Die prosodische Qualität von Berlin

Aus der Reihe „Seltene Hobbies“, heute: Eine Bewertung der Bundesländer nach der prosodischen Qualität ihrer Namen, vorgenommen von einem Sprachkünstler mit dem Pseudonym Archiphilologus. Hier ein paar Beispiele:

Brandenburg: „Ein Daktylus, den man auch als Kretikus betonen könnte. Episch also, aber auch abwechslungsreich.“

Nordrhein-Westfalen: „Totale Katastrophe. Ein Trochäus und ein Amphibrachys, der auch noch die stärkste Betonung trägt. Was soll das?“

Rheinland-Pfalz: „Ein ganzer und ein halber Trochäus, den man ohne Zäsur als Kretikus oder, etwas nachlässiger betont, als Anapäst deuten kann. Gewagt, aber nicht geglückt.“

Uff, da ahnt man ja schon, was auf uns zukommt … and here we go:

Berlin: „Der Ausreißer unter den Stadtstaaten: Jambus. Der Standard im deutschsprachigen Vers, man bemerkt es gar nicht. Bisschen langweilig, aber das passt ja.“

Nein, das passt nicht – daran zeigt sich nur, dass diesem Archiphilologus noch nie jemand den Namen Berlin zugebellt, hingerotzt oder vorgeweint hat. Wir machen hier aus zwei Silben, wenn es sein muss, ein ganzes Gedicht (ob das nun Anapäst oder nicht).