Wende-Feierlichkeiten: Historische Bösebrücke bekommt nur Fototermin
Der Grenzübergang Bornholmer Straße wurde am Tag des Mauerfalls als erster für DDR-Bürger geöffnet. Einen Festakt von der Bundesregierung soll es dort nicht geben.
Ist Ihnen das auch aufgefallen? Die Mauer ist gefallen. Für die Stadt Berlin und die Bundesregierung kam allerdings nach 30 Jahren überraschend, dass dies vor 30 Jahren an der Bornholmer Straße geschehen war. Hier gingen am 9. November 1989 um 23.29 Uhr die Schlagbäume hoch, hier fielen sich erstmals Menschen in die Arme, die sich eigentlich für immer wildfremd sein sollten, obwohl sie doch beidseits im Norden von Berlin wohnten, im Nordosten und Nordwesten. Für Berlin längst kein Grund, hier am 9. November abseits der Touri-Fernseh-Sause am Brandenburger Tor noch eine Brause auszugeben. Andacht der Pankower CDU, Infostand der SPD Pankow und Mitte, offenes Mikro und Glühwein eines Pankower Grünen-Politikers – damit soll es gut sein an der Bösebrücke.
Nach mehrwöchigen Checkpoint-Nachfragen und einer Empfehlung der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ hat sich immerhin die Bundesregierung des historischen Ortes besonnen und doch noch etwas ersonnen. Nach Angaben des Innenministeriums vom Dienstagabend sind nun „ein Veranstaltungsformat mit internationalen Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern am 9. November und ein entsprechender Besuch (nur Fototermin) für diesen Personenkreis an der Bösebrücke geplant“. Für das Foto müssen die Organisatoren allerdings einen guten Moment abpassen: Denn Autos und Straßenbahnen sollen hier auch in der Partynacht zwischen Ost und West über die Brücke rollen. „Absperrungen oder sonstige verkehrliche Einschränkungen werden dafür keine errichtet“, lässt Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung Vollrad Kuhn (Grüne) auf Nachfrage wissen. „Darüber hinaus sind dem Bezirksamt keine Feierlichkeiten an der Bösebrücke bekannt.“ Authentischer lässt sich Geschichte kaum erleben: Genauso unheimlich still und leise war es hier vor 30 Jahren auch.