Warum das Quarantänehotel kaum genutzt wird

Mehr als fünfzig Zimmer, die jeden Monat knapp 100.000 Euro kosten, stehen leer im „Quarantänehotel“. Wieso wird es nicht stärker in Anspruch genommen? Von Lorenz Maroldt

Warum das Quarantänehotel kaum genutzt wird
Foto: Javier Ballester/Imago

Na, dann gehen wir der Sache doch mal auf den Grund, und am besten beginnen wird dort, wo laut Staatssekretär Martin Matz die Verantwortung liegt. Also, drei Checkpoint-Fragen an die Gesundheitsverwaltung, die das Hotel nach eigenen Angaben „hält“:

1) Geht die Senatsverwaltung davon aus, dass die geringe Belegung des Quarantänehotels dem tatsächlichen Bedarf entspricht?“

2) Wenn nein: Wie erklärt sich die Senatsverwaltung die geringe Belegung?“

3) Sind Maßnahmen geplant, damit das Angebot des Quarantänehotels stärker in Anspruch genommen werden kann?“

Und damit zur Antwort der Gesundheitsverwaltung (deren stetes Streben es ist, mit klarer Kommunikation und Organisation die Bürgerinnen und Bürger des Landes Berlin vor dem Virus zu schützen), die wir hier in voller Länge und sprachlicher Schönheit dokumentieren:

„Vielen Dank für Ihre Anfrage: Hier haben die Bezirke die rechtliche Grundlage, das Quarantänehotel zu nutzen.“

Auch Staatssekretär Martin Matz kann nicht weiterhelfen: „Eine Aufschlüsselung nach Bezirken ist derzeit aufgrund der niedrigen Frequentierung nicht darstellbar.“ (Q: DS 18/26416, MdA Carsten Schatz).

Hm, wissen wenigstens die Bezirke Bescheid? Wir haben bei allen 12 Rathäusern gefragt, das Ergebnis: Ausführliche, quantifizierte Antworten kamen aus Neukölln (8 untergebrachte Personen). Die wesentlichen Punkte: 1) Es gibt keine Vorschriften zur Belegung. 2) Bezirke können frei über ein Angebot verfügen. 3) Ein Arzt entscheidet über die Empfehlung zur Hotel-Quarantäne. 4) Es gilt das Freiwilligkeits-Prinzip. 5) Hauptzielgruppe sind Geschäftsreisende und Menschen in beengten Wohnsituationen. 6) Für Wohnungslose gibt es andere Unterbringungsmöglichkeiten.

Konkret antworteten ansonsten nur Spandau (eine Belegung, keine Ablehner) und Reinickendorf (eine Belegung), allgemeine Antworten ohne Zahlen („Leider nicht möglich“, „Keine Statistik“) gab es aus Tempelhof-Schöneberg, Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf. Marzahn-Hellersdorf meldete sich „mit freundlichen Grüßen“ wegen Überlastung gleich ganz ab („… ist auch längerfristig eine Antwort auf Presseanfragen leider nicht möglich“) und verwies an die Gesundheitsverwaltung (siehe oben). Der Rest war Schweigen.