„So darf ein Haushalt nicht aussehen“, sprach die Präsidentin des Landesrechnungshofes 2023 bei der Präsentation ihres Jahresberichts. „Das Prinzip Hoffnung ist keine Lösung“, und „wenn Sie dieses Ausgabenniveau so weiterführen, werden enorme Defizite entstehen“. Ein Jahr danach muten die Worte von Karin Klingen prophetisch an. Heute übergibt sie im Abgeordnetenhaus den 2024er-Bericht. Dem CP sagte sie vorab mit Blick auf die jüngste Haushaltsrasur: „So weit hätte es nicht kommen dürfen. Die Probleme sind seit Jahren bekannt.“ Die späte Entscheidung „führt zu zusätzlichen und unnötigen Belastungen“. Der Kraftakt des Sparens müsse durchgehalten werden, um Berlins Handlungsfähigkeit zu sichern. Aber auch das vorhandene Steuergeld müsse „wirtschaftlich und zielgerichtet“ eingesetzt werden. Der Rechnungshofbericht zeige Schwachstellen auf – von fehlenden Kontrollen des Zweckentfremdungsverbots bis zu Vorstandsvergütungen bei Landesunternehmen.
In der Giftliste des Senats stehen auch 50 Millionen Euro Abzug für die S-Bahn. Wo und wie die sich auswirken, ist noch unklar, aber die laufende Generalüberholung der häufigsten Baureihe 481/482 (gebaut ums Jahr 2000) ist davon nicht betroffen. Sie wird über den im Verkehrsvertrag festgelegten „Zugkilometersatz“ finanziert. Nach Auskunft eines Bahnsprechers wurde vor wenigen Tagen der 400. runderneuerte Doppelwagen auf die Strecke geschickt. Im Schnitt schaffe die Werkstattcrew in Schöneweide zwei Doppelwagen pro Woche, sodass bis Ende 2025 alle 500 Exemplare des Modells erneuert sein sollen und die Kundschaft sich nicht mehr überraschen lassen muss, ob – wie zurzeit insbesondere auf den Nord-Süd-Linien – ein frisches Fahrzeug kommt oder eines der inzwischen arg angewitterten. Der Wagen, dessen Innenraum eine 63-Jährige gestern Vormittag am Bahnhof Bellevue möglicherweise absichtlich in Brand gesetzt hatte, ist natürlich ein bereits sanierter.
Das im Juli eingeführte 29-Euro-Ticket geht vor allem auf Kosten des Deutschlandtickets. Das zeigt die Senatsantwort auf eine Anfrage von Oda Hassepaß (Grüne), die dem CP vorab vorliegt. Demnach sanken die Fahrgeldeinnahmen der BVG durch das D-Ticket fast exakt in dem Maß, in dem die Einnahmen durch das 29-Euro-Ticket stiegen, nämlich um zuletzt knapp fünf Millionen Euro im Monat. Das ist deshalb problematisch, weil die Zuschüsse fürs D-Ticket zur Hälfte vom Bund kommen, während Berlin dessen „Kannibalisierung durch die kurzlebige Giffey-29-Euro-Abo-Falle“, wie Hassepaß es völlig unparteiisch formuliert, allein aus dem Landeshaushalt subventionieren muss.
Bemerkenswert auch: In den ersten acht Monaten dieses Jahres nahm die BVG über das D-Ticket rund 386 Millionen Euro ein – zehn Prozent mehr als in den acht Monaten 2023 nach Einführung des D-Tickets. Für den Regionalverkehr berichtet der VBB von „starken Zuwächsen bei der Gesamtnachfrage“ seit Februar von zunächst 20 Prozent und seit April 40 Prozent – mit entsprechend höherer Auslastung der Züge. „Insofern sind die Kürzungen der ÖPNV-Mittel durch Schwarz-Rot unverantwortlich“, resümiert die Grüne.
