Mit der Schlagzeile „SPD deutlich über 5 Prozent“ hatte die „taz“ 1995 den Absturz der Berliner Sozialdemokraten auf 23 % (!) ironisiert. Mit Blick auf Bayern streichen wir „deutlich“: 9,7 Prozent ist ein Desaster. Dennoch verkünden die Parteispitzen, sie wollten das Ergebnis „in Ruhe analysieren.“ Dafür müssen sie sich allerdings in eine Höhle tief unterm Willy-Brandt-Haus zurückziehen – oben tobt ein Sturm der Entrüstung. Und der Tempelhof-Schöneberger Bezirksverordnete Kevin Kühnert fragte als Juso-Chef und Vorstandsmitglied: „Wie lange können Geduldsfäden ‚gespannt‘, ‚sehr gespannt‘, ‚zum Bersten gespannt‘ oder ‚kurz vorm Reißen‘ sein, bevor sie dann mal reißen?“
Der von Berlins Fraktionschef Raed Saleh ist schon durch – er fordert ein neues Grundsatzprogramm: „Die SPD muss jetzt eine Diskussion über Themen erlauben, die bislang tabuisiert wurden“ - als Beispiele nennt er „Sicherheit, Ordnung und Heimat“. Dass da noch keiner vor ihm drauf gekommen ist…
Um 1.51 Uhr waren alle Wahlbezirke ausgezählt, hier das vorläufige amtliche Endergebnis:
CSU 37,2 (-10,4)
Grüne 17,5 (+8,9)
Freie Wähler 11,6 (+2,6)
AfD 10,2 (+10,2)
SPD 9,7 (-10,9)
FDP 5,1 (+1,8)
Linke 3,2 (+1,1)
Sonstige 5,4 (-3,3)
Die Bayern haben Söder also nicht auf den Mond geschossen, aber doch irgendwie gespürt: Der ist nicht ganz echt.