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Wer wird 2026 Spitzenkandidatin bei den Grünen?Union Berlin entlässt Trainer BjelicaDas Abgeordnetenhaus geht in den Kurz-Urlaub

von Daniel Böldt
und Lotte Buschenhagen
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Der Run auf das 29-Euro-Ticket hält sich zwei Wochen nach dem Verkaufsstart in Grenzen. Bislang wurden 50.000 Abos abgeschlossen, teilt die Verkehrsverwaltung auf Checkpoint-Anfrage mit. „Etwa 85 Prozent davon sind Wechsler aus bestehenden Tarifprodukten des VBB-Tarifs oder des Deutschlandtickets.“

Die Verkehrssenatorin in spe, Ute Bonde (CDU), dürfte es freuen. Sie ist nicht nur eine Kritikerin des 29-Euro-Tickets, sondern muss wie alle Senatorinnen und Senatoren noch zwei Prozent ihres Budgets einsparen. Wie groß das Sparpotenzial allein beim 29-Euro-Ticket werden könnte, zeigen folgende Zahlen:

Für jedes Ticket schießt Berlin 37,40 Euro im Monat hinzu. Bis Ende des Jahres außerdem noch einen Vertriebskostenzuschuss von einem Euro im Monat pro Ticket. Nach aktuellem Verkaufsstand kostet das 29-Euro-Ticket das Land bis Ende 2025 also gerade mal rund 34 Millionen Euro. Eingeplant ist mit 450 Millionen Euro mehr als das Zehnfache.

Behörden-Ping-Pong mal anders: Nicht nur zwischen Land und Bezirk hakt es mitunter in der Kommunikation, sondern offenbar auch zwischen dem Land und seinen eigenen Unternehmen. Vielleicht erinnern Sie sich: Berlin hat – anders als in den Vorjahren – nicht an der diesjährigen europaweiten Drogen-Abwasseranalyse teilgenommen, obwohl die Gesundheitsverwaltung „großes Interesse“ an den Daten hat.

Eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco, über die meine Kollegin Nina Breher berichtet, zeigt nun, dass die Berliner Wasserbetriebe die Teilnahme an der Studie eigenhändig beendet haben – ohne die Landesregierung vorher zu informieren.

Und nun? Na nichts. Trotz ihres „großen Interesses“ will die Gesundheitsverwaltung auch in Zukunft nicht auf eine Teilnahme an der Studie drängen. „Dazu sind im Haushalt des Landes Berlin derzeit keine Mittel vorgesehen“, heißt es.

Franco sagte dem Tagesspiegel: „Dass dieses Projekt wegen wenigen tausend Euro für die Probenentnahmen scheitern soll, ist ein schlechter Scherz“. Der Senat „spült wissenschaftliche Erkenntnisse lieber die Spree runter“.

Ein kurzer Blick noch in den Berliner Parlamentsbetrieb: Ach so, da gibt es gar nichts zu sehen in dieser Woche. Das Abgeordnetenhaus gönnt sich wegen Christi Himmelfahrt eine Woche Ferien: kein Plenum, keine Ausschüsse.

Ein bisschen gearbeitet wird natürlich trotzdem: Die Linken haben heute Fraktionssitzung, die CDU immerhin Fraktionsvorstandssitzung, die SPD schickt ihre kultur- und medienpolitische zu einer Konferenz nach Rostock und ein Teil der Grünen-Fraktion weilt in Kopenhagen, wo man sich über die Fernwärme informieren will.

Der Senat lässt es ebenfalls ein wenig ruhiger angehen und trifft sich heute – programmatisch bibelfest – mit der Leitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Und was macht Kai Wegner? Der grüßt recht freundlich. Bis einschließlich Sonntag hält der Regierende acht Grußworte seine gestrige Rede auf dem CDU-Parteitag nicht eingerechnet.

In der Vollversion des Checkpoints erfahren Sie heute unter anderem, welche umstrittene Bundespolitikerin als Spitzenkandidatin der Grünen für die Abgeordnetenhauswahl 2026 im Gespräch ist und warum ein Delegierter auf dem CDU-Bundesparteitag in Berlin eine Wasserpreisbremse fordert.

Außerdem verlosen wir 2x2 Tickets für eine (leider) topaktuelle Veranstaltung heute Abend im Pfefferberg Theater: Die Schulleiterin und Digital-Expertin Silke Müller liest um 20 Uhr aus ihrem Buch „Wer schützt unsere Kinder?“. Wenn Sie das alles in Zukunft nicht mehr verpassen wollen, können Sie die Checkpoint-Langstrecke hier für nur 8,25 Euro im Monat abonnieren.

