dieser Checkpoint kommt auch heute zu Ihnen ohne Brief, aber mit Siegel. Von welcher Güte dieses ist, können Sie gleich beim Lesen beurteilen. Ein Schulbuch mit vielen Siegeln ist offenbar Berlins Bildungsverwaltung. Diese hat nach Berichten in unserer Checkpoint-Mailbox wohl wieder einmal neue Zeugnisformulare für Grundschulen verordnet. Was, glauben Sie, wird darin verlangt:
a) ein offizieller Schulstempel,
b) ein offizielles Dienstsiegel oder
c) ein bisher nicht bekannter Dienststempel?
Die Auflösung gibt’s hier morgen – oder bei der nächsten Zeugnisausgabe.
Gar nicht witzig ist der Konsum von Lachgas, der bei Jugendlichen auch in Berlin offensichtlich um sich greift. Die Berliner Gesundheitsverwaltung verfolgt zumindest, dass zunehmend häufiger Einzelfälle geschildert werden, „bei denen Jugendliche im gesamten Bundesgebiet nach dem Konsum von Lachgas gesundheitlichen Schaden genommen haben“. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte am Dienstag öffentlich: „Lachgas ist gefährlich und als Partydroge nicht akzeptabel. Der freie Verkauf an Jugendliche muss unterbunden werden.“ Das allerdings ist leichter getwittert als politisch umgesetzt, denn bislang ist der Vertrieb von Lachgas keineswegs illegal. Der Betäubungsstoff Distickstoffmonoxid, oft von Zahnärzten eingesetzt, wird immer öfter als Rauschmittel missbraucht und ist, in Kartuschen verpackt und kombiniert mit Geschmacksverstärkern, ohne Altersbeschränkung in Shishaläden oder gar an Süßigkeitenautomaten erhältlich.
„Da mit dem leicht verfügbaren Zugang und ohne jegliche Warnhinweise der Eindruck entsteht, Lachgas scheine nicht schlimm zu sein, existiert keinerlei Problembewusstsein bei den Konsumentinnen und Konsumenten“, beklagt Oliver Frey von der Gesundheitsverwaltung auf Checkpoint-Anfrage. Dabei könne es durch den Konsum zu Sauerstoffmangel bis zur Bewusstlosigkeit kommen. Häufiger Konsum schädige zudem das Knochenmark und das Nervensystem. Neben mehr Information und Aufklärung bedarf es aus Sicht der Gesundheitsverwaltung „der Prüfung, ob eine gesetzliche Regulierung durch Warnhinweise, Werbeverbote sowie keine Abgabe in Snackautomaten vorgenommen werden kann“. In Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien und seit kurzem auch in der Schweiz ist die Droge bereits verboten. Wäre doch gelacht, wenn man in Deutschland so gar nichts gegen sie tun könnte.
Gestern machte ein Witz in der Berliner SPD die Runde: Wenn es bald eine Doppelspitze in der Fraktion geben sollte, stellt sich Raed einfach doppelt auf. Die einfache Mehrheit hat sich zumindest gestern für zwei weitere Jahre mit dem Dauer-Fraktionschef Raed Saleh entschieden. Auch wenn er zuvor beim Mitgliedervotum als Parteichef deutlich abgestraft worden war. Auch wenn es heftige Kritik der neuen designierten Parteichefs an seinem Manöver gab, die Fraktionswahlen eilig vorzuziehen und erst viel später eine Doppelspitze zulassen zu wollen. Auch wenn der ehemalige Finanzsenator Matthias Kollatz noch kurzfristig gegen ihn antrat und immerhin acht Proteststimmen einsammelte.
