Berlin stehen heiße Tage bevor – politisch und meteorologisch: Heute kann es 36 Grad werden, morgen sogar 37 Grad (Julius Betschka hatte gestern hier schon mal ein paar Tipps zum Abkühlen herausgesucht). Aber ist das für Mitte Juni so ungewöhnlich? Der Checkpoint hat sich die Daten der vergangenen 50 Jahre angeschaut (gemessen in Dahlem auf zwei Meter Höhe), die wichtigsten Erkenntnisse:
+ Nur in zwei von fünfzig Jahren stieg die Höchsttemperatur im Juni über die 35-Grad-Marke: im Jahr 2000 auf 36,1 Grad und im Jahr 2019 auf 37,6 Grad.
+ Nur in zwei von fünfzig Jahren lag die Durchschnittstemperatur im Juni über 20 Grad: im Jahr 1992 mit 20,3 Grad und im Jahr 2019 mit 21,9 Grad.
+ Zwischen 1961 und 1990 lag die Klimamitteltemperatur im Juni-Durchschnitt bei 16,7 Grad.
+ Zwischen 1991 und 2020 lag die Klimamitteltemperatur im Juni-Durchschnitt bei 17,4 Grad.
An dieser Stelle könnte dramatische Musik erklingen, z.B. „Le sacre du printemps“ von Igor Strawinsky (auch wenn ja schon Sommer ist) – aber wir sprechen hier lieber mal kurz mit Markus Bruggaier, Hornist der Staatskapelle Berlin und Mitgründer der „Orchester des Wandels“, eine der ersten Klima- und Umweltschutzinitiativen der deutschen Klassiklandschaft:
Herr Bruggaier, wie können Orchester zum Klimaschutz beitragen?
„Lange war sich die Kulturszene da sehr unsicher. Schließlich beschäftigen wir uns nur mit „Liebe und Tod“, wie Marcel Reich-Ranicki vielleicht gesagt hätte, und alles andere ist nicht existentiell genug. Aber wir können die Veränderungen um uns herum nicht einfach ausblenden, dann stehen wir am Ende wie Saurier da. Mir ist wichtig, dass wir Musiker beim Klimaschutz liefern, auf allen Ebenen.“
Was bedeutet das konkret?
„Wir Musiker von der Staatskapelle Berlin haben 240.000 Bäume in Madagaskar pflanzen lassen, 140.000 kommen bald dazu. Der Instrumentenbau trägt viel bei zur Abholzung weltweit, 30 Millionen Griffbretter für Gitarren und Streichinstrumente werden jedes Jahr aus madegassischem Ebenholz gefertigt – es ist dafür das beste der Welt. Inzwischen sind dort 90 Prozent der Wälder abgeholzt. Durch unsere Baumpflanzungen sind wir vermutlich das erste Orchester weltweit, das sich klimaneutralisiert hat – auch wenn wir das aus rechtlichen Gründen als Privatpersonen machen.“
Und welche Rolle spielen dabei die „Orchester des Wandels“?
„Das sind Musikerinnen und Musiker aus sehr vielen bedeutenden Orchestern, die wie in einer Graswurzelbewegung für den Klimaschutz eintreten. Wir wollen, dass der Klimaschutz in den Kulturauftrag aufgenommen wird. Wir spielen Benefizkonzerte, erarbeiten Leitfäden, wie die Konzertorganisation klimaneutral gestalten kann – und pflanzen eben Bäume!“
Wir kommen zur politischen Erhitzung: Vor der für heute geplanten Brandschutzprüfung im Haus Rigaer 94 brannten gestern auf der Straße die Barrikaden – und von den Dächern bewarfen Gewalttäter die Polizei mit Pflastersteinen und Flaschen. 60 Einsatzkräfte wurden verletzt, Kitas und eine Schule bis Freitag geschlossen, das Bürgeramt ist aus Sicherheitsgründen bis kommende Woche dicht. Am Abend tagte die BVV – und tat sich schwer damit, sich auf eine gemeinsame Stellungnahme zu verständigen. Am Ende wurde das Wort „linksextremistisch“ gestrichen.
