Der Bezirk Mitte hat die kritischen Corona-Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten – und die anderen Innenstadtbezirke liegen nur knapp darunter. Ebenfalls zunehmend: die Berichte über illegale (Park/Späti-)Partys und Regelverstöße in Kneipen, der Berliner Soundtrack zur Pandemie. Am Dienstag berät der Senat über eine schärfere Verordnung, dabei geht es auch um ein Alkoholverbot (Müller im ZDF: „Ich glaube, dass das dringend geboten ist“ – intern rückt er davon aber bereits wieder ab). Aber wer kontrolliert eigentlich die Einhaltung der bisherigen Vorschriften – und mit welchem Erfolg? Ein exklusiver Checkpoint-Blick in die Senatsbilanz offenbart:
+ Covid-19-Vorstöße hat die Polizei bis zum 28. Juli überhaupt nicht erfasst.
+ Auch für die Zeit nach dem 28. Juli liegen Statistiken zu Kontrollen in Gaststätten nach Monaten und Bezirken nicht vor, „da diese nicht gesondert statistisch erfasst werden.“
+ Polizeikontrollen finden nur im Rahmen der Amtshilfe statt, aber „eine valide Erfassung solcher Kontrollen erfolgt nicht“.
+ Das Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg meldet insgesamt 817 Kontrollen in den Monaten Juni, Juli und August, Neukölln „mehr als 750“. Und Mitte? Gerade mal 169.
+ Das Ordnungsamt Mitte vermeldet für die Monate Juni, Juli und August insgesamt 36 Anzeigen, das sind 17 Prozent der Anzeigen in Friedrichshain-Kreuzberg und sogar nur zwölf Prozent im Vergleich zu Neukölln.
+ Für den am höchsten belasteten Bezirk Mitte wurden bei der Polizei in den sechs Wochen nach dem 28. Juli lediglich neun Ordnungswidrigkeitsanzeigen registriert, für Friedrichshain-Kreuzberg sogar nur sechs und für Neukölln nicht mehr als drei.
+ Und hier die Höhe der verhängten Bußgelder (Zeitraum Juni, Juli, August): Neukölln kommt auf 4010 Euro, macht aber keine Angaben darüber, wieviel davon tatsächlich eingenommen wurde. Friedrichshain-Kreuzberg rückt dazu gar keine Informationen heraus. Und Mitte? Gibt die Höhe der verhängten Bußgelder mit „0 Euro“ an. Tja, das immunisiert gegen jede Versuchung, sich an die Regeln zu halten (und lässt den Blutdruck bei jenen steigen, die es dennoch tun).
Unfreiwillig komisch (aber alles andere als lustig) ist vor diesem Hintergrund die Stellungnahme von Wirtschaftsstaatssekretär Christian Rickerts auf eine noch unveröffentlichte Anfrage des SPD-Abgeordneten Sven Kohlmeier zu Kontrollen, Anzeigen und Bußgeldern (DS 18/24781): „Subjektive Eindrücke können mit dem vorhandenen statistischen Material leider noch nicht in jedem Fall widerlegt werden.“ Der Checkpoint stellt fest: Da hat der Senat mal recht. Und Kohlmeier kommentiert: „Wer Regeln aufstellt, muss diese auch kontrollieren, statt immer neue Verbote und Regeln zu erlassen. Wir haben hier ein krasses Kontrolldefizit.“
Unfreiwillig komisch (aber alles andere als lustig) ist vor diesem Hintergrund die Stellungnahme von Wirtschaftsstaatssekretär Christian Rickerts auf eine noch unveröffentlichte Anfrage des SPD-Abgeordneten Sven Kohlmeier zu Kontrollen, Anzeigen und Bußgeldern (DS 18/24781): „Subjektive Eindrücke können mit dem vorhandenen statistischen Material leider noch nicht in jedem Fall widerlegt werden.“ Der Checkpoint stellt fest: Da hat der Senat mal recht. Und Kohlmeier kommentiert: „Wer Regeln aufstellt, muss diese auch kontrollieren, statt immer neue Verbote und Regeln zu erlassen. Wir haben hier ein krasses Kontrolldefizit.“
Besser wird’s nicht mehr, denken Sie? Na, dann warten Sie mal ab… Wirtschaftssenatorin Ramona Pop hat per Schreiben an alle 16.000 Gaststätten eine „Sensibilisierungskampagne“ für die Einhaltung der Corona-Regeln gestartet (gemeinsam mit „Visit Berlin“) – das Motto: „Liberté, Egalité, Charité? – Lieber Abstand halten.“ Aber in der Stadt der unkontrollierten Freiheit wird seit je her ein anderes Motto gefeiert – es lautet „legal, illegal, scheißegal“.
