So kommen Sie entspannt durchs Wochenende
Eine Ausstellung im Kulturforum bringt uns die Kunst Chinas ein wenig näher. Danach beim Karaoke den Stress von der Seele singen.

Samstagmorgen – Hier und da mag noch liegengebliebener Staub vom letzten Jahrzehnt zu finden sein. Reste von Silvesterfeuerwerk etwa, unerledigte Vorhaben wie die Komplexitätsreduktion der Gegenwart im Allgemeinen oder die Frage nach Inhalt und Zukunft des Hipsterbarts. Spätestens, wenn man seine Lieblingssuchmaschine bemüht, ein „Best of 2010s“ auszugeben, kommt man aber angesichts von so viel Vergangenheit schlagartig in den goldenen 20ern an. Man spürt dabei: Dieses Jahr ist noch keine zwei Wochen jung, aber schon voll im Gange und wer das Gefühl hat, auch mit dem Feiern längst nicht fertig geworden zu sein, findet im ://about blank Erlösung. Genauer, bei der heutigen Ausgabe der legendären STAUB-Party, die einmal im Monat eine Lücke zwischen gestern und morgen Nacht füllt. Das Erfolgsrezept: Beats zwischen 10 und 22 Uhr, bis zuletzt geheimes DJ-Lineup und ein wenig Aura des Unvorhersehbaren. Wer schon bei der Vorstellung Zukunftsängste entwickelt, sei beruhigt: Kaum etwas pulsiert verlässlicher und vorhersehbarer als ein elektronischer Viervierteltakt. Der Eintritt kostet roundabout 10 Euro und wenn der Name Staub auf den liegengebliebenen des letzten Jahrzehnts verweist, dann nur um ihn aufzuwirbeln. Markgrafendamm 24c, Friedrichshain, S-Bhf Ostkreuz
Samstagmittag – Flauschige Katzen sind bekanntlich besonders süß, solange sie keine Messelektroden aus dem offenen Schädel hängen haben und panisch in eine Laborkamera starren. Das Thema Tierversuche in der Wissenschaft nehmen wir schon seit geraumer Zeit von Dekade zu Dekade mit. Ohne Tierversuche gäbe es so manches heute erhältliche Medikament nicht, das Menschenleben rettet. Ohne sie wäre der Mensch aber ein besserer Mensch. So oder so ähnlich verläuft die Debatte unter Freunden häufig. Wer informiert mitreden will, sollte einmal einen Blick in den Stand der Entwicklung sogenannter Ersatzforschung werfen. Aus der Alternativlosigkeit manches vergangenen Tierversuchs lässt sich schlicht nicht auf die Notwendigkeit zukünftiger Versuche schließen. Eine Infoveranstaltung dazu bietet der Tierheim-Treff Südwest (Brauerstraße 1A, S-Bhf Lichterfelde Ost) von 13 bis 15 Uhr. Eintritt frei
Samstagabend – Wie sagt man doch, jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Ganz in diesem Sinne schließt heute die Ausstellung N°3 in der Eight Rooms Gallery in der Köpenicker Straße 55 (U-Bhf Heinrich-Heine Straße, 18 – 22 Uhr) nach zwei Monaten ihre Türen. Acht internationale Künstlerinnen zeigen Arbeiten zwischen Fotografie, Kunst- und Dokumentarfilm und Objektkunst. Um 19 Uhr öffnet die Galerie Mazzoli in der Eberswalder Straße 30 (U-Bhf Eberswalder Straße) ihre Türen für die Soloausstellung der Pariserin Marie Lelouche unter dem Titel „You Have A New Memory“ – Sie haben eine neue Erinnerung. Dieser aus den sozialen Medien und E-Mail-Programmen bekannte Satz erinnert an die Auslagerung von Erinnerung an technische Speicher und katapultiert uns mitten in den Diskurs um Erinnern, Vergessen, Archivieren in einer Welt, die mittlerweile tagtäglich mehr Daten speichert, als alle Menschheitsgeschichte bis zur Erfindung des Internets.
Samstagnacht – Wie unangenehm die Ankunft in den Zweitausendzwanzigern in der Vergangenheit gedacht wurde, zeigen zahlreiche Science-Fiction-Werke des letzten Jahrhunderts. Eine Auswahl von Filmen zeigt das Kino Babylon (Rosa-Luxemburg-Str. 30, U-Bhf Rosa-Luxemburg-Platz) in einem retrofuturistischen Marathon, der schon am Samstag um 16 Uhr beginnt und sich bis Sonntagmorgen, 6 Uhr, erstreckt. Auf dem Programm stehen unter anderem The Thing, Terminator 2, Event Horizon, Blade Runner: Final Cut, Rifftrax Live: Space Mutiny, Uninvited. Vorkommnisse wie dieses dürften hier ausgeschlossen sein.
Womit wir beim Sonntagmorgen wären – Wer die Entwicklung der Zweitausendzehner Jahre aufmerksam mitverfolgt hat, weiß übrigens längst, dass die endgültige Abschaffung des Schlafs unausweichlich bevorsteht. Der Kino-Marathon ist daher keine Ausrede dafür, den gesehenen Retrodystopien um 11 Uhr nicht etwas Alte Musik (Mozart, Haydn und Beethoven) auf alten Instrumenten im Musikinstrumentenmuseum entgegenzusetzen. Tiergartenstraße 1, U-Bhf Potsdamer Platz, Karten kosten 14/ 8 Euro, Bestellung unter 030 25481178 oder kasse@mimpk.de
Sonntagmittag – Eine gefühlt seit Jahrzehnten immer näher rückende Ferne, so abstrakt das klingt, heißt China. Und das nicht nur weltökonomisch und politisch, sondern naturgemäß auch in der Kunst. Wie meine Kollegin Maria Kotsev schon letzten Montag schrieb, läuft im Kulturforum aktuell die Ausstellung „Micro Era. Medienkunst aus China“, die eine Auswahl an Positionen chinesischer Künstlerinnen zu Fragen von Produktion und Konsum von Bildern zeigt. Um 15 Uhr leitet Kuratorin Anna-Catherina Gebbers ein Ausstellungsgespräch zur Ausstellung, das uns das nahe Ferne noch ein wenig näher bringt. 4 Euro zzgl. Eintritt in die Ausstellungm, Matthäikirchplatz, U-Bhf Potsdamer Platz
Sonntagabend – Ein auch in China seit geraumer Zeit verbreiteter Trend kommt wiederum eigentlich aus Japan. Der beliebteste Fluchtweg aus dem stressigen Berufsalltag heißt bekanntlich Karaoke, das nur dann wirkt, wenn sich die Ausführenden bis zur völligen Selbstaufgabe fallen lassen, um im Glanz und Glamour ganz anderer Sterne und Zeiten zu erstrahlen. Will man sich dem auch in Berlin hingeben, ist Monster Ronson‘s Ichiban Karaoke (gegenüber vom U-Bhf Warschauer Straße) schon immer die erste Adresse – und zum Wochenendeende gibt es unter dem alles und nichts sagenden Titel Liquid Brunch with Zoe! jede Kabine zum halben Preis.