Was sonst noch geschah in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg: Der FDP-Verordnete Michael Heihsel wurde gerügt – er hatte dreimal das Wort „Bockmist“ verwendet. Ein klassischer Fall von Liberalextremismus.
Was sonst noch geschah in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg: Der FDP-Verordnete Michael Heihsel wurde gerügt – er hatte dreimal das Wort „Bockmist“ verwendet. Ein klassischer Fall von Liberalextremismus.
Und dann fiel noch das Wort „Lüge“ – es richtet sich gegen Baustadtrat Florian Schmidt, dem Heihsel vorwirft, den Verordneten eine falsche Auskunft über seinen Kenntnisstand in Sachen Wohnhochhaus Schöneberger Straße gegeben zu haben: „Das war dem Stadtrat bis zum 4. März 2021 nicht bekannt“, lautete Schmidts Antwort auf Fragen der FDP zu Verbindungen von D.V.I. (die von der Zahl ihrer Wohnungen her bei einem erfolgreichen Volksentscheid enteignet werden müsste) und Projektentwickler UTB. Eine Tochterfirma der D.V.I. besaß das Grundstück in der Schöneberger Straße. Zudem hielt die D.V.I. damals einen Anteil an der UTB. Die Projektfirma von Schmidt-Kumpel Thomas Bestgen entwickelt das Holzhochhaus. Tatsächlich wusste Schmidt darüber laut Heihsel, der sich die Akten angeschaut hat, aber bereits seit 2019 Bescheid – und zwar, wie sich aus dem Mailverlauf ergibt, sehr detailliert. Schmidt erklärte seine (falsche) Antworte gestern mit einem Missverständnis.
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die D.V.I. hätte derzeit einen 50-%-Anteil an der UTB. Dies ist nicht der Fall.
Soll der Holocaustleugner Xavier Naidoo („gelungene historische Fiktion“) in der bezirkseigenen Zitadelle Spandau auftreten dürfen? Als unser Reporter Sebastian Leber diese Frage dem Veranstalter Thomas Spindler von Trinity Music stellte, wurde er von ihm beschimpft – man möge ihn mit so etwas gefälligst nicht „belästigen“. Auf der Website bewarb Trinity das Konzert weiterhin mit dem Hinweis auf die „ausdruckstarken Inhalte“ des Sängers.
Erst nachdem der Text über Naidoos antisemitische Ausfälle und Spindlers aggressive Reaktion („erbärmliche Recherche“) gestern auf tagesspiegel.de erschien, reagierte Trinity: Die euphorische Werbung fürs Naidoo-Konzert („überragendes Talent“, „authentischer Stil“ – der Sänger habe sich „stets für seine Musik, seine Identität und seine Unabhängigkeit engagiert“) verschwand kommentarlos von der Website, später folgte eine Erklärung auf Facebook: Spindler distanzierte sich auf einmal „ausdrücklich von den andauernden und erschreckenden Aussagen des Herrn Naidoo“ man wolle „lieber heute als morgen von den Verträgen zurücktreten“ und werde „Xavier Naidoo keine Bühne geben“.
„Klar zur Verkehrswende!“, ruft die Grünen-Spitzenkapitänin Bettina Jarasch – aber mehr als die Hälfte der Berlinbesatzung springt von Bord: Nur 18,2 % der Befragten einer Civey-Umfrage stehen uneingeschränkt hinter der Forderung nach einem Baustopp der laufenden A-100-Verlängerung bis Treptow (Kosten pro Meter: 219.000 Euro, insg. 700 Mio), weitere 4,5 % sind „eher dafür“. Selbst für einen Weiterbau der Autobahn mitten durch die Stadt bis zur Storkower Straße in Lichtenberg gibt es eine Mehrheit (insg. 60 %, davon 43,3 % „sehr positiv“, der Rest „eher positiv“).
Und was meinen Sie?

