der Mann trug eine kleine gelbe Schleife an der Jacke. Das Symbol wird als Zeichen der Solidarität verwendet, es ist im Laufe der Geschichte in vielen verschiedenen Kontexten gebraucht worden, derzeit wird es von einigen als Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 verwendet. „Bring them home now“ stand darauf, „Bringt sie jetzt nach Hause“ – gemeint sind natürlich die in Gaza verbliebenen Geiseln. Doch auf den Straßen Berlins können solche kleinen Symbole bereits gefährlich werden: Demoteilnehmer griffen den Mann am Samstagabend an und versuchten seine Tochter, eine israelische Touristin, in die Menge hineinzuziehen. Sie soll zuvor etwas Proisraelisches gerufen haben, was die Polizei am Sonntagabend nicht näher benennen konnte. Beide wurden leicht verletzt, vier Männer wurden festgenommen.
Die Angst vor Übergriffen gehört in Berlin seit einem Jahr zum Alltag von Jüdinnen und Juden. „Kaum jemand wagt sich noch, mit einer Kippa auf dem Kopf in der Öffentlichkeit zu zeigen“, schreibt der Historiker und Politikwissenschaftler Julius H. Schoeps in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel.
Seine Mütze mit dem Schriftzug „Tel Aviv“ habe er eingemottet, sagt ein Berliner Jude, der für seine eigene Sicherheit lieber anonym bleiben möchte. Er achte im Alltag penibel darauf, nicht als Jude erkannt zu werden und denke darüber nach, Deutschland mit seiner Familie zu verlassen. „Viele meiner jüdischen Freunde sitzen auf einem fertig gepackten Notfallkoffer.“
Wie beschämend, dass Berlin das zulässt – fast 80 Jahre nach dem Ende des Holocausts, der in dieser Stadt geplant wurde.
Seit dem 7. Oktober 2023 registrieren Polizei und Justiz einen deutlichen Anstieg antisemitischer Straftaten. Es laufen 3400 Verfahren im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt, weitere 5300 Fälle liegen noch bei der Berliner Polizei. Allein am Samstag wurden bei sogenannten propalästinensischen Demos 49 Menschen festgenommen. Am Sonntag versammelten sich rund 3500 Menschen und zogen vom Kottbusser Tor zum Hermannplatz. Die Lage ist zeitweise eskaliert, es gab körperliche Angriffe, Flaschenwürfe, mindestens 20 verletzte Polizisten – bis die Demo wegen „allgemein unfriedlichen Charakters“ schließlich aufgelöst wurde.
Hunderte Einsatzkräfte waren das gesamte Wochenende über auf den Straßen, 2000 sollen es heute werden. Am ersten Jahrestag des Hamas-Massakers bereitet sich die Berliner Polizei auf einen Großeinsatz vor.
Am Brandenburger Tor versammelten sich gestern gleichzeitig rund 500 Menschen, um ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck zu bringen. Ein Problem mit gewaltbereiten Menschen gebe es bei den proisraelischen Demonstrationen übrigens nicht, sagte Martin Matz, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, gestern in der Abendschau.
„Viele Gesprächsfäden sind in diesem schwierigen Jahr abgerissen, auch in Berlin. Das ist eine große Herausforderung für unsere Stadt und unser friedliches interkulturelles Zusammenleben“, sagte Markus Dröge, Vorstand der Stiftung Zukunft Berlin, dem Checkpoint. Seine Stiftung sehe es als ihre Aufgabe, neue Brücken zu bauen, „wo immer das mit gemeinsamen freiheitlichen Werten möglich ist“.
„Die gemeinsame Sorge um den Frieden im Nahen Osten eint uns. Nur wo Zuhören möglich ist, und Gespräche geführt werden können, entstehen Brücken des Verstehens.“ Er appelliert an alle Berlinerinnen und Berliner „Gewalt im städtischen Diskurs zu ächten, friedlich der Opfer zu gedenken und den offenen demokratischen Dialog zu verteidigen.“
Wer friedlich gedenken möchte, hat dazu heute ab 17 Uhr die Gelegenheit: Die Veranstaltung beginnt mit einem Interreligiösen Gottesdienst in der Gedächtniskirche, um 17.45 Uhr führt ein Stiller Gedenkweg zum Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße, wo das Zentrale Gedenken stattfindet.
