Na, was gibt’s heute zu meckern? Nüscht natürlich nicht. Aber keine Sorge: Berlin kann sich auch schön finden. Zwei Drittel der Berlinerinnen und Berliner halten ihre wirtschaftliche Lage für gut, 88 Prozent loben den öffentlichen Nahverkehr, 95 Prozent lieben die vielfältige Kultur- und Kunstlandschaft. Ganz Berlin eine Wolke des Optimismus – wo gibt’s denn sowas? In der neuen Studie „Wohin wächst Berlin?“, die die Friedrich-Ebert-Stiftung heute vorstellt und die wir exklusiv im Checkpoint vorab veröffentlichen. Beruhend auf repräsentativen Befragungen und intensiven Gesprächen mit Fokusgruppen zeichnet sie ein vielfältiges und genaues Bild, das Berlinerinnen und Berliner von sich selbst haben. Ehrlich, aber wahr: Berlin lebt von positiver Grundstimmung, außer beim Thema Corona natürlich. Schauen wir also zum Start in die Woche kurz in die Seele der Stadt.
Die wichtigsten Themen für Berlins Zukunft sind aus Sicht der Berlinerinnen und Berliner (die Befragten konnten zwei Themen nennen) die altbekannt ungelösten: bezahlbare Wohnungen (44 Prozent), ein sicherer Verkehr (30), gute Bildung (18), soziale Gerechtigkeit (17) und mehr Umweltschutz (16). Für die Problemthemen selbst haben die Menschen klare Prioritäten:
+ Wie kommt Berlin zu mehr Wohnungen? 38 Prozent würden in die Höhe bauen, 37 Prozent in den Außenbezirken, auf Grünflächen nur 10 Prozent, auf Kleingartenanlagen 4 Prozent. Berlins Traufhöhe ist in den Köpfen längst gefallen.
+ Mit welchem Verkehrsmittel sind die Menschen überwiegend unterwegs? 38 Prozent und damit eine klare Mehrheit mit dem öffentlichen Nahverkehr, 31 Prozent mit dem Auto, 16 Prozent mit dem Fahrrad (in der Innenstadt beträgt das Verhältnis von Auto und Rad 27 zu 20 Prozent). Für die Verkehrspolitik der alt-neuen Koalition heißt das: Sie muss sich vor allem um Bus und Bahn kümmern.
+ Wann bekommt Berlin bessere Bildung? 50 Prozent finden Berlins Schulen nicht gut gerüstet, 61 Prozent bemängeln zu wenige Kita-Plätze. Die Pandemie hat das Desaster aufgezeigt, das die 25 Jahre von der SPD geführte Bildungsverwaltung hinterlässt – wir hören dazu eine Elternstimme aus den Fokusgesprächen: „Die Schulen sind eine Katastrophe während Corona. Wenn man einen Lehrer hat, der vor der Rente steht, ist man aufgeschmissen. Wir haben jede Woche Arbeitsblätter bekommen und ich musste bis zu sechs Stunden mit den Kindern am Tag daran sitzen.“
Damit sind wir doch noch bei der schlechten Laune, die Berlin zur Selbsterfüllung seiner Klischees braucht: Die Pandemie drückt wellenartig auf die Stimmung. 40 Prozent der Befragten finden, dass sich der Zusammenhalt in der Corona-Krise verschlechtert hat, nur 15 Prozent sehen ihn verbessert. Viele Menschen beklagen zunehmenden Egoismus und eine Ellbogengesellschaft. Andererseits begrüßen die meisten den erzwungenen Anschub für die Digitalisierung und eine gewisse Entschleunigung. Im Homeoffice arbeiten (zumindest teilweise) schon 58 Prozent der Erwerbstätigen, bei Befragten mit höherer Bildung und hohem Einkommen sind es sogar drei Viertel. Berlin will nicht mehr so gehetzt von sich selbst sein. Und vielleicht gehen wir diesen Tag mal so an.