Berliner Schnuppen

Telegramm
Die Berliner Spitzenkandidatinnen (Männer sind mitgemeint)kommen zusammen auf einen Unbekanntheitswert von… Moment… hier: genau 328 Prozent (da haben sich die gut sechs Jahre „Mathe mit dem Checkpoint“ ja mal wieder gelohnt). Laut Morgenpost sagen „Kenne ich nicht / weiß nicht / keine Angaben“ über:
Franziska Giffey 15%
Klaus Lederer 41%
Sebastian Czaja 60%
Kai Wegner 60%
Bettina Jarasch 71%
Kristin Brinker 81%
Die Reihenfolge können wir auch stehenlassen für die Kategorie „Wie zufrieden sind Sie mit der politischen Arbeit“ von (im Vergleich zum April):
Franziska Giffey 45% (plus 4)
Klaus Lederer 30% (plus 3)
Sebastian Czaja 22% (plus-minus 0)
Kai Wegner 17% (plus 3)
Bettina Jarasch 10% (plus 1)
Kristin Brinker 6 % (plus-minus 0)
Es kommentiert der Berliner: „Nicht gemeckert ist genug gelobt.“
„Die Feuerwehr sucht 5 Fasspumpen (Jessberger) für Schaummittelumfüllung“ – hm, müssen Sie bei dieser Ausschreibung nicht auch an ein großes Fest mit viel Bier denken? Oder ist das eine Fata Morgana infolge coronaler Entzugserscheinungen?
„Ampelausfall in der Edisonstraße“, das klingt wie der ironische Titel einer Comedy-Show, in der dem Glühbirnenerfinder ein Licht ausgeht. Aber, Sie ahnen es sicher schon: Es ist eine klassische Realmeldung „Made in Berlin“.
„Liebe Eltern, auf Grund der hohen Temperaturen endet der Unterricht ab morgen bis zum Ende des Schuljahres um 11.30 Uhr“, schreibt die Leiterin Grundschule am Vierrutenberg (Lübars). Wir zählen mal kurz durch… ok, vier Tage plus den letzten: das Ende ist nah.
Neu im Betriebsstörungsbingo: „Hund im Gleisbett“ – gestern früh hielt er beim Gassigehen kurz hinterm Ostbahnhof den IC 240 nach Amsterdam auf.
Abgang 1: IHK-Präsidentin Beatrice Kramm hört vorzeitig auf – als ihren Nachfolger schlägt sie den Unternehmer Tobias Weber vor.
Abgang 2: Festspiele-Intendant Thomas Oberender hört vorzeitig auf – sein Vertrag war noch im November um fünf Jahre verlängert worden.
Und einen Zugang gibt es auch – das Haus der Kulturen der Welt bekommt am 1. Januar 2023 (nein, kein Tippfehler) einen neuen Intendanten: Bonaventure Soh Bejeng Ndikung löst dann Bernd M. Scherer ab.
„Klau-Alarm im Bundestag!“, meldet die „Bild“ – „selbst die Teeküchen sind im Hohen Haus offenbar vor Langfingern nicht sicher.“ Und hier die Liste der als gestohlen gemeldeten Gegenstände: ein Diktiergerät, eine Kaffeemaschine, geringe Mengen Tee, zwei Flaschen Getränke und eine Bundestags-Tasse – die Demokratie ist offenbar in ernster Gefahr.
Eine Runde Behördenpingpong spielt unsere Kollegin Anke Myrrhe heute Abend bei einem Live-Talk mit Franziska Giffey, Kai Wegner, Sebastian Czaja, Monika Herrmann und Tobias Schulze – das Thema: Wie bekommt Berlin die Verwaltung in Schwung? Los geht’s um 19 Uhr mit einem Impulsvortrag von Stefan Richter (Stiftung Zukunft Berlin), und Sie können digital dabei sein und Ihre Fragen stellen – ganz einfach von zuhause aus über PC, Tablet oder Smartphone. Alles weitere dazu steht hier.