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Vom 7. bis 13.10. zeigt die Berlin Food Week im 10-jährigen Jubiläum, wie gut Genuss und Nachhaltigkeit zusammenpassen. Das Food-Festival präsentiert Apéro-Events bei French Affair, das Pop-Up Restaurant Food Clash Canteen und neue Food-Trends und Manufakturprodukte im House of Food im Bikini. Das komplette Programm gibt es auf www.berlinfoodweek.de
Wie der Versuch eines Statements nach hinten losgehen kann, erlebt gerade Alfonso Pantisano, Queerbeauftragter des Berliner Senats. Um zu belegen, dass auch ein „schwuler Italiener“ (Eigenbeschreibung Pantisano) „muslimisch gelesen“ werden könne, postete Pantisano ein Foto von sich mit einer arabischen Kopfbedeckung auf seinem Instagram-Account (zu sehen hier). Und das kam so: In einem Spiegel-Interview hatte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert gesagt, als schwuler Mann erlebe er, dass es „aus muslimisch gelesenen Männergruppen häufiger zu einem homophoben Spruch“ komme als von anderen. „Natürlich ist der Großteil der Muslime in meinem Wahlkreis nicht homophob“, sagte Kühnert. „Aber die, die es sind, schränken meine Freiheit ein und haben kein Recht darauf. Und darüber werde ich nicht aus taktischen Gründen schweigen.“
Der Berliner Queerbeauftragte, ebenfalls SPD, konterte darauf mit den Worten „Lieber Kevin, echt jetzt?“. Queerfeindlichkeit gebe es von allen Herkünften und Hintergründen, von allen Sprachen, von allen Hautfarben – und habe auch viel mit Religionen zu tun. „Aber warum wir uns immer die Muslime als singuläres Phänomen rauspicken, bleibt mir schleierhaft“, schrieb Pantisano am Freitag. Samstag legte er nach und warf Kühnert „antimuslimischen Rassismus“ vor: „Muslimisch gelesen“, hieße ja, dass man nach dem Aussehen urteile. „DIESE Aussage ist nicht ok.“ Um seinen Punkt zu unterstreichen, postete Pantisano das Foto, das ihn mit einer arabischen Kopfbedeckung zeigt, entstanden nach eigener Aussage für eine Werbekampagne im arabischen Raum im Jahr 2007 (wir berichteten im CP bereits über seine Model-Vergangenheit).
Dieses Bild ausgerechnet kurz vor dem Jahrestag des 7. Oktobers zu posten, empfanden nicht nur in der SPD viele als mindestens geschmacklos. „Voll daneben“, „unfassbar peinlich“, „dient der Sache nicht“, waren nur einige Äußerungen, die man gestern im politischen Berlin zu hören bekam. „Alberner Austausch einer selbstreferentiellen linken Identitätspolitik, die sich mit ihrer Täter-Opfer-Ökonomie zunehmend ad absurdum führt“, schrieb die Berliner CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein auf X. „Mit der Realität hat das alles wenig zu tun. Solidarität mit Kevin Kühnert!“
Mehmed König, Vorsitzender der AG SPDqueer, hatte Kühnert am Freitag in Sozialen Medien ebenfalls kritisiert und die Frage gestellt, „ob es zielführend ist, eine bestimmte Gruppe immer wieder als primäre Bedrohung darzustellen“. Am Sonntagabend sagte König dem Checkpoint: „Seit Jahren engagiere ich mich in der Politik und sehe es als meine Aufgabe, komplexe Sachverhalte differenziert darzustellen, anstatt sie auf Aussagen zu reduzieren, die provokative Schlagzeilen hervorrufen könnten. In einer Zeit, in der Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus zunehmend gesellschaftliche Akzeptanz finden, halte ich Vereinfachungen für gefährlich und kontraproduktiv. Gerade als Sozialdemokrat fordere ich mehr Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit solchen Themen.“
Ob Alfonso Pantisano seiner Verantwortung als Queerbeauftragter des Senats noch gerecht werden kann, ist allerdings fraglich. Hinter vorgehaltener Hand wurde in der SPD gestern bereits sein Rücktritt gefordert.