Am Ende des Tages wird heute die Studie vorgestellt, in der Friedrich-Ebert-Stiftung diskutieren wir ab 18 Uhr mit Meinungsforscherin und Studienautorin Jana Faus, die schon das SPD-Waldebakel 2017 aufgearbeitet hatte, mit Stadtaktivistin Nadja Berseck sowie dem Ganz-Gerne-Weiter-Innensenator Andreas Geisel (SPD) über die Zukunftspläne für Berlin. Sie können die Live-Debatte online verfolgen und Fragen stellen – und zwar hier. Im großen Saal in der Hiroshimastraße 17 sind mit Masken und viel Abstand nur 40 Zuhörerinnen und Zuhörer zugelassen – natürlich nur Genesene und Geimpfte, die zusätzlich gerne getestet sind. Drei Mal zwei Plätze sind noch für den Checkpoint reserviert, also für Sie – schreiben Sie einfach an checkpoint@tagesspiegel.de. Ansonsten sehen wir uns virtuell. Mit Berlins neuem 2G: gut gelaunt.
Die wichtigsten Themen für Berlins Zukunft sind aus Sicht der Berlinerinnen und Berliner (die Befragten konnten zwei Themen nennen) die altbekannt ungelösten: bezahlbare Wohnungen (44 Prozent), ein sicherer Verkehr (30), gute Bildung (18), soziale Gerechtigkeit (17) und mehr Umweltschutz (16). Für die Problemthemen selbst haben die Menschen klare Prioritäten:
+ Wie kommt Berlin zu mehr Wohnungen? 38 Prozent würden in die Höhe bauen, 37 Prozent in den Außenbezirken, auf Grünflächen nur 10 Prozent, auf Kleingartenanlagen 4 Prozent. Berlins Traufhöhe ist in den Köpfen längst gefallen.
+ Mit welchem Verkehrsmittel sind die Menschen überwiegend unterwegs? 38 Prozent und damit eine klare Mehrheit mit dem öffentlichen Nahverkehr, 31 Prozent mit dem Auto, 16 Prozent mit dem Fahrrad (in der Innenstadt beträgt das Verhältnis von Auto und Rad 27 zu 20 Prozent). Für die Verkehrspolitik der alt-neuen Koalition heißt das: Sie muss sich vor allem um Bus und Bahn kümmern.
+ Wann bekommt Berlin bessere Bildung? 50 Prozent finden Berlins Schulen nicht gut gerüstet, 61 Prozent bemängeln zu wenige Kita-Plätze. Die Pandemie hat das Desaster aufgezeigt, das die 25 Jahre von der SPD geführte Bildungsverwaltung hinterlässt – wir hören dazu eine Elternstimme aus den Fokusgesprächen: „Die Schulen sind eine Katastrophe während Corona. Wenn man einen Lehrer hat, der vor der Rente steht, ist man aufgeschmissen. Wir haben jede Woche Arbeitsblätter bekommen und ich musste bis zu sechs Stunden mit den Kindern am Tag daran sitzen.“
Damit sind wir doch noch bei der schlechten Laune, die Berlin zur Selbsterfüllung seiner Klischees braucht: Die Pandemie drückt wellenartig auf die Stimmung. 40 Prozent der Befragten finden, dass sich der Zusammenhalt in der Corona-Krise verschlechtert hat, nur 15 Prozent sehen ihn verbessert. Viele Menschen beklagen zunehmenden Egoismus und eine Ellbogengesellschaft. Andererseits begrüßen die meisten den erzwungenen Anschub für die Digitalisierung und eine gewisse Entschleunigung. Im Homeoffice arbeiten (zumindest teilweise) schon 58 Prozent der Erwerbstätigen, bei Befragten mit höherer Bildung und hohem Einkommen sind es sogar drei Viertel. Berlin will nicht mehr so gehetzt von sich selbst sein. Und vielleicht gehen wir diesen Tag mal so an.