Der Zustand der Berliner Wälder ist zum Eichenerweichen: Die häufigsten und ökologisch zugleich besonders wertvollen Laubbäume sind praktisch durchweg krank, die meisten sogar deutlich geschädigt, wie der gestern veröffentlichte Waldzustandsbericht dokumentiert. Auch andere Laubbäume sind nach mehreren rekordwarmen und trockenen Jahren seit 2018 auf dem absteigenden Ast, während die Kiefern – die allerdings aus anderen Gründen problematisch sind – nicht ganz so schlecht dastehen. Allerdings ist Besserung durchaus möglich, nachdem es in diesem Jahr bisher etwa so viel geregnet hat wie langjährig üblich und der Sommer ohne Hitzerekorde geblieben ist. Hinzu kam als Sondereffekt der Frost Ende April, der nicht nur die heimische Obsternte ruiniert hat, sondern auch viele junge Triebe.
Wenn Kommissar Zufall mal wieder versagt, übernimmt oft sein zuverlässiger Kollege, Wachtmeister Öffentlichkeitsfahndung: 144 Fahndungen mit Bildern (nicht zu verwechseln mit dem bilderlosen „Zeugenaufruf“) hat die Berliner Polizei in diesem Jahr bisher veröffentlicht, wie das Präsidium auf CP-Anfrage mitteilt. Im gesamten Vorjahr seien es 142 Öffentlichkeitsfahndungen gewesen, davon 31 nach vermissten Personen. Die Erfolgsquote werde statistisch nicht erfasst. Sie dürfte aber – ausweislich der oft nach wenigen Stunden folgenden Nachricht, die/der Gesuchte habe sich gestellt oder sei identifiziert – sehr hoch sein.
Eine Ausnahme ist die vor zwei Wochen veröffentlichte Fahndung nach einer Radfahrerin, die in der Potsdamer Straße einen Busfahrer zur Vollbremsung gezwungen hatte, bei der mehrere Fahrgäste verletzt wurden. Der noch immer unbekannten Frau wird ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht vorgeworfen.
Laut Strafprozessordnung ist eine Öffentlichkeitsfahndung das letzte Mittel, um „Straftaten von erheblicher Bedeutung“ aufzuklären, wenn die Ermittler auf anderem Wege nicht mehr weiterkommen. Die Polizei braucht dafür einen richterlichen Beschluss – im Unterschied zur Suche nach Vermissten, in die sie die Allgemeinheit nach eigenem Ermessen involvieren kann.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Brandenburg kann in der Nato bleiben. Darauf haben sich SPD und BSW in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt. Auch für Berliner relevant (wenn’s denn umgesetzt würde): Am BER soll von 22 bis 6 Uhr Ruhe herrschen und keine dritte Startbahn gebaut werden. Gebraucht wird sie ohnehin nicht. Was zu weiteren Themen wie Bildung, Verkehr und Energie im rot-lila Vertrag steht, erfahren Sie hier.
Pünktlich zur ersten parlamentarischen Beratung der Milliarden-Einsparungen war gestern die Webseite des Abgeordnetenhauses und damit auch der Livestream des Hauptausschusses nicht abrufbar. „Wir haben einen Offline-Fall“, teilte der Ausschussvorsitzende Stephan Schmidt (CDU) den analog anwesenden Presseleuten und Besuchern mit. Der Schaden hielt sich in Grenzen, viel Neues ergab die Debatte nicht. Ein Besucher quittierte die Beratungen mit lautem Schnarchen. Laut Parlamentsverwaltung lag der Ausfall an einer DDoS-Attacke, also an einer gezielten Überlastung der Netzwerkkapazitäten.
Am Berliner Hauptbahnhof müssen sich Reisende – wie gestern hier schon kurz erwähnt – wegen fehlender Weichen auf Härten gefasst machen: Für flexibleren Zugbetrieb werden die beim Bau 2006 weggelassenen Gleisverzweigungen im nächsten Frühjahr nachgerüstet. Zwei Monate lang wird deshalb der Zugverkehr vom und zum Südkreuz eingeschränkt. An zwei Wochenenden – eins davon ist ganz zufällig Ostern – wird die Nord-Süd-Strecke sogar komplett gesperrt. Die Details gibt’s hier.
