und herzlich willkommen zurück in der Gegenwart nach dieser etwas seltsamen Time-Tunnel-Reise am Wochenende: Abba bringen ein neues Album heraus (drei Songs daraus auf den Plätzen 1, 2 und 3 der Charts), 14 Millionen Germanen versammeln sich am „Wetten dass“-TV-Lagerfeuer („Was für eine Sensation, wieder albern sein zu können“, kommentiert Franz-Josef Wagner) und Friedrich Merz will CDU-Chef werden (hier ein Prä-Waldsterben-Video des Kandidaten).
Fehlte eigentlich nur noch eine „Capri Sonne“ mit Plastikstrohalm. Was, gibt’s nicht mehr, meinen Sie? Na, dann schauen Sie mal beim Schwarzmarkt vorbei. Und die Meldungen über irrsinnige Preise (hier 3650 Euro) haben sich als stark übertrieben erwiesen. Bei Ebay geht da schon was für 95 Euro das Stück – vielleicht eine Idee für die nächste „Wetten dass“-Party in Ihrer Kellerbar.
Was sonst noch geschah: „Der Hunger ist zurück“ (Stern), „Die Angst ist zurück“ (Focus), Trump ist fast zurück („Operation Comeback“, Der Spiegel). Außerdem stand bei uns um die Ecke ein Golf der 1. Generation im Halteverbot (Baujahr 1974), es gibt ein neues Buch von Generation-Golf-Autor Florian Illies („Liebe in Zeiten des Hasses“) und das seit 30 Jahren von einer Steakhouse-Reklame verdeckte Wandfries „Die Presse als Organisator“ von Willi Neubert am Alex ist wieder zu sehen…
… Moooment mal: 30 Jahre lang war ein bekanntes Kunstwerk an einem zentralen Platz von einer Reklame verdeckt? Nein, stimmt ja gar nicht: Es waren nur 29 Jahre: Am 18. August 1992 wurde der 2. Nachtrag zur Baugenehmigung Nr. 351/91 erteilt, und damit war das Bild verschwunden. „Für eine Befristung gab es keine Rechtsgrundlage“, schreibt die Kulturverwaltung, die den verdeckten Wandfries 2015 zum Teil eines Baudenkmals erklärt hatte, unter dem Titel „Sozialistische Presse“. Denk mal einer an.
Wir bleiben noch kurz in Mitte, wo das Bezirksamt mit der Feinfühligkeit einer Baseballkeule die Anmelder der Open-Air-Wanderausstellung „Menschen – im Fadenkreuz des rechten Terrors“ über ein halbes Jahr durch die Behördenhölle jagte. Das Fotoprojekt, präsentiert vom Tagesspiegel und Correctiv, war schon überall im Land zu sehen, ohne Probleme. In Berlin dagegen – ein halbes Jahr das volle Programm: Ignoranz, Destruktion, Unfähigkeit, Willkür, Amtsarroganz. Die Geschichte klingt unglaublich, aber sie ist Wort für Wort wahr. Sebastian Leber hat sie aufgeschrieben, Sie können sie hier lesen. Aber Achtung: Sie lernen Berlin von seiner hässlichen Seite kennen.
Mitte-Bürgermeister Stephan von Dassel bat gestern per Twitter um Entschuldigung („zu viel schief gegangen“) – der Umgang mit der Ausstellung sei „kein Ruhmesblatt“. Sehr fein ausgedrückt. Wenn wir schon botanisch werden, sagen wir‘s lieber mal so: Im Rathaus Mitte blüht der Stinkwurz. Dassel kündigte an: „Die Zusammenarbeit zwischen den bezirklichen Ämtern zu verbessern und nach außen einheitlich zu kommunizieren, sehe ich als eine meiner Hauptaufgaben in der neuen Wahlperiode an.“ Das hört sich gut an – aber kommt uns auch sehr bekannt vor.
Und damit zum nächsten Bezirksbürgermeister: Sören Benn (Linke) kritisiert die Kritiker seiner Wahl (von der die AfD behauptet, er habe sie ihren Verordneten zu verdanken) – auf seiner Website schreibt er: „Die Debatte der vergangenen Tage war eine auf eine Person zugespitzte Debatte. Das ist normal. So läuft der Medienbetrieb und es dient der Komplexitätsreduktion.“ Na ja, aber es wäre doch auch komisch gewesen, nicht über den gewählten Bürgermeister zu debattieren, sondern über, sagen wir mal, die Bedeutung der Relativitätstheorie für die Wohnungsknappheit in Pankow vor dem Hintergrund volatiler Mehrheitsverhältnisse in der BVV, oder?