Obendrauf gibt’s alle Bezirksnewsletter, die Sie interessieren, und Zugang zu allen Tagesspiegel-Plus-Texten, etwa diesen hier:

+ Ein Fingerzeig auf Tiktok hilft allein nicht, damit Teenager lernen, keine Dummheiten zu begehen. Was uns der Vorfall einer sogenannten „Würge-Challenge“ an einer Berliner Grundschule lehrt. Von Saara von Alten.

+ Geflüchtete, die im Ankunftszentrum in Tegel leben, beschweren sich über die dortigen Zustände. Sie wollen sich nun organisieren, um Druck aufzubauen. Von Valeriia Semeniuk.

+ „Die Uni ist ein politischer Ort“: Wie Berliner Studierende auf die Pro-Palästina-Proteste an der HU reagieren. Von Christoph Papenhausen.

Opinary Lisa Paus Bürgermeisterin

Telegramm

Polizei-Einsatz gestern in Spandau: Nach Medienberichten soll am Nachmittag ein Mann auf dem Bürgersteig aus einem fahrenden Auto heraus erschossen worden sein. Die Mordkommission ermittelt. Alle weiteren Entwicklungen und Nachrichten zu dem Vorfall erfahren Sie hier.

Nicht nur Manja Schreiner hat keinen Doktortitel mehr. Auf AfD-Anfrage (Q: 19/18826) geben die großen Berliner Unis an, in den letzten zehn Jahren 33 Doktortitel entzogen zu haben. Die meisten Titel fielen an der Charité (14), gefolgt von der FU (13, inklusive Franziska Giffey) und der HU (5) – an der TU musste nur einer abgegeben werden, an der UdK haben alle Doktoren ihre Titel behalten. Grund waren in sämtlichen Entzugsfällen Plagiate. Funfact am Rande: Titel, die noch in der DDR erworben wurden, wurden bisher keine aberkannt.

Nenad Bjelica hat unsere volle Unterstützung“, sagte Unions Präsident Dirk Zingler kurz vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum am Sonntag. Merke: Wann immer sich ein Fußballfunktionär zu einer solchen Aussage über einen Trainer genötigt fühlt, steht es schlecht um ihn. Gestern trennten sich die abstiegsgefährdeten Unioner von ihrem Trainer. Nachfolger: Marco Grote.

Eil-News aus dem hohen Norden: Der Sommer ist da! Die Sicherheitsbojen am „Kleinen Tivoli“ in Reinickendorf kehren in diesen Tagen zurück, hat das Bezirksamt am Montag verkündet. Die „Kleinsperrtonnen“ treiben jedes Jahr ab Anfang der Saison vor der Badestelle am Uferwanderweg in Konradshöhe, damit die Havel-Schiffe keine Schwimmer rammen. Für uns der offizielle Sommerbeginn.

Falls Sie neben den Wasserpreisen noch mehr vom CDU-Bundesparteitag in Neukölln interessiert: Friedrich Merz wurde gestern mit rund 90 Prozent als Parteichef bestätigt. Alles weitere Wissenswerte hat meine Kollegin Christiane Rebhan hier zusammengefasst.

Eine gute Nachricht: Das Land Berlin fördert die energieeffiziente Sanierung von Mietshäusern mit 70 Millionen Euro im Jahr. Eine schlechte hinterher: Im Jahr 2023 wurde nur etwa die Hälfte des Geldes abgerufen. Wohl auch, weil die Wohnungen nach erfolgter Förderung unter die Sozialbindung fallen.

Berlin ist das bessere New York: Nutzern der Plattform „Reddit“ ist aufgefallen, dass die Computerspielverfilmung „Uncharted“ (2022, Hauptrolle: Tom Holland) mal eben die Oranienstraße als New Yorker Szene verkaufen will – samt Lotto-Schild, Berliner Ampel und quietsch-oranger BSR-Mülltonne im Hintergrund. Aber ey: Fürs US-Feeling steht ein dicker SUV auf der Straße. Wobei der auch nach Kreuzberg passt.

Apropos Hollywood: Noch kein Soundtrack zum Frühstück? Wir hätten da was! Der Berliner Charité-Chor geht gerade mit einem Clip auf Instagram viral, in dem Chormitglied Steffi Klein das bekannte Solo aus dem Blockbuster „Dune“ singt. Das Video vom 26. April hat bereits mehr als 10 Millionen Klicks – hören Sie mal rein.

