der Tag startet mit einer schlimmen Nachricht aus der vergangenen Nacht: Im hessischen Hanau sind zehn Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, seien ab 22 Uhr an zwei Orten Schüsse gefallen. Noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse zu den Hintergründen.
Am frühen Morgen gab die Polizei Südosthessen auf Twitter bekannt, dass der mutmaßliche Täter ebenfalls tot sei. Er wurde in seiner Wohnung gefunden, wo sich zudem eine weitere Leiche befand.
Über alle Entwicklungen ab 6 Uhr informieren wir Sie den ganzen Tag über im Newsblog.
Ein aus Hessen nach Berlin gewechselter Polizist steht unter dem Verdacht, Wortführer in einer rechtsextremen WhatsApp-Gruppe mit 50 Mitgliedern gewesen zu sein. Das LKA Hessen und die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main ermitteln gegen den Beamten wegen des Verdachts auf Volksverhetzungund Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. „Auf seinem Handy wurde etwas gefunden“, heißt es aus der Justiz. Ein Disziplinarverfahren ist eingeleitet, eine schnelle Aufklärung unerlässlich. Für das Vertrauen in den Rechtsstaat und gegen jeden Millimeter nach rechts.
Gegen rechts geht’s weiter mit der Anschlagsserie in Berlin-Neukölln (72 Straftaten, darunter 23 Brandstiftungen). Die Brandstiftungen lassen sich bislang nicht nachweisen, Sachbeschädigung und Verwendung von Nazisymbolen allerdings schon.
Wie jetzt bekannt wurde, haben Polizei und Staatsanwaltschaft bereits im November Anklage gegen die zwei möglichen Haupttäter Sebastian T. und Tilo P. Anklage erhoben. Mit Sprüchen wie „MORD AN HESS!!!“ hatten die Neonazis unter anderem ein Einkaufszentrum, einen U-Bahnhof, einen Reiterhof, einen Dachdeckerbetrieb und eine Kindertagesstätte beschmiert. Der Haken: Das Amtsgericht Tiergarten lässt nur drei von insgesamt 14 Anklagepunkte für einen Prozess zu (die Schmierereien, in denen die beiden „S“ in „Hess“ als doppelte Sigrune gesprüht wurden), alle anderen Delikte seien „Zufallsfunde“ im Rahmen eines anderen Verfahrens (die politisch motivierte Brandstiftung), nicht „im Bereich der mittleren Kriminalität“, und deshalb nicht verwertbar. Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft an die nächsthöhere Instanz ist raus. Zu Recht.
Am Sonntag soll der Berliner Mietendeckel in Kraft treten. Jetzt steht die Klage der schwarz-gelben Bundestagsfraktionen dagegen. Heinrich Amadeus Wolff, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht an der Universität Bayreuth, und Wolfgang Spoerr aus der Berliner Wirtschaftskanzlei Hengeler Mueller kümmern sich als Prozessbevollmächtigte um die Klageschrift.
Nicht schlecht zu wissen: In letzterer arbeitet als Jurist auch CDU-Mann Jan-Marco Luczak – der den Antrag maßgeblich mitinitiiert hatte.
Nochmal Mietendeckel, nochmal CDU und die Frage: Macht das Innenministerium die Welt, wie sie den Christdemokraten gefällt? Diesen Eindruck erwecken zumindest interne Unterlagen, die die gemeinnützige Internetplattform fragdenstaat.de am Dienstag veröffentlicht hat.
Kurz zusammengefasst: MdB Kai Wegner (auch Berliner Landeschef) hat im vergangenen Jahr im Innenministerium um eine Einschätzung zum Mietendeckel gebeten. Sein Parteikumpel, der damalige Staatssekretär (und heutige Ost-Beauftragte der Bundesregierung) Marco Wanderwitz, antwortete prompt und mit gewünschtem Ergebnis: alles Murks, alles verfassungswidrig.
