„Gefahr einer konfliktverschärfenden Wirkung“: Verkehrsverwaltung empfiehlt Wall AG das Aufhängen von Vermisstenanzeigen für israelische Hamas-Geiseln zu unterlassen

Medienmacher Harnasch will mit Plakaten auf die aus Israel entführten 200 Menschen aufmerksam machen. Doch die Verwaltung sieht darin ein Risiko und empfiehlt – nach Einschätzung durch die Polizei – von einer Kampagne abzusehen. Von Margarethe Gallersdörfer.

„Gefahr einer konfliktverschärfenden Wirkung“: Verkehrsverwaltung empfiehlt Wall AG das Aufhängen von Vermisstenanzeigen für israelische Hamas-Geiseln zu unterlassen
Die Vermisstenanzeigen hängen weltweit und machen auf das Schicksal der von der Hamas entführten Menschen aufmerksam. / Foto: privat

Eine Sauerei ist auch, dass Berlins Synagogen demnächst wohl mit Gittern geschützt werden müssen (Q: B.Z.) – und dass der Wall AG empfohlen wurde, davon abzusehen, eine Anzeigenreihe der Kolleg:innen von den „Salonkolumnisten“ zu schalten. Vermisstenanzeigen für die knapp 200 von der Hamas aus Israel verschleppten Geiseln wollte der Geschäftsführer des Meinungsportals, David Harnasch, auf den Displays der Firma in Mitte schalten – verbunden mit der Forderung, diese Menschen „lebendig nach Hause zu bringen“. Die Motive liegen dem Checkpoint vor. Was kann dagegensprechen?

Das Land Berlin und die BVG offenbar, denen die Wall als Vertragspartner „politische“ Anzeigen zur Genehmigung vorlegen muss. Harnaschs Einwand, es handele sich nicht um eine politische Kampagne, sondern um Werbung für eine „fundamentale Geste der Menschlichkeit“, blieb ungehört. Wir haben mal nachgefragt bei der zuständigen Verkehrsverwaltung – und Tatsache: „Die Gefahr einer konfliktverschärfenden Wirkung mit Folgen für die öffentliche Sicherheit, sowie das Risiko für die Werbeanlagen und letztlich damit auch für die Firma Wall sind zu groß“, schrieb eine Sprecherin. „Ungeachtet dessen stehen wir fest an der Seite Israels.“ Hm. Ob sich da nicht doch noch ein Plätzchen findet?

Kleiner Trost: Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (JuFo) hat am Mittwochabend bereits vorgelegt – mit 200 Plakaten zur Erinnerung an die Ermordeten und Entführten. Sie hängen in Prenzlauer Berg und Friedrichshain, und sollen auch nach Moabit und Charlottenburg kommen. Bitter: Viertel wie Kreuzberg oder Neukölln seien ohne Sicherheitsvorkehrungen derzeit für die Plakat-Aktion „undenkbar“, sagte JuFo-Chef Constantin Ganß der dpa.