Am Ende des Tages wird heute die Studie vorgestellt, in der Friedrich-Ebert-Stiftung diskutieren wir ab 18 Uhr mit Meinungsforscherin und Studienautorin Jana Faus, die schon das SPD-Waldebakel 2017 aufgearbeitet hatte, mit Stadtaktivistin Nadja Berseck sowie dem Ganz-Gerne-Weiter-Innensenator Andreas Geisel (SPD) über die Zukunftspläne für Berlin. Sie können die Live-Debatte online verfolgen und Fragen stellen – und zwar hier. Im großen Saal in der Hiroshimastraße 17 sind mit Masken und viel Abstand nur 40 Zuhörerinnen und Zuhörer zugelassen – natürlich nur Genesene und Geimpfte, die zusätzlich gerne getestet sind. Drei Mal zwei Plätze sind noch für den Checkpoint reserviert, also für Sie – schreiben Sie einfach an checkpoint@tagesspiegel.de. Ansonsten sehen wir uns virtuell. Mit Berlins neuem 2G: gut gelaunt.
Von Appellen geht kein Virus weg, es diktiert uns die Fakten: Im Corona-Hotspot Sachsen dürfen nun Krematorien auch sonntags arbeiten, Berlins Kliniken verschieben alle planbaren Operationen (Details hier). Die Politik ist vom Bloß-keine-Panik-Modus des Sommers in den mittlerweile traditionellen Panik-Modus des Spätherbstes gewechselt, wieder viel zu spät. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der seit Juli gewarnt war (Video hier), aber das Gesundheitssystem planlos in die vierte Welle führte und jetzt mit schlecht kommunizierter Impfstoff-Rationierung die nächste Allgemeine Verunsicherung verantwortet, soll womöglich von einem FDP-Politiker abgelöst werden. Das zumindest zeigen Kabinettslisten der bisher schwach leuchtenden Ampel, die laut Insidern gute Hinweise auf die künftige Ressortverteilung geben (Details hier). Auch die SPD soll noch im Rennen für den wichtigen Posten zur Pandemiebekämpfung sein.
Ob mit oder ohne Ministerium: Die FDP wird in der neuen Regierung beweisen müssen, dass sie mehr darstellt als eine politische Lobbygruppe vieler Apotheker und Ärzte, welche sich schon jetzt die Ausstellung von Impfzertifikaten und die Impfungen über Gebühr vom Staat bezahlen lassen, dieses aber trotz der Not kaum am Wochenende anbieten. Und dass die FDP unter der vor sich hergetragenen Eigenverantwortung – schon jetzt die Floskel des Jahres – nicht bloß Eigensinn ohne Verantwortung versteht, die mit der Egomanie von Wenigen die Freiheit der Vielen einschränkt.
Im kleinpolitischen Berlin geht der rot-rot-grüne „Neustart“ (Franziska Giffey) unüberraschend tranig voran. Während der Noch-Regierende Michael Müller kurz nach Dubai ausgeflogen ist, warum auch immer, wünschen sich die zusammengerauften Partner, dass der Bund doch bitteschön Berlin die S-Bahn verkaufen möge. Warum eigentlich? Weil die Ausschreibungen der Bahnnetze laut Linken-Chefunterhändler Klaus Lederer „viel Stress und Ärger“ mit sich bringen. Dass es diesen in einem landeseigenen Eisenbahnunternehmen nicht geben würde – diese Annahme ist wohl mindestens so optimistisch wie die S-Bahn-Anzeige, dass die nächste Ringbahn in zwei Minuten kommen wird. Was und wer bei Berlins Koalitionsgesprächen sonst noch zurückbleibt, lesen Sie hier ausführlich bei Tagesspiegel Plus. Mit einem digitalen Abo unterstützen auch Sie Journalismus aus Leidenschaft für Berlin – bitte hier entlang.