Gut lesen sollten Benns Beitrag die Grünen – sie erfahren hier, dass sie „als Zentrum einer Bezirksamtsbildung durch eigenes Verhandlungsversagen ausgefallen waren“, und dass die Gespräche mit ihnen über die Bildung einer Zählgemeinschaft „sehr gründlich aus schwerwiegenden Gründen gescheitert sind“ (der Chronist registriert an dieser Stelle klammheimliche Freude bei der SPD). Tja, die FDP wäre vielleicht doch etwas liebevoller mit den Grünen umgegangen.
Der Betreiber des Corona-Altenheims vom Werbellinsee (12 Tote, Impfquote beim Pflegepersonal 50 %) haben noch ein ganz anderes Problem als mögliche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft: Die Kette Alloheim, die schwedischen Private-Equity-Investoren gehört, ist in Milliardenhöhe verschuldet. Zudem ermittelten die Behörden immer wieder wegen verschiedener Mängel und nicht eingehaltener Fachkräftequote. Einen Bericht des internationalen Recherchenetzwerks „Investigate Europe“ über Alloheim finden Sie hier.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Um die 4. Corona-Welle zu brechen, wird auch eine harte 2G-Regel kaum noch helfen – in Berlin wird sie aber wohl bald kommen.
Gerade noch mal bei Wikipedia nachgesehen:„Der Flughafen Berlin Brandenburg ‚Willy Brandt‘ ist ein internationaler Verkehrsflughafen“, steht da – zuletzt gab es daran ja erhebliche Zweifel (CP vom 6.11., Stichwort „Raucher“). Bundesauspuffminister Andi Scheuer schimpfte jedenfalls in der „BamS“: „So ein Chaos am BER darf es nicht mehr geben.“ Ok, Vorschlag: Wie wäre es, er würde das Chaos als letzte Amtshandlung einfach verbieten?
Und hier eine Suchmeldung: Verschwunden ist dieser sensationelle, selbstgebaute „Futurama Cruiser“ – er wurde dem Besitzer in Berlin vom Grundstück geklaut. Ganz unauffällig ist er nicht – vielleicht finden wie ihn ja gemeinsam.
„Wann kommt der Lehmbau“, wollte der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto vom Senat wissen – die Frage liegt ja auch nahe, Sie wissen schon, Berliner Sumpf und so. Aber leider: „Lehmbau bietet keinen großmaßstäblich geeigneten Beitrag zur Schaffung von dringend benötigtem Wohnungsbau.“ (DS18 / 28 687). Sie können die Gummistiefel also wieder ausziehen.
„Beinverletzung nach verbaler Auseinandersetzung“ klingt als Polizeimeldung erstmal nach ziemlich scharfer Zunge. War aber leider eine ernste Sache (Adalbertstraße, Stich mit unbekanntem Gegenstand, schwulenfeindliches Motiv nicht ausgeschlossen).
Verkehrssünder werden von der Polizei jetzt Amts-abgeschoben: „Sie haben eine Frage zu einem Verwarnungsgeld (Knöllchen) wegen eines Parkverstoßes? Nutzen Sie das Online-Portal der Bußgeldstelle“, heißt es auf der Website des Bezirks ChaWi – allerdings führt der Link direkt zum Einwanderungsamt („Wegen der pandemischen Ausbreitung des Corona-Virus ist der Dienstbetrieb im LEA erheblich eingeschränkt.“).
Es hat noch nicht mal angefangen zu schneien, da beschäftigt sich das BA Lichtenberg schon damit, wann es aufhört – es geht um den Winterdienst. Laut Gesetz muss „unverzüglich nach Beendigung des Schneefalls“ mit der Schipperei begonnen werden, aber der Bezirk legt jetzt fest: „Der Winterdienst muss schon dann einsetzen, wenn der Schneefall nur noch unerheblich andauert.“ Aber in Zeiten der globalen Erwärmung ist das selbst in Berlin inzwischen eine unerhebliche Meldung. (Q: Amtsblatt, S. 4568).
Beate Stoffers, bisher Staatssekretärin in der Bildungsverwaltung, hat eine ASF-Talkrunde zum Thema „Führungsfrauen – Hürden auf der Karriereleiter“ organisiert. Mit dabei sind Angela Ittel (Präsidentin der TU Braunschweig), Claudia Große-Leege (Geschäftsführerin VBKI), Gaby Papenburg (Moderatorin und Fast-Fußballverbandspräsidentin) Maren Kern (Vorstand BBU) und Julia Selge (ASF-Vorsitzende). Wann: 9.11., 18.30 Uhr. Wo: Ulmenallee 35, 14050 (Westend). Für Checkpoint-Leserinnen sind 5 Plätze in der 1. Reihe reserviert! (selge.asf@gmail.com).