Nachtrag zur Meldung „Randale im Gleisdreieck-Park – 236 Einsätze seit Anfang des Jahres“ (CP v. 14.6.):
Eine Anwohnerin hatte dem Checkpoint berichtet, dass die Polizei am 5. Juni trotz mehrfacher Anrufe erst nach Stunden gegen eine illegale Party vorgegangenen ist – die Stellungnahme der Behörde, die gestern bei uns einging, zeigt, wie die Lage dort immer mehr eskaliert. Die Rede ist von einer „aggressiven Grundhaltung“ von Gruppen gegenüber den Einsatzkräften, die bedroht und beleidigt sowie mit Flaschen und Steinen beworfen werden. Zu den Ereignissen vom 5. Juni:
„Der erste Anruf wegen unzulässigen Lärms ging gegen 22 Uhr bei der Wache des örtlich zuständigen Polizeiabschnittes 52 ein. Aus Erfahrung der vorangegangenen Einsätze entschied der verantwortliche Wachhabende, die zur Verfügung stehenden Funkeinsatzwagen nicht ohne Unterstützung von Einheiten der Bereitschaftspolizeiabteilungen in den Park zu entsenden. Da die Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei zum Zeitpunkt der Anforderung jedoch noch nicht zur Verfügung standen und im gleichen Zeitraum Funkeinsatzwagen des Polizeiabschnittes 52 zu höherpriorisierten Einsätzen wie z. B. Häuslicher Gewalt, Körperverletzung, ausgelöster Alarmanlage, randalierender Person aber auch zu Schlägereien alarmiert worden waren, war ein zeitnahes Einschreiten im Park nicht möglich. Gegen 2.30 Uhr standen dem Polizeiabschnitt 52 Einsatzkräfte einer Einsatzhundertschaft zur Verfügung, mit deren Unterstützung für eine Beruhigung der aufgeheizten Stimmung im Park gesorgt und der Lärm beendet werden konnte.“
Zitat
„Ich habe noch nie Blumen aus Beton wachsen sehen, schon gar keine blühenden Landschaften. Das einzige was dort jemals geblüht hat, war unsere Fantasie und daraus sind ganze Welten entstanden und auf einmal sah selbst ein Bunker aus wie der schönste Ort der Welt.“
Daniel Sellier fordert in einem Brief an Baustadtrat Ephraim Gothe und Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel die Wiedereröffnung des Monbijoutheaters in Mitte.
Tweet des Tages
Stadtleben
Essen – Es ist heiß, wir haben uns lange genug auf ein Spazier-Sandwich getroffen und es ist an der Zeit, unseren Essens-Ereignissen wieder einen weniger nomadenhaften Rahmen zu verleihen: mit einem Grill! Wer selbst Hand anlegen will, kann dies mit unserer Genuss-Redaktion im Rücken und in Form von Bratwurst oder Lauchspießen tun, der Rest labe sich an einem der vielen asiatischen BBQs der Stadt, die in den letzten Jahren aus dem Boden sprossen.
Zum Beispiel dem ersten japanischen Yakiniku Restaurant der Stadt, Ushido. „Yakiniku“, das bedeutet gegrilltes Fleisch und ist die japanische Form des BBQ. Feinstes als Rose garniertes Wagyu nebst bunt garnierten und absolut instagrammfähigen Gemüsetellern gefällig? Dann ist dies Ihr Ort. Mit einem Menü für Zwei kostet ein Abend ab 38 Euro, mit etwas Grüntee und Sake kommt noch ein wenig hinzu. Und welcher Grillfan hat sich noch nie einen eigenen, im Tisch integrierten Grill gewünscht? Genesen, getestet oder geimpft. Mo-Do 18-22 Uhr, Fr 18-23 Uhr, Sa 17-23 Uhr, So 17-22 Uhr in der Lychener Str. 18, U-Bhf Eberswalder Straße
DIY – Und wo wir gerade schon in Japan sind – schon einmal darüber nachgedacht, die eigenen vier Wände mit einem „Moosball“ zu verzieren? Genau das bedeutet „Kokedama“ nämlich auf japanisch und ist seit Coronazeiten zum Trend all derer geworden, die zwischen Zoom und Stream ein Päuschen vom Monitor brauchen. Die Zierpflanze, die aus einem Ball aus Moos wächst, wird auch der „Bonsai der armen Leute“ genannt und ist deutlich günstiger und pflegeleichter – auch nicht so schlecht. Aus Akadamaerde und Schwarztorf wird eine Kugel geformt, darin die Wunschpflanze gesetzt, mit Moos umwickelt und mit Aluminiumdraht befestigt. Das Berliner Startup „hausjungle“ hat sich dieser japanischen Schönheit verschrieben und erklärt der Stadt mit unkomplizierten DIY-Kits, wie es geht.