War sonst noch was? Ach ja, ein Fußballspiel im irritierend rappelvoll besetzten Stadion an der Alten Försterei – Kult und Kommerz sind im Pandemie-Fußball eben nur wenige Buchstaben voneinander entfernt. Fußballerisch ging Hertha BSC völlig verdient 0:2 gegen den Stadtmeister aus Köpenick unter. „Der 1. FC Union stellt nicht viele Fragen, aber Hertha hat darauf keine Antworten“, analysiert Lucas Vogelsang, Autor und Podcaster von „Fussball MML“ am Checkpoint-Telefon. Vogelsang, der selbst im Stadion war und wegen der Fanmassen in der S-Bahn halb mit dem Taxi und halb zu Fuß angereist war, bringt Berlins neue Fußballverhältnisse gut auf den Elfmeterpunkt: „Union ist der Spiegel, in den Hertha jeden Tag gucken muss und sich selbst nicht wiedererkennt: ein eingespieltes Team, das einen einfachen, effektiven und erfolgreichen Fußball spielt.“ Einziger Trost für Hertha-Fans wie mich: Berlins Traditionsverein kann sich wieder voll und ganz auf den Pokal konzentrieren. Wer war noch mal Gegner im Achtelfinale? HaHoOje – der eiserne 1. FC Union.
Wo die Liebe hinfällt, kann man sich nicht nur im Fußball nicht aussuchen. Hannes aus Berlin war mit vielen Träumen gestartet, als er sich in der Mensa in eine Frau verguckte. Jahre später fand er sich in einem traumatischen Zustand wieder, begleitet von Gerichtsprozessen und der Frage, ob die große Liebe auch eine große Illusion sein kann. Hannes hatte inzwischen entdeckt, dass er Vater zweier Kinder ist. Seine Freundin hatte ihm dies verheimlicht – und führte die erste Hälfte ihres Doppellebens mit ihrem Ehemann weiter, der sich als eigentlicher Vater der Kinder sah. Die ganze Geschichte einer gekaperten Liebe in Berlin lesen Sie hier. Hannes möchte sie später einmal seinen Kindern zeigen – so erzählte er es mir beim Gespräch für unsere neue Tagesspiegel-Kolumne „Ins Herz“. Wenn Sie selbst rührende und berührende, vertrackte oder verrückte Liebesgeschichten weitersagen möchten, dann schreiben Sie uns – natürlich an liebe@tagesspiegel.de. Lieben Dank!
Und ja, auch Hass gehört leider zu dieser Stadt und in diese Zeit. Am Wochenende wurde wieder ein Berliner Abgeordnetenbüro angegriffen – nicht zum ersten Mal traf es die Grüne Klara Schedlich aus Reinickendorf. „In der Scheibe unseres Büros in Wittenau waren mehrere Löcher und Risse, offenbar hat sie jemand versucht einzuschlagen“, berichtet Schedlich am Checkpoint-Telefon. Zudem sei der Eingang beschmiert worden. Schedlich, mit 21 Jahren die jüngste Politikerin im Abgeordnetenhaus, war bereits im Wahlkampf angegriffen worden. „Plakate mit meinem Konterfei wurden heruntergerissen, aufgeschichtet und angezündet, an unserem Wahlbüro gab es Graffitis, wir seien Mörder.“ Schedlich hat am Wochenende erneut Anzeige erstattet, der Staatsschutz ermittelt wegen einer politisch motivierten Straftat. Einschüchtern lassen will sich die Maschinenbau-Studentin nicht: „Unsere Tür steht weiterhin offen. Jetzt erst recht.“
Berliner Schnuppen

Telegramm
Erst mal drei gute Nachrichten:
- Olympiasieger Alexander Zverev ist nun auch Tennis-Weltmeister. Deutschland hat ein neues As ohne Ärmel.