Zitat
„Aus mikrosoziologischer Perspektive stellen Leistungsunterschiede soziale Konstruktionen dar, die als Erklärungsansatz für Leistungsdisparitäten ernst zu nehmen sind.“
Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers klärt den AfD-Abgeordneten Kerker über „zeitgemäße Prüfungskultur“ auf (wonach dieser fragte; DS 18 / 28 697).
Tweet des Tages
Junge, Junge, ist das bitter.
Antwort d. Red.: Kommentar von Hertha nach dem späten Ausgleich von Leverkusen zum 1:1.
Tweet des Tages
Was für eine Moral, Männer!
Antwort d. Red.: Kommentar von Union nach dem späten Ausgleich von Köln zum 2:2.
Stadtleben
Neu in Friedrichshain – Den Spagat aus hyper-gesund und herrlich vernunftlos wagt seit Anfang Oktober das insta-schicke Coppa di Pasta: Zwei Blocks abseits des Ostkreuz hat der pflanzengespickte Italiener seine Tore aufgestoßen. Wer sich partout nicht entscheiden mag – oder in hoffnungslos uneiniger Gesellschaft diniert –, findet hier vegane Dinkelpenne und fettig-ragudurchsogene Eiernudeln, die wie selbstverständlich aus der hauseigenen Pastamaschine rollen. Fleisch- und Veggieportionen in diversen Cholesterin-Stufen stellen sich die Gäste dabei nach Baukastenprinzip zusammen – Checkpoint-Tipp: die wunderbar triefende Käse-Option, bei der die Nudeln gar im Parmesanlaib gewälzt werden! Ihre Pastateller platzieren die Gäste auf Bartischen im Schaufenster – Carbonara mit Nachtschwärmerblick. Täglich 11-22 Uhr außer mittwochs, Neue Bahnhofstraße 25, S-Bhf Ostkreuz
Geschenk – Noch 23 Tage, sie zu suchen: Der Aufbruch zur wackeren Adventskalender-Jagd empfiehlt sich bereits jetzt, scheinen die Kästchen jedes Jahr ein schmerzliches Stück früher vergriffen zu sein. Stilgemäße Berliner Türchen sind derzeit noch bei der Pralinenmanufaktur Sawade zu haben, die 24 Schokoladen-, Trüffel- und Champagnerteilchen hinter bunter Pop Art-Zeichnung verbirgt (40 Euro) – müden Hauptstädtern wandert alternativ der Kaffee-Kalender der Friedrichshainer Rösterei 19 grams auf den Küchentisch, in dem jeglich erdenkliche Arabica-Sorten auf verschlafene Gesichter warten (80 Euro). Wer angesichts kletternder Fallzahlen gedrängte Bars zu meiden versucht, stellt abschließend eine Craft-Gin-Box dazu: 24 Glasfläschchen der Cocktailfabrik Drink Syndikat sind für 110 Euro hier zu erstehen. Auf heiteres Warten!
Karten sichern – Den wortwörtlichen Elefanten im Raum paradiert der Journalist Helmut Höge am Mittwoch durch die Hallen des Humboldt Forums: Im Rahmen der Filmreihe „Schrecklich Schön“ lädt das Haus zum ungewohnt leichten Vortragsabend – zum Elefanten im Internet. Dafür hat Höge ein Amateurvideo nach dem anderen aus den Tiefen des Netzes gefischt, Clips von Rangern, Forschern, Aktivisten. Welches Bild wird hier gezeichnet? Erzählt wird ab 19 Uhr, Tickets ergattern Sie für fünf Euro hier – oder bei uns: Wir haben 3x2 Plätze reserviert. Vorher eine Lücke im Kalender? Fürs Zeitfenster zum Berlin-Rundumblick – zur frisch eröffneten Dachterrasse – bitte hier entlang (10-20 Uhr).
Noch Hingehen – Elendig-endlose Zoomgespräche, die beklemmende Enge der eigenen Wände, Lockdown-Rituale zwischen Sauerteig und Youtube-Yoga: Düstere Zeugnisse der Pandemie – und zaghafte Versuche, der Dystopie zu entfliehen – hat die Alte Münze in ihren Katakomben gesammelt. Noch bis Samstag kann die beachtliche Ausstellung „Corona Culture – What the fuck is happening?!“ in den schummrig beleuchteten Kellern und Hallen des ehemaligen Münzprägewerks begutachtet werden. Neben flackernden LED-Leinwänden, Klanginstallationen und kleinen Kiezfunden rufen ganze Konzepträume zur stillen Reflexion – von in schwarz gehüllten Wänden zum begehbaren Mittelmeer der Sea Watch-Organisation. Letzte Tickets (elf Euro) erstehen Sie unter diesem Link, für erste Digital-Einblicke hier entlang.
