Hohe Ehrung für Berliner Autorin Jenny Erpenbeck

Wirst du zu meiner Beerdigung kommen?

Sie sieht nach unten, auf die Kaffeetasse, die vor ihr steht, und sagt nichts.

Wirst du zu meiner Beerdigung kommen, fragt er noch einmal.

Sie sagt, du bist doch noch ganz lebendig.

So beginnt er, der großartige Roman „Kairos“ der Berliner Schriftstellerin Jenny Erpenbeck. Eine geheime Liebesgeschichte, die langsam über sich hinauszuwachsen versucht (es aber lange nicht schafft). Eine Denkschrift über einen Staat, der langsam untergeht, dessen Menschen aber lange aus ihm herauszuwachsen versuchen (es aber nicht schaffen). Am Dienstagabend hat Jenny Erpenbeck für ihr mitreißendes literarisches Wendewerk den International Booker Prize gewonnen. „Meine Großeltern waren Schriftsteller, mein Vater war Schriftsteller, meine Mutter Übersetzerin“, erzählte die 57-Jährige in ihrer kurzen Dankesrede in London. „Ich bin sehr glücklich.“ Deutschland kann es auch sein – als wieder ein wenig mehr vereintes Literaturland.