Warum hat Kollatz das getan? „Weil es in einer solchen Situation wichtig ist, dass keine Einigkeit nach außen präsentiert wird, wenn sie nicht da ist“, sagte Kollatz am späten Dienstagabend dem Checkpoint. Mit Blick auf Saleh sprach er von einem „Verfahrenstrick, erst die Möglichkeit einer Doppelspitze zu beschließen und sie dann nicht zu nutzen“. Inhaltliche Kritik hat Kollatz vor allem an der von Saleh vorangetriebenen und der schwarz-roten Koalition vertretenen Haushaltspolitik. „Mit einem völlig überdimensionierten Doppelhaushalt und einem verfassungswidrig angelegten Sondervermögen über den Haushalt hinaus wurden unhaltbare Versprechungen gemacht“, beklagt der ehemalige Finanzsenator. Berlin lebe über seine Verhältnisse. Und: „Raed Saleh wird die Realitätsverweigerung in finanzieller Hinsicht nicht fortsetzen können.“
Der seit 2011 amtierende Saleh verbuchte trotz der vielfältigen Kritik bei der Abstimmung klare 25 Stimmen für sich und erklärte danach fast schon generös: „Ich bin sehr stolz auf meine Fraktion.“ Am Ende bleibt der dauerpräsente Strippenzieher und Koalitionsstratege aus Spandau der König der Berliner Sozialdemokratie. Wenn er seinen Machtwillen allerdings zu weit treibt, wird er irgendwann ein Gekrönter ohne Land sein.
Überholen ohne einzuholen. Den Anspruch, an dem die DDR als starres Gebilde einst scheiterte, könnte ein hoch flexibles, schnell lernendes Gebilde bald doch noch einlösen – zum Schaden der gesamten Menschheit: In einem verstörenden Aufruf warnen 25 renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor der fortschreitenden Eigenintelligenz der künstlichen Intelligenz. Diese könnte bald autonom handeln und eigene Ziele verfolgen, Algorithmen manipulieren und biologische Waffen lenken, heißt es in der Zeitschrift „Science“ (Hintergründe hier). Die EU beschloss am Dienstag ein Gesetz für mehr Transparenz beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (via dpa). Aus Expertensicht könnte ohne eine wirksame Kontrolle der KI die Welt bald unumkehrbar außer Kontrolle geraten. Dies allerdings ist mit der derzeit eingesetzten menschlichen Intelligenz auch zu befürchten.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ So geht es schon gut los, das Grundgesetz. Seit 75 Jahren schützt es Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und eben Menschenwürde in der Bundesrepublik, nach der deutschen Einheit 1990 auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. In Ostdeutschland fremdeln allerdings nicht wenige Menschen mit den offiziellen Feierlichkeiten in dieser Woche, denn sie selbst sind erst seit 34 Jahren mitgemeint. Hätte eine gemeinsame deutsche Verfassung dieses Fremdeln auflösen können?
„Ach was“, sagt Wolfgang Thierse am Checkpoint-Telefon. Der frühere Bürgerrechtler, Mitbegründer der ostdeutschen Sozialdemokratie und langjährige Präsident des Deutschen Bundestages erinnert sich: „Die große Mehrheit wollte damals die schnelle Einheit, sie wollte die Grundfreiheiten, die Demokratie und den Rechtsstaat sofort garantiert wissen.“ Das heutige Fremdeln zum damaligen Beitritt bezeichnet der 80-Jährige als „interessengeleitete Erfindung derjenigen, die noch der DDR nachhängen“. Eine gemeinsame Verfassung „wäre schön gewesen, war aber damals eine Illusion“.
In der Tat hatte es noch in der untergehenden DDR das Bemühen um eine neue Verfassung gegeben, erarbeitet insbesondere von Bürgerrechtlern am Runden Tisch. „Dem Tempodruck der damaligen Zeit hat dieser Entwurf aber nicht standgehalten“, erzählt Thierse. „Die Menschen wollten schnell die D-Mark und es war unklar, wie lange Michael Gorbatschow in der Sowjetunion noch die Macht besaß, der deutschen Einheit zuzustimmen. Da noch nebenbei eine neue gemeinsame Verfassung auszuarbeiten, sie breit zu diskutieren und darüber abstimmen, hätte zu Verzögerungen bei der Einheit geführt.“ So überschlugen sich nach der friedlichen Revolution die Ereignisse, die Hoffnungen der Bürgerrechtler auf eine austarierte Vereinigung und auch die der SPD auf einen langsameren Prozess wurden bei den Wahlen abgestraft.
