Leserbriefe von alteingesessenen Rolling-Stones-Fans
Unsere kleine Beatles-Meldung über die vergeblichen Bemühungen, für die Fab Four im Jahr 1966 in Berlin einen Veranstaltungsort zu finden (CP vom Montag), hat manches alte Rock ’n’ Roller-Herz in Schwung gebracht.
So schreibt uns Gerhard Rassel aus Friedenau zur zertrümmerten Waldbühne: „Warum wiederholen Sie Lügen? Sie drücken es so aus, dass Rolling-Stones-Fans die Waldbühne mutwillig zerstört hätten.
Ich war dabei.
Als die Stones nach nur ein paar Liedern aufhörten, kam es natürlich zu Zugabe-Rufen. Aber man machte auf der Bühne das Licht aus, gleichzeitig stürmten Polizisten seitlich in den Platz vor der Bühne und prügelten sofort auf die Besucher ein. Ein Klassenkamerad hatte noch längere Zeit den Striemen des Polizeiknüppels auf dem Rücken.
Bei den Zuschauern brach Panik aus. Die Treppen waren damals schon zu eng. Also flüchtete man über die Sitze, die aus Sperrholz bestanden. Ich wog ca. 100 kg. Sie können sich denken, was passiert, wenn ich in Eile auf so einen Sitz trete: Er geht kaputt. Und so haben die Zuschauer zwar die Bänke kaputtgemacht, aber Schuld hatte die Polizei.“
Soweit Zeitzeuge Gerhard Rassel.
Beim Berlin-Ersatzauftritt der Beatles in Essen dabei war Hans-Joachim Dahms, einer der wenigen Berliner, denen das damals vergönnt war – er schreibt uns:
„Von der Beatlemania hatte ich schon was mitbekommen, als ich von meinen Eltern 1962 und 1964 jeweils für einen Monat in ein englisch/deutsches Ferienlager in ein Internat in Broadstairs (Kent) geschickt wurde. Zu den Betreuungspersonen gehörte übrigens Johannes Rau, der dort Morgenandachten hielt und gut Witze erzählen konnte.
Das Konzert in Essen fand ich nicht besonders überwältigend. Auch das Gekreische der weiblichen Fans konnte nicht mithalten mit dem Theater in unserem Feriencamp in Kent, wenn abends Beatles-Songs aufgelegt wurden. Ich war damals allerdings schon zu den Rolling Stones umgeschwenkt.“