: eine Ausgabe der „Motorwelt“, zwei leere Schachteln, ein Jutebeutel, ein Grundgesetz im Mini-Format und mehrere Broschüren des Deutschen Bundestags. Ob das für die Wiederwahl reicht?

Umfrage: Haben Sie schon mal was auf die Straße gestellt?

Eine Lotto-Filiale in Steglitz-Zehlendorf wartet seit fast drei Wochen darauf, dass sich ein Gewinner von rund 1,1 Millionen Euro meldet. Bereits seit anderthalb Jahren wartet die Filiale gar darauf, dass ein Gewinn in Höhe von rund 400.000 Euro geltend gemacht wird. Falls die Betreffenden nicht wollen, wir wüssten einen Finanzsenator, der Interesse hat.

Sie wollen hoch hinaus? Das Restaurant im Berliner Fernsehturm, das ab Ostern 2025 von Tim Raue geleitet wird, sucht eine Küchenchefin beziehungsweise einen Küchenchef (zur Bewerbung geht’s hier). Wenn Sie jetzt bereits von einem Arbeitsplatz mit Aussicht träumen, müssen wir Sie enttäuschen. Gekocht wird wegen des Brandschutzes unten im Turm.

Das Hanf Museum im Berliner Nikolaiviertel feiert heute seinen 30. Geburtstag. „Es weht ein Duft von Freiheit”, sagt Museumsleiter Steffen Geyer dem Checkpoint angesichts der Cannabislegalisierung im April. Die Angst, „die ein halbes Jahrhundert unsichtbar auf unseren Schultern lastete“, sei verschwunden. Und: Die Besucher des Museums seien “bürgerlicher” geworden. “Viele unserer neuen Gäste haben nichts mit Hanf zu tun. Sie wollen sich informieren, weil die Medien über Cannabis sprechen. Das nimmt vielen die Scheu.”

Oben am Turm im Rathaus Spandau weht seit Mittwoch endlich wieder die Bezirksflagge. Fünf Jahre hat es gedauert, den schrottreife Mast zu ersetzen – was im Vergleich zum Fahrstuhl im Rathausturm aber noch ganz passabel erscheint. Der liegt seit den letzten Kriegstagen 1945 zerstört am Boden, wie André Görke in seinem aktuellen Spandau-Newsletter berichtet (zum Abo geht’s hier).

Und gleich noch ein rundes Jubiläum: Zum 50. Mal öffnet heute der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt in Neukölln, der traditionell am zweiten Adventswochenende stattfindet (und auch nur an diesem Wochenende). Das Bezirksamt Neukölln weiß offenbar vor lauter Superlativen gar nicht wohin mit sich und freut sich über „das vielleicht romantischste Jubiläum des Jahres“.

Falls Sie auf den zahlreichen Weihnachtsmärkten der Stadt noch nicht alle passenden Geschenke gefunden haben, versuchen es doch mal beim Berliner Hauptzollamt. Das versteigert gerade unter anderem einen Akkuschrauber, mehrere Matchbox-Autos und eine X-Box One mit zwei Spielen (Halo Combat Evolved Anniversary und Star Wars Battlefront). Hier geht’s zu den Auktionen.

Zitat

„Wir denken jedes Mal, dass wir wissen, was am höchsten geht. Wir liegen immer falsch.“

Lena Winter leitet das Auktionshaus am Grunewald, in dem Kunst zugänglicher werden soll und auch zu erschwinglichen Preisen versteigert wird. Im Interview mit Julia Schymura (T+) spricht Winter über ihr Verständnis von Kunst und warum in ihrem Haus nach jeder Versteigerung  geklatscht wird.