Wer gleitet so spät durch Nacht und Wind? Es sind ICEs, für die sich kein Parkplatz find‘. Tsp-Kollege Klaus Kurpjuweit (die Älteren werden sich erinnern) hat die verrückte Geschichte der rastlosen Züge aufgeschrieben, die nächtens die Hauptstadt umkreisen. Online hier oder als Berlin-Aufmacher heute im gedruckten Tagesspiegel sowie im E-Paper.
Auf der Homepage der Bundes-CDU läuft (ziemlich weit unten) gerade eine Publikumsbefragung mit dem Titel „Braucht Deutschland einen Neuanfang?“ Nachdem eine aufmerksame CP-Leserin sich über das immer gleiche Ergebnis gewundert hatte, hat unsere Praktikantenschar (Scherz!) das gestern den ganzen Tag lang verfolgt – und kann den Befund bestätigen: 68 Prozent für Neuanfang, 32 Prozent dagegen; kannste nix machen. Außerdem fällt auf, dass der Zeiger auch dann unbeirrt nach Ja springt, wenn man ihn auf Nein gezogen hat. Ist sicher nur ein Technikproblem, wenn überhaupt. Aber wir helfen gern bei der Wahrheitsfindung – wenn Sie uns dabei unterstützen. Bitte, danke!
Wahlkampf hilft gegen Arbeitslosigkeit, wie den Webseiten der Berliner SPD zu entnehmen ist. Der Landesverband hat mehrere Stellen ausgeschrieben, z.B. Wahlkampfhilfe für die Bereiche „Mobilisierung und Veranstaltungen sowie „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Inhalte und Impulse“. Während diese Stellen befristet sind von Anfang Januar bis Ende März (der erste Monat ist Probezeit, der letzte wohl zum Aufräumen), wird ein/e Mitarbeiter/in für „Organisation und Finanzen“ unbefristet gesucht. „Kenntnisse der internen SPD-Anwendungen von Vorteil“, heißt es darin, wobei mit SPD-Anwendungen nicht die sedierende Kommunikation des Bundeskanzlers gemeint ist, sondern die IT.
Als Vorstandschefin von DB Cargo kennt sich Ex-BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta zwar mit dem Transport sperriger Güter aus, aber bei der Beförderung ihres Handys ist ihr ein Malheur passiert: Wie sie auf LinkedIn berichtet, fiel ihr das Gerät beim Einsteigen in die S-Bahn zwischen Zug und Bahnsteigkante ins Gleisbett. Ein DB-Sicherheitsmann habe es routiniert mit einem Greifer hervorgeangelt, berichtet die Managerin und verbindet die Episode mit einem Dank sowie der dringenden Warnung davor, in einem solchen Fall selbst ins Gleis zu springen.
Apropos Warnung: Aus maximal traurigem Anlass mahnt die Polizei schon jetzt, niemals mit Pyrotechnik herumzubasteln oder Knallerei anders zu verwenden als vorgesehen. Am Dienstagabend hat sich in Lichtenrade ein Zwölfjähriger mit einem selbstgebauten Böller eine Hand kaputtgesprengt. Der Junge wurde per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Seine Angehörigen und ein am Einsatz beteiligter Polizist mussten von Seelsorgern betreut werden.
Der „Fahrradklimatest“ des ADFC befindet sich auf der Zielgeraden: Noch bis Sonnabend werden Meinungen zum sog. Miteinander im Straßenverkehr und zum Zustand der Berliner Radwege gesammelt. Bundesweit haben sich laut ADFC schon mehr als 140.000 Menschen an der vom Verkehrsministerium geförderten Befragung beteiligt.