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Ob im Auto, auf dem Rad oder zu Fuß: Im Straßenverkehr verwandeln wir uns manchmal in echte Monster. Wir drängeln, fluchen, sind unaufmerksam oder eigennützig. Das macht die Wege für alle anstrengender und unsicherer. Das Land Berlin setzt sich deshalb für mehr Rücksicht ein. Gemeinsam kommen wir besser an. Mehr erfahren: besser-ankommen.berlin.de
Für Freundinnen und Freunde der langfristigen Planung: Im aktuellen Amtsblatt (hier herunterzuladen) sind die Ferientermine bis 2030 terminiert. Da steht es noch einmal amtsblättlich fixiert: Die Schule beginnt im nächsten Jahr tatsächlich bereits am 2. Januar (Donnerstag), vermutlich mit einem Katerfrühstück aller Beteiligten. Dafür gibt’s einen zusätzlichen schulfreien Tag nach Pfingsten (Dienstag, 10. Juni) und ein weiteres langes Wochenende über den 1. Mai (Freitag, 2.5. ist schulfrei).
Und für alle, die jetzt schon ihre Handtücher auswerfen wollen: Genießen Sie die späten Sommerferien (Beginn 2025 am 24. Juli). Ab 2026 springt der Kalender wieder auf Anfang Juli zurück, ab 2027 finden dann die Einschulungen für mindestens drei Jahre bereits Mitte August statt. Oder wie wir es nennen: heiße Familienphase.
Heiße Phasen könnten Familien mit Kita-Kindern in öffentlichen Trägern auch in dieser Woche bevorstehen. Der Streit um einen unbefristeten Streik in den Kitas geht in die nächste Instanz: Das Landesarbeitsgericht entscheidet über die Berufung, betroffen sind 26.000 Kinder und ihre Familien.
Während Sie auf eine Entscheidung warten, empfehle ich Ihnen die Rückschau meiner Kollegin Susanne Vieth-Entus auf den bislang längsten Ausstand im öffentlichen Dienst der Nachkriegsgeschichte. Zehn Wochen wurde damals gestreikt – ohne Ergebnis. Die Parallelen zu heute sind verblüffend, Zitat des legendären Leiters der Berlin-Redaktion im Tagesspiegel: „…indes gibt die Gewerkschaft zu erkennen oder erhärtet zumindest den Verdacht, daß sie sich mit Verbesserungen keineswegs begnügen, sondern eine Berliner Extrawurst durchdrücken will“. Kinder, wie die Zeit stillsteht!
Verblüffend ist auch diese Meldung: Tausende Kitaplätze sind frei. Weil die Geburtenrate eingebrochen ist, rechnet der Senat momentan mit 34.300 freien Plätzen. Zwar sinkt dieser Wert erfahrungsgemäß im Winter wieder, dennoch gibt es in Berlin plötzlich etwas, das jahrelang undenkbar schien: Wahlfreiheit. Mal sehen, ob die Stadt es schafft, diesen Zustand zu umarmen oder gar den Betreuungsschlüssel zu verbessern, oder die Plätze gleich wieder zur Sparmasse verarbeitet werden. Und dann heißt es wieder: Nein, Luca, wir haben leider keine Knete mehr.
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Seun Kuti & Egypt 80 im HKW: Am 15. Oktober feiert das Haus der Kulturen der Welt das Leben und Werk von Fela Kuti, einem der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Ein Felasophisches Treffen vereint Musiker*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, um ihn zu würdigen – mit Konzerten von Ekow Alabi & The Berlin Afrobeat Company sowie Seun Kuti & Egypt 80 und einer Listening Session von She Driver.