Lesen – Mit der Grillzeit kommt immer irgendwie auch die Bierzeit. Schließlich will der Mensch etwas trinken, wenn er auf die Bratwurst wartet. Welches Bier passt aber jetzt nochmal gut zur Bratwurst, welches zum Grillgemüse und was ist überhaupt neu, gut, beliebt oder verpönt? Meiningers Craft Magazin für Bierkultur geht diesen Fragen auf den Grund und zeigt der Welt, dass in Bezug auf das eigene Unwissen über das prickelnde Volksgetränk noch lange nicht Hopfen und Malz verloren ist. In der kommenden Ausgabe sogar mit einer Extraportion Gemüse auf dem Grill. Wir verlosen drei Jahresabos, wenn Sie uns das größte Hopfenanbaugebiet der Welt verraten. O'zapft is, flüssig wie in Papierform!
Hingehen – Diese Woche wird es wild, glitzernd, dunkel und bunt: denn es ist Queer Week! Heute bis zum 19. Juni findet am Gorki Theater das „Pugs in Love“-Festival statt. In einer Kombination aus Streams, Live-Performances, Instagram-Livetalks, Video-Podcasts und DJ-Sets treffen sich Künstler:innen in gesprochenen, getanzten und anderweitig inszenierten Dialogen, die sich Hintergründe, Zugänge und Visionen zum Thema Geschlechteridentitäten teilen. Kooperationspartner sind dieses Jahr das „Missy Magazin“, „Glitter – die Gala der Literaturzeitschriften“, das „SchwuZ“ und „Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater e.V.“. Los geht es heute Abend um 18 Uhr mit dem Eröffnungspanel „Queer Future – Coming Soon“ im Livestream und der anschließenden Stream-Premiere „Dark Room Revisited“. Let the show begin!
Grübelstoff – Wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken – finden Sie, dass queere Themen ausreichend Platz eingenommen haben? Wie wurde mit Klassenkamerad:innen, deren sexuelle Ausrichtung von der Cisgender-Heteronormativität abwich, umgegangen und inwiefern war das ein Thema im Klassenzimmer?
Das Pandemie-Ding
Zeiten ändern sich und Corona ändert die Zeiten. In den kommenden Wochen wollen wir an dieser Stelle Dinge zeigen, die während der Pandemie an Bedeutung gewonnen haben. Heute: Evelyn Thiel und das doppelte Eichhörnchen.
„Seit ca. 2 Jahren versuche ich, ,mein' Eichhörnchen Auge in Auge mit seinem hölzernen Ebenbild zu fotografieren – endlich hat es geklappt, im Homeoffice lag das Handy täglich bereit und kam eines Morgens zum Einsatz – seitdem gibt es täglich Nüsse satt!“

Was ist Ihr Pandemie-Ding? Wir freuen uns über Fotos (möglichst im Querformat) inklusive einer kurzen Begründung an checkpoint@tagesspiegel.de.
>Berlin heute
Verkehr – A111 (Reinickendorf-Zubringer): Die Autobahn ist in der Zeit von 21 bis 5 Uhr in Fahrtrichtung Dreieck Charlottenburg zwischen Waidmannsluster Damm und Am Festplatz gesperrt. Weitere Infos finden Sie hier.
Mierendorffplatz (Charlottenburg): Im gesamten Kreuzungsbereich steht bis Mitte Juli jeweils nur ein Fahrstreifen zur Verfügung und einige Abbiegebeziehungen fallen weg.