Der 68-Jährige, der am Abend des 4. November in der Uhlandstraße von einem Auto angefahren wurde, ist im Krankenhaus gestorben. Die Polizei fahndet nach der Person am Steuer, die Fahrerflucht beging. Damit sind seit Jahresbeginn 50 Menschen auf Berlins Straßen tödlich verunglückt. Noch mehr waren es zuletzt im Jahr 2016. Von den in diesem Jahr Getöteten waren 22 zu Fuß, elf per Rad, sechs auf motorisierten Zweirädern und sechs im Auto unterwegs. Und die Hälfte der Opfer war mindestens 65 Jahre alt, was für (verkehrs)politisch Verantwortliche eine relevante Information sein müsste. Im Landeshaushalt wurde der Posten „Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ für 2025 um die Hälfte gekürzt.
Das gestern hier vermeldete Lamento von Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU), dass durch die Cannabis-Legalisierung Telefon- und Chatüberwachung nicht mehr ohne Weiteres als Beweismittel genutzt werden könnten, wird offenbar nicht von der gesamten Justiz als Problem gesehen. CP-Leserin und Strafverteidigerin Alexandra Pfeiffer merkt an: „Wir könnten auch auf einem Bein hüpfen für strafbar erklären. Dann könnte die Staatsanwaltschaft noch viel mehr Telefone überwachen, die so gewonnenen Beweise für alles Mögliche nutzen, Anklagen und Verurteilungen erreichen.“
Es ist wieder Zeit fürs jährliche Update zu Berlins verbotenem Berg. Seit vier Jahren ist der Kletterfelsen „Kirchbachspitze“ in Schöneberg gesperrt, weil sanierungsbedürftig. Auch in diesem Jahr fragte Sebastian Walter (Grüne) den Senat, wann die Sanierung ansteht – und wie in jedem Jahr antwortete die landeseigene Gewobag als Eigentümerin der Fläche nur vage, dass „aus wirtschaftlichen Gründen“ weder Sanierung noch Abriss und Neubau realistisch seien. Stattdessen werde jetzt ein „Konzept zur alternativen Nutzbarmachung der Fläche“ entwickelt. Wie war noch mal der Diskussionsstand bezüglich einer Alternative zum Sprengplatz Grunewald?
Zitat
„Wir brauchen die Planungen in der Schublade für den Moment, wenn es Geld gibt.“
Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbandes IGEB. Er hat mit anderen Verkehrsexperten ein Konzept fürs Nahverkehrsnetz 2064 erarbeitet, von dem möglichst viele Berliner profitieren sollen.
Stadtleben
Verlosung – Tipp für Eltern, denen Weihnachten schon vor dem ersten Türchen zum Hals heraushängt: Bei „Everything Everywhere“ geht es um Monster. Am Sonntag (15 Uhr) kann man mit dem Ensemble Adapter welche bauen. Und dann nach den passenden Monsterklängen suchen – mit Instrumenten, Alltagsgegenständen oder der eigenen Stimme (ab 6, im ExRotaprint, Gottschedstraße 4). Und nächste Woche dürfen sich die Monster bewegen, auf der Bühne im Dock 11 (7.12., 15 Uhr; es gibt außerdem Vorstellungen für Erwachsene). Bei der Performance wird, Überraschung, aus einem robotischen Bühnenmonster plötzlich ein echtes. Karten sechs Euro, Kastanienallee 79. Die beiden Veranstaltungen funktionieren auch unabhängig voneinander. Wir verlosen je 2x2 Karten für den Workshop und die Kids-Vorstellung, Bewerbung hier.