Grübelstoff – Smalltalk mit dem Dönermann, Spontantreff im Späti, das berlineske Murren des Busfahrers: Welche corona-geraubten Zauber erobert sich die Hauptstadt behutsam zurück – und welche bleiben wohl verloren?
Berlin heute
Verkehr – A10 (Östlicher Berliner Ring): Sperrung der Auf- und Ausfahrt der AS Berlin-Marzahn, eine Umleitung über die AS Berlin-Hellersdorf ist ausgeschildert (bis 29. November).
Fürstenwalder Damm (Friedrichshagen): Sperrung zwischen Zufahrt Wasserwerk und Müggelseedamm, Fuß- und Radverkehr frei.
Gradestraße (Britz): In Richtung A100 ist zwischen Baumarkt und Auffahrt A100 nur eine Spur befahrbar.
Rheinstraße (Friedenau): Zwischen Saarstraße und Dickhardtstraße ist in Richtung Innsbrucker Platz nur ein Fahrstreifen verfügbar (bis Ende November).
Landsberger Allee (Marzahn): Hinter dem Blumberger Damm ist stadtauswärts nur die rechte Spur befahrbar. In Richtung stadteinwärts kann der Kfz-Verkehr nicht links in den Prötzeler Ring abbiegen (bis Ende November).
Am Friedrichshain (Prenzlauer Berg): Im Bereich der Einmündung Friedenstraße werden Fahrstreifen reduziert (bis Sonntag).
Königin-Elisabeth-Straße (Westend): Hinter der Knobelsdorffstraße wird die Fahrbahn in Richtung Kaiserdamm auf eine Spur verengt (je Mo-Fr 6-15 Uhr, bis 3. Dezember)
Onkel-Tom-Straße (Zehlendorf): Zwischen Argentinischer Allee und Eschershauser Weg ist wechselseitig nur ein Streifen in beiden Richtungen frei (bis Freitag).
Ostpreußendamm (Lichterfelde): Zwischen Giesensdorfer Straße und Heinrichstraße regelt eine Baustellenampel den Verkehr (bis Ende Dezember).
Mitte: Im Zuge einer Demonstration kommt es rund um Brandenburger Tor, Potsdamer Platz, Potsdamer Straße und Lennéstraße zu Verkehrseinschränkungen (10-12 Uhr).
Friedrichstraße (Kreuzberg): Auf Höhe Kochstraße ist aufgrund einer Kundgebung mit Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen (11.30-13 Uhr).
A10 (Östlicher Berliner Ring): Nächtliche Sperrungen der Auffahrt der AS Berlin-Hohenschönhausen in Richtung Dreieck Spreeau (jeweils zwei Stunden zwischen 22 und 6 Uhr, bis Mittwochmorgen).
Gneisenaustraße (Kreuzberg): Nächtliche Sperrung zwischen Mehringdamm und Nostitzstraße in Richtung Hasenheide, Fuß- und Radverkehr darf passieren (22-4 Uhr).
BVG: Bis zum 21. November halten die Züge der U7 in Richtung U-Bahnhof Rathaus Spandau nicht am U-Bahnhof Bismarckstraße. Anschließend entfällt der Halt in Richtung U-Bahnhof Rudow (bis zum 5. Dezember).
Regionalverkehr: Von 6.40-10.15 Uhr fällt der RE5 zwischen Oranienburg und Berlin-Gesundbrunnen aus, bitte steigen Sie auf die S1 um. In den Nächten bis zum Freitagmorgen (je 21-0.40 Uhr) wird der RE6 zwischen Hennigsdorf (b Berlin) und Berlin-Spandau über Dallgow-Döberitz (zusätzlicher Halt) umgeleitet, planmäßige Zwischenhalte entfallen. Im selben Zeitraum (hier: je 20.45-2.40 Uhr) fahren auch die Züge der Linie RB14 zwischen Brieselang und Berlin-Spandau über Dallgow-Döberitz (zusätzlicher Halt), die Zwischenhalte fallen ebenfalls aus. Als Ersatz können die Busse zwischen Nauen und Berlin-Spandau genutzt werden.