Tickets
Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ Die Hamas tötete auch eine Berliner Studentin: „Jetzt ist doch etwas passiert“, schreibt Carolin Bohl an ihre Mutter. Sie und ihr Bekannter kehrten nicht vom Supernova-Festival in Israel zurück.
+ „Namensrecht ist diskriminierend“: Warum eine Kreuzberger Familie fast ein halbes Jahr auf die Geburtsurkunde für ihre Tochter warten musste.
+ Festival of Lights: Das sind die besten Routen, um möglichst viel zu sehen.
+ Wasserschäden, kaputte Kabel und ein Todesfall. Mieter in der Zionskirchstraße in Mitte fühlen sich zum Auszug gedrängt.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Apropos Verlosung: Sie können den Checkpoint endlich mal wieder live erleben. Beim „Mit Vergnügungspark“ der Kollegen von „Mit Vergnügen“ bespielen wir am Samstag, 19. Oktober, den ganzen Tag einen Stand. Außerdem wird Ann-Kathrin Hipp eine Runde Berlin live mit Wilson Gonzales Ochsenknecht aufnehmen. Tickets gibt’s hier. Wir verlosen 5x2 Tickets unter unseren Abonnentinnen und Abonnenten. Schreiben Sie einfach „Vergnügen“ an checkpoint@tagesspiegel.de – wir freuen uns, Sie dort zu sehen!
Passend dazu, haben wir haben den Regierenden Bürgermeister gerade beim Tischtennis erwischt (Beweis). Das Foto legen wir uns schon mal auf Taste für den Tag, an dem die Verwaltungsreform endgültig abgesagt wird (Zeile: „Wegner bleibt beim Behördenpingpong“).
Wirklich aussagekräftig ist allerdings ein anderes Foto auf Wegners Instagram-Account. Der Regierende zeigt stolz auf einen Slogan der neuen Werbekampagne: „In Berlin läuft vielleicht nicht immer alles rund, aber dafür die Besten der Welt.“ Sprachlich und inhaltlich kann man da leider nur konstatieren: die ganze Berliner Bildungskrise auf einem Plakat. Oder einfach: zum Weglaufen.
Das Bezirksamt Lichtenberg versteigert mal wieder Autos, und da sind ein paar echte Perlen dabei. Zum Beispiel zwei Taxen, ein 50 Jahre alter PKW-Anhänger (Erstzulassung Januar 1974), ein Volvo-Oldtimer (1990), aber auch: ein fast neuer Tesla (allerdings in gelb). Aber Vorsicht: „Die Fahrzeuge werden ohne gültige Kennzeichen versteigert und sind zum Teil nicht mehr fahrbereit“, schreibt das Bezirksamt. „Fahrzeugschlüssel und Fahrzeugpapiere sind in der Regel ebenfalls nicht vorhanden“, aber: „Eine gewaltsame Öffnung verschlossener Fahrzeuge ist nicht gestattet.“ Tja dann, fahren wir vielleicht doch lieber Bus (falls der mal kommt).
„Bei der Polizei Berlin ist nichts zu holen“, heißt es in einem Brandbrief an den Senat. Der Gesamtpersonalrat warnt vor Einsparungen (Q: BZ). Beispiel gefällig? „Mittlerweile hangeln sich unsere Dienststellen von Tag zu Tag, tauschen Fahrzeuge wie auf dem Gemischtwarenmarkt und die Regale werden immer leerer.“ Und kommen Sie jetzt nicht mit irgendwelchen Auktionsangeboten!
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Viel Stillstand gibt’s vermutlich die nächsten zwei Jahre auf der Avus: Heute starten die Bauarbeiten zwischen Spanischer Allee und der Brandenburger Landesgrenze (beide Richtungen). Voraussichtliches Ende (hoffentlich): August 2026.
