wie jeden Samstag starten wir mit einem kurzen Überblick über die Berliner Nachrichtenlage der letzten Stunden:
+++ Anschluss an den Flughafen BER: Kurz vor der Berlin-Wahl macht Ministerpräsident Dietmar Woidke Franziska Giffey ein Geschenk und stellt eine Beteiligung Brandenburgs am U7-Ausbau in Aussicht – unter einer Bedingung. Ein Bericht von Robert Kiesel.
+++ Fridays for Future in Berlin: Luisa Neubauer stellt sich hinter lokalen A100-Protest. Bei einer Demonstration in Neukölln machen Klimaschützer und Autobahn-Gegner gemeinsame Sache. Kooperationen mit weiteren Berliner Initiativen sollen folgen, schreibt Sönke Matschurek.
+++ Umgestürzte Bäume und Verkehrsstörungen: Heftige Sturmböen in Berlin und Brandenburg – keine Verletzten. Bis Freitagnachmittag meldete die Feuerwehr über 170 Einsätze. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor Sturmböen bis 100 km/h und Gewittern bis zum Abend.
Auf tagesspiegel.de halten wir Sie fortlaufend über alle Entwicklungen in und um Berlin auf dem Laufenden.
Glaubt man dem Wetterfrosch, ist der Sonnabend die Gelegenheit für Spaß im Freien. Am Sonntag soll es nass und kalt werden, was gut für Berliner Flora und Fauna ist, auf die meisten von uns aber wohl eher ausladend wirkt.
Samstagmorgen – Darum ziehen wir den Sonntagsspaziergang vor und promenieren zum Beispiel am Wasser entlang, dem Neuköllner Schifffahrtskanal folgend zum Landwehrkanal. Rast machen wir am Weichselplatz, wo der eine in den anderen mündet. Hier gibt es, neben einem Skatepark und Tischtennisplatten, guten Kaffee und leckeren Kuchen, sowie Frühstück, Waffeln oder Mittagstisch bei Rudimarie & Missismiller. Wer auf der Suche nach neuen Hobbys ist, um sich verregnete Sonntage zu vertreiben, findet im Atelier am Weichselplatz nicht nur das ein oder andere inspirierende, aus der hauseigenen Werkstatt stammende Buch, sondern auch die Gelegenheit, was zu lernen: Hier gibt es nämlich regelmäßig Workshops zu Themen wie dem Buchbinden, Linolschnitt und Leporello Basteln.
Samstagmittag –Worauf man beim Basteln auf keinen Fall verzichten kann: eine ordentliche Werkzeugkiste. Feines Werkzeug finden dem Heimwerken geneigte Berliner:innen bei Holzapfel im Bergmannkiez sowie bei Dieter Schmid in Mariendorf. Im Unterschied zum Baumarkt sind beider Angebote vor allem auf hochwertiges, nicht elektrisches Werkzeug ausgelegt, wie es Musikinstrumentenmacher, Restaurateurinnen oder Kunsttischler verwenden. Für alle, die sich lieber an den Erzeugnissen der Handarbeit anderer ergötzen, gibt es im Wedding noch die Galerie Toolbox – ein deutsch-finnischer Kunstraum, der aktuell Arbeiten von Heimo Suntio und Stefan Roigk zeigt.
Samstagabend –Gegenstände, die brechen, repariert oder ersetzt man. Spuren gesellschaftlicher (Um-)Brüche verästeln sich dagegen schon mal in feinste zwischenmenschliche und psychologische Spätfolgen. Helma Sanders-Brahms Film „Unter dem Pflaster ist der Strand“ (1975), handelt von den Nachwirkungen der '68er-Revolution. Sieben Jahre danach steckt das Schauspielpaar Grischa und Heinrich (gespielt von Grischa Huber und Heinrich Giskes) in einer Sinnkrise. Einerseits ist die Revolution vorbei, und damit auch die Daseinsberechtigung der Revolutionäre. Andererseits ist die realpolitische Umsetzung der Revolutionsziele unbefriedigend. Während Heinrich verzweifelt versucht, sich in seine Zweierbeziehung zu flüchten, zu der er gar nicht in der Lage zu sein scheint, sucht Grischa ihre Erfüllung in einem feministischen Kollektiv außerhalb des Privaten. 19 Uhr im Zeughauskino.
Sonntagmorgen –Gegenstände können Zeugen der Geschichte sein, die sie laut schweigend erzählen. Expertin des Zuhörens in diesem Sinn ist bekanntlich die Archäologie. In Museum und Galerie Falkensee erzählen aus den Lagern geborgene Kämme, Löffel und Stacheldraht recht detailliert vom Leben in den nationalsozialistischen Zwangslagern in Berlin und Brandenburg und geben Einblicke in die seit den 1990er Jahren dort stattfindende archäologische Arbeit.
Sonntagmittag –Umdie Beziehung der Gegenwart zur Geschichte geht es in gewisser Weise auch in der Installation „From Paradigm to Paradigm – Into the Biomic Time“ von der aus Neuseeland stammenden Künstlerin Nandita Kumar. In der Raummitte arbeitet eine in einer Endlosschleife feststeckende Zeitungspresse, die die immer gleichen Nachrichten endlos wiederkäut. Dies allerdings nicht in ihrer ursprünglichen Druckfassung, sondern übersetzt in die japanische Gedichtkurzform Haiku und anschließend nochmals übertragen in eine zwölf Meter lange Partitur für selbst spielendes Pianola. Die Übersetzungen von Medium zu Medium verändern und verzerren die Botschaften, frei nach Mark Twain: „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“ Daadgalerie, 12-19 Uhr, noch bis 26. März. Eintritt frei.