Demonstration – „Im Rahmen der Warnstreiks Tarifrunde private Banken und öffentliche Banken“ ziehen 500 Personen vom Platz des 18. März zum Büro des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands in der Lennéstraße (10-12 Uhr, angemeldet durch die Gewerkschaft Verdi). Mit einem „Hilferuf gegen die Verdrängung von Berlins ältester und größter Substitutionsambulanz“ protestiert der Notdienst für Suchtmittelgefährdete und Abhängige Berlin in der Kochstraße, es werden 100 Teilnehmende erwartet (11.30-13 Uhr). Weitere 100 Demonstrierende kommen zur Kundgebung „Folgen der Klimakrise (im globalen Süden) anlässlich der stattfindenden COP“ auf dem Pariser Platz zusammen, angemeldet von „Extinction Rebellion“ (15-18 Uhr). Am selben Ort demonstriert die Organisation „Seebrücke“ unter dem Motto „Wir schicken einen Bus – Solidarität mit den Geflüchteten an der polnischen Grenze zu Belarus“ (10-14.30 Uhr, 50 Teilnehmende). Für die „Legalisierung von Cannabis“ ziehen 50 Personen über die Stresemannstraße (13-18 Uhr). Vor dem Paul-Löbe-Haus fordert die „Vier Pfoten-Stiftung“ „Tierschutz gehört in den Koalitionsvertrag“, es werden 20 Teilnehmende erwartet (8.30-10 Uhr).
Gericht – Fortsetzung im Prozess um den tödlichen SUV-Unfall in Mitte. Der Angeklagte (44) war mit seinem Porsche auf den Gehweg gerast. Vier Menschen starben. Der Fahrer hatte einen epileptischen Anfall erlitten. Laut Anklage soll er sich ans Steuer gesetzt haben, obwohl er dazu aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage gewesen sei. Ihm wird fahrlässige Tötung vorgeworfen (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Saal 500).
Berliner Gesellschaft
Geboren – „Herzlichen Glückwunsch, Theresa und Frank, zur am 05.11. neugeborenen Nachwuchsberlinerin Martha von den Großeltern Angela und Olly Winkler“
Geburtstag – Annett Biernath (57), „beste Kiezmanagerin des Planeten, mit allen guten Grüßen und Wünschen von der Spitze der Hafenmole aus, mit Liebe gesandt“ / Däd (60), „mit Fachgebieten Leipold, Kultur und Herkenrath, ein guter Freund, nicht nur am Donnerstag.“ / Detlef Opitz (65), Schriftsteller / Nachträglich:„Ralf Petry, Du Berliner im Herzen, allet Jute nachträglich! Herta und Katharina“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Doğan Akhanlı, * 18. März 1957, Schriftsteller und Menschenrechtler / Martina Bertram-Paegelow, * 16. Oktober 1967, Steuerberaterin und Galeristin / Gerd Jürgen Hofmann, * 17. März 1937 / Wolfgang Repenthin, * 28. August 1938
Stolperstein – Bertha Pinner wurde am 24. Juli 1873 in Inowrocław (Hohensalza) geboren. Im August 1942 verschleppten sie die Nationalsozialisten ins Ghetto Theresienstadt, wo sie drei Monate später ermordet wurde – am heutigen Tag jährt sich ihr Todesdatum zum 79. Mal. In der Wilmersdorfer Spichernstraße 19 liegt zu Bertha Pinners Gedenken ein Stolperstein.
Encore
Was ihren Wein betrifft, haben die Kreuzberger offenbar einen Komplex, sie kennen das Thema ja schon. Nachdem die Umbenennung in „01001011“ wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit des Binärcode-Erfinders Konrad Zuse wieder zurückgenommen wurde, will die SPD jetzt das vom Bezirksamt ausgerufene Namensfindungsverfahren wegen fehlender BVV-Beteiligung stoppen. Der CDU-Verordnete Timur Husein wiederum hat sich Akteneinsicht verschafft. Demnach sollen die früheren Namen „Kreuz-Neroberger“ und „Kreuz-Ingelberger“ unzulässig sein, weil das Wort „berg“ beim Verbraucher den Anschein erweckt, dass es sich um eine kleinere geographische Einheit gemäß dem Weingesetz handelt, was aber nicht der Fall sei, weil der Wein gar nicht von hier ist. Huseins Fazit: „Insgesamt sehr kompliziert.“ Oder auch zum Weinen. Schade jedenfalls, dass auch niedrigprozentige Debatten kein Verfallsdatum haben.
Nicht auf dem Berg, aber am Checkpoint waren heute Lotte Buschenhagen (Recherche und Stadtleben) und Lionel Kreglinger (Produktion). Morgen früh schaut hier Stefan Jacobs… nein, nicht ins Glas, sondern über den Tellerrand hinaus, was los ist in unserer schön verrückten Stadt. Bis dahin,
Ihr Lorenz Maroldt