Interessant ist: In zwei vorherigen Gutachten kam das Ministerium zu einer deutlich zurückhaltenderen Einschätzung. Und: Das ausführliche Schreiben an Wegner soll nicht als Gutachten verstanden werden. Das wurde vom BMI offiziell nämlich erst Wochen später an u.a. die FDP-Fraktion gesandt. Der Wortlaut war fast identisch. Nur einen Absatz hatte Wanderwitz in der Mail an den „Lieben Kai“ weggelassen: „Der Gesetzentwurf dürfte geeignet und erforderlich sein, den (...) Zweck (...) zu erreichen.“
Und was sagen die Beteiligten? Das Büro von Kai Wegner weist den Verdacht zurück, er habe im Bundesministerium ein Gutachten angefragt. In seiner Funktion als baupolitischer Sprecher der CDU-Fraktion habe er lediglich „um eine ergebnisoffene Einschätzung“ gebeten – und diese auch erhalten. Marco Wanderwitz sagte auf Checkpoint-Anfrage: Dass ein Bundestagabgeordneter eine Anfrage stelle und das Ministerium antworte, sei „die normalste Sache der Welt“ und der Artikel von fragdenstaat.de „Gesinnungsjournalismus“. Er selbst könne eigenständig entscheiden, was er wann weiterleite und Kai Wegner habe nun mal als einziger explizit nach der Einschätzung gefragt.
Bauen statt Deckeln – das will „Neue Wege für Berlin e.V.“ und fordert via Volksinitiative 100.000 bezahlbare (und staatlich geförderte) Wohnungen. Der Verein selbst wird derweil bestens von der Immobilienbranche gefördert. Seit Dezember landeten knapp 50.000 auf dem Konto: 20.000 Euro von Andreas-Norbert Fay, Beiratsvorsitzender der FAY Projects GmbH (Immobilienunternehmen mit Sitz in Mannheim), 9.500 Euro von Daniel Koerfer, Historiker sowie Mitglied der Geschäftsleitung Koerfer'sche Verwaltungsgesellschaft mbH mit Sitz in Köln (Geschäftsfeld: Immobilienverwaltung und Projektentwicklung) und 19.750 Euro vom Berliner Immobilienunternehmer Klaus Groth.
Gerade Groth lässt für politische Überzeugungen ganz gerne mal Geld fließen. 2016 spendete er bereits u.a. an den SPD-Kreisverband Lichtenberg (Spitzenkandidat dort damals: Bausenator Andreas Geisel). Ein Jahr später gingen über seine Gesellschaft VBH Grundstücksverwaltung und Beteiligung 100.000 Euro an die CDU.
Stichwort Spende: Fast zehn Milliarden Euro haben Menschen in Deutschland im Jahr 2017 gespendet – rund 70 Prozent mehr als noch 2009. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, die am Mittwoch veröffentlich wurde. Mehr als ein Drittel des gesamten Volumens stammt dabei von den am besten verdienenden zehn Prozent der Einkommensbeziehenden. Vielleicht sind sie einfach reich genug, vielleicht die netteren Menschen, vielleicht liegt der Grund aber mitunter auch darin, dass Spenden in den meisten Fällen voll steuerlich absetzbar sind.
Was wird vergessen? Einmal im Jahr veröffentlicht die Initiative Nachrichtenaufklärung e.V. in Kooperation mit sechs deutschen Universitäten eine Liste von Themen und Nachrichten, über die zu wenig berichtet wird. Studierende erarbeiten in Rechercheseminaren entsprechende Dossiers, schreiben auf, was sonst fehlt.
Die Top 7 für 2020: Fehlende Tierethik in der Lebensmittelindustrie: Pferdeblut für Schweinefleisch // Europa 2020: Keine Strategie gegen Armut // Facharztausbildung für Infektiologie fehlt in Deutschland // Sexismus durch Brauchtum – das Dilemma der Kirmeskönigin // Private Sicherheitsdienste als Polizeiersatz // Predictive Policing // Unsichtbare internationale Ausbeutung von Hauspersonal.
