Bausenator Geisel hält Enteignung für „wirtschaftlich verrückt“
„Nachverdichtung und Konflikte“ standen auf der Tagesordnung eines Podiumsgesprächs in der Urania. Auch Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) war zu Gast. Von Daniel Böldt
Wie wollen wir in Berlin leben? Diese zugegebenermaßen große Frage stellte der Stadtplaner Georg Balzer gestern zu Beginn eines Abends, der sich recht launig entwickeln sollte (dazu gleich mehr). „Nachverdichtung und Konflikte“ lautete der Titel des von Architektenkammer und Tagesspiegel organisierten Podiumsgesprächs in der Urania. Beim Nachverdichten geht es ums Bauen, klar. Und beim Thema Bauen geht es in dieser Stadt immer gleich um alles.
Im Mittelpunkt standen also vor allem die Konflikte. Eine Auswahl: Nachverdichtung vs. Freiflächenbebauung, Freiflächenbebauung vs. Flächenentsiegelung, Bürgerbeteiligung vs. schnelle Genehmigungsverfahren, Nachhaltigkeit vs. bezahlbare Rohstoffe, Profitinteressen vs. Gemeinwohl, Bezirk vs. Senat. Gelöst wurde am Ende zwar keiner dieser Konflikte, dafür gab es Argumente und Standpunkte satt. Bausenator Andreas Geisel ließ sich zu der Aussage hinreißen, er halte die Enteignung von Wohnungskonzernen für „wirtschaftlich verrückt“. Aus dem Publikum flehte ihn später eine Mieterin der Deutschen Wohnen an: „Bitte vergesellschaftet uns.“
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, forderte die Ernennung eines „Umbausenators“. Alexander Stöckl (Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892) stellte ernüchternd fest: „Nachverdichten gehört zu den kompliziertesten Bauvorhaben.“ Und als das „Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung“ Geisel am Ende noch ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis überreichen wollte, verschwand dieser – durch eine Seitentür. Sie können die sehr kurzweilige Veranstaltung, moderiert von Checkpoint-Autor Robert Ide, hier nachschauen.