falls Sie sich auch geärgert haben, dass der 1. Mai diesmal auf einen Sonntag fiel, können Sie sich heute schon auf den 1. Mai 2033 freuen (ja, da passiert das nämlich wieder, und nein: das ist kein Tippfehler): Sozialsenatorin Katja Kipping möchte künftig für jeden Feiertags-Sonntag (also nicht nur für den 1. Mai) am jeweils folgenden Montag einen Ersatzfeiertag schaffen, so wie das auch in Spanien, Belgien, Großbritannien und Australien gemacht wird (Kipping: „Das wäre nur gerecht“).
UVB-Chef Christian Amsinck findet das allerdings „absurd“ – viele Unternehmen kämpften jetzt schon wegen Lieferengpässe und hoher Energiepreise „um die nackte Existenz“. Kosten eines Nachhol-Feiertages in Berlin nach Berechnung des Instituts der Deutschen Wirtschaft: 300 Millionen Euro. Entspannungsfaktor und Signalwirkung nach Checkpoint-Berechnung: unbezahlbar.
Zurück zum 1. Mai – und damit auch gleich zur Frage des Tages:
Was hat Franziska Giffey mit Frank Steffel gemein (ohne jetzt Äpfel und Birnen vergleichen zu wollen)? Ok, das war leicht (und nein, es geht nicht um verlorene Doktortitel): Die Regierende Bürgermeisterin wurde bei der DBG-Kundgebung am Brandenburger Tor mit Eiern beworfen – Steffel machte diese Erfahrung im Wahlkampf 2001 als CDU-Spitzenkandidat am Wittenbergplatz. Eine Meldung im Checkpoint über den angekündigten Anti-Giffey-Protest hatte der DGB zuvor noch als „Fake News“ abgetan.
Apropos Äpfel und Birnen – Mickey Beisenherz stellte zu dem Vorfall fest: „Eier sind natürlich komplett ineffizient gegen Giffey. Es heißt ja ‚an apple a day keeps the…‘ oh, wait.“ Womit immerhin bewiesen wäre, dass Fallobst meistens geschmackvoller ist als ein Witz darüber.
Was nach den Eierwürfen auf Giffey geschah, hat für den Checkpoint Naomi Fearn verfolgt – das überraschende Ergebnis ihrer Recherche finden Sie weiter unten in der Rubrik „Berliner Schnuppen“ (Abo-Ausgabe).
Die Zusammenfassung der sonstigen Ereignisse rund um die gestrigen Demos überlassen wir hier ausnahmsweise mal der Polizei – sie spricht vom „friedlichsten 1. Mai seit Jahrzehnten“ (37 Festnahmen, u.a. wegen Flaschenwürfen auf Beamte). Und wenn Sie es etwas genauer wissen wollen: Hier können Sie den Verlauf des Tages in unserem Newsticker nachlesen.
Berliner Schnuppen
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Dürre, Filme, Superreiche
Wochenlang kein Regen: In Berlin bahnt sich das fünfte Dürrejahr in Folge an. Ein Meteorologe erklärt die Ursachen der ungewöhnlich langen Trockenperioden in Berlin – und wagt eine Prognose bis Ende Mai.
Telegramm
Hier zunächst ein kurzer Blick auf die Ereignisse der vergangenen Stunden im russischen Krieg gegen die Ukraine:
+++ Selenskyj hofft auf Fortsetzung der Evakuierung aus Mariupol.
+++ Ein Bus-Konvoi hat am Wochenende rund 100 Zivilisten aus dem von russischen Soldaten belagerten Stahlwerk Azovstal gebracht.
+++ Die südrussische Stadt Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine wurde von zwei schweren Explosionen erschüttert.
+++ Ukrainische Streitkräfte haben eine Reihe russischer Angriffe in Richtung der Großstadt Saporischschja im Süden des Landes abgewehrt.
Der Tagesspiegel-Newsblog informiert Sie fortlaufend über die aktuelle Lage im Krieg in der Ukraine.