- Berlin will das Vorkaufsrecht für Wohnungen gesetzlich retten, um Miethaien das Wasser abzufischen – und immer mehr andere Bundesländer machen mit. Nur Bayern hat was dagegen. In München sind die Mieten eben noch erschwinglich.
- Nächstes Wochenende soll’s schneien. Dann kommt endlich der Flockdown.
Was kann uns dieser Winter noch bieten? Vielleicht ein paar Runden auf dem ewigen Eis des Wartens. Allerdings nicht auf der geschlossenen Wilmersdorfer Eisbahn, wie Checkpoint-Leserin Tessa Wille beklagt. Das Bezirksamt spricht von „technischen Mängeln, die voraussichtlich noch bis Ende Mai 2022 behoben werden müssen“. Und so holen wir im Sommer wohl auch noch das Eislaufen nach.
Kurz mal ins Netz geguckt: Wie läuft eigentlich der W-LAN-Anschluss der Berliner Schulen? Die Antwort des Senats auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Roman Simon kennt jede Schülerin und jeder Lehrer nur allzu gut: In keinem Bezirk ist der Ausbau von LAN und WLAN abgeschlossen. Neuer Zwischenstand aus Neukölln: „Die Ausbaustrategie wird erst nach Vorliegen aller Netzwerkdokumentationen erstellt.“ Hoffentlich gibt es das Internet bis dahin noch.
In eigener Sache: Tagesspiegel-Reporter Sebastian Leber ist am Wochenende von der kroatischen Grenzpolizei wegen des Vorwurfs des illegalen Grenzübertritts und des Menschenschmuggels festgenommen worden. Nach 24 Stunden wurde er entlassen, heute reist er zurück nach Berlin. Die Staatsanwaltschaft sah keine Anhaltspunkte für den Straftatbestand des Menschenschmuggels. In einem Ordnungswidrigkeitsverfahren, das die Polizei angestrengt hatte, sprach das Gericht unseren Kollegen ebenfalls von diesem Vorwurf frei. Lediglich wegen des Grenzübertritts wurde eine Geldstrafe von 500 Euro verhängt. Offen bleibt, wie viel wert die Pressefreiheit in Kroatien ist.
Drehen wir nochmal am Glücksrad: Gesucht wird eine Gemeinde in Brandenburg. Glücksfee Maren Gilzer zeigt uns die Buchstabenwand: OBE_K_ÄME_. Welchen Buchstaben würden Sie kaufen? Und was würde Maren Gilzer-Kuhlmann als erstes tun, wenn sie tatsächlich in Oberkrämer zur neuen Bürgermeisterin gewählt wird? Sie würde die kurze Leinenpflicht für Hunde abschaffen und will einen besseren Busverkehr auf dem Land einrichten (via „Oranienburger Generalanzeiger“). Ein politischer Extradreh aus den durchgedrehten 90ern (Sendung hier), diesmal für die FDP. Wir schalten zurück in die D-Mark Brandenburg.
Ach, falls Sie auch ein‘ Bloch im Kopf haben vom gestrigen Philosophie-„Tatort“, hier einmal ein wirklich originelles Original-Zitat von Ernst Bloch: „Die Fälschung unterscheidet sich vom Original dadurch, dass sie echter aussieht.“
Und dann das noch: Die Polizei in Marzahn-Hellersdorf bittet Herrn Brain Ullmann um Aufmerksamkeit: „Zwecks Abholung Ihrer Musikbox“ möge er sich „telefonisch auf dem Abschnitt 32“ melden, vermeldet das Amtsblatt. Nach einer zweiwöchigen Frist kommt es zur „Verwertung der sichergestellten Sache“. Und der Box ergeht es wie einer Boxerin: Sie wird verkloppt.
Zitat
„Zum Wohnungsmangel haben wir noch keine Antworten.“
Mario Czaja, Berlins erfolgreichster CDU-Politiker, über Leerstellen seiner Partei (Interview hier) und seine Ambitionen als Generalsekretär unter einem Parteichef Friedrich Merz.