Lässt sich die manchmal sichtbare Leerstelle, dass Ostdeutschland letztlich kaum etwas zur Verfassung, zur Hymne, zur Flagge, zum Feiertag der deutschen Einheit beitragen konnte, denn noch heilen – etwa durch eine neue Volksabstimmung über das Grundgesetz? Thierse ist da skeptisch. „Es braucht keine Legitimation für das Grundgesetz, es ist durch die Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik bestens legitimiert.“ Nur den Artikel 146 könne man per Zwei-Drittel-Beschluss von Bundestag und Bundesrat abschaffen. Er lautet: „Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“
Was ist eigentlich so toll an Prenzlauer Berg? Die Polizei weiß es und berichtet, „dass der Ortsteil aufgrund seiner städtebaulichen Struktur mit unzähligen Lokalitäten, attraktiven Parkanlagen und weiteren Kulturstätten für Jugendliche und Heranwachsende äußerst attraktiv ist. Dies gilt sowohl für Ansässige aus Berlin, aus dem Berliner Umland sowie für Touristinnen und Touristen.” Dummerweise steigt mit vielen Jugendlichen im einstigen Kinderkiez auch die Jugendgruppengewalt, wie die Innenverwaltung auf SPD-Anfrage berichtet. Demnach dominieren vor allem die Delikte Raub (95 Anzeigen im vergangenen Jahr), schwere Körperverletzung (33) und Körperverletzung (20).
Die Vorfallzahlen haben sich seit 2020 verdoppelt. Schwerpunkte sind der Mauerpark (71 Delikte seit 2020), das Neubaugebiet „Mühlenkiez“ an der Hanns-Eisler-Straße (17 Delikte) und der Helmholtzplatz (16 Delikte). Es kommentiert OL, stadtbekannter Comiczeichner aus Kiezhausen: „In den Prenzlauer Berg zu ziehen, war eine reine Bauchentscheidung.“
Berliner Schnuppen

Telegramm
Wetten, dass in drei Wochen die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland beginnt? Und wetten, dass dann wieder viel zu viel auf Fußballspiele gewettet wird? Ist auch kein Wunder, wenn mit Betano sogar ein Wettspielanbieter offizieller Sponsor der EM ist. Gefährdet das nicht minderjährige Fußballfans, wollte die Grünen-Abgeordnete Klara Schedlich von der Sportverwaltung wissen. Deren lapidare Antwort: „Gemäß Glücksspielstaatsvertrag sind Minderjährige als Empfänger von Werbung für Glücksspiele auszunehmen.“ Die Werbung für die Wetten wird trotzdem überall in Berlin zu sehen sein, was Schedlich „ganz schön krass“ findet. Der Fußball dagegen tut einfach das, was er bei diesem Thema immer tut: Er tut so, als wäre es Abseits.
Für Freiberufler ist der Beruf oft Berufung. Aber wie frei dürfen sie in ihm wirklich agieren? Das fragen sich gerade viele Dozentinnen und Dozenten an Berliner Musikschulen und Volkshochschulen. Denn nach dem sogenannten „Herrenberg-Urteil“ des Bundessozialgerichts und daraufhin angepassten Richtlinien sind freischaffende Lehrkräfte mit Aufträgen für bestimmte Bildungseinrichtungen mangels unternehmerischer Freiheit eigentlich nur zum Schein selbstständig. Nun sollen Berliner Musikschulen keine Freiberufler mehr beschäftigen, was etwa in Charlottenburg-Wilmersdorf zu heftigen Protesten führt. In Reinickendorf soll es sogar die Weisung geben, keine Honorarverträge mehr für die Volkshochschule abzuschließen, was bald zu einer Betriebseinstellung führen könnte. So sind freie Honorarkräfte bald tatsächlich frei – von ihrem Beruf.
Noch eine schlechte Nachricht gefällig? Zuerst die gute: Hellersdorf hat eine neue Schule, seit dieser Woche lernen Kinder in der 36. Grundschule an der Quedlinburger Straße. Doch der Hof für die Pause ist gesperrt. Hier lagern Berge von Erde und Baumaterial, Bagger stehen seit Wochen still. Wie ein Schulbau im Sande verlief, berichtet unsere Lokalreporterin Christina Heuschen im aktuellen Newsletter für Marzahn-Hellersdorf.
Wirst du zu meiner Beerdigung kommen?
Sie sieht nach unten, auf die Kaffeetasse, die vor ihr steht, und sagt nichts.
Wirst du zu meiner Beerdigung kommen, fragt er noch einmal.
