Wahl in Thüringen – Die gesellschaftliche Mitte wird immer mehr zur Nische

Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik fallen CDU, SPD, FDP und Grüne zusammen auf unter 50 %. Die Linke erreicht eine relative Stimmen-Mehrheit.

Wahl in Thüringen – Die gesellschaftliche Mitte wird immer mehr zur Nische
Foto: Jan Woitas

mit 12 Jahren war ich das erste Mal in Thüringen, Verwandtschaftsbesuch. Über die Grenze hatte es das Geschenk-T-Shirt mit dem Aufdruck „Deutschland wird Weltmeister 1974“ geschafft, und zwar im Zug bis nach Gotha – in der Schule aber war Schluss mit lustig: Mein Großcousin Karsten wusste nicht zu sagen, welches Deutschland er gerne als Weltmeister sehen wollte – das Hemd wurde konfisziert, Mutter Waltrud einbestellt.

Welches Thüringen die Wählerinnen und Wähler dort heute wollen, ist auch nicht ganz klar: Ministerpräsident Bodo Ramelow holte für die Linke erstmals eine relative Mehrheit der Stimmen (31,0 % / +2,8), seine Koalition verlor aber wegen der Schwäche von SPD (8,2 % / -4,2) und Grünen (5,2 % / -0,5) die absolute Mehrheit der Sitze.