Unser Kollege Joachim Huber musste wegen einer Covid-19-Erkrankung lange künstlich beatmet werden – und während des wochenlangen Komas erlitt er eine Lungenembolie, totales Nierenversagen und einen Herzinfarkt. Im Gespräch mit Maris Hubschmid beschreibt er seinen harten Kampf zurück ins Leben. Über das, was sich auf den Straßen, in vielen Parks und Gaststätten abspielt, sagt er: „Wie man die eigene Position so überhöhen kann, dass man ärztliche Ratschläge missachtet, keine Maske trägt, keinen Abstand hält – das ist mir unverständlich und ich nehme das diesen Leuten persönlich übel. Die demonstrieren für Liebe und Freiheit. Liebe? Das ist Egoismus. Was an Freiheit verliert der Mensch, wenn er sich ein Stück Tuch ins Gesicht hängt?“
Spitzenpolitiker der Linken plädieren unterdessen dafür,statt „schwarze Pädagogik oder Verbote“ lieber stärker über die Corona-Gefahren aufzuklären. In einem Beitrag für den Tagesspiegel schreiben Kultursenator Klaus Lederer sowie Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Marzahn-Hellersdorf) und ihre Kollegen Sören Benn (Pankow) und Michael Grunst (Lichtenberg): „Wir setzen auf Verständnis, Vernunft und Solidarität“, und: „Je mehr Menschen nachvollziehen, warum wir tun, was wir tun, und wie sie sich und uns alle schützen können, desto erfolgreicher werden wir die Pandemie eindämmen.“ Einschränkungen müssten, um Akzeptanz zu finden, „konsistent und für uns alle verständlich sein“. Kritisch äußert sich das Linken-Quartett über die unterschiedliche Politik: „Unsere Bezirke müssen sich, unterstützt vom Senat, stärker abstimmen als bisher und einheitlich agieren.“ Auch Auflagenverstöße sollten „in ganz Berlin gleichermaßen konsequent geahndet werden.“ Aber das… (siehe oben).
Zur Unterstützung der Gesundheitsämter schickt die Bundeswehr heute weitere 180 Soldaten an die Berliner Corona-Front – das teilte Senatorin Dilek Kalayci am Freitag den Innenstadtbezirken mit. Seit gestern wird der Einsatz mit allen Bezirken koordiniert. Dem Checkpoint sagte Kalayci, dass die Einsatzkräfte von Montag an zur Verfügung stehen (auch die „Morgenpost“ berichtet heute darüber). Nur ein von Friedrichshain-Kreuzbergern besetztes kleines Dorf hört nicht auf, den Helfern Widerstand zu leisten… (der Bezirk lehnt den Einsatz von Soldaten zur Verfolgung von Ansteckungsketten ab).