Nach der Demo ist vor der Demo: Am kommenden Sonntag (Tag der Befreiung) will die Reichsbürgerszene am Platz der Republik aufmarschieren – und auch Putins Motorradfreunde vom Club „Nachtwölfe“ werden wieder erwartet. Checkpoint-Prognose: Das wird wohl kaum „der friedlichste 8. Mai seit Jahrzehnten“ (siehe oben).
Nach der Demo ist vor dem Warnstreik: Heute sollen Beschäftigte in sozialen Berufen die Arbeit niederlegen, am Mittwoch u.U. auch in den Kitas. Das Ziel von Verdi: Vor der dritten Verhandlungsrunde Druck auf die Arbeitsgeber auszuüben – ankommen wird der Druck aber auch bei pandemie-geplagten Eltern.
Wenn Sie nach dem Tag der Arbeit eine neue Arbeit suchen, dann hätten wir hier eine schöne Ausschreibung unseres Lieblingsflughafens für Sie: Der BER sucht einen Mitarbeiter (m/w/d) für den „VIP Service“, Aufgaben (u.a.): „Persönliche Betreuung der Premium-Gäste und intensive Abstimmung mit internen und externen Prozessbeteiligten zur reibungslosen Dienstleistungserbringung im Tagesgeschäft.“ Hm, „reibungslose Dienstleistungserbringung – sowas gibt’s? Vielleicht könnte der oder die Neue ja auch mal nebenan in T1 vorbeischauen.
Als „Premium-Gast“ werden Sie ja sicher auch vom „VIP-Shuttle“ gebracht und abgeholt (oder von Ihrem Fahrer) und können deshalb die folgende Meldung getrost ignorieren: „Der Senat will morgen beschließen, dass jederzeit genug Taxis am BER …“ nein, sorry: Da hat sich der Praktikant einen Scherz erlaubt. Also noch mal: „ … dass Taxifahrgäste einen Flughafenzuschlag in Höhe von 1,50 Euro zahlen müssen.“ Zusätzlich zu den knapp 60 Euro in die City. Checkpoint-Tipp: Für 3,80 Euro kommen Sie mit der Bahn vom BER in die Stadt – und zwar schneller als mit dem Taxi (und der Fahrer jammert Ihnen auch nichts vor).
„800.000 zufriedene Kunden“ hat die Gasag nach eigenen Angaben, so steht‘s jedenfalls auf ihrer Website. Checkpoint-Prognose: Das muss bald korrigiert werden – der Preis für die Grundversorgung einer Berliner Durchschnittswohnung steigt in diesem Monat um 26 Prozent (die Verbraucherzentrale prüft übrigens eine Klage gegen die Gasag wegen extremer Preispannen, wie unser Kollege Kevin Hoffmann hier berichtet).
Sich die hohen Gaspreise schön zu trinken, wird leider auch immer teurer: Nachdem viele Brauereien bereits im April ein paar Prozent zugelegt haben (beim Preis, nicht beim Alkohol-Gehalt), folgten jetzt Radeberger (inkl. Sterni) und Bitburger. Zum Anlegen von Vorräten ist es also leider zu Späti.
Apropos Anlegen: Nach Meinung des für Berlin zuständigen Commerzbank-Managers konnte „man“ in den vergangenen Jahren konnte nur einen Fehler machen: „nicht in Immobilien zu investieren“. Gilt jedenfalls für alle, die noch ein paar „Peanuts“ (Hilmar Kopper) übrighatten – und andere scheint der Commerzbank-Manager ja auch nicht zu kennen: Das Frankfurter Geldhaus verlegt seine Abteilung für besonders Vermögende nach Berlin.
Aha, also „nur einen Fehler“ konnte man machen – es sei denn, „man“ hat in eine Wohnung auf der Baustelle „Steglitzer Kreisel“ investiert: Die ausführende Immobilienfirma meldet gerade einen Milliardenverlust und die Wirtschaftsprüfer weigern sich, selbst diese Bilanz zu testieren. Statt der Aussicht auf die Stadt droht den Käufern jetzt der Blick in den Abgrund.