Sie sagt, du bist doch noch ganz lebendig.
So beginnt er, der großartige Roman „Kairos“ der Berliner Schriftstellerin Jenny Erpenbeck. Eine geheime Liebesgeschichte, die langsam über sich hinauszuwachsen versucht (es aber lange nicht schafft). Eine Denkschrift über einen Staat, der langsam untergeht, dessen Menschen aber lange aus ihm herauszuwachsen versuchen (es aber nicht schaffen). Am Dienstagabend hat Jenny Erpenbeck für ihr mitreißendes literarisches Wendewerk den International Booker Prize gewonnen. „Meine Großeltern waren Schriftsteller, mein Vater war Schriftsteller, meine Mutter Übersetzerin“, erzählte die 57-Jährige in ihrer kurzen Dankesrede in London. „Ich bin sehr glücklich.“ Deutschland kann es auch sein – als wieder ein wenig mehr vereintes Literaturland.
Gerade erst hat der 1. FC Union in letzter Sekunde den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga bejubelt. Schon verkünden die Köpenicker Kickers in der ersten Sekunde der neuen Saison einen prominenten Neuzugang: Horst Heldt, einst erfolgreich in Stuttgart und auf Schalke, danach eher erfolglos in Hannover und Köln, wird neuer Manager des Vereins. Und macht ihn damit wieder ein Stück weniger ostig und berlinisch als er in Wahrheit sowieso schon ist. Die Fans nehmen's sicher eisern.
Puh, erst mal die Begeisterung löschen! Wie wäre es mit einem Feuerlöschfahrzeug mit Drehleiter und Rettungskorb, bisher im Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr in Neuenhagen bei Berlin und noch heute früh ersteigerbar beim Zoll? Falls Sie 20.000 Euro übrighaben. Und mal etwas retten müssen in 23 Metern Höhe. Darunter dürfen Sie es natürlich auch machen.
Zitat
„Wenn wir jemandem zu kondolieren haben, dann den Tausenden Familien, deren Familienmitglieder ermordet und gehängt wurden. Es gab noch nie so viele Todesurteile im Iran wie jetzt.“
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Spitzenkandidatin der FDP zur Europawahl, findet die richtigen Worte zum Tod des iranischen Präsidenten und Massenmörders Raisi nach einem Hubschrauberabsturz.
Stadtleben
Verlosung – Klappt es beim Tanzkurs nicht, kann man es, klar, immer der oder dem Tanzpartner:in in die Schuhe schieben. Bei Ali Moini ist die Schuldfrage gar nicht so leicht beantworten: Der Tänzer hat eine lebensgroße Marionette im Arm, verbunden ist das Paar über ein Flaschenzugsystem. Unter allen Tänzern und Nicht-Tänzerinnen verlosen wir 2x2 Tickets für dieses Schauspiel! Die Performance „Man anam ke rostam bovad Pahlavan“ findet im Rahmen des Tanzpol-Festivals statt, am Sonntag und Montag (je 20 Uhr). Wir verlosen Karten für den Sonntag. Regulär kosten sie 15/10 Euro. Sophienstraße 18, U-Bhf Weinmeisterstraße
Essen & Trinken – Wer holt in Berlin die beste Focaccia, diese kleine Schwester der Pizza, aus dem Ofen? Zwei sehr heiße Kandidaten sind einerseits die „Sofi Bakery“ in Mitte (Sophienstraße 21, S-Bhf Hackescher Markt). Hier gibt es mittags immer zwei, drei Sorten mit saisonalen Belägen. Etwa mit Tomate und Sardellen oder mit Oliven, Birne und Koriander. Der Teig ist eher dunkel, mit einem kräftigen Biss und herrlich aromatisch. Luftig wie eine Wolke und mit einem satten Schuss bestem Olivenöl ist dagegen die Focaccia von Luisa Giannitti von „Luisa Kocht“; belegt wird sie puristisch mit Tomaten, Oliven, Rosmarin und grobem Salz. Einfach, aber perfekt. Mi-Fr 12-19, Sa 12-18 Uhr, Danziger Straße 49, S-Bhf Prenzlauer Allee