Berlin weltweit – heute mit einem Blick in die internationale Presse. Der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa hat in einem Artikel für Brasiliens größte Tageszeitung „Folha de São Paulo“ seinen Hauptstadtbesuch beschrieben. Und zwar ziemlich schön:
„Bei Berlin wusste ich sofort, dass ich mein ganzes Leben dort verbringen könnte und mein Skelett glücklich im Berliner Boden ruhen würde. Ich habe dort das ganze Jahr 1992 verbracht und bin jetzt gerade einmal für drei Tage zurückgekehrt (…). So stark die vergangenen 28 Jahre das Aussehen der Stadt auch verändert haben mögen – vorher bestand sie noch aus Ruinen, besonders im Ostteil, und nun baut sie sich wieder auf und wächst auf unverschämte Weise – sie bleibt ein Paradies der Musik, der Museen und des Theaters: ein vortreffliches Kulturzentrum. Vor fast drei Jahrzehnten hieß ein Gang auf Unter den Linden hin zur Museumsinsel an verfallenen Gebäuden vorbeizulaufen; jetzt stehen dort wieder Schlösser und Opern, sowie zugleich prachtvolle als auch hässliche Villen, wie die russische Botschaft, die ein ganzes Quartier einnimmt.
(…) Besonders angetan war ich von den Aufführungen junger Menschen in Ostberlin, die ihre Bühnen zwischen Ruinen aufgebaut hatten und zum Großteil aus östlichen Ländern stammten. Ihre Anwesenheit war ein Zeichen für die Kraft und Vielseitigkeit des kulturellen Lebens der alten deutschen Hauptstadt, die schon damals im kulturellen Bereich ihren weltoffenen, multikulturellen und mehrsprachigen Status behauptet hat.“ Manchmal macht’s der Blick von außen. (mit Dank an Edgar H. für's Entdecken und Fabian Lischkowitz für's Übersetzen)
Berlinale it is. Wie (multi-)kulturell und mehrsprachig die Stadt ist, zeigen in den kommenden Tagen auch wieder die Filmfestspiele. Heute geht’s los (mehr dazu im Encore). Genießen Sie’s.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, wird Trumps geschäftsführender Geheimdienstkoordinator. Er gilt als extrem loyal gegenüber dem Präsidenten. Wegen seiner Äußerungen gegenüber der Bundesregierung wurde der Abgesandte jedoch häufig als wenig diplomatisch kritisiert. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt als Botschafter im Mai 2018 hatte er klar gemacht, dass er sich in die Politik einmischen werde. Für Empörung sorgte er dann auch gleich mit einem Interview auf der rechten Website „Breitbart“, in dem er ankündigte, Konservative in ganz Europa stärken zu wollen.
Mein Kollege Malte Lehming meint zum Jobwechsel trocken: Lange Zeit nervte er nur – jetzt muss sich Deutschland mit ihm gut stellen.
Viel wird in der Groko gestritten, jetzt wurde aber auch was (sehr Sinnvolles) beschlossen: die Grundrente. Rund 1,3 Millionen Menschen werden laut Bundessozialministerium ab 2021 von der neuen Leistung profitieren.
Thüringen bleibt chaotisch: Die CDU-Politikerin Christine Lieberknecht hat mitgeteilt, dass sie als Übergangs-Ministerpräsidentin nicht zur Verfügung steht. Ihr Vorschlag jetzt: eine schwarz-linke Koalition. Der Bundes-CDU gefällt das nicht.
Brandenburg bleibt chaotisch: Mitglieder des Umweltverbandes „Grüne Liga“ haben nach dem Rodungsstopp in Grünheide den Rücktritt ihrer Führungsspitze gefordert. Die Entscheidung, das Gerichtsverfahren gegen Tesla einzuleiten, „sei intransparent und völlig planlos zustande gekommen“, heißt es. Die Brandenburger Landesregierung fürchtet derweil das Giga-Aus. Bis 2021 lässt sich der Kaufvertrag aufgrund „schwerwiegender Gründe“ auflösen. Rein wirtschaftlich gigantischer Mist.
Berlins Gleichstellungssenatorin Dilek Kalayci ruft gemeinsam mit dem Berliner Aktionsbündnis zum Girls‘ Day am 26. März auf. Viele Veranstaltungen seien bereits ausgebucht, noch würden Plätze in Unternehmen gesucht. Mit feministischem Vorbild voran gehen bis dato die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung selbst. „Wir hoffen sehr, dass auch andere mitmachen“, heißt es auf Checkpoint-Nachfrage.
Berlins Schulsenatorin Sandra Scheeres steht in der Kritik, die Vorgänge an der Staatlichen Schule für Ballett (Mobbing, Druck, Angst) heruntergespielt und zu spät eingegriffen zu haben. Was fehlt: Aufklärung.