Essen & Trinken – Eine neue Unternehmung der umtriebigen „Bellboy Bar“-Gruppe ist das „Hana“. Genau genommen eine halb neue. In dem puderfarbenen Raum mit Kassettendecke und Kronleuchtern neben der schrillen Bar am Gendarmenmarkt, der bis Sommer das Fine-Dining-Konzept „Pink Room“ beheimate, ist jetzt ein À-la-carte-Restaurant. Für die japanisch-mediterrane Karte sind abermals Sternekoch Gal Ben Moshe (Prism) und Paris Katsampis zuständig. Nur, dass sie es hier (auch preislich) lockerer angehen. Ein temperamentvoller Start sind die Rice Cakes mit scharfer Nduja-Wurst und eingelegten Anchovis, ein winterlicher Pleaser die handgekneteten Tahini-Udon mit Chiliöl und Ramen-Ei. Eine Attraktion ist übrigens auch die pinke Toilette, auf der „Careless Whisper“ von Wham! in der Endlosschleife läuft. Mehr lässige Spitzenküche hier. Di-Sa 18-23 Uhr, Mohrenstraße 30, U-Bhf Stadtmitte
Noch hingehen – Ein Künstler, der sich selbst darstellt und diese Arbeit „Little Stink“ nennt – Respekt. Eitel ist jedenfalls anders. Der Brite Ryan Gander hat in der Galerie Esther Schipper überhaupt eine ziemlich persönliche Ausstellung eingerichtet; u.a. zeigt er in „This is feeling all of it“ (bis 7.12.) Porträts von sich und seinem Sohn Baxter. Es gehe aber nicht um ihn, sondern um universelle Themen wie Reizüberflutung und Ablenkung, sagt der international erfolgreicher Konzeptkünstler. Und Wahrnehmung: Bei seinem Sohn wurde Autismus diagnostiziert, er spricht nicht und ist körperlich sehr aktiv, während der Vater im Rollstuhl sitzt und sich die Welt vorrangig über Sprache erschließt. Ihre unterschiedlichen Blicke auf die Welt werden mit Spielzeugfiguren am Boden symbolisiert. Di-Sa von 11 bis 18 Uhr, Potsdamer Straße 81 E, U-Bhf Kurfürstenstraße
Last-Minute-Lesung – Nun, Clemens Meyer ist kein guter Verlierer, das hat gerade sein Wutausbruch bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises bewiesen, aber er kann auf jeden Fall schreiben. Wer Fan von „Als wir träumten“ war, sich an das neue Werk (1056 Seiten!) aber nicht so recht herantraut, der könnte heute bei einer Lesung in Potsdam vielleicht einen Einstieg finden (Kleist-Schule, 18 Uhr). Über „Die Projektoren“ hat unser Kritiker Gerrit Bartels geurteilt: „Nein, dieser Roman macht keinen Spaß zu lesen, so ehrlich muss man sein, aber wer hat gesagt, dass Literatur immer Spaß machen soll? Dafür ist der Stoff viel zu ernst und tragisch und voller Gewalt.“ Und trotzdem: Man lese „fasziniert bis zur letzten Seite“. Karten 10/8 Euro, Friedrich-Ebert-Straße 17, Potsdam
Grübelstoff – Funkelt und glitzert es schon bei allen Nachbarn in den Fenstern? Und spornt Sie das an, auch endlich die Lichterkette vom Schrank zu holen? Oder sind Sie gar kein Fan von öffentlich zur Schau gestellter Weihnachtsvorfreude?
Kiekste
Mit ein bisschen Lametta bereit für die nächste Saison: „Dieser ehemalige Weihnachtsbaum steht seit Januar dort“, schreibt Leserin Annette Hösterey aus Rudow an checkpoint@tagesspiegel.de. Vielen Dank! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – A10 (Östlicher Berliner Ring): Die Auffahrt der Anschlussstelle Freienbrink in Richtung Autobahndreieck Barnim ist bis 13 Uhr gesperrt.
Friedrichshain: Von 9 bis 24 Uhr kann es zu Sperrungen im Bereich Mühlenstraße und Warschauer Straße kommen.
Torstraße (Mitte): Von 7 bis 18 Uhr ist die Fahrbahn zwischen Gormannstraße und Alt Schönhauser Straße auf einen Fahrstreifen verengt.
Schulenburgstraße (Spandau): In Richtung Pichelswerder Straße ist die Fahrbahn in der Kreuzungszufahrt Ruhlebener Straße bis Mitte Dezember auf einen Fahrstreifen verengt.