Berlins Steuereinnahmen für Übernachtungen sind deutlich gestiegen. Im Juli waren es 10,973 Millionen Euro (vgl. Vorjahr: 4,742 Millionen). Liegt das schon an den geänderten steuerlichen Regelungen, wollte der Linken-Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg wissen (DS: 19/20321). Antwort Finanzverwaltung: Keine Ahnung. „Die auf die Gesetzesänderung zurückzuführenden kassenwirksamen Mehreinnahmen können mangels statistischer Aufzeichnungen nicht beziffert werden. Angesichts der Kürze des zur Verfügung stehenden Vergleichszeitraums ist eine belastbare Schätzung leider nicht möglich.“ Bis wir es besser wissen, nennen wir es einfach: Europameisterschaftseffekt.
Und noch ein heißer Tipp: Heute beginnt die Anmeldung für die Grundschule. Was Eltern jetzt wissen müssen, hat meine Kollegin Margarethe Gallersdörfer hier zusammengefasst.
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KI hat das Potential, unsere komplette Wirtschaft zu transformieren. Das stellt viele mittelständische Unternehmen jedoch vor große Herausforderungen. Wie KI erfolgreich und sicher im Mittelstand eingesetzt werden kann, erfahren Sie beim
Agenda Talk: KI im Mittelstand am 10. Oktober um 17:30 Uhr.
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So weit ist es gekommen: Nur München ist noch teurer als Berlin. Im Neubau liegt der Mietpreis nun bei mehr als 20 Euro pro Quadratmeter, für eine Bestandswohnung zahlt man hier laut Immoscout24 jetzt 14,19 Euro. (Q: MoPo). In Berlin sind die Mieten im vergangenen halben Jahr um 10 Prozent gestiegen. Keine Pointe.
Ab heute werden wieder die Nobelpreise vergeben. Ob Sie Chancen haben? Wenn Sie 54 und männlich sind, erhöht das Ihre Chancen deutlich. Wenn Sie sich allzu deutlich an Ihre Forschungsergebnisse erinnern, ist das allerdings ein schlechtes Zeichen: Der Preis wird in der Regel erst zwei bis drei Jahrzehnte später verliehen. Statistisch betrachtet ist es zudem hilfreich, die Initialen J oder A im Namen zu tragen. Echt? JA!
Bleiben nur noch diese beunruhigenden Nachrichten zum Schluss: Captain, äh Hurrikan Kirk nimmt Kurs auf Europa (Scotty, übernehmen Sie!) und die Helgolandfähre trieb gestern Abend nach einem Stromausfall mehrere Stunden antriebslos auf der Nordsee. Um 2.15 Uhr hatte sie das Festland wieder erreicht. Ihr Name: „Funny Girl.“ Da nehmen wir doch lieber das Schlauchboot (siehe Zitat).
Zitat
„Das Schöne ist, dass es dann aber auch leichter ist, zu gewinnen.“
Die 7-jährige Neuköllnerin Jana Pietack hat die Schlauchboot-WM in Lettland gewonnen. In ihrer Altersklasse traten zwar nur Kinder aus fünf anderen Ländern an – Weltmeisterin ist sie nun trotzdem.