„Senatsverwaltung für Gleichstellung stürzt Abgeordnete in Identitätskrise“ hätte die Überschrift für die folgende Meldung lauten können – aber die stv. CDU-Fraktionsvorsitzende Stefanie Bung lässt sich nicht davon irritieren, dass die Antwort auf ihre Anfrage zu ukrainischen Ärzten in Berlin an einen „Herrn Stefanie Bung“ gerichtet ist. Noch gilt das Selbstbestimmungsrecht!
Frau Bung wollte wissen, wie es um die Arbeitsmöglichkeit geflüchteter Mediziner steht – Voraussetzung dafür ist ein Antrag, teilt der Senat mit, aber: „Bisher liegen dem Landesamt für Gesundheit und Soziales als der zuständigen Approbationsbehörde keine derartigen Anträge vor.“
Am Wochenende bin ich mal wieder um den Müggelsee geradelt – gerade rechtzeitig zum Saisonstart von Berlins außergewöhnlichster Nahverkehrslinie: der Ruderfähre „Ahoi Paule III.“ Das rot-weiß-blaue Boot transportiert schon seit 111 Jahren Ausflügler, Einheimische und Touristen zwischen den Anlegern „Kruggasse“ in Rahnsdorf und „Spreewiesen“ in Müggelheim hin und her – betrieben mit reiner Armkraft.
Muckis in den Beinen sind dagegen heute bei der Vorstellung der neuen U-Bahnen nützlich – die BVG lädt ganz realitätsnah zum „Probestehen“.
Falls Sie am Ku‘damm 103 wohnen (oder beabsichtigen, das schicke Ladenlokal im Erdgeschoss zu übernehmen): Hier besteht angeblich „Gefahr für Leib und Leben“ – das hat der Vormieter jedenfalls groß als Kündigungsgrund ans Fenster geschrieben (der Haussegen hängt jedenfalls schon mal schief).
Beim deutschen Podcastpreis läuft das Publikumsvoting – und für den Tagesspiegel ist der geniale „Gyncast“ mit Dr. Mandy Mangler dabei (Kategorie Wissen). Würde uns sehr freuen, wenn Sie hier einen Klick dafür übrig hätten.
Korrektur: Das Schöneberger Ufer liegt natürlich nicht in Schöneberg (schon gar nicht „im roten Schöneberg“), sondern in Mitte (genauer: Tiergarten Süd), wie Wolfgang Stitzel richtig festgestellt hat. Ist übrigens ganz leicht zu merken: Das Brandenburger Tor steht ja auch nicht in Brandenburg, und der Pariser Platz … ok, lassen wir das.
Gewonnen! Wir fragten am Samstag, mit welchen Nebenwirkungen hochmoderner Ausstattungen von Neubauten laut Senatsbaudirektorin Petra Kalhfeldt Neu-Mieterinnen und -Mieter zu rechnen haben. Korrekt war natürlich Antowrt c), die subjektiven Mangelempfindungen.
Zitat
„Bringt uns das weiter, wenn ich mich jetzt auch noch hinsetze und weine?“
Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse erklärt im Tagesspiegel-Interview, wie sie mit weniger Geld auskommen will, wer sie (nicht) über den Tisch gezogen hat, wie sie mit überzogener Kritik umgeht – und ob sie sich den Senatsjob auch dann angetan hätte, wenn ihr klar gewesen wäre, was da alles auf sie zukommt.
Tweet des Tages
Seitdem ich Vater bin (also seit ein paar Wochen), erkennt mein iPhone mein Gesicht morgens nach dem Aufstehen nicht mehr.
