Er wollte nie so werden wie das Establishment
15 Jahre lang saß Sven Kohlmeier für den Wahlkreis Kaulsdorf/Hellersdorf im Berliner Abgeordnetenhaus. Jetzt macht der SPD-Politiker Schluss. Von Anke Myrrhe
Eine Neubesetzung steht der SPD allerdings anderswo bevor, nämlich im Wahlkreis Kaulsdorf/Hellersdorf. Kurz nach 23 Uhr ruft Sven Kohlmeier zurück. Ganz normal, sagt er, „Sie kennen mich, ich bin 24/7 Abgeordneter, dafür wurde ich gewählt, dafür werde ich bezahlt.“ Umso erstaunlicher, dass einer wie er im nächsten Jahr nicht mehr für das Abgeordnetenhaus kandidiert. Nach 15 Jahren macht er Schluss – zumindest im Parlament. Er habe sich das gut überlegt, sagt Kohlmeier am Telefon. Zu Beginn seiner politischen Tätigkeit habe er sich vorgenommen, nie so zu werden wie das Establishment. „Ich wollte nicht an Posten kleben“, sagt er. „Politik braucht Veränderung. Und ich möchte gehen, bevor jemand sagt: Was macht der alte Mann noch da.“ Davon ist Kohlmeier mit 43 zwar noch weit entfernt, sagt aber: Man muss sich an seinen eigenen Worten messen lassen. Ab 2021 will er sich in Vollzeit um seine Arbeit als Rechtsanwalt kümmern, politisch bleibt er dennoch aktiv – und natürlich in der SPD. Mit ihm verlieren vor allem die Außenbezirke eine starke Stimme – und die Verkehrssenatorin einen ihrer nervigsten Kritiker. Sie und einige andere Grüne haben gestern Abend vermutlich die Korken knallen lassen. Apropos nerven: An uns liegt es hoffentlich nicht? „Der Checkpoint wäre ein wichtiger Grund zu bleiben“, sagte Kohlmeier. Na, dann ist ja alles gut.