Mohrenstraße (Mitte): Zwischen 6 und 20 Uhr ist die Straße in beiden Richtungen zwischen Jerusalemer Straße und Markgrafenstraße gesperrt. Der Fußverkehr kann passieren.
Gatower Straße (Wilhelmstadt): Im weiteren Bereich der Einmündung der Straße Zur Haveldüne steht zwischen 8.30 und 16.30 Uhr in Richtung Kladow nur wechselseitig ein Fahrstreifen zur Verfügung.
S-Bahn: Von 22 bis ca. 1.30 Uhr fahren keine Züge der Linie S46 zwischen Tempelhof und Westend. Fahrgäste nutzen bitte zwischen Tempelhof und Westend die Züge der Linien S41 und S42 (mit Umstieg in Bundesplatz).
Regionalverkehr: Ab 20.15 Uhr bis Montag, ca. 6 Uhr, fallen die Züge der Linie RE7 zwischen Berlin-Wannsee und Berlin-Charlottenburg aus. Als Ersatz nutzen Sie bitte die S-Bahnen der Linie S 7. Beachten Sie die vom Zugverkehr abweichenden Fahrzeiten der S-Bahnen.
Demonstration – Mit rund 150 Protestierenden geht die „Mahnwache für die Rigaer Str. 94“ von ambitionierten 7 bis 23.30 Uhr an den Start, Treffpunkt vor Ort. Für die Kundgebung mit Menschenkette „Nodoption: Elternschaft anerkennen – Abstammungsrecht ändern“ von 8 bis 12.30 Uhr ist eine Versammlung mit ca. 100 Teilnehmenden am Halleschen Ufer 62 angemeldet. Zwischen 13 und 15 Uhr findet die „Übergabe einer Petition Evakuierung der Flüchtlingslager“ in der Willy-Brandt-Straße 1 mit rund 30 Befürworter:innen der Petition statt. Auch am dritten Tag der „Protestwoche: Boykott der Präsidentenwahlfarce im Iran/ Ebrahim Raisi muss wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor den Strafgerichtshof“, jeweils von 13 bis 17 Uhr in der Podbielskiallee 67, liegt die angemeldete Teilnehmerzahl bei 150. 30 angemeldete Personen sind es, die von 19 bis 20.30 Uhr der „Gedenkveranstaltung zum Arbeiteraufstand in der DDR und Ost-Berlin“ in der Karl-Marx-Allee 103 beizuwohnen angegeben haben. Zum „Kiezspaziergang gegen Verdrängung und die Belagerung der Nachbarschaft“ in der Rigaerstraße 95 von 20 bis 22 Uhr ist laut Polizei mit 150 Teilnehmenden zu rechnen. „Gegen die Belagerung unser Kieze“ haben sich für eine Kundgebung in der Liebigstraße 35 von 22 bis 23.59 Uhr ca. 60 Demonstrierende angekündigt.