Müller-Verdränger Kevin Kühnert ist für unseren Podcast „Ein Runde Berlin“ mit Ann-Kathrin Hipp in der S-Bahn um die Innenstadt gefahren (hier zu hören) – seine vorläufige R2G-Bilanz: Berlin kann ein Vorbild sein, „wenn wir uns mal abgewöhnen, sofort zu jedem Sachverhalt immer erstmal fünf negative Punkte zu finden. Ich kann ad hoc zwanzig Sachen nennen, die schlecht gelaufen sind.“ Neben dem Radwegenetz („Das ist eine Katastrophe“, CP vom 26.9.) nennt Kühnert u.a. den Wohnungsbau: „Dieses ‚theoretisch müsste man bauen, aber bitte nicht, wenn es Dreck macht und irgendwo dafür drei hässliche Sträucher weg müssen‘, können wir uns nicht mehr erlauben.“
Auf der Pluspunkt-Seite sieht Kevin Kühnert den Rückkauf von Wohnungen, den Mietendeckel – und: „Wir haben die Gebührenfreiheit im Bildungsbereich zu Ende gebracht. Das ist das krasseste Ding, was in der deutschen Politik seit der Bafög-Einführung für den Abbau von Bildungshürden durch Einkommensverhältnisse der Eltern gemacht wurde.“ Das sehen die Grünen allerdings anders – Monika Herrmann z.B. nannte die Abschaffung der Kitagebühren am Wochenende ein „sinnfreies Wahlgeschenk“ der SPD. Per Twitter fragt Staatssekretär Steffen Krach (Wissenschaft, SPD) die Bürgermeisterin: „Wollt ihr das nach der Wahl 2021 rückgängig machen“? Eine Antwort gab es bis heute früh nicht.
Linken-Bürgermeister Sören Benn kommentiert den Zustand der Koalition so: „Wer ein Jahr vor der Wahl ausschließlich zur Profilierung die eigene R2G-Regierung mit populistischen Dünnbrettideen an den Rand der Regierungsfähigkeit bringt, soll nicht behaupten, im Interesse der Bürger*innen zu agieren. Diese Art von ‚Politik‘ widert mich an.“ Zufällig hatte Franziska Giffey kurz zuvor u.a. den Bau von U-Bahn-Verlängerungen vorgeschlagen.
Bei unserer Müller-Umfrage vergangene Woche im CP meinten 75 Prozent: „Genug ist genug“. Doch auch seine wahrscheinliche Nachfolgerin Franziska Giffey tut sich schwer – jedenfalls auf Funktionärsebene der eigenen Partei, und das besonders in ihrem Heimatbezirk Neukölln, den sie bis 2018 selbst anführte: Bei der Delegiertenversammlung düpierte die Parteilinke den eigenen Bürgermeister Martin Hikel, der, unterstützt von Giffey, gemeinsam mit Katrin Stoye den Kreisvorsitz übernehmen wollte. Denn der bisherige Vorsitzende, Giffeys Ministeriums-Referent Severin Fischer, war gegen die Stimmen der Linken nicht mehr zu halten. Doch aus Giffeys Wunsch-Duo wurde nichts: Die Delegierten gaben der Linksaußen-Kandidatin Mirjam Blumenthal mehr Stimmen als Stoye, Hikel zog frustriert zurück. Damit sind die Machtverhältnisse im Bezirk klar, und Giffey steht vor der nächsten Niederlage: Sie hat Ex-Kulturstaatssekretär Tim Renner als Neuköllner Bundestagkandidaten vorgeschlagen – doch die neue Kreisvorsitzende Blumenthal unterstützt Hakan Demir, den Gegenkandidaten der Neuköllner SPD-Linken.
Auch in Mitte setzte sich bei der SPD der linke Flügel durch: Als Nachfolgerin für Eva Högl wählten die Delegierten Julia Plenert und Yannick Haan – Giffey unterstützte vergeblich die bildungspolitische Sprecherin der Abgeordnetenhaus-Fraktion Maja Lasic, die mit Frank Boermann angetreten war.