Sonntagabend –Apropos politische Kunst: Im Flyer zur Diskussion „Politiken der Musik und Kunst“ steht einleitend die Frage, ob Musik und Kunst überhaupt unpolitisch sein können. Bezogen wird der Gedanke auf die aktuellen Proteste von Frauen im Iran und ihrer Verbündeten weltweit, die mit ihrem Handeln auch den Kontext für die Kunst im Iran verändert haben. Welche neue Rolle die Künste in diesem neuen Kontext einnehmen, welche möglichen Verpflichtungen gegenüber den Protestierenden und der iranischen Gesellschaft, welche Möglichkeiten entstehen, darüber diskutieren der Komponist Shaahin Peymani, Klangkünstlerin Farahnaz Hatam, Kurator Behrooz Moosavi und der Schriftsteller Rouzdpey Shadpey im Acud Macht Neu ab 18.30 Uhr. Eintritt 5 Euro.
Dass Markus Söder beim Gedanken an Berlin nur noch kopfschüttelnd in die Weißwurst beißen kann, wissen wir schon. Aber wie steht es um Berlins Image über die Grenzen von Bayern hinaus? Eine Woche vor der Wiederholungswahl sprechen Ann-Kathrin Hipp und Anke Myrrhe in der neuen Folge „Berliner & Pfannkuchen" mit Korrespondenten aus der ganzen Welt. Es geht um schwer verdauliche Lokalpolitik, wenig exzentrische Politiker, anarchische Spielplätze, und die Frage, warum Berlin deutsche Stereotype auf den Kopf stellt. Mit dabei sind Journalisten von der „New York Times", dem „Guardian" und „Radio France Internationale", Stimmen aus Kolumbien, der Niederlande, Spanien und Österreich. Jetzt hier und überall sonst, wo esPodcasts gibt.
Mein Wochenende mit
Kevin, unser liebstes Wildschwein in der Rotte, kennt jeden Flecken Land in Berlin und Brandenburg. An dieser Stelle gibt er wöchentlich Ausflugstipps ins Umland.
„Einer der größten Fehler im System ist, dass man Dinge tun muss, obwohl man viel lieber eigentlich nichts täte. Meiner ganz persönlichen Meinung nach wird auf diesem Gebiet zu wenig getan. Wo bleibt etwa die Forschung? Ich kann es Ihnen sagen: Es kümmert sie nicht. Immerzu wird behauptet, dass Grundlagenforschung sehr dankbar, aber heutzutage kaum noch möglich sei. Hier, bitte schön, liebe Jungakademiker:innen! Auf! Die Gesellschaft wird es Ihnen danken! Es geht schließlich um die Freiheit. Lassen Sie mich das illustrieren. Neulich hatten Chantal, die umtriebige Sau von Nebenan, und meine Wenigkeit eine Verabredung mitten im Spreewald. Wie schön wäre es, dachte ich, wenn ich schon da wäre, statt erst noch hingelangen zu müssen. Wenn man einfach nur ans Ziel will, ist jeder Weg ein Umweg. Und so musste ich mich aus meiner Kuscheldecke herausquälen ins kalte Nass des Waldes, meine Gliedmaßen in mühselige Bewegung versetzen und, hach, leiden. Das muss doch auch anders gehen, dachte ich. Und sehen Sie, es ging anders. Am Hafen Waldschlösschen in Burg / Kaper stieß ich auf einen Kahnfahrer, der mich mitnahm. Ich konnte mich in eine Kuscheldecke einmummeln, die stille Landschaft betrachten und sonst nichts. Als Chantal mich so eingemummelt nahen sah, verging auch ihr die Lust, selbst zu gehen und sie hüpfte einfach dazu. Das empfehle ich. Wie gesagt, auch als Forschungsfeld. Und mich empfehle ich, mit freundlichen Grunzen.“
Leseempfehlungen
Da kiekste aber, wenn die Jugend plötzlich wieder berlinert als wärns die Neunzehnhundertzwanziger: Joana Nietfeld (T+) über einen Jugendtrend, den wohl keener hat kommen sehen, wa?
Tanz in den Frühling, aber auf molekularer Ebene: Ein Berliner Forschungscluster arbeitet daran, Wasserstoff durch Sonnenlicht zu erzeugen. Weshalb die Katalyse alle was angeht, schreibt Ralf Nestler (T+)
Apropos Frühling, wannkommt der eigentlich? Und wie steht es bei all dem Regen und Graupel eigentlich dieses Jahr ums Berliner Grundwasser? Henning Onken (T+) im Gespräch mit dem Meteorologen Jörg Riemann.
Wochenrätsel
Gewonnen! Partizipationist so eine Sache. Einerseits bestehen wir ja alle darauf, zu dürfen. Wenn wir aber sollen, haben wir schon anderes vor? 200 Menschen lud das Bezirksamt Mitte per Zufallswahl zu seinen „Fokusgruppengesprächen“ ein. Erschienen sind…
a)…64
b) …16
c) …4
Tipp: Wer den Checkpoint letzte Woche aufmerksam las, ist im Vorteil!
Schicken Sie uns die richtige Lösung und gewinnen Sie einen Checkpott.
Jetzt mitmachenDiesen Checkpoint hat Ihnen Florian Schwabe auf den Bildschirm gezwirbelt, am Montag lesen Sie hier von Julius Betschka. Haben Sie ein schönes Wochenende!
Ihr Thomas Wochnik