Stadtleben
Verlosung – Bereits zum zehnten Mal startet am heutigen Tag die Berlin Food Week. Das Festival hat sich auf die Fahne geschrieben, Genuss und Nachhaltigkeit zu verbinden. Das umfangreiche Programm bietet über die ganze Stadt verteilt kulinarische Mitmach-Aktionen, wissenswerte Veranstaltungen, Messe-ähnliche Lebensmittel-Ausstellungen und natürlich ganz viel Essen. Am letzten Tag, am Sonntag, dem 13. Oktober, ist traditionell das Urlaubsland Österreich Mitveranstalter des offiziellen Closing-Events. „Frühschoppen ‚Austria around the world‘ – Österreich meets Berlin“. Daydrinking und Fine-Dining – bitteschön. Das umfangreiche Menü finden Sie hier. Der Austragungsort ist das Estelle Dining im Prenzlauer Berg. Für den Zeitslot 13 bis 14.30 Uhr verlosen wir 1x2 Gästelistenplätze. Kopenhagener Straße 12A, S-Bhf. Schönhauser Allee
Essen – Ende September war es so weit, die Macher der Pop-up-Initiative Birds in the Kitchen eröffneten ihren ersten eigenen Laden, der nicht nur temporär angelegt ist. Wem der Name nichts sagt: Er ist bekannt für seine Fried Chicken Sandwiches. Das Fleisch wird hierfür einen Tag lang in Buttermilch mariniert und knusprig frittiert. Serviert wird es dann zwischen zwei weichen Brioche-Häften. Dazu gibt es hausgemachten Coleslaw, Dips und Pickles. Als Beilagen werden diverse Pommes-Variationen und oder Mac'n'Cheese gereicht. Mo-So 11.30 bis 21.30 Uhr, Rosenthaler Straße 67, U-Bhf. Rosenthaler Platz
Noch hingehen – Anlässlich des Jahrestages des Hamas-Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023, lädt das Jüdische Museum Berlin an zwei Tagen zu mehreren kostenlosen Veranstaltungen ein, um Raum für Gespräche und Gedenken zu schaffen. Im Zentrum steht die Vorstellung des Projekts KOLOT, einer Dokumentation von Stimmen aus der jüdischen Community in Form von narrativen Videointerviews, samt der daran anschließenden Gesprächsrunde. Weitere Informationen und einen Überblick über das Programm finden Sie hier. Sa bis Do 10-18 Uhr, Lindenstraße 9-14, U-Bhf. Kochstraße
Last Minute Tickets – Nach pandemiebedingter Unterbrechung und der letzten großen Veröffentlichung – „No Treasure but Hope“ (2019) – ist das englische Alternative-Pop-Quintett mit Hang zur Melancholie zurück. Im September erst veröffentlichten die Tindersticks ihr 14. Studioalbum „Soft Tissue“ und überraschten mit klanglichen Innovationen. Im Jahr ihres 30-jährigen Bestehens wendet sich die Band rund um Frontmann Stuart A. Staples wieder stärker dem Northern Soul zu. Heute sind sie in Berlin, und zwar ab 20 Uhr im Theater des Westens. Tickets ab 46,50 € gibt es noch. Kantstraße 12, S-Bhf. Zoologischer Garten
Grübelstoff – Wir befinden uns dieser Tage immer noch im Altweibersommer. Da in Berlin die namensgebenden, mit Tau behangenen Spinnweben kaum zu finden sind, stellt sich die Frage: Wie könnte das schöne meteorologische Phänomen im Stadtgebiet heißen – ein-letztes-Bier-im-Freien-Sommer?
Kiekste

Hoffnung kann die Welt an einem Datum wie dem 7. Oktober gut gebrauchen. Dank an Leser Thomas Feindt! Weitere Bilder aus Berlin gern an checkpoint@tagesspiegel.de. Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
Berlin heute
Verkehr – A103: In Richtung Kreuz Schöneberg ist tagsüber ein Fahrstreifen gesperrt. In der Nacht von 21 bis 5 Uhr ist der Tunnel Feuerbachstraße gesperrt. Der Verkehr wird ab Anschlussstelle (AS) Filandastraße umgeleitet. Außerdem ist vom 7.10.2024 bis zum 20.10.2024 die Zufahrt vom Sachsendamm gesperrt. Die Sperrung betrifft damit die Hauptfahrbahn und die Nebenfahrbahn im Kreuz Schöneberg, sowie die Abfahrt Vorarlberger Damm. Und vom 21.10.2024 bis zum 27.10.2024 ist die Hauptfahrbahn im Kreuz Schöneberg in Fahrtrichtung Steglitz ab km 0,15 gesperrt. Die Verkehrsführung erfolgt dann über die Nebenfahrbahn.
A111 (Reinickendorf-Zubringer): Die Autobahn ist von 21 bis 5 Uhr in beiden Richtungen zwischen den AS Schulzendorfer Straße und Am Festplatz gesperrt. Mit der Sperrung der ersten Zufahrten wird voraussichtlich um 20 Uhr begonnen. In den folgenden Nächten finden weitere Sperrungen statt.