Tweet des Tages
Wie es in diesem Land je gelungen ist, Menschen zum Zähneputzen zu bewegen, ist mir schleierhaft.
Stadtleben
Essen & Trinken – Lunch im Saftladen ersteht, wer sich in die Invalidenstraße 112 begibt: Zwischen grünen Wänden und szenegerecht minimalistischem Dekor – nur zwei antike Schmetterlingskästen und ein Trockenblumenstrauß zieren das Interieur – kredenzt das kleine Caminito seit Oktober Juice und südamerikanische Empanadas. Letztere wandern als Caprese-, Mais- und Kartoffeltaschen über den Tresen des Imbisses, obendrauf gibt’s argentinische Chimichurri (zusammen ab vier Euro). Dazu strömen Rote Beete, Ingwer und Karotten durch die Saftpressen – Flasche ins Gepäck und auf zum Picknick im Nordbahnhof-Park! Mo-Fr 10-18 Uhr, U-Bhf Naturkundemuseum
Wem es beim Gedanken an Ingwersaft schaudert, klickt sich zu unserer Genussredaktion: Ulrich Amling hat für Sie gesammelt, welche Tropfen sich am besten mit abenteuerlichen Wildgerichten verkosten lassen (Preiselbeer-Kombucha, anyone?) – hier entlang.
Neu in Mitte– Allmählich weht der Novemberwind zu eisig, um die knallig-roten Ruderboote des Cafés am Neuen See zur Tiergartentour auszuführen. Dem Berliner Herbst gerecht hat das Lokal daher prompt mehrere offene Zelte am Ufer aufgebaut – und lädt statt zum Bootspicknick zur munter-trunkenen Eisstock-Session. Bei Abstand und Frischluft sind gleich sechs Bahnen à zehn Personen den Winter über zu bespielen, bevor es mit Takeaway-Gans und Stollen in der Tasche zurück in die eigenen Wände geht. Eine Stunde auf der Privat-Bahn ist je nach Wochentag ab stolzen 149 Euro zu haben – zum Familientag am Sonntag geht es für 69 ans Eis. Gut Werfen!
Karten sichern – Auch das raueste Kunstformat darf ab und zu dem Kitsch verfallen. Ein halbes Jahr schon lädt die Installationssammlung „Dark Matter“ in die sinistren Fabrikhallen der Köpenicker Chaussee 46, die Räume glühender Lichtkunst verbergen: Nicht ganz so düster-hochtrabend – jedoch wunderbar exzentrisch – strahlt das neuste Werk des Projekts im Hof des Geländes. Gleich 80.000 LEDs flackern zu sphärischen Beats auf den 200 (!) Tannenbäumen, die fein aufgereiht zwischen den Hallen stehen – während um sie der Kunstnebel emporsteigt. Jede halbe Stunde beginnt die Choreografie von Neuem, in der Zwischenzeit reicht das Projekt Glühwein und Würstchen. Tickets für die Installation „Winterlights“ sind für sechs Euro separat von der Ausstellung zu erwerben, auch hier gilt 2G. Der Checkpoint hat 2x2 selbst wählbare Slots ergattert – wer möchte?
Last-Minute-Tickets – Hinab in die Unterwelt lädt am Abend das 1781 Collective: In den Katakomben der Pankower Musikbrauerei führt die Gruppe durch ein schummriges Labyrinth skurril-berlinesker Performances. Besucher schreiten entlang von Künstlern aus Staatsoper, Berliner Ensemble und UdK durch die Gänge, während klassische Stücke und Improvisationen von den Wänden widerhallen – angeboten wird der Rundgang „Metamorphosis“ bis zum Donnerstag in drei Corona-Sicherheitsstufen, die von „Cautious“ bis „Carefree“ reichen. Heute ist die vorsichtige Edition an der Reihe (Masken, Kleingruppen, Outdoor-Bar): Letzte Zeitfenster zwischen 18 und 23 Uhr ergattern Sie für 20 Euro hier.
