Was bei Bürgermeisterin Schellberg unter den Tisch fällt

Sie erinnern sich an die Affäre Stölpchensee (CP v.16.5.)? Die Familie Wolffsohn hatte sich nach dem Krieg ihr von den Nazis geraubtes Villengrundstück vor Gericht zurückerkämpft, musste es aber in den achtziger Jahren für einen lächerlich niedrigen Preis an den Bezirk Zehlendorf verkaufen – die Rathausoberen behaupteten, dort einen öffentlichen Park anlegen zu wollen. Aber seitdem verwildert das Gelände: Weder ist hier der beschlossene „informative Naherholungspunkt“ zu finden noch die versprochene Aussichtplattform, und auch von der angekündigten Gedenkstele ist nichts zu sehen – die beteiligten Stellen (BVV, BA, Senat, Umweltverwaltung, Berliner Forsten…) spielen hier seit 40 Jahren Behördenpingpong. Michael Wolffsohn, Enkel des einstigen Eigentümers Karl Wolffsohn (der Filmpionier hatte das Grundstück vor 100 Jahren gekauft), nennt das „einen Betrug“ – an seiner Familie, vor allem aber an der Berliner Gesellschaft.

Jetzt stellt sich heraus: Beim fliegenden Plattenwechsel von Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) zu Maren Schellberg (Grüne) ist der Ball auf den Boden gefallen – aber die neue Amtsträgerin behauptet, in ihrem Zimmer liege er nicht: Auf ein Schreiben ihrer Vorgängerin an den Senat zum früheren Wolffsohn-Grundstück habe es nie eine Antwort gegeben, sagte uns Schellberg Mitte Mai. Tja, vielleicht sollten sie im Rathaus einfach mal aufräumen – der Checkpoint konnte das Rückschreiben der Umweltverwaltung jedenfalls finden: Abgeschickt und per Hand unterzeichnet hat es am 10.11.21 die damalige Senatorin Regine Günther, bei der Bezirksbürgermeisterin kam es zwei Tage später an.

Falls Sie den zweiseitigen Brief in ihren Akten mal selbst suchen wollen, liebe Maren Schellberg: Er trägt den grünen Eingangsstempel Ihres Büros mit dem Datum „12. Nov. 2021“. Dann kann es auch endlich weitergehen mit dem Behördenpingpong in dieser Sache. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erklärt sich in dem Schreiben nämlich für unzuständig, was die Verkehrssicherheit auf dem Grundstück und die Kosten für eine Gedenkstele betrifft, verweist an die ihr untergeordneten „Berliner Forsten“ (die zwar das zwangsverkaufte Grundstück in ihrem „Fachvermögen“ führen, aber „einen anderen Fokus mit dem Schwerpunkt Walderhalt haben“) – und nominiert eine neue Mitspielerin: „Über das Anliegen (…) sollte (…) auch mit der Kulturverwaltung gesprochen werden.“ Sollte (Ping), könnte (Pong), müsste (Ping)… Aus.