Noch hingehen – Das 20 Meter hohe Kesselhaus im KINDL zu bespielen, ist Ehre und Herausforderung zugleich. Dem hat sich die britische Künstlerin Emma Talbot gestellt: Eigens für Berlin hat sie die zehn Meter hohe Installation „The Storm“ geschaffen, bestehend aus vielen Seidenstoffbahnen, die ein monumentales Bild ergeben. Weibliche Wesen rennen, fallen, fliegen, ertrinken oder springen in einem Wirbel aus Farben, Wellen und Schlangen. Für Talbot sind es mythische Wesen aus vergessenen Zeiten. Doch agieren sie hier nicht als Unruhestifterinnen, sondern als Orakel, die vor Unheil warnen. Talbots Bilder weisen einen Ausweg, einen weiblichen Weg, der aus der Krise führt (noch bis 26. Mai). 7/4 Euro, Mi 12-20 Uhr, Do-So 12-18 Uhr, Am Sudhaus 3, U-Bhf Rathaus Neukölln
Berlinbesuch – Happy Birthday, Grundgesetz! Der Termin ist erst morgen, aber damit Sie sich schon mal feinmachen können: Das DHM bietet anlässlich von 75 Jahre Grundgesetz kostenfreie Führungen (23. bis 26. Mai). Option eins ist „In guter Verfassung!“ durch die Ausstellung „Roads not Taken. Oder: Es hätte auch anders kommen können“. Version zwei führt mit der Führung „Zwei Staaten, zwei Verfassungen, eine Ausbürgerung: Der (Rechts-)Fall Biermann“ durch die Biermann-Ausstellung. Der reguläre Museumseintritt fällt aber trotzdem an, er kostet 7/3,50 Euro. Anmeldung vor Ort. Unter den Linden 2, U-Bhf Museumsinsel
Grübelstoff – Falls Sie über Pfingsten fern der Hauptstadt geweilt haben: Sind Sie erleichtert, wenn Sie aus einer dieser schwäbischen Kleinstädte, aus Hamburg oder aus Frankfurt am Main wieder wegkönnen? Und was nervt Sie woanders am meisten?
Kiekste

Dieser alabasterfarbene Pfau wurde auf der, klar, Pfaueninsel gespottet. Von Leser Hans-Jürgen Reinecke. Weitere Fotos gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
Berlin heute
Verkehr – Charlottenburg: Von 9 bis 15 Uhr ist der Tunnel Am Adenauerplatz in beiden Richtungen zwischen Lewishamstraße und Brandenburgische Straße gesperrt.
Kladower Damm (Gatow): Bis Mitte Juni regelt eine Baustellenampel in der Nähe der Einmündung Marquardter Weg den Verkehr.
Niederkirchnerstraße (Mitte): Von 10 Uhr bis abends ist die Straße für den Kfz-, Rad- und Fußverkehr gesperrt.
Demonstration – Für heute sind 23 Demos angemeldet (Stand 21.5., 13.30 Uhr), u.a. „GEW-Warnstreik für einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz“: acht Teilnehmende, Josef-Orlopp-Straße 20 (7.15-8.15 Uhr)
„Einbringung des Tierschutzgesetzes in das Kabinett“: sechs Menschen, Deutscher Tierschutzbund, Willy-Brandt-Straße (8.45-11 Uhr)
„Fahrraddemonstration: Wir streiken für einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz!“: 80 Demonstrierende, Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Fischerstraße 35-36, Boxhagenerstraße, Bernhard-Weiß-Straße (9.15-12.30 Uhr)
„Schulstreik für Palästina“: 100 Menschen, Sonnenallee 79, Rütlistraße, Kottbusser Brücke (10.30-15 Uhr)
„Klasse Arbeit für Lehrkräfte“: 2.000 Protestierende, Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Rathausstraße 1, Schloßplatz, Vorplatz S-/U-Bhf. Friedrichstraße (11.15-13.30 Uhr)
Gericht – Ein verurteilter Sexualstraftäter muss sich wegen erneuter Taten verantworten. Der 51-Jährige soll ein damals elfjähriges Mädchen über eine Online-Spieleplattform kontaktiert und im Verlauf von Videochats insgesamt 15 kinderpornografische Aufnahmen hergestellt haben. Der Mann stand damals laut Anklage unter Führungsaufsicht. Ihm droht nun Sicherungsverwahrung (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 700).
