Abenteuerliche S-Bahn-Geschichten
Heute wird die Berliner S-Bahn 100 Jahre alt. Glückwunsch an der Bahnsteigkante! Zum Jubiläum gibt’s im Tagesspiegel (gedruckt an vielen Bahnhöfen und als E-Paper auf Ihrem Bildschirm) ein großes Interview mit dem Chef Peter Buchner und einen Kommentar unseres Verkehrsexperten Jörn Hasselmann, der das Jubiläum als verpasste Riesenchance sieht. Und hier gibt’s ein paar Ihrer schönsten S-Bahn-Geschichten – vielen Dank dafür!
„Ich bin als Sechsjähriger 1975 nach Berlin West gekommen. Mit meiner Oma ging es häufiger mit der S-Bahn vom Botanischen Garten in Lichterfelde zur Friedrichstraße. Dort kauften wir in nicht ganz zulässigen Mengen unverzollte Zigaretten. Diese wurden dann mit der S-Bahn nach West-Berlin geschmuggelt. Ich wurde mitgenommen, damit es möglichst nicht zu Kontrollen kommt.“ (Dietmar S.)
„Als wir zu DDR-Zeiten in Prenzlauer Berg wohnten und mit der S-Bahn fuhren, saßen sich zwei angetrunkene Bauarbeiter gegenüber. Der eine fing an zu niesen und hörte nicht mehr auf. Der ihm gegenüber fing an, wie ein Ringrichter zu zählen: 41, 42, 43... Wir mussten so lachen. Ich weiß nicht mehr, wie weit er mit dem Zählen gekommen ist. Aber jedes Mal, wenn ich eine Nies-Attacke habe, fängt meine Frau in Erinnerung daran an zu zählen: 41, 42, 43...“ (Reinhard K.)
„In meiner Kindheit war die S-Bahn verpönt, meine Eltern als Flüchtlinge aus dem ‚Osten‘ hielten sich an den ausgerufenen S-Bahn-Boykott. Ab der 9. Klasse mussten wir zum Ruderunterricht von Lankwitz nach Wannsee fahren. Von der Mutter gab es Geld für die BVG, aber die S-Bahn war aus politischen Gründen billiger – ich glaube, Fahrkarte 20 bis 30 Pfennig. Also sind wir heimlich S-Bahn gefahren und haben das Restgeld in Leckereien umgesetzt.“ (Martin M.)
„Ich stieg vor Jahren am menschenleeren Berliner Sonntagmorgen in die S-Bahn am Savignyplatz. Überraschung: Da sitzt schon einer in der leeren Bahn und liest. Ich setze mich in Blickrichtung gegenüber, der Mann schaut hoch, wünscht mir einen Guten Morgen und zeigt dann – sich quasi entschuldigend dafür, dass er keine Zeit für einen Smalltalk hat – auf Notenblätter: ‚Muss meine Texte lernen!‘ Max Raabe auf dem Weg zur Probe.“ (Corinna S.)
Damit hätten wir auch den heutigen Song für die Checkpoint-Sommer-Playlist 2024 auf Spotify, die übrigens mit Max Raabe beginnt: „The Passenger“ von Iggy Pop, in Berlin geschrieben, laut seiner Ex-Freundin Esther Friedman von der S-Bahn inspiriert und später von der Checkpoint-Band („and we write and we write and we write…“) gecovert.