Berlins Justizsenator Dirk Behrendt steht in der Kritik, weil die Arbeitssituation am Berliner Kammergericht (fünf Monate!) nach dem IT-Angriff noch immer desolat ist. Mit einem „dringenden Appell“ hat sich am Mittwoch der Gesamtrichterrat der ordentlichen Gerichtsbarkeit an den Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses gewandt und Besserung gefordert. Vielleicht ein erster Schritt: Der technische Leiter der gerichtseigenen IT-Abteilung geht.
Immerhin eineinhalb Jahre nach der Entlassung von Hubertus Knabe als Leiter der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen ist der Weg für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses frei. Besser spät als…
Das Prä-Abgeordnetenhauswahl-Personenkarussell dreht seine ersten Runden. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja übergibt seinen Posten als Generalsekretär an MdB Lars Lindemann. Für die Spitzenkandidatur wäre er bereit.
Im Berliner Technikmuseum ist ein Teil der „Dauerausstellung Schifffahrt“ geschlossen. „Umbauarbeiten bis 24. April“, heißt es auf der Webseite. BesucherInnen hatten sich an der stereotypen Darstellung der Kunstinstallation zum Sklavenhandel gestört, erfahren wir auf Checkpoint-Nachfrage. Jetzt will das Museum – möglicherweise gemeinsam mit der Initiative „Postkoloniales Erinnern in der Stadt“ – eine Alternative erarbeiten.
Utopisches vom Berliner Wohnungsmarkt: 1-Zimmer-Wohnung in Wedding, 32 Quadratmeter für 272 Euro Kaltmiete.
Hässliches vom Berliner Wohnungsmarkt: 969 € Warmmiete für ein möbliertes 36-Quadratmeter-Apartment. In Köpenick.
Absurdes vom Berliner Wohnungsmarkt: Eine 417-Quadratmeter-Wohnung in Schöneberg – mit Sauna, Parkplätzen und Videoüberwachung. 3,2 Millionen USD.
Union gegen Hertha: Das Hauptstadtderby ist ausverkauft. Karten gibt’s ab sofort auf Ebay Kleinanzeigen. (Teure) Verhandlungsbasis.
Sportlicher Reminder: Die Laufgruppe startet wieder! Samstag, 11 Uhr, Tempelhofer Feld auf der Neuköllner Seite. Felix Hackenbruch, Nadine Voss und ich sind vom Team Checkpoint mit am Start. Außerdem gibt‘s Getränke, Obst und Halbmarathon-Tickets. Und damit schnell wieder weiter...
Reinickendorf bekommt einen „Putzfuchs“. Im Rahmen des Aktionsprogramms „Sauberes Berlin“ soll die Skulptur mit integriertem Mülleimer als Maskottchen für eine saubere Grünanlage werben. Der Putzfuchs heißt Reiner.
Neukölln hat es auch ganz ohne Sauberkeit geschafft. Laut „Guardian“ gehört der Bezirk zu den zehn coolsten Nachbarschaften Europas.
Wo die Liebe hinfällt: Eine Reddit-Nutzerin hat ihren Verlobungsring verloren (irgendwo auf dem Weg zwischen 13053 Höhenschönhausen und 12247 Lichterfelde). Wer ihn findet: gerne aufheben und melden.
Heute ist … Weiberfastnacht, Liebe-Dein-Haustier-Tag, Tag des Kirschkuchens und Welttag der Sozialen Gerechtigkeit.
Wir können uns also verkleiden, mit Hundebabys kuscheln, Süßes essen und für eine bessere Welt kämpfen.
„Braucht Berlin mehr Kamelle?“, hatten wir Sie gestern im Checkpoint gefragt. 1.964 haben abgestimmt, 75 Prozent sagen nein. Darauf kein Heijo.
