heute starten wir mit Grüßen von Checkpoint-Leserin Andrea Pier in den Tag: „Überall Hitzewellen, ich empfehle Cornwall. Heute 23 Grad, nachts leichter Regen und abends muss man sich eine Jacke nehmen😀. Bezaubernd schön ist es auch. Hier ein Blick vom Cottage in Duloe, Treworgey Farm.“
Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint@tagesspiegel.de
Aber hier leben? ... nein danke! Mein Kollege Stefan Jacobs fragte gestern nach Exil- und Reißaus-Geschichten ehemaliger Berliner:innen – und hat offensichtlich einen Nerv getroffen. Eine Best-of-Auswahl der wirklich vielen, vielen E-Mails, die uns erreicht haben:
- „Ich bin eher froh, der Wurstigkeit und teilweisen Dreistigkeit der Stadt entkommen zu sein. Ein Senat, der den Berlin Marathon auf den Wahlsonntag legt und sich dann wundert, dass nischt klappt, hat mich nicht verdient.”
- „Irgendwann begab ich mich auf die Suche nach der äußeren Ruhe, natürlichen Farben, anderen Düften… Weit musste ich nicht gehen, ich rieche Kiefern, schmecke Spargel, spüre Weite, atme Wald… bin angekommen in Brandenburg und habe keinen Tag bereut, den ich Berlin losließ.“
- „Baustellen ohne Ende, Dreck, chaotische Verkehrspolitik, etc. Ich vermisse das nicht. Aber ich liebe meine Geburtsstadt und wehe, jemand anderes macht sie madig!“
- „Ein großer Teil dessen, was Berlin so angenehm, entspannt und schön gemacht hatte; die Schluffigkeit, der Idealismus, das ewig spielerische, improvisierte und nie so ganz ernst gemeinte Ausprobieren hat die Stadt zum perfekten Opfer für Leute gemacht, die einfach einen Zacken schärfer drauf waren als wir. Tja, und jetzt ist fast alles weg vom Charme der frühen Jahre, dafür ist alles voller, krasser, geiler.“
- „Wir haben festgestellt, dass das Berlin, das uns Mitte bis Ende der 2000er Jahre so begeistert hatte, längst nicht mehr da ist. Man hat das Gefühl, dass die Stadt inzwischen ‚erwachsen‘ worden ist.“
Bevor Sie nun das Grauen packt und Sie die Stadt lieber heute als morgen verlassen wollen, rufen wir schnell zum Gegenbeweis auf. Sie sind kürzlich nach Berlin gezogen? Sie bleiben, obwohl ein anderes Leben lockt? Erzählen Sie uns, warum und schreiben Sie an: checkpoint@tagesspiegel.de.
Die Wartelisten bei den 30 Impfpraxen und zwei Krankenhäusern, die in Berlin gegen das Affenpocken-Virus impfen, werden lang und länger. 300 Dosen hat jede Impfstelle bekommen, die meisten davon war innerhalb von wenigen Tagen weggeimpft. „Wir könnten aktuell locker 1000 Impfdosen in 4-6 Wochen verimpfen“, schreibt etwa Tobias Glaunsinger, der eine Praxis im Prenzlauer Berg betreibt, dem Checkpoint.
Besserung ist nur bruchstückhaft in Sicht. Bis Montag sollen alle Impfstellen 60 zusätzliche Dosen bekommen. Bei der sehnlichst erwarteten zweiten großen Impfstoff-Verteilungsrunde, bei der Berlin etwa 65.000 Dosen bekommen soll, ist immer noch Geduld gefragt. In einer Mail der Gesundheitssenatsverwaltung, die dem Checkpoint vorliegt und die am Dienstag an alle Impfstellen ging, heißt es: „Leider liegen uns keine Angaben von Seiten des BMG vor, wann mit der Lieferung der zweiten Tranche an Impfstoffen für Berlin zu rechnen ist.“ Die Hausleitung bemühe sich „auf mehreren Kanälen, für Berlin zusätzlichen Impfstoff zu erhalten“. Hoffentlich auch auf den richtigen.