Grübelstoff – Nur zu oft brüstet sich Berlin mit ungeschliffener Edginess. Doch auch die Hauptstadt kann Romantik – welchen Berliner Kitsch verzeihen Sie liebend gern?
Berlin heute
Verkehr – Kreuzung Oranienburger Straße/Tucholskystraße (Mitte): Sperrung des gesamten Kreuzungsbereiches, der Rad- und Fußverkehr wird um den gesperrten Bereich herumgeleitet (bis Ende November).
Columbiadamm (Tempelhof): Zwischen Golßener Straße und Friesenstraße ist die Fahrbahn in beiden Richtungen auf je eine Spur verengt und verschwenkt (bis Jahresende).
Lewishamstraße (Charlottenburg): Auf Höhe Bahnbrücke ist in Richtung Kaiser-Friedrich-Straße nur eine Spur befahrbar (bis Anfang Dezember).
B2 Potsdamer Chaussee (Gatow): Zwischen 9.30 und 15.30 Uhr steht abschnittsweise nur ein gemeinsamer Fahrstreifen für beide Richtungen zur Verfügung (Wanderbaustelle, bis Freitag).
Scheidemannstraße (Tiergarten): Auf Höhe Reichstagsgebäude ist die Fahrbahn auf je einen Streifen pro Richtung verengt und verschwenkt (bis Ende Dezember).
Turmstraße (Moabit): Sperrung eines Fahrstreifens im Kreuzungsbereich Gotzkowskystraße/Waldstraße in Richtung Rathenower Straße (bis Anfang Dezember).
Oberspreestraße (Niederschöneweide): Auf Höhe Bärenlauchstraße kommt es in beiden Richtungen zu Fahrbahnverengungen (bis Ende Dezember).
Torstraße (Mitte): In Richtung Friedrichstraße ist das Linksabbiegen in die Alte Schönhauser Straße wegen Gleisarbeiten nicht möglich (Gesamtmaßnahme bis Mitte Dezember).
Berliner Straße (Zehlendorf): Zwischen Colmarer Weg und Dahlemer Weg ist stadteinwärts nur ein Fahrstreifen verfügbar (bis Mitte Dezember).
Dorotheenstraße (Mitte): Nächtliche Sperrung zwischen Ebertstraße und Wilhelmstraße (0.30-6 Uhr).
A115 (AVUS): Nächtliche Sperrung der AS Spanische Allee in Richtung stadtauswärts, bitte nutzen Sie das AK Zehlendorf (22-5 Uhr).
BVG: Bis zum 6. Dezember verkehrt die M13 nicht mehr zwischen Roederplatz und Warschauer Straße, zum Ersatz fahren Busse. Ab Loeperplatz wird die Tramlinie über Scheffelstraße, Weidenweg und Bersarinplatz umgeleitet. Ab dem Morgen enden zudem diverse Fahrplaneinschränkungen auf den U-Bahnlinien U5, U7 und U8 sowie auf den Tramlinien, M4, M5, M6 und M16. Eine detaillierte Liste der aufgehobenen Beschränkungen finden Sie hier.