Noch ein Nachtrag zur gestrigen Fastnachtsmanipulationsmeldung – Bernd Fiedler von Wikimedia schreibt: „Netter Versuch. In der Belegstelle (Berliner Kurier) ist eindeutig von 10.000 Teilnehmenden die Rede. Die Ehrenamtlichen der Wikipedia-Community haben aufgepasst und die Änderung (10:21) sofort (10:30) wieder auf die belegten 10.000 Teilnehmenden zurückgedreht.“ Man lässt sich nicht zum Narren halten.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Ich bin jetzt Mitte 50, war lange Unternehmer und bin in einer Situation der persönlichen Freiheit. Vielleicht kann ich ein Beispiel dafür sein, dass man auch als Quereinsteiger etwas bewirken kann.“
Walter Kohl wollte nie Parteisoldat werden wie sein Vater, jetzt tritt er in die CDU ein. (Q: Zeit Online)
Tweet des Tages
Das Kängeruh scheitert am Berliner Wohnungsmarkt und lernt nie einen Kleinkünstler kennen... #BestsellerSchnellerBeenden
Stadtleben
Essen – Neu in Kreuzberg: Das beliebte Nudel-Lokal Mani in Pasta hat letzte Woche neue Türen mit altbewährtem Konzept in der Reichenberger Straße 125 (U-Bhf Görlitzer Bahnhof) geöffnet – womit diese weiter zur „High End Spaghettistraße“ ausgebaut wird, denn in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das vielgepriesene ChungKing Noodles (Reichenberger Str. 35). Während dort alles mit Schärfe zu tun hat, setzten Mani in Pasta auf filigranes Nudelhandwerk, das man aus der Markthalle Neun kennt und im neuen Ristorante mit Secondi Piatti noch ausgebaut wird. Kann eigentlich nur gut werden – wir gehen auf jeden Fall hin! Di-Sa 18-23 Uhr
Letzte Plätze sichern – Während sich die einen noch im Soft Opening erproben, lassen andere schon erprobt die Töpfe klappern: Zur Eat Berlin (startet heute) treffen Meisterköche auf genusswilliges Publikum und zum Menü gibt es nicht selten noch Programm (zum Beispiel vom Checkpoint-Team am kommenden Montag im Tipi). Wo und wer, erfahren Sie hier, ein paar Plätze sind noch frei.
Trinken und über Fashion reden. Oder Diven. Oder beides. Im Hotel de Rome muss man gar nicht weit laufen, um in pink-blauem Schwarzlicht das Tresengespräch zu suchen. Inspiration (if needed) liefern sicher die Bilder, die Fotograf Daniel Biskup 2002 von Karl Lagerfeld in Berlin gemacht hat und die ab heute im Foyer zu sehen sind. Der Modezar posierte bei dem spontanen Shooting an öffentlichen Plätzen, beispielsweise im U-Bahnhof Rosenthaler Straße, wo er lässig an der Wand lehnt – gefolgt von einer Entourage aus Freunden und Bodyguards, eine Kiste Pepsi im Gepäck. Eine dieser Geschichten, die so nur in Berlin passieren kann – mehr darüber weiß sicher der Barkeeper in der hoteleigenen La Banca Bar. Die Ausstellung ist bis zum 20. Mai zu sehen und für alle zugänglich. Behrenstraße 37 in Mitte (am Bebelplatz)
Berlinbesuch im Flughafen Tempelhof einchecken lassen. Das geht wieder! Nur ohne Take Off. Check-In heißt das neue Besucherzentrum, das letzten Freitag eröffnet wurde und fortan zentraler Anlaufpunkt ist für alle Tempelhof-Interessierten. Von dort aus starten die Führungen (ab 1. März) durch Haupthalle, Nebengebäude, Keller und Bunker, außerdem wurde eine Ausstellung zur Geschichte des Tempelhofer Feldes installiert. Der Raum, den Sichtbeton dominiert, soll zukünftig auch als Veranstaltungsort dienen. Geöffnet ist täglich von 10 bis 17 Uhr (Platz der Luftbrücke 5, links vom Haupteingang, hinter dem Café Orville’s).
Geschenk – Ab hier wird es musikalisch: Sie steht für „zarte, oft melancholische Klaviersongs und sphärischen Gesang“ und mag „Musik, die wie ein Albtraum klingt“. Morgen erscheint Agnes Obels neues Album „Myopia“ (Deutsche Grammophon, ab 15,99 Euro) – und neue Musik geht schließlich immer.