Zitat

„Ich bin überwältigt von eurer Anteilnahme und Solidarität. Das tut wirklich gut und gibt Kraft. Es geht hier aber nicht nur um mich, sondern um alle, die sich aus Leidenschaft politisch engagieren. Niemand soll in einer Demokratie fürchten müssen, seine Meinung zu sagen!“

Matthias Ecke, Europa-Spitzenkandidat der SPD Sachsen, nachdem er am Freitagabend brutal zusammengeschlagen wurde.
 

 

Kiekste

Diesen Ausblick aus dem Paul-Löbe-Haus verdanken wir Leserin Heiße Minschke. Weitere schicke Berlin-Bilder erreichen uns per checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

GeburtstagHans Peter Adamski (77), Maler und Grafiker, („Der Gordische Knoten“ im Jakob-Kaiser-Haus, Berlin) / „Für Ben (18): ‚I'll give you all I've got to give/If you say you love me too/I may not have a lot to give/But what I got, I'll give to you/I don't care too much for money/Money can't buy me love./Yeah! Dein Muttertier‘“ / „Liebe Birgit,wir wünschen Dir alles Gute zum 66. Geburtstag! Viel Spaß auf Eurer Radtour von Bonn nach Berlin! Liebe Grüße! Marina und Erwin“ / Volker Braun (85), Schriftsteller und Dramatiker („Training des aufrechten Gangs“, „Die Übergangsgesellschaft“), leitete 2006–2010 an der Akademie der Künste, Berlin, die Sektion Literatur / Emil Hansson (27), schwedischer Handballprofi, Rückraumspieler beim VfL Potsdam / „Diesmal wird sie gefeiert: Eva Oertwig, Berlins beste Gesellschafts-Fotografin. Alles Liebe zum Geburtstag. Behalte Dein Lachen, für das Du berühmt bist.“ / Oliver Reese (60), Theaterregisseur und -dramaturg; Intendant des Berliner Ensembles / Johannes Tille (27), Volleyballprofi, Spieler bei den BR Volleys

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

GestorbenGabriele Eva Lenz, * 3. Januar 1954 / Anette Petersen, * 27. Juli 1942 in Berlin / Monika Pinkus (geb. Fischer), * 15. November 1945 / Christiane Rätzel, * 14. August 1965 / Katrin Vogel, verstarb am 13. April 2024, Mitarbeiterin in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB)

StolpersteinSelma Rosendorff, geb. Levy, kam am 30. September 1887 in Westpreußen zur Welt. Sie war verwitwet, zu ihrem Mann liegen keine Informationen vor. Sie flüchtete mit ihren Söhnen Gerhard und Manfred im September 1938 nach Groningen (Niederlande). Dort wurden alle drei Anfang Oktober 1943 aufgespürt und am 4. Mai 1943 aus dem holländischen Durchgangslager Westerbork ins Vernichtungslager Sobibór nach Polen deportiert. Dort wurde Selma am 7. Mai 1943 von den Nazis ermordet. Auch Gerhard und Manfred sowie ihr dritter Sohn Rudolf haben den Krieg nicht überlebt. An Selma Rosendorff erinnert ein Stolperstein in der Roscherstraße 5 in Charlottenburg.

Encore

Piept’s bei Ihnen? Top. Zählen Sie doch mal, wie oft: Der Nabu ruft fürs kommende lange Wochenende auch in Berlin mal wieder dazu auf, eine Stunde lang die Vögel an einem Ort nach Wahl zu beobachten – und eine Statistik über die Vogelarten zu führen. Amsel, Drossel, Fink und Star melden Sie dann via www.stundedergartenvoegel.de an den Nabu, der so den Vogelbestand in Deutschland überwacht. Schräge Vögel in der U8 bitte nicht mitzählen.

Mitgezwitschert und mitgeschrieben an dieser Ausgabe hat Lotte Buschenhagen, Antje Scherer hat das Berliner Stadtleben für Sie überflogen. Jasmine Dellé hat zwar trotz früher Stunde keinen Wurm gefunden, dafür aber diese Ausgabe erfolgreich produziert.

Morgen darf ich Sie hier zusammen mit Lotte Buschenhagen gleich wieder begrüßen.

Bis dahin

Ihr Daniel Böldt

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