Während landauf, landab noch eifrig über das nahende Ende des Neun-Euro-Tickets diskutiert wird, könnten auf Fahrgäste in Berlin und Brandburg ohne ein Nachfolge-Modell sogar höhere Ticketpreise zukommen als zuvor. Grund dafür ist, Sie ahnen es: die steigenden Energiekosten. Die Fahrtstromkosten bei der Berliner S-Bahn werden sich in diesem Jahr im Vergleich zum Jahr 2020 voraussichtlich verdreifachen, berichtet mein Kollege Christian Latz. Bereits im Frühjahr 2022 sei der Index aus Kraftstoff-, Strom- und Verbraucherpreise, der als Grundlage für die Ticketpreise dient, um 5,6 Prozent gestiegen. „Wir sind gerade nochmal dabei, den Index zu berechnen“, sagte ein Sprecher des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Es kommentiert Bundesfinanzminister Christian Lindner: Inflationsmentalität!
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Nur gut jeder zweite ICE-Zug ist pünktlich. Der Konzern will mit drastischen Schritten gegensteuern. Doch der Fahrgastverband Pro Bahn ist skeptisch. Von Caspar Schwietering.
Telegramm
Die neuesten Entwicklungen im Ukraine-Krieg:
+++ Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft sind während des russischen Angriffskrieges mindestens 361 Kinder getötet worden. Der Wert hat sich somit seit vier Tagen nicht erhöht. Den unbestätigten Daten zufolge wurden mindestens 705 Kinder körperlich verletzt.
+++ Der UN-Sicherheitsrat will sich am Donnerstag zu einer Krisensitzung über die Lage am Atomkraftwerk Saporischschja treffen. Seit Tagen wird aus der Gegend um das AKW heftiger Beschuss gemeldet.
+++ Die Ukraine ruft die Staaten der EU und der G7 auf, russischen Bürgerinnen und Bürgern keine Visa mehr auszustellen. „Die Russen unterstützen mit überwältigender Mehrheit den Krieg gegen die Ukraine. Ihnen muss das Recht genommen werden, internationale Grenzen zu überschreiten, bis sie lernen, sie zu respektieren“, sagte Außenminister Dmytro Kuleba.
In unserem Liveblog informieren wir Sie jederzeit über die Entwicklungen in dem von Russland überfallenen Land.
Als eine „politische Aktion mit Ausdruckmitteln der militärischen Propaganda“ bewertet das Bezirksamt Mitte das Vorhaben zweier Museumsbetreiber, zerstörte russische Panzer vor der russischen Botschaft in Berlin auszustellen – und begründet damit seine Absage. Die Museumsbetreiber wollen nun Widerspruch gegen die Entscheidung einlegen, schreibt meine Kollegin Anna Thewalt (T+).
Die Avus, die seit dem Ausbruch des Feuers im Grunewald für einer Woche gesperrt war, ist seit gestern Abend, 18 Uhr, wieder freigegeben. Angeberwissen für die nächste Party: Avus steht für Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße, sie gilt als erste reine Autostraße Europas.
Sie suchen innovative Wege bei der Wohnungssuche? Werden Sie Busfahrer:in! Gleich 135 Betriebswohnungen besitzt die BVG, wie sie auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Kristian Ronneburg verrät. Vor den Fenstern tummeln sich abgestellte Busse und Bahnen zur Wartung. Ob das in Zukunft für die Pendlerpauschale reicht, erfragen Sie bitte beim Finanzminister (Sie wissen schon, der mit den Mentalitätsappellen).
Der Sportjournalist Maximilian Rieger hat bei allen Bundesligavereinen nachgefragt, wie sie es mit der Nachhaltigkeit halten. Die beiden Berliner Vereine antworteten konträr zu ihrem sportlichen Auftreten. Hertha BSC ganz ordentlich – der Verein ermittelt seit 2019 seinen CO2-Abdruck und hat einen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Der 1. FC Union irgendwie apathisch – man habe bis zum Abschluss eines freiwilligen Zertifizierungsprozesses der DFL mit einer Rückmeldung warten wollen, hat aber auch dann nicht geantwortet.
Energiesparen I: Eine erfrischend lebensnahe Antwort des Bezirksamts Pankow auf eine Kleine Anfrage des Verordneten Reemt Heuke (Grüne): Ob sichergestellt werden kann, dass nur Räume des Bezirksamts beleuchtet werden, wenn sich Menschen dort aufhalten, fragte Heuke. „Im Prinzip ja“, antwortete das Amt, aber es komme „auf das wache Mitdenken und Mittun der Kolleginnen und Kollegen an.“ Es gilt, na klar: Der Letzte macht das Licht aus!