Last-Minute-Swing – Mindestens einmal im Monat bringen sie Hallen und Säle zum schwingen, denn mit Swing kennen sich die Savoy Satellites bestens aus. Die Band um Bassist Heiko Grumpelt startete 2012 als Quartett mit dem Sound des Nat King Cole Trios. Seit zwei Jahre später drei Hörner und ein Schlagzeuger dazu kamen, begeistern sie auch als Savoy Satellites All Stars Swing-Enthusiasten in und um Berlin. Egal ob Anhänger oder Anfänger: Heute Abend spielen sie um 20 Uhr ein John-Kirby-Tribute in der Wabe in Prenzlauer Berg (Danziger Straße 110, S-Bhf Greifswalder Straße). Tickets kosten 12 Euro an der Abendkasse – wir verlosen 2x2 Freikarten (bis 12 Uhr).
Noch hingehen – Ähnlich schwungvoll wird der Abend im Grips Theater, wo ein bankrotter Sportverein mit Hilfe eines ehrgeizigen Cheerleading-Teams wieder Pokale holen soll. Mitten drin: Ihr größter Fan Leonie, ein Mädchen mit Down-Syndrom und einem Gespür für Teamspirit. „Cheer Out Loud!“ läuft nur noch heute (18 Uhr) und morgen (11 Uhr), Tickets kosten 18, ermäßigt 12 Euro, für Menschen ab 14 Jahren. Altonaer Straße 22, Tiergarten (U-Bhf Hansaplatz)
Exklusive Karten sichern – Im Rahmen der 70. Berlinale wird auch der Friedensfilmpreis vergeben: Ausgezeichnet wird am 1. März um 17 Uhr im Hackesche Höfe Kino ein Film, „der die ästhetischen Mittel des Films in besonderer Weise in den Dienst des friedlichen Miteinanders und des sozialen Engagements stellt“. Der von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Weltfriedensdienst und der Friedensinitiative Zehlendorf ausgelobte Preisberücksichtigt alle Sektionen des Berlinaleprogramms, egal ob Drama oder Kinderfilm. Tickets für die Verleihung plus Filmvorführung sind natürlich schon ausverkauft, aber wir haben 2x2 Gästelistenplätze für Checkpoint-LeserInnen organisiert, die wir bis 13 Uhr unter checkpoint@tagesspiegel.de verlosen.
Mit diesem Stadtleben wünschen Stefanie Golla einen erlebnisreichen Donnerstag.
Berlin heute
Verkehr – Ab 7 Uhr wird die Yorckbrücke 10 (Kreuzberg) wieder für den Fuß- und Radverkehr freigegeben. Der Übergang über die zwischenzeitig hergerichtete Brücke 17 ist dann vorübergehend nicht möglich. Die Fertigstellung und Wiederfreigabe erfolgt voraussichtlich noch in diesem Frühling.
Umstellung der Baustelle Molkenmarkt (Mitte) zwischen 8 und 16 Uhr: In dieser Zeit regelt die Polizei den Verkehr. Danach gelten folgende Einschränkungen:
Spandauer Straße: Zwischen Rathausstraße und Molkenmarkt steht in beiden Richtungen jeweils nur ein Fahrstreifen zur Verfügung, das Linksabbiegen aus der Spandauer Straße auf die Grunerstraße ist nicht möglich (BVG frei).
Grunerstraße: Linksabbiegen in die Stralauer Straße nicht möglich
Mühlendamm: geringfügige Änderung der Spureinteilung
Die Grünzeitverteilung der Ampelanlage wird zu Gunsten der Spandauer Straße sowie der Stralauer Straße optimiert.
Schöneberger Ufer (Tiergarten): Richtung Potsdamer Straße hinter der Kluckstraße nur eine Spur frei (7-19 Uhr)
Olivaer Platz (Wilmersdorf): Richtung Leibnizstraße ist zwischen Xantener Straße und Lietzenburger Straße der rechte Fahrstreifen sowie der Gehweg bis Mitte April gesperrt.
Alexander-Meißner-Straße (Bohnsdorf): Bis Ende April regelt eine Baustellenampel den Verkehr zwischen Am Seegraben (B96a) und Ludwig-Prandtl-Straße.
Ritterfelddamm (Kladow): In Höhe Gredinger Straße steht für beide Richtungen abwechselnd nur ein Fahrstreifen zur Verfügung (bis vsl. Mitte April).