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Die interessantesten neuen Restaurants in Berlin: Kai Röger, Bernd Matthies, Moritz Honert, Ulrich Amling und Felix Denk haben zwölf spannende Eröffnungen ausführlich getestet und stellen sie hier vor. Helene Wittlich (Digitale Produktion) und Benedikt Brandhofer (Design) haben die Verkostungen lecker aufbereitet.
Telegramm
Das erste „Berlin leuchtet“-Wochenende fiel ins Wasser: Nach Checkpoint-Informationen kam es wegen des Dauerregens zu Stromausfällen, einige Projektoren und (aus Versehen) ein Verteiler wurden abgeschaltet. So blieben u.a. die Oberbaumbrücke und das Stadthaus dunkel, am Sonntag strahlten dann aber immerhin der Gendarmenmarkt und die Siegessäule. Veranstalter Andreas Boehlke kündigt an: Am Montagabend geht Berlin ein Licht auf – überall (und wo genau, steht hier).
Das Projekt @wasihrnichtseht macht Rassismuserfahrungen von Schwarzen sichtbar. Wir machen das durch eine Kooperation an dieser Stelle auch.
Die Generation Future fliegt gerne auf Klassenfahrt (auch freitags): Bei jeder fünften Berliner Schulreise von insgesamt 4706 wurde im vergangenen Jahr per Flugzeug CO2 in die Luft geblasen. Mal ging es nach Paris, mal nach Nizza, London, Lausanne, Danzig, Wien, Venedig, Lyon, Lissabon, Bergamo, Genua, Athen, Turin, Budapest, Vitoria, Granada, Kopenhagen, Malta, Mailand, Rom, Dublin, Edinburgh, Jerusalem, Madrid, Moskau, Marseille, Malaga, Menaggio, Neapel, Florenz, Brighton, Bexhill, Belfast, Göteborg, Catania, Nerano, Pula, Kiew, Glasgow, Liverpool, Manchester, Luxor, Limassol, Dinan, Oxford, Krakau, Annecy, Shrewsbury, Espoo, Peschiera, Giglio, Genf, Izmir, Bilbao, Barcelona, Brüssel, Rabat, Amsterdam, Bischkek, Sarajewo, Tampere, Alicante, Zaragoza, Straßburg, Sevilla, Sorrent, Stockholm, St. Petersburg, Torremolinos, Istanbul, Chicago, Austin, Littleton, Montreal, Quito, Puebla, Pittsburgh, Katete, Kingsport, Springdale, Farmington, Utah, Fort Collins, Fayetteville, Charlottesville, Sidney, Taipei, Tokio, Shanghai, Singapur, Sapporo, Peking, Hanoi, Numancia de la Sagra… um nur einige der Ziele zu nennen (die gesamte Übersicht gibt’s hier). Und ja, bei der einen oder anderen Fahrt wäre ich schon ganz gerne dabei gewesen. Es kommentiert Billy Idol (die Älteren werden sich erinnern): „Das Leben ist eine Reise. Nimm nicht zu viel Gepäck mit.“
„Berlin prüft Verbot von Reichs- und Reichskriegsflaggen“, meldet die „Berliner Zeitung“ – auch für Fans von Eintracht Frankfurt (Schwarz-Weiß-Rot) ist das eine schlechte Nachricht.
Aus der Reihe „Berlin, aber Schnauze“: Ein Supermarkt in Lichtenberg. Kunde: „Den Kassenbon können Sie behalten“. Kassiererin: „Das Restgeld auch?“
Mitte-Bürgermeister Stephan von Dassel hat im Poststadion das Spiel gegen seinen Herausforderer Tilo Siewer um den Grünen-Pokal mit 50,6 % gewonnen – es kommentiert der Ex-SPD-Landesvorsitzende Peter Strieder: „Ein gutes Pferd springt knapp.“
Sensation: Team Checkpoint hat Wunderläufer Eliud Kipchoge geschlagen! Bei der #20139Challenge, der Ersatzveranstaltung des abgesagten Berlin-Marathon, sammelte unsere Laufgruppe am Sonntag im Volkspark Friedrichshain mehr als 450 Kilometer in der Zeit, in der Kipchoge die 42 Kilometer gelaufen war. Allerdings waren wir auch 25 LäuferInnen. Nach dem Vergnügen kommt am 10. Oktober, 11 Uhr wieder die Pflicht: Techniktraining in Schöneberg in der Hauptstraße 87.