Stadtleben
Literatenfrühstück – Auf zum Kaffee mit Poeten! Zumindest im Geiste: Herrlich kultiviertes Frühstück serviert das Friedenauer Literaturhotel, das weitab breitgetretener Touristenpfade in der Fregestraße 68 residiert. Zwischen Biedermeier-Mobiliar, Perserteppich und unzähligen goldgerahmten Fotografien kredenzt das kleine Haus täglich gediegenes Frühstück auf noblem Porzellan – Nicht-Gäste zahlen 15 Euro für das kleine Buffet aus Müsli, Kuchen, Antipasti und Brotzeit-Baukasten. Wen es aus dem Salon zur Frischluft zieht, trägt die beladenen Teller hinaus in den versteckten, wuchernden Hotelgarten. Ist der Morgenhunger verwunden, geht es anschließend in die geschichtsträchtigen Straßen Friedenaus: Für Routenvorschläge bitte hier entlang. Frühstück 8-10 Uhr, S-Bhf Friedenau
Von der Stadtsafari zur Opern-Soirée: Das ganze Stadtleben gibt’s mit dem Tagesspiegel-Plus-Abo.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Thomas Billhardt (85), Fotograf und Publizist / Florian Dörstelmann (55), für die SPD im AGH / Alec Empire (50), Musikproduzent, Komponist und DJ / Joachim „Jochen“ Esser (71), Journalist und ehem. für die Grünen im AGH (1999-2016) / Marianne Karmon, ehemalige Vorsitzende der Israelisch-Deutschen Gesellschaft in Jerusalem und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, „Den 101. Geburtstag feiert unsere liebe Freundin Marianne, die vor den Nazis aus ihrer Heimatstadt Berlin fliehen musste und seit vielen Jahrzehnten in Jerusalem lebt. Von hier aus ein lautstarkes Happy Birthday“ / Manfred Maurenbrecher (72), Liedermacher und Autor / Tilman Rammstedt (47), Schriftsteller / Marie-Luise Schramm (38), Schauspielerin und Synchronsprecherin / Horst W. Seidel (90), Gründer der Privaten Kant-Schulen
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Dr. Inge Backhaus-Janzen, * 11. Februar 1942 / Albrecht Grüß, verstorben am 15. April 2022, Produktionsleiter bei den Berliner Festspielen / Wolfgang Manns, * 1. November 1942 / Hans Platte, * 19. Februar 1940
Stolperstein – Karl Schippa (Jg. 1890) war Mitglied der Arbeiterbewegung. Am 1. Mai 1945 kam er am Tempelhofer Ufer einem verwundeten sowjetischen Soldaten zur Hilfe. Dabei wurde er von SS-Angehörigen entdeckt, die ihn – Stunden vor der Kapitulation Berlins – erschossen. An seinem ehemaligen Wohnort in der Kreuzberger Ratiborstraße 2 liegt zu Karl Schippas Gedenken ein Stolperstein.
Encore
Während für die meisten von uns heute ein halbwegs normaler Arbeitstag ist (Montag eben), feiern Muslime eines ihrer wichtigsten Feste überhaupt: Das Zuckerfest. Nachdem einen Monat lang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet wurde, wird nun bis zum 4. Mai das Leben und vor allem das Essen gefeiert. Also dann: „Eid Mubarak“, „Bayram mübarek olsun“, „Frohes Zuckerfest“ – empfehlenswert für Neulinge ist in den nächsten Tagen die Einnahme von mindestens 50 Gramm Baklava pro Tag.
Falls Sie stattdessen lieber eine Portion Pommes einnehmen wollen – machen Sie einen Bogen um das Prinzenbad: Am Kiosk gibt’s gerade keine.
Sehr schade – ein Freibad ohne Pommes, das wäre ja wie ein Checkpoint ohne Lotte Buschenhagen (Recherche, Stadtleben) und Cristina Marina (Produktion), also fade. Gut, dass sie dabei waren! Morgen testet hier für Sie Stefan Jacobs die Wassertemperatur – bis dahin,
Ihr Lorenz MaroldtBerlin braucht guten Journalismus!
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