In der sehr gut besuchten Pressekonferenz nach der gestrigen Senatssitzung fehlte im Wesentlichen der Innensenator, der etwas zu den Wahlpannen hätte sagen können, auch wenn die ihn nach eigenem Bekunden beruflich nicht tangieren. Anstelle von Andreas Geisel erschien also Parteifreund und Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), um eine Entschuldigung des Senats für das Desaster auszurichten. Landeswahlleiterin Petra Michaelis, die immerhin Verantwortung übernommen hatte, wurde auf ihren Wunsch mit Dank entlassen. In den nächsten Tagen sollen sich Regiermeister, Innensenator, Parlamentspräsident und die Fraktionsvorsitzenden beraten; in den Fraktionen ist außerdem von einer Expertenkommission (Linke), restloser Aufklärung (Grüne) und einer wahllokalegenauen Ampel zum Ausmaß der Unregelmäßigkeiten (FDP) die Rede.
Kollatz sagte, dass nicht alles stimme, „was öffentlich diskutiert wird“ (ausweislich einer langen Pause hätte er beinahe „was in der Presse steht“ gesagt). Das wünschte man insbesondere der Geschichte eines Tagesspiegel-Lesers, der schreibt: „Die Frau eines guten Bekannten hat gleich einen angekreuzten Wahlzettel erhalten.“ Es habe insofern gepasst, als sie ohnehin die SPD wählen wollte. Sie sei keine Drama Queen und habe im Wahllokal nichts gesagt, zumal sie ohnehin nicht beweisen könne, dass sie das Kreuz in der Kabine nicht selbst gemacht hat. Da er die Frau kenne, halte er die Schilderung für „absolut zuverlässig“, schreibt der Leser.