Falls Sie ein Büro suchen: Am BER ist noch was frei, und Rabatt gibt’s auch – aber sicher nicht mehr so lange, wie die Eröffnung gedauert hat.
Apropos Eröffnung: Die ersten Einladungen sind raus, hier ist das Programm:
Ort: Terminal 1, Ebene 1 (Abflüge)
Zeit: 31. Oktober 2020, 12.00 bis 18.00 Uhr
Ab 12.00 Uhr: Einlass und Sicherheitskontrolle
Ab 13.00 Uhr: Get-together und Begrüßung
Ab 14.00 Uhr: Live-Übertragung der parallelen Ankunft der Flugzeuge von easyJet und Lufthansa, Begrüßung der ersten Fluggäste
Ab 14.30 Uhr: Offizielle Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg durch Engelbert Lütke Daldrup mit Johan Lundgren (easyJet) und Carsten Spohr (Lufthansa)
Grußworte von Dietmar Woidke, Michael Müller und Andreas Scheuer Abschluss: Rainer Bretschneider, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH
Ab 15.30 Uhr: Empfang
Was bis dahin noch zu tun ist: Auf der LED-Tafel wirbt Mercedes unter dem Motto „Pulsschlag 2012“ mit dem Konterfei längst zurückgetretener oder aussortierter Nationalspieler, und in den Aufzügen läuft die auf Windows XP basierende Version von Windows Embedded Standard (der direkte Nachfolger kam 2009 auf den Markt, der Support endete im April 2019).
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Das ist die schlechteste Variante.“
Cha-Wi-Stadtrat Arne Herz (CDU) rät vom „Bürgertelefon“ mit der Nummer 115 zur Vereinbarung eines Termins im Bürgeramt ab – obwohl alle Bezirke und auch der Senat auf ihren Websites diese Nummer empfehlen. Warum die Variante „115“ tatsächlich die schlechteste ist und was stattdessen schneller zum Ziel führt, verrät Cay Dobberke hier in seinem „Leute“-Newsletter.
Tweet des Tages
Um meinen Teil zum Berliner Stadtklischee zu leisten, bin ich gerade in Schlafiklamotten zum Späti geschlurft.
Stadtleben
Essen & Trinken – Gourmet-Popcorn im Kronleuchterschein knuspern Gäste des Charlotte & Fritz. Nach Monaten der Corona-Abstinenz hat das Restaurant die noblen Pforten wieder aufgestoßen: Zwischen dunkel vertäfelten Wänden und Stuck, der schwindlig werden lässt, serviert das Lokal feinste High Cuisine, bei der selbst Hummer nur Vorspeise bleibt. Ein Menü samt Königskrabbe, Mandelmilch und Eifel-Lamm ist für 65 Euro zu haben, für den Wein werden bis zu 5000 (!) fällig. Nicht verzagen, wer nun erschrickt: Wem das viel zu fancy scheint, probiert sich stattdessen an Wiener Schnitzel und Premium-Burger (21 Euro). Zum Nachtisch gibt’s klassische Crème brûlée – und würzig-süßes Karamellpopcorn. Dinner Mo-So 18-22 Uhr, Charlottenstraße 49, U-Bhf Französische Straße
Das ganze Stadtleben – mit Tipps zum Wiesn-Besuch und zum Pingpong-Match – gibt's mit Tagesspiegel-Plus-Abo.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Alligatoah (31), Rapper, Sänger und Produzent / Cecilia Brækhus (39), Boxerin / Bushido (42), Rapper / Tobias Fuhrmann, „Alles Gute von Hilka und Familie“ / Janet (47), „Traumfrau und seit 51 Tagen Ehefrau: Alles Liebe und nur das Beste zum Geburtstag – bis zum Mond und zurück...“ / Werner Müller (75), „20 Jahre Bamberg, 43 Jahre Berlin und dann Neustadt/Aisch (Franken) und doch Berliner im Herzen geblieben.“ / Heidrun Schadach, „Meine Lieblingsschwester wird 70 Jahre alt. Ganz herzliche Glückwünsche!“ / Nachträglich: Rainer Eckhardt, „Schauspieler, Regisseur, genialer Coach und Clown mit Leidenschaft für das Kindertheater. Alles Gute zum 60.-ten wünscht das Galli Team aus Mitte.“