S-Bahn – S5: Von ca. 0.30-1.30 Uhr fahren keine Züge zwischen Strausberg und Fredersdorf.
Regionalverkehr – RB32: Einige Züge werden von 20.45 bis 4.30 Uhr zwischen Oranienburg und Berlin Ostkreuz umgeleitet. Die Halte in Hohenschönhausen und Lichtenberg fallen aus.
Demonstration – Für heute sind 20 Demos angemeldet (Stand 27.11., 13.45 Uhr), u.a. „Fehlende Wertschätzung der Justizbediensteten“: 50 Menschen, Dt. Justizgewerkschaft, In den Ministergärten 10 (8-11 Uhr)
„Aktionsbündnis Vergütung rechtlicher Betreuung Deutschland“: 700 Demonstrierende, LAG Betreuungsvereine Sachsen-Anhalt, Ebertstraße 1 (8-9 Uhr)
„Petition an das Landeswirtschaftsministerium für ein Ende der Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten“: 25 Teilnehmende, Deutsche Umwelthilfe e.V., Wilhelmstraße 54 (10.30-12.3o Uhr)
„Aktions-Nachmittag zur Sichtbarkeit queerer junger Menschen und Bedarf queerer Jugendarbeit in Berlin“: 100 Menschen, Queere Jugendhilfe Berlin, Niederkirchnerstraße 7 (14.30-18.30 Uhr)
„Keine Halle für Nazis“: 30 Protestierende, Linksjugend solid, Rennbahnstraße, Parkstraße, Antonplatz (17.30- 21 Uhr)
Gericht – Nach einem Verkehrsunfall mit zwei Toten muss sich ein 27-jähriger Autofahrer verantworten. Zwei Insassen eines Mopedautos seien ums Leben gekommen. Der Angeklagte habe mit überhöhter Geschwindigkeit einen Spurwechsel vorgenommen, dabei habe er das Leichtkraftfahrzeug übersehen und eine Kollision verursacht (9 Uhr, Amtsgericht Tiergarten, Kirchstraße 6, Saal 2108).
Universität – Break the Eisberg: Das verspricht die Sprach- und Kulturbörse der TU und organisiert am Sonnabend einen „Ausflug mit Sprachfokus“ durch den Wedding. Eingeladen sind sowohl Menschen, die Deutsch lernen wollen oder müssen, als auch Muttersprachler:innen. Anmeldung erwünscht, Start am Nettelbeckplatz (13.30).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Lieber Axel, zu deinem 77. Geburtstag kommen auf diesem Wege die besten Glück- und Segenswünsche aus Lieusaint von Florian und Susi, Elodie und Johann, aus Moabit von Daniel, aus Steglitz von Junia und Markus und nicht zuletzt … na von wem wohl? hi,hi“ / „Cati, alles, alles Liebe zu deinem 50. Geburtstag! Lass dich schonmal ordentlich feiern – am Samstag lassen wir dich dann zusammen hochleben! 🥳 Deine Babsi“ / Michael Eissenhauer (68), Kunsthistoriker, war von 2008 bis 2022 Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin / „Alles Gute und Liebe und viele Glückwünsche zum Geburtstag für die unvergleichliche Anja Götz, die mit ihrem Design die Stadt verschönert“ / „Liebe Hildburg, nach vielen Jahren der Freude an Kunst, Kultur, frohem Beisammensein und Tsp hast du nun dein 85. Lebensjahr vollendet. Es gratulieren dir die Reste der ‚Gruppe 77‘“ / „Wie jedes Jahr, die zwei Besten an einem Tag: alles Liebe Mama und alles Liebe Philipp! Eure Maxie“ / „Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, lieber Papa, von Georg, Eva und Jasmin!“ / „Herzlichen Glückwunsch, meine geliebte wunderbare Frau, Sabine, zu deinem 68. Geburtstag, dein Achim“ / Emilia Schüle (32), Schauspielerin („Freche Mädchen“, „Wunderschön“), ihre fotografischen Arbeiten waren bis vor Kurzem in der Galerie HOTO in Kreuzberg zu sehen / „Susanne, unsere Cheferin, feiert heute Geburtstag. Wir freuen uns mit ihr. Xronia Polla, von Deinen Lieben.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Hans-Dieter Conrad, * 23. März 1930 / Günter Koch, * 28. März 1940 / Klaus Alwin Rudolf Ritter, * 31. Mai 1937, u.a. ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Richterbundes Berlin / Klaus Sadowski, 30. März 1959 / Peter Schwichtenberg, * 11. Juli 1945, Kunstsammler