Gericht – Weil er an einen Brandanschlag auf einen türkischen Bildungsverein verübt haben soll, muss sich ein 24-Jähriger verantworten. Mit mehreren Mittätern soll er Molotow-Cocktails geworfen haben. Einer davon habe vor der Eingangstür gezündet. Sachschäden seien entstanden (11 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 370).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Lieber Andreas, herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag und eine schöne Zeit in Aarhus! Deine Berliner Freunde“ / „Der ‚AIDA-Veteran‘ wünscht der lieben Beate Hadjiew alles Gute zum Jubeltag und hofft Dich bald wieder an Bord begrüssen zu können!“ / „Fiona Büttner darf endlich alles! Stefan gratuliert herzlich.“ / „Markus Hunold, guter Nachbar und Freund, wird 61! Es gratulieren herzlich die 5 aus dem 1. Stock!“ / Judith Kuckart (62), Tänzerin, Choreografin, Regisseurin und Schriftstellerin / Dirk Laucke (39), Dramatiker / Luka Pavićević (53), ehem. Trainer von Alba Berlin / „Alles Gute zum Geburtstag, liebe Renate Reichert. Danke für das köstliche Vitello Tonnato, wir freuen uns, heute bei dir zu sein, Anne, Juliane & Audun“ / Michael O. Rüdiger (66), Schauspieler und Filmemacher / „Geliebte Schwester, Schwimmerin, Skipper, Gärtnerin, Sängerin, Streicherin: Du bist toll! Herzlichen Glückwunsch zum Sag-ich-nicht!“ / „Andreas Sparmann (70!) Schwarzgurt, Nippon-Chef und sowas von systemrelevant! Herzlichen Glückwunsch Chef, keep on fighting!“ / Gayle Tufts (61), Berliner Entertainerin mit US-amerikanischen Wurzeln / Graham Vigrass (32), Volleyballspieler bei Berlin Recycling Volleys
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Helga Bornhäuser, * 25. September 1940 / Bodo Hahn, verstorben am 1. Juni 2021, Berliner Stadtreinigung / Prof. Dr. med. Wolfgang Haße, verstorben am 31. Mai 2021 / Dr. Herbert Mehrtens, * 5. Mai 1946 / Prof. Dr. rer. nat. Dieter Rewicki, * 2. April 1936
Stolperstein – Auguste Bruh (Jg. 1887) lebte mit ihrem Mann, dem Schneidermeister Majer Bruh, und ihrer gemeinsamen Tochter Herta in der Passauer Straße 6-7 in Schöneberg. Nach dem Tod ihres Mannes versuchten sowohl Mutter als auch Tochter, Deutschland zu verlassen, doch nur Herta Bruh gelang die Auswanderung nach Chile. 1940 war Auguste Bruh gezwungen, ihre Wohnung aufzugeben und bei einer Nachbarin in Untermiete zu leben. Am 17. Juni 1943 wurde sie mit dem „91. Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert und am 9. Oktober 1944 weiter nach Auschwitz, wo sie vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde.
Encore
Urlaubszeit ist Lesezeit – also höchste Zeit, sich mal umzuschauen… und weil der Checkpoint sich ja vor allem um Berlin kümmert, lassen wir hier Judith Herrmann („Daheim“, großartig-sehnsuchtsvoll), Julie Zeh („Über Menschen“, politischer als „Unter Leuten“, aber nicht ganz so hinreißend), Alena Schröder („Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“, zu gut für schlechte Adjektive) und viele andere erstmal beiseite und schauen auf das Buch zum Häuserkampf: „Räuber“ von Eva Ladipo. Ähnlichkeiten mit und Abweichungen von real existierenden Personen sind hier nicht ganz zufällig gewählt, aber ein Roman darf ja alles (nur nicht langweiligen). Lesen wir mal rein: „Gemeinsam mit einem Parteifreund, der Millionen mit dem Verfassen islamophober Sachbücher verdiente, gehörte er bereits zu den reichsten Expolitikern Berlins. In den folgenden Stunden wurde Falk Hagen noch um ein deutliches Stück reicher…“
Wem das zu weit entfernt von der Wirklichkeit ist und wer zudem noch weiß, was das „Loft“ war und der „Pinguin Club“, ist dagegen mit dem ersten Band des autobiografischen „Triptychons“ von Andreas Franck aka „Chaos“ so gut bedient wie einst dort am Tresen, denn: „Der Wahrheitsgehalt meiner Geschichten liegt, na, ich schätze mal, so etwa bei 97 Prozent“ – immerhin! Der Trip durch diese (West-)Berliner Musik- und Bargeschichte beginnt stilecht im Jahr 1977.
Falls Sie Berlin-Bücher empfehlen möchten: Gerne per Mail an checkpoint@tagespiegel.de
Viel gelesen und recherchiert hat für den heutigen Checkpoint Teresa Roelcke; das Stadtleben stellte Ihnen Juliane Reichert zusammen, und Florian Schwabe brachte alles in Form und auf den Weg zu Ihnen. Morgen früh schaut hier wieder Julius Betschka für Sie nach den besten Checkpoint-Meldungen des Tages.
Bis dahin,