Auf der Karl-Liebknecht-Straße (Mitte): Ab 20 Uhr Sperrung der linken Spur Richtung Unter den Linden hinter der Memhardstraße (bis Freitagabend).
S 7: Ersatzverkehr zwischen Babelsberg und Potsdam Hbf (22-1.30 Uhr)
S46: kein Zugverkehr zwischen Südkreuz und Westend (22-1.30 Uhr), Umfahrung mit der Ringbahn
Demonstration – Für die „Aufnahme besonders Schutzbedürftiger“ demonstrieren ca. 20 Menschen auf der Mittelinsel in Alt Moabit 120 von 10 bis 16 Uhr.Vor der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in der Oranienstraße 106 findet von 11 bis 14 Uhr eine „Mahnwache der vergessenen Generation“ statt (Initiator: MoRo Seniorenwohnanlagen e.V.), 50 Teilnehmende werden erwartet. Auf dem Pariser Platz versammeln sich ca. 15 Demonstrierende zu einer „Protestaktion zur Parlamentswahl-Farce in Iran, aus Solidarität mit den Bürgerprotesten in Iran und für Freiheit und Demokratie“ (12-20 Uhr).Auf der Potsdamer Straße 2 (Mittelinsel) protestieren von 17 bis 20 Uhr ca. 30 Menschen unter dem Motto „Berlinale ja, Manöver nein“ (Initiator: #aufstehen).
Gericht – Der Prozess um den Diebstahl der 100 Kilo schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum geht weiter. Nach mehr als einjähriger Verhandlung gegen vier Angeklagten steht der Fall vor einem Urteil. Haftstrafen bis zu sieben Jahren verlangte der Staatsanwalt, die Verteidiger plädierten auf Freispruch (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 817).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Daniel Buchholz (52), Sprecher für Stadtentwicklung, Umwelt, Klimaschutz der SPD-Fraktion im AGH / Julia Franck (50), Schriftstellerin / Urs Fischer (54), Cheftrainer von Union / Henry Hübchen (73), Schauspieler und Regisseur / Dennis Jastrzembski (20), Linksaußen bei Hertha / Julia Jentsch (42), Schauspielerin / Karsten Koeppe (51), Eidam / Jutta Meutzner (67) / Jutta Müller-Raabe (66) –„der fleißig arbeitenden Rentnerin viel Spaß und Durchhaltevermögen! Deine Ex-Lübarserin“ / Daniel Robin Rimkus (36), Liedermacher (Hertha und Stulle) / Bernd Schlömer (49), für die FPD im AGH / „Für den Setzer, Donaldisten und Verleger eine grandiose mondgrüne Schnapsrunde, Clown und Tante grüßen.“ / nachträglich: Horst Zinsmeister – „Zum 72. alles Gute und liebe Grüße von Lis und Gerd.“
Gestorben – Gerhard Bubel, * 7. August 1929 / Maria Glowacki, * 3. Februar 1940 / Günter Kißmann, * 28. Oktober 1930, Dipl.-Ing. / Bernd Lutz Wissmann / Ror Wolf, * 29. Juni 1932, Sprachartist und Bildercollageur / John Zingraff, * 29. Juni 1942, Künstler und Maler
Stolperstein – Am Wieselbau 26 in Zehlendorf erinnert ein Stolperstein für Sindel Zimek. Geboren am 27. Mai 1879 in Kurnik (Posen). Deportiert am 19. Februar 1943. Ermordet in Auschwitz.
Encore
Pünktlich zur Berlinale verwandelt wir unser Encore wieder in einen Abspann und bringen Berlinwoods kuriose Filme auf unsere Checkpoint-Leinwand. Heute: „My Galactic Twin Galaction“. Es geht um: „Gut und Böse, Utopie und Dystopie, Narration und Postnarration treffen in einem tödlichen Kampf aufeinander, um das Publikum zu unterhalten“ – und das in nur sieben Minuten. Weltpremiere!
Morgen übernimmt an dieser Stelle Stefan Jacobs und liefert Ihnen filmreife Szenen und Neuigkeiten aus der Stadt. Kommen Sie gut durch den Tag! Bis ganz bald...
Ihre Ann-Kathrin Hipp