Universität – Flauschalarm: Auf dem Tier-Campus der FU Berlin wachsen sechs Turmfalken-Küken heran. Der Nistkasten hängt an einem Schornstein in Düppel: Wie die Kleinen flügge werden, zeigt eine Webcam.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Gerhard Belmega, treuer TSP-Leser, herzlichen Glückwunsch zur Schnapszahl“ / Hildegard Bentele (48), Politikerin (CDU), 2011-2019 MdA, seit 2019 MdEP / Naomi Campbell (54), britisches Model und Schauspielerin / Novak Djokovic (37), serbischer Tennisspieler und mehrfacher Weltranglistenerster / „Stefanie Golla, Checkpointerin der ersten Stunde, hat Geburtstag. Das Team gratuliert herzlich!“ / Karoline Herfurth (40), Schauspielerin („Das Parfum“, „Die kleine Hexe)“ und Regisseurin („Sweethearts“ und „Wunderschön“) / Alfred Kirchner (87), ehemaliger Generalintendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin (1990-1993) / Morrissey (65), britischer Sänger („Everyday Is Like Sunday“), 2017 löste ein Spiegel-Interview viel Wirbel aus, in dem er Berlin „Vergewaltigungshauptstadt“ nannte / Bénédicte Savoy (52), französische Kunsthistorikerin, Professorin für Kunstgeschichte der Moderne an der TU Berlin / Gesine Schwan (81), ehem. SPD-Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin, Präsidentin der Viadrina in Frankfurt (Oder) von 1999 bis 2008, 2010 bis 2014 Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Prof. Dr. Martin Bellermann, * 29. Januar 1943 / Angelika Euler, * 1. Juni 1954 / Antje Ute Kuhnert, * 15. Juni 1940 / Wolfgang Alfred Emil Lehmann, * 11. September 1936, Dipl. Volkswirt, Steuerberater / Isabelle Schenk, verstorben am 12. April 2024, Oberamtsrätin / Ludwig Sebastian, * 28. August 1935
Stolperstein – Adelheid Königsfeld, geb. Königsfeld, (Jg. 1882) war verheiratet mit dem Kaufmann Otto Königsfeld. Sie brachte eine Tochter mit in die Ehe, über deren Vater nichts bekannt ist. Wegen des „illegalen Transfers von Devisen ins Ausland“ – um eine Auswanderung abzusichern – wurde Otto Königsfeld 1940 verhaftet und musste zwei Jahre ins Gefängnis. Am 27. Mai 1942 wurde er erneut verhaftet und Ende Mai im KZ Sachsenhausen erschossen. Wenige Tage später, am 5. Juni, wurde Adelheid von den Nazis nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 22. Mai 1944 starb. An Adelheid Königsfeld erinnert ein Stolperstein in der Sybelstraße 61 in Charlottenburg.
Encore
Ein wenig mehr Meer könnte Berlin schon vertragen. Aber an den Flüssen unserer Stadt war das Leben schon immer fließend. So zeigen neue Forschungen, dass Berlin vor nicht einmal 200 Jahren noch reich an heimischen Flusskrebsen war. Mit Hundewagen brachten Händler die Delikatesse aus der Havel zum Spittelmarkt, dem damals größten Fischmarkt Berlins.
Mit dem Bau der Eisenbahn wurden „die lebendigen Krebse gekühlt und mithilfe von feuchtem Stroh und Moos in Körben nach Frankreich verschickt“, wie Gerhard Scholtz, Zoologe und langjähriger Krebsexperte an der Humboldt-Universität, erzählt. Die Berliner Krebse wurden sogar nach London verschifft, dort zu Konserven verarbeitet und landeten so wieder in Berlin. Ein Kreislauf, den die aus Amerika eingeschleppte Krebspest jäh beendete. Heute sind resistente amerikanische Sumpfkrebse in der Spree heimisch – und werden schon als „Berlin Lobster“ vermarktet. Falls jemand mal ein wenig Hunger auf Hummer hat.
Im Klaren gefischt habe ich heute mit Florian Schwabe (Recherche), Antje Scherer (Stadtleben) und Lea-Marie Henn (Produktion). Morgen machen hier Margarethe Gallersdörfer und Lotte Buschenhagen einen frischen Fang.
Ich grüße Sie!