 

Kiekste

Drohung oder Versprechen …? Schnappschuss vom Smoothie-Stand auf dem Schöneberger Winterfeldtmarkt. Wir freuen uns auf Ihre Berlin-Fotos: checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

GeburtstagSabrina Gregor-Mockenhaupt (44), Langstreckenläuferin, vielfache nationale Meisterin, sie siegte 2009 beim Berliner Halbmarathon / Marius Müller-Westernhagen (76), Sänger („Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“), im Oktober 2016 spielte er ein MTV-Unplugged-Konzert in der Berliner Volksbühne u.a. mit Udo Lindenberg / „Dem Steinsetzer und Tiefbauingenieur Siegfried Sczepan (Sieke) zum 89. Geburtstag alles erdenklich Gute von seiner Familie“ / „Lieber Wolfram, zu Deinem 75. Geburtstag gratuliert Dir recht herzlich Deine Gine!“
Nachträglich: „Dr. Karl-Peter Schackmann-Fallis, Ökonom, Staatssekretär a.D., langjähriges Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes feierte gestern seinen 70. Geburtstag.“

Sonnabend – „Mein liebes Frauchen Rita Lang wird heute 90 Jahre alt. Welch ein Tag ist das, welch eine Zeit und was für Freude für die ganze Familie. Wir gratulieren alle, wünschen vor allem Gesundheit. Dein Ehegatte Thomas, Tochter Pia mit Carsten, Tochter Manuela mit Holger, sowie Verwandte und Nachbarn. Wir lieben Dich! Lass Dich drücken!“ / Sebastian Scheel (49), Politiker (parteilos, vorher Die Linke), bis 2021 war er in Berlin Senator für Stadtentwicklung und Wohnen

SonntagLars Düsterhöft (43), Politiker (SPD), MdA / „Regine Kortum (50), weltbeste große Schwester. Danke für alles! Auf dich und auf viele weitere Schwesti-Jahre!“ / Michael Naumann (83), Journalist und Verleger, u.a. erster Kulturstaatsminister, bis 2010 einer der Herausgeber der „Zeit“, Gründungsdirektor der Barenboim-Said-Akademie in Berlin / Martin Semmelrogge (69), Schauspieler („Das Boot“, „Die Vorstadtkrokodile“) und Synchronsprecher, in der Neuinszenierung der „Rocky Horror Show“ im Berliner Admiralspalast war er der Erzähler

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Wolfang Abromeit, *22. Januar 1941, verstorben am 7. November 2024 / Manfred Eichel, * 9. Juli 1938, verstorben am 14. November 2024 / Günter Kunde, * 27. Mai 1934, verstorben am 27. November 2024 / Hans von Bresinsky, * 2. Februar 1934, verstorben am 21. November 2024

StolpersteinGerda Kroch kam am 24. Mai 1911 in Berlin zur Welt. Ihr Vater hatte 1901 die Chemische Fabrik „Zündnelke“ gegründet, die zeitweise bis zu 100 Angestellte beschäftigte. Gerda arbeitete dort als Prokuristin und war einige Jahre – bis die Firma 1940 von den Nationalsozialisten liquidiert wurde – Mitinhaberin. Sie war verheiratet mit Ulrich Simon-Süssmann. Beide wurden am 17. Mai 1943 nach Auschwitz deportiert. Gerda wurde dort am 6. Dezember 1943 ermordet. An Gerda Simon-Süssmann erinnert ein Stolperstein in der Lobeckstraße 45 in Kreuzberg.

Encore

Heute Morgen um 11 Uhr will der Berliner Zoo die Namen für die beiden Panda-Zwilling bekannt geben. Nach der zweifelhaften Taufe des weiblichen Flusspferds Toni, das nach dem männlichen Fußballer Antonio Rüdiger benannt wurde, hat der Zoo diesmal auf einen offiziellen Aufruf für Namensvorschläge verzichtet.

Nichtsdestotrotz habe der Zoo „viele Zusendungen und Vorschläge erhalten, die als Inspirationen eingeflossen sind“, wie eine Sprecherin dem Checkpoint mitteilte. Ob auch der Regierende Kai Wegner einen Vorschlag eingereicht hat, wissen wir nicht. Was wir wissen: Er wird der Taufe heute persönlich beiwohnen.

Christoph Papenhausen, Anna Thewalt und Robert Kiesel haben diesen Checkpoint mit Recherchen und Hinweisen unterstützt. Antje Scherer hat das Stadtleben verfasst und Jasmine Dellé diese Ausgabe produziert. Morgen begleitet Sie hier Jessica Gummersbach ins zweite Adventswochenende.
Auf bald,

Ihr Daniel Böldt

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