Zitat
„Es ist jetzt auch nicht die Zeit, um zimperlich zu sein.“
Eva-Maria Lemke, RBB-Moderatorin der „Abendschau“ zum Umgang ihres Senders mit dem Rücktritt der eigenen Intendantin Patricia Schlesinger (T+).
Tweet des Tages
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Stadtleben
Essen & Trinken – Zum Essen an die Friedrichstraße? Aber hallo! Anfang Juli hat hier das Hoa Rong die Tore aufgestoßen: Seine vietnamesischen Happen kredenzt das riesige Lokal drinnen bei spacigem Design-Interieur – oder draußen unter Bambusstauden. Auf mehreren Terrassenebenen und in schicken Holzpavillons drängen sich Berliner und Touris für Küche, die nicht überall zu finden ist: Tapiokawaffeln, Kurkumaküchlein und gedämpftes Ei sind ab vier Euro zu haben, Drachenfrucht- und Litschi-Cocktail gibt‘s für zehn Euro dazu. Geöffnet ist Mo-Fr von 11.30-23 und Sa-So von 12-23.30 Uhr, wir empfehlen eine Reservierung. Georgenstraße 25, S+U-Bhf Friedrichstraße
Freikarten fürs Bauhaus-Konzert und Tipps für lange Nächte: Das ganze Stadtleben gibt’s mit dem Tagesspiegel-Plus-Abo.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Güney Dal (78), türkischer Schriftsteller in Deutschland / Peter Eisenman (90), amerikanischer Architekt (u. a. Denkmal für die ermordeten Juden Europas) / „Chère Amie Helga, je t‘embrasse et bon anniversaire! Mia“ / André Hoffmann (61), ehemaliger Eisschnellläufer / Elmar Kraushaar (72), Journalist und Schriftsteller / „Martina Palenker: Unserer geliebten Mum und Omi wünschen wir zum besonderen Geburtstag - dessen Zahl nicht erwähnt werden soll;) - alles erdenklich Gute! Wir sind so froh, dass es dich gibt und du immer für uns da bist! Wir haben dich lieb!“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Ingeburg von Heine, * 6. April 1935 / Thomas La Placa, verstorben am 31. Juli 2022, Amtsanwalt / Irmtraud Schelbert, * 12. August 1939 / Dr. Siegfried Suckut, * 11. April 1945, Politologe und Historiker, ehem. Leiter der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde / Gerda Henriette Emilie Weisser, * 14. Januar 1927
Stolperstein – Am 1. Juni 1868 wurde Katharina Behrend in Berlin geboren, lebte in der Fasanenstraße 58 und war Sprachlehrerin. Gemeinsam mit ihrer Schwester Hermine wurde sie am 27. Juli 1942 vom Anhalter Bahnhof in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Katharina schien eine große Bücherliebhaberin gewesen zu sein, nach ihrer Deportation wurde ihre Wohnung aufgelöst, dabei wurden etwa 1.000 Bücher, zum größten Teil englische und französische Werke, gefunden. Heute vor 80 Jahren erlag sie wenige Tage nach ihrer Ankunft den furchtbaren Umständen des Ghettos.
Encore
An dieser Stelle gibt’s in den Sommerferien jeden Tag einen Neun-Euro-Ticket-Tipp für Kurzentschlossene. Alles, was Sie tun müssen, ist: den Checkpoint lesen, um 9 Uhr am Hauptbahnhof stehen und losfahren. Heute geht es nach M... Zum Probe-Abo hier entlang.
Noch bleiben 14 Tage, bis das Bahnticket wieder zum Bankrott führt. Daher: Auf zum Gleis! Letzte 9-Euro-Tipps hat auch Kollegin Dorothee Nolte im Unterwegs-Newsletter für Sie gesammelt (Anmeldung hier). Außerdem suchen wir Ihre schönsten Neun-Euro-Ticket-Erlebnisse – egal, wie weit Sie gefahren sind. Geschichten und Fotos bitte an lotte.buschenhagen@tagesspiegel.de.
Recherchiert für diesen Checkpoint hat Lotte Buschenhagen, die zusammen mit Nora Weiler auch das Stadtleben geschrieben hat. Lionel Kreglinger hat die Frühschicht übernommen. Und morgen begrüßt Sie hier Julius Betschka. Auf bald,
Ihr Daniel BöldtBerlin braucht guten Journalismus!
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