Zukunft der Evangelischen Journalistenschule Berlin auch ohne Kirche denkbar?
Statt in die Geisteswissenschaft steckt die Evangelische Kirche ihr Geld zukünftig lieber in ein Gotteshaus. Doch könnte die EJS auch ohne Kirche weitermachen? Von Anke Myrrhe.
Jetzt soll sie doch dicht gemacht werden: die Evangelische Journalistenschule. Das hat das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), der Träger der renommierten Schule mit Sitz am Bahnhof Zoo, in dieser Woche mitgeteilt. Man habe keine Möglichkeit gefunden, eine Weiterarbeit der EJS betriebswirtschaftlich zu verantworten. Dabei hatte der Freundeskreis der Schule über zwei Jahre an einem Konzept gearbeitet, das die EJS zur vermutlich innovativsten Journalistenschule in Deutschland gemacht hätte – mit einem Fokus auf Digitalisierung und Kursen wie „Telegram: Kanal für Querdenker oder die demokratische Öffentlichkeit in autoritären Regimen?“ (siehe Schwarzenegger!). Oder: „Datensicherheit und -sicherung in autoritären Regimen“. Themen also, die in der Journalistenausbildung in diesen Tagen wichtiger sind denn je.
Die Evangelische Kirche hat offenbar andere Prioritäten: Am selben Tag hat sie beschlossen, den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche mit weiteren 490.000 Euro bezuschussen zu wollen – ungefähr das Budget für ein Jahr EJS.
Wenn die Kirche nicht will, sollte die Evangelische Journalistenschule einfach ohne sie weitermachen? Schließlich ist die Schule sowieso unter der Abkürzung „EJS“ bekannt – wer würde schon merken, wenn das E in Zukunft für „europäisch“ stehen würde, für „ethisch“, „edel“, „energieeffizient“ oder „endgeil“? Haben Sie Vorschläge, welches „E“ einer Journalistenschule gutstünde? Wir sammeln gern (Namens- und Finanzierungsvorschläge) unter checkpoint@tagesspiegel.de.