Stolperstein – Friedrich Jendrosch (* 1890) war Schlosser und arbeitete bei der Reichsbahn. Er war für die KPD u.a. Mitglied des Reichstags und des preußischen Landtages. Im Zuge der „Aktion Gewitter“ wurde er am 24. August 1944 verhaftet und ins KZ Sachsenhausen deportiert. Die Lagerverwaltung teilte seiner Ehefrau mit, dass ihr Mann am 28. November 1944 an einer Hirnhautentzündung verstorben sei. Wahrscheinlich fiel er aber den widrigen Haftumständen oder den Misshandlungen durch die SS zum Opfer. An Friedrich Jendrosch erinnert ein Stolperstein in der Osloer Straße 110 im Wedding.
Encore
Unsere kleine Beatles-Meldung über die vergeblichen Bemühungen, für die Fab Four im Jahr 1966 in Berlin einen Veranstaltungsort zu finden (CP vom Montag), hat manches alte Rock ’n’ Roller-Herz in Schwung gebracht.
So schreibt uns Gerhard Rassel aus Friedenau zur zertrümmerten Waldbühne: „Warum wiederholen Sie Lügen? Sie drücken es so aus, dass Rolling-Stones-Fans die Waldbühne mutwillig zerstört hätten.
Ich war dabei.
Als die Stones nach nur ein paar Liedern aufhörten, kam es natürlich zu Zugabe-Rufen. Aber man machte auf der Bühne das Licht aus, gleichzeitig stürmten Polizisten seitlich in den Platz vor der Bühne und prügelten sofort auf die Besucher ein. Ein Klassenkamerad hatte noch längere Zeit den Striemen des Polizeiknüppels auf dem Rücken.
Bei den Zuschauern brach Panik aus. Die Treppen waren damals schon zu eng. Also flüchtete man über die Sitze, die aus Sperrholz bestanden. Ich wog ca. 100 kg. Sie können sich denken, was passiert, wenn ich in Eile auf so einen Sitz trete: Er geht kaputt. Und so haben die Zuschauer zwar die Bänke kaputtgemacht, aber Schuld hatte die Polizei.“
Soweit Zeitzeuge Gerhard Rassel.
Beim Berlin-Ersatzauftritt der Beatles in Essen dabei war Hans-Joachim Dahms, einer der wenigen Berliner, denen das damals vergönnt war – er schreibt uns:
„Von der Beatlemania hatte ich schon was mitbekommen, als ich von meinen Eltern 1962 und 1964 jeweils für einen Monat in ein englisch/deutsches Ferienlager in ein Internat in Broadstairs (Kent) geschickt wurde. Zu den Betreuungspersonen gehörte übrigens Johannes Rau, der dort Morgenandachten hielt und gut Witze erzählen konnte.
Das Konzert in Essen fand ich nicht besonders überwältigend. Auch das Gekreische der weiblichen Fans konnte nicht mithalten mit dem Theater in unserem Feriencamp in Kent, wenn abends Beatles-Songs aufgelegt wurden. Ich war damals allerdings schon zu den Rolling Stones umgeschwenkt.“
Diesen Checkpoint haben außerdem Daniel Böldt und Lorenz Maroldt gerockt. Antje Scherer hat die Stadtleben-Bühne aufgebaut und Jasmine Dellé den morgendlichen Soundcheck gemacht. Morgen groovt hier Daniel Böldt.
Ihr Stefan Jacobs