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Thomas Hartmann, * 15. März 1943 / Prof. Dr. Wolfram Sterry, * 5. März 1949, ehem. Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie, und Allergologie der Charité / Christine Thiers, * 24. August 1938 / Prof. Dr. Doris Wedlich, * 6. Februar 1953 / Astrid Wortmann, * 24. April 1948
Stolperstein – Max Mannheim (Jg. 1866) lebte in der Calvinstraße 15 in Moabit. Gemeinsam mit seiner Frau Frida Blau (Jg. 1885) führte er ein Herrenkonfektionsgeschäft im ehemaligen „Hotel Baltic“ in der Invalidenstraße 120/121. Der Laden wurde im Zuge der Pogromnacht vom 9. November 1938 ausgeplündert und zerstört, weshalb das Paar in den folgenden Jahren von Erspartem leben musste. Ende August 1942 wurden beide ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Einen Monat später – heute vor 78 Jahren – erlag Max Mannheim dort den unmenschlichen Lebensbedingungen. Frida Blau verstarb 15 Monate später ebenfalls infolge des grauenvollen hygienischen Zustands im Lager.
Encore
Immer diese Fehler! Für unsere Jubiläumsausgabe (75 Jahre Tagesspiegel) hat „Story“-Chef Sidney Gennies die schlimmsten noch einmal herausgesucht. Sein Fazit: „Hinter den meisten Fehlern steckt Chaos.“ Eine Auswahl:
In Syrien entdeckten wir eine „Terrormilz“.
80 Mal schrieben wir in 75 Jahren „Authenzität“ – das müsste für einen Eintrag im Duden reichen.
Brasilien setzte sich gegen Chile erst im „Elfmeterscheißen“ durch – und Torwart Julio Cesar kommentierte: „Das ist ein unglaublicher Druck.“
Während der Finanzkrise schrieben wir an einer „globalen Rezension“ – leider sind wir nicht rechtzeitig fertig geworden.
Unzählige Flugzeuge ließen wir auf dem Geheimflughafen „Schöneberg“ landen. Er wird sicher bald offiziell eröffnet.
Die Bundeskanzlerin hat in unserem Archiv 46 Spuren als „Angelika Merkel“ hinterlassen – gut getarnt, aber doch erkannt.
Das Spiel Freiburg gegen Gladbach endete bei uns eine Woche vor dem Anpfiff mit 3:0 – der Spätdienst hatte das Muster für eine andere Partie stehen lassen. Eine Woche später endete das Spiel tatsächlich 3:0 – und der Chefredakteur gab eine Party. Er heißt übrigens weder Lorentz noch Marholdt oder Marolt. Er ist aber auch erst seit 26 Jahren dabei.
Kommen Sie fehlerfrei in die neue Woche (oder grämen Sie sich jedenfalls nicht) – das Stadtleben hat heute Lotte Buschenhagen für Sie zusammengestellt, Kathrin Maurer alles fein produziert, und morgen früh bezieht hier Anke Myrrhe den Checkpoint. Bis dann,
Ihr Lorenz MaroldtBerlin braucht guten Journalismus!
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