A115: Ab ca. 6 Uhr bis Ende Januar 2025 ist zwischen AS Spanische Allee und Landesgrenze in beiden Richtung der linke Fahrstreifen gesperrt.
Rhinstraße (Friedrichsfelde): In Höhe Seddiner Straße fallen für ca. zwei Wochen in beiden Richtungen Fahrstreifen weg und Abbiegemöglichkeiten sind gesperrt.
Alt-Friedrichsfelde/Alt-Biesdorf (Friedrichsfelde): Bis voraussichtlich Freitag ist in beiden Fahrtrichtungen der linke Fahrstreifen gesperrt.
Wuhletalstraße (Marzahn): Die Straße ist für ca. eine Woche in beiden Richtungen zwischen Märkische Allee und Kemberger Straße für den Kfz-Verkehr gesperrt.
Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg): In Höhe Gleimstraße steht stadteinwärts nur ein verschwenkter Fahrstreifen zur Verfügung. Das Abbiegen von der Schönhauser Allee ist in beiden Richtungen nicht möglich.
Hauptstraße (Wilhelmsruh): Am Morgen regelt zwischen Garibaldistraße und Edelweißstraße für ca. einen Monat eine Baustellenampel den Verkehr.
Regionalverkehr – RE7: Bis zum 11.10.2024 fallen, jeweils zwischen 8 und 19 Uhr, zahlreiche Züge dieser Linie zwischen Bad Belzig und Berlin Wannsee aus.
Demonstration – Für heute sind 28 Demos angemeldet (Stand 4.10., 12 Uhr), u.a. „Mahnwache und Gebet von Christen aus ganz Deutschland aufgrund jüngster antisemitischer Ausschreitungen mit Aufruf zu Terror und Mord auf deutschem Boden“: 25 Teilnehmende, Light and Salt, Willy-Brandt-Straße 1 (14-15 Uhr)
„Oma für Frieden - Wir haben nur ein Leben! Reden statt Schreien. Häkeln statt Hetzen“: Sieben Demonstrierende, Antonplatz 1 (14-19 Uhr)
„Gedenken an Käthe Niederkirchner anlässlich ihres 80. Todestages“: Zehn Demonstrierende, Bürgerverein Pro-Kiez Bötzowviertel, Bötzowstraße (17-18 Uhr)
„Gedenken 07.10.2023“: 500 Menschen, Mariannenplatz 2 (18-21 Uhr)
„Mahnwachen gegen Antisemitismus – Gegen jede Form des Antisemitismus - Erinnern und Mahnen an die Opfer des antisemitischen Massakers vom 7. Oktober. Sofortige, bedingungslose Freilassung aller aus Israel verschleppten Geiseln! (...)“: 1.000 Personen, Initiative Mahnwachen gegen Antisemitismus, Bebelplatz (18-21 Uhr)
Gericht – Im Prozess gegen einen Ex-Stasi-Mitarbeiter wegen Mordes vor 50 Jahren könnten die Plädoyers beginnen. Der heute 80-Jährige soll 1974 einen Polen, der zuvor mit einer Bombenattrappe seine Ausreise in den Westen erzwingen wollte, am damaligen Grenzübergang Bahnhof Berlin-Friedrichstraße erschossen haben. Der Angeklagte soll als Angehöriger einer „Operativgruppe“ des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit mit der „Unschädlichmachung“ des Opfers beauftragt gewesen sein (9.00 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 142).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Matthias Brandt (63), deutscher Theater- und Fernsehschauspieler / Marco Gebhardt (52), Fußballtrainer, seit 2023 Trainer bei Turbine Potsdam / Rio Kaiser (18), Eishockeyprofi, seit 2023 als Verteidiger bei den Eisbären / Albert Koch (62), Musikjournalist, bis 2020 bei der Zeitschrift Musikexpress. Host des Podcasts Track17 / Sunnyi Melles (66), deutsch-luxemburgische Schauspielerin / Maggie Mulligan (29), US-amerikanische Basketballspielerin, Center bei Alba Berlin / „Liebe Petra, aus nah und fern gratulieren Deine Töchter, Freunde und Dein Dich liebender Mann. Wir feiern Dich, egal wo wir gerade sind“ / Tommy Steiner (62), Schlagersänger / Rona Tietje (43), Politikerin (SPD), Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung und Bürgerdienste in Pankow