Demonstration – In „Solidarität mit den politischen Kämpfen der Nachfahren und Opfer des Völkermords in Namibia“ demonstriert „Decolonize Berlin“ auf dem Werderschen Markt, es sind 200 Teilnehmende angemeldet (16-18 Uhr). „Schule muss anders“, fordern 100 Personen in der Stephanstraße (15-18 Uhr, angemeldet durch die Initiative „Schule muss anders“). Zu einer „Fahnenhissung im Rahmen des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25.11.21“ kommen 100 Teilnehmende am Rathaus Spandau zusammen (12-17 Uhr, angemeldet durch das Bezirksamt Spandau). Vor dem Rathaus Reinickendorf ruft die Gewerkschaft Verdi zu einer „Aktiven Mittagspause zur Situation in der sozialen Arbeit in Verbindung mit der Tarifrunde der Länder“, es werden 50 Personen erwartet (12-14 Uhr). „Keine Atomwaffen – keine Kampfdrohnen“, fordert die Initiative „Friedenskoordination Berlin“ vor dem Willy-Brandt-Haus (11-13 Uhr, ebenfalls 50 Demonstrierende). Am Amtsgericht Schöneberg protestieren zehn Personen unter dem Motto „Blaczko Hausverwaltung: Schluss mit Tricks bei Mietverträgen! Mieter*innen wehren sich und ziehen vor Gericht gegen teilgewerbliche Mietverträge“ (9-12 Uhr).
Gericht – Der Prozess um den SUV-Unfall mit vier toten Fußgängern geht weiter. Der 44-jährige Angeklagte war mit seinem Porsche auf den Gehweg gerast. Laut Anklage soll er gefahren sein, obwohl er dazu aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage gewesen sei. Ihm wird fahrlässige Tötung vorgeworfen (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 142).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Nello Di Martino (70), Teamkoordinator bei Hertha / Bettina Jarasch (53), Spitzenkandidatin der Grünen zur Berlin-Wahl 2021 und Mitglied im AGH / Katharina Saalfrank (50), TV-Pädagogin / Jochen Schropp (43), Schauspieler und Moderator / Sebastian Streu (22), Eishockeyspieler bei den Eisbären / „Liebe Zora, heute wirst du 22. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein liebes Töchterchen! Bleib so, wie du bist. Ich habe dich sehr lieb, deine Tani.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Hans Bergel, * 31. Oktober 1931 / Georg Fischer, * 17. November 1934 / Inge Helge, * 21. Mai 1935 / Heinrich Oczko, verstorben am 7. November 2021, Obergerichtsvollzieher
Stolperstein – Ernst Oppenheimer (Jg. 1869) wohnte in der Charlottenburger Sybelstraße 66. Ende Juli 1942 wurde der Kaufmann gemeinsam mit seiner Schwester Emilie und deren Ehemann John Löwenthal in einem verplombten Eisenbahnwagen am Ende eines regulären Zugs nach Prag ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Heute vor 79 Jahren verstarb Ernst Oppenheimer infolge der unmenschlichen Bedingungen im Lager – auf seinem Totenschein wurde die vorgegebene Todesursache „Darmkatarrh“ eingetragen. Auch Emilie und John Löwenthal überlebten das Ghetto nicht, zu ihrem Gedenken liegen zwei Stolpersteine in der Bleibtreustraße 34-35.
Encore
Berlin ist selten flüssig, so auch nicht am Tegeler Fließ. Auch politisch ist dies eher ein stehendes Gewässer, wie Reinickendorfs langjähriger Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) einräumen muss. Vor drei Jahren hatte die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen: „Dem Bezirksamt wird empfohlen, sich bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen, dass das Tegeler Fließ so hergerichtet wird, dass es ein fließendes Gewässer bleibt.“ Nun berichtet Balzer rückblickend: 2019 habe sein Bezirksamt „den zuständigen Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz angeschrieben. Trotz Erinnerung erhielt das Bezirksamt leider keine Antwort.“ Und was heißt das jetzt genau, zum Jahresende 2021? „Da diese Antwort ausblieb, bitte ich, die Drucksache damit als erledigt zu betrachten.“ Keine Antwort – kein Problem mehr. So tiefsinnig sind nur Berlins bürokratische Brackwasser.
Schippern Sie heute nicht zu weit raus! Neben mir warf Lotte Buschenhagen zwei Angeln aus (Recherche und Stadtleben), Lionel Kreglinger (Produktion) wickelte den Fisch in die digitale Zeitung ein. Morgen taucht hier Ann-Kathrin Hipp auf. Ich grüße Sie!
Ihr