Viele werden etwas gemächlicher in diesen Tag starten: Weil sie nicht mehr arbeiten dürfen oder weil die Kinder nicht mehr in die Schule müssen vielleicht. Andere werden wieder ackern bis an die Belastungsgrenze und darüber hinaus. Die Zahlen sprechen dafür, den Tag mit einer Schweigeminute zu beginnen: 53 Corona-Tote wurden allein gestern in Berlin registriert – ein deutlicher Rekord. Bundesweit meldete die „Zeit“ am späten Abend den Höchststand von 807 Toten binnen eines Tages und fast 22.000 Neuinfektionen. Die Zahlen sind nicht mehr allzu weit entfernt von denen, mit denen Italien und Spanien im Frühjahr schockten. In Berlin waren es reichlich 1100 gemeldete Neuinfektionen, relativ gleichmäßig auf alle Bezirke verteilt.
Nach Altersgruppen betrachtet, sticht in Berlin die Gruppe der über 89-Jährigen extrem hervor: Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 liegt bei 834 und damit mehr als vier Mal so hoch wie im Schnitt der Gesamtbevölkerung. Das hat zwar auch mit der relativ geringen Anzahl dieser Hochbetagten zu tun, aber nicht in erster Linie: Mit 3425 Infektionen bei Bewohnerinnen und Bewohnern seit Pandemiebeginn haben sich die Pflegeheime zum Hotspot schlechthin entwickelt. Fast drei Viertel der Betroffenen haben sich erst in den vergangenen vier Wochen – also im neunten Monat der Pandemie – angesteckt. Die in Heimen Verstorbenen machen mehr als die Hälfte der Berliner Corona-Toten aus. Wie viele Pflegekräfte an Infektionen gestorben sind, ist nicht bekannt.
Sein Gesundheitsamt lasse „alles andere links liegen“, um sich voll auf das dramatische Corona-Geschehen in den Pflegeheimen zu konzentrieren, ließ sich Mittes Gesundheitsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) gestern im CP zitieren.