Nachträglich: „Am Sonntag, 06.10. feierte Gerd Schulze seinen 80. Geburtstag und wir wünschen ihm weiterhin so viel Elan, Neugier und Aktivität, viel Gesundheit und noch viele Jahre unterwegs zwischen München und Berlin und auf seinem Olivenhain in Incisa.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Prof. Siegfried Lorenz, * 30. August 1945, verstorben am 24. August 2024 / Ronald Severin, verstorben am 13. September 2024 / Dr. Udo Stahlke, * 8. Februar 2024, verstorben am 19. September 2024
Stolperstein – Martin Arendt wurde am 16. Juli 1883 in Bad Polzin, Belgard / Pommern geboren. In Berlin betrieb seine Familie einen Wein-Großhandel. 1912 übernahm er die Geschäftsführung und leitete die Weinhandlung gemeinsam mit seiner Mutter bis die Firma, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gepfändet wurde. Sie wurde einem neuen, nicht-jüdischen Inhaber übereignet, der Martin Arendt Ende 1938 entließ. Ab 1939 wurde er zu schwerer Zwangsarbeit bei den Firmen AEG und Siemens & Halske in Berlin verpflichtet und im Mai 1942 aufgrund eines polizeilichen Sondererlasses im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend, sodass er am 5. Oktober 1942 er mit einem „Krankentransport“ unter dem Tarnnamen „Kräutergarten“ in die Tötungsanstalt Bernburg/Saale verbracht wurde, wo man ihn am 7. Oktober 1942 im Rahmen des Euthanasieprogramms T4 ermordete. Heute erinnert ein Stolperstein an Martin Arendt in der Fechnerstraße 6a in Wilmersdorf.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Zum Abschied schalten wir noch einmal in die Vergangenheit. Veranstaltung im Babylon Mitte am Samstagabend, gefeiert wird nichts weniger als: 75 Jahre DDR. Mit dabei mein Kollege Daniel Friedrich Sturm. Und das liest sich dann so:
„Da kommt er! Da kommt er!“ ruft ein mittelalter Mann in Lederjacke begeistert seinem Nachbarn zu. Über den Seiteneingang betritt Egon Krenz, 87, den Kinosaal. Spontaner Applaus. Die Orgel spielt den „Kleinen Trompeter“, ein „Kampflied der Arbeiterklasse“. Die Gäste in der ersten Reihe erheben sich, reichen Krenz die Hand. Krenz (weißes Hemd, Anzug, keine Krawatte) humpelt ein wenig, winkt ins Publikum, nimmt Platz.
[…]
„Wir haben uns öfter mal E-Mails geschrieben“, sagt ein Herr zu Krenz. „Was?“, fragt Krenz, er hört nicht so gut. „Wir haben uns öfter mal E-Mails geschrieben, vor Jahren schon“, sagt der Fan: „Aber Sie bekommen ja von allen möglichen Leuten E-Mails.“ „Ja, ja“, antwortet Krenz, und bleckt seine Zähne. Noch immer donnert die Heimorgel, nun das sowjetische Pionierlied „Immer lebe die Sonne“.
Den ganzen, herrlichen Text können Sie hier nachlesen. Und damit entlassen wir Sie in die graue Berliner Realität. Träumen Sie lieber von anderen Dingen!
Gar nicht trist war die Recherche von Alexander Fröhlich, Dominik Mai, Christoph Papenhausen und Ingo Salmen. Tobias Langley-Hunt hat das Stadtleben serviert und Jaqueline Frank im Frühdienst alles ordentlich sortiert. Morgen begrüßt Sie hier Robert Ide.
Bis bald!
