starten wir in den Samstag:
+++ Ist in Brandenburg ein Polizeieinsatz außer Kontrolle geraten? Das Opfer, der 45-jährige Bulgare Vitali N., starb später im Klinikum Neukölln – erstickt an Erde. Alexander Fröhlich ist dem Fall nachgegangen.
+++ Wo es in Berlin am häufigsten kracht – und wo am seltensten: Seit Corona gibt es in Berlin weniger Verkehrsunfälle, doch die Entwicklung ist lokal sehr unterschiedlich. In zwei Bezirken sind sogar mehr Verletzte zu beklagen. Eine Recherche von Stefan Jacobs.
+++ SPD und CDU wollen Klimaschutz „ganz oben auf ihre Prioritätenliste“ setzen. Das sagt zumindest Berlins designierter Regierender Kai Wegner. Aber wie viel Grün steckt tatsächlich in Schwarz-Rot? Darüber sprechen Ann-Kathrin Hipp und Lorenz Maroldt in der neuen Podcastfolge „Berliner & Pfannkuchen“. Hier und überall, wo es Podcasts gibt.
Unser Berlin-Ressort von tagesspiegel.de hält Sie fortlaufend über alles Wichtige in und um Berlin auf dem Laufenden.
Wie Sie sicherlich wissen, zählt der Schlaf in der Checkpoint-Redaktion nicht gerade zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten. Wir recherchieren gerne bis Sonnenaufgang, denken uns Formate aus, um diese Recherchen strahlen zu lassen und entwickeln hin und wieder auch ganz Neues, nur um nicht ständig auf denselben Gleisen zu fahren. 155-mal hat denjenigen unter Ihnen, die den Checkpoint seit bald vier Jahren abonnieren, Wochniks Wochenende das Wochenende eingeleitet. Und, bevor Sie protestieren: Das wird es auch weiterhin. Aber anders. Wir haben uns da was für Sie überlegt, ab kommenden Sonnabend. Bis dahin: Willkommen zur letzten Ausgabe in alter Form.
Samstagmorgen – Spielerisch beginnt das Wochenende: Den homo ludens locken um 11 Uhr die Uferstudios zu fünf Stunden kreativer Verausgabung wie Malen, Basteln, Musik, Tanz und Theater in verschiedenen Workshops. Und weil all das Kreativsein nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch den Stoffwechsel ordentlich ankurbelt, wird zwischenzeitlich im Café The Source zu Mittag gegessen oder Kaffee und Kuchen genossen. PLAY! ist ein Programm, das vom Krieg betroffenen ukrainischen Kindern und ihren Familien ein bisschen Freundlichkeit bescheren soll, der Zugang in der Uferstraße 23 ist kosten- und barrierefrei.
Samstagmittag – Das Gegenteil von spielerischer Verausgabung bieten, zumindest dem Publikum, für gewöhnlich Opernhäuser: In der Loge sitzt der Mensch, hebt gelegentlich vielleicht ein kleines Opernglas und lässt es wieder sinken. Dass es auch anders geht, zeigen Deutsche Oper (14 Uhr) und Komische Oper (16 Uhr) bei ihren Führungen: Statt Fernglas, sorgen hier die eigenen Beine für die Nähe zur Bühne, den Blick hinter die Kulissen, in die Garderobe und Requisite. Und weil auch dies ein stoffwechselintensives Unterfangen ist, gibt es in der Komischen Oper zur Führung ein Mehrgänge-Dinner und zum Mehrgänge-Dinner, Sie ahnen es, eine Oper – buchbar im Gesamtpaket. Heute auf dem Menü: Feldsalatvariationen & Feldsalatcremesüppchen, Ragout vom Ossobuco oder Lachs im Teriyakisud. Als vegetarische Alternative Ziegenkäse-Ravioli in Salbei-Trüffelbutter, als vegane ein Rote Beete-Risotto. Diverse Desserts süßen es ab, die Weinbegleitung macht gesellig und, nicht zu vergessen: Jerry Hermans Musical La Cage aux Folles (20 Uhr) elegant, was vom Tag übrigbleibt.
Samstagabend – Abrunden können Sie den Tag auch mit stimulierenden Klavier- und Saxofonklängen: Der Name der Location, Kühlspot, ist in diesem Fall vollkommen irreführend, was weiß, wer die Pianistin Rieko Okuda schon einmal in Aktion erlebt hat: Gut möglich, dass sie bis zur körperlichen Erschöpfung spielt, wie sie es gerne tut. Ob Florian Walter am Saxofon da mithalten kann? Das Programm „Ohio Valley Wrestling“ legt jedenfalls eine Art musikalisches Duell mit Drones, vibrierenden Flächen und freejazziger Dekonstruktion nahe. Klar ist: Es wird keine Kammermusik. 20 Uhr, Lehderstrasse 74-79, Tickets 10-15 Euro
Sonntagmorgen – Wie viel einfacher die Fortbewegung in der Stadt doch per pedales geht! Wenn auch streckenweise frustrierender, aber das ist ein anderes Thema. Ab 10 Uhr können Sie auf der „Fietsenbörse“, sprich, dem Fahrradmarkt am Winterfeldplatz aufsatteln. Und weil auch das Radeln eine, Sie wissen schon, stoffwechselintensive Tätigkeit ist, frühstücken Sie anschließend im Deutschen Theater. Genauer: Bei den „Früh-Stücken“ bekommen Sie ab 11.30 Uhr zu Kaffee und Croissant auch detaillierte Einblicke in das Gastspielprogramm des Hauses serviert, lernen die Autor:innen der Autor:innentheatertage im Gespräch kennen und bekommen Ausschnitte von Lukas Bärfuss‘ neuem Stück „Verführung“ von Ulrich Matthes und Julia Windischbauer vorgelesen.
Sonntagmittag – Wer Details im Allgemeinen zu speziell findet und an ihrer statt den Blick fürs große Ganze sucht, besucht um 12 Uhr den Streitraum an der Schaubühne am Lehniner Platz. Autorin und Friedenspreisträgerin Carolin Emcke spricht mit den Philosophen Omri Boehm aus New York und Martin Saar vom Frankfurter Institut für Sozialforschung über Boehms Idee eines zeitgemäßen, radikalen Universalismus und fragt, ob die Idee der Aufklärung in einer Welt immer kleiner werdender Mehrheiten noch zu retten ist. Kurfürstendamm 153, Eintritt 6/3 Euro
Sonntagabend – Wer am Wochenende genug zugehört hat und nun auch selbst ans Mikro will, bekommt beim Open Mic Sunday in den Neuköllner Kindl Stuben Gelegenheit. Um 20 Uhr beginnt die Show, bei der alle Performenden je zwei Songs oder Gedichte aus eigener oder fremder Feder vortragen dürfen. Für ein gewisses musikalisches Niveau sorgt die Dreampop-Singer-Songwriterin Thala, die vor einiger Zeit über genau solche Open-Mic-Events ihre Bühnenbestimmung entdeckt, alle anderen beruflichen Aktivitäten eingestellt hat und die letzten Jahre auf Tour um den Globus verbracht hat. Sonnenallee 92
Mein Wochenende mit
Kevin, unser liebstes Wildschwein in der Rotte, kennt jeden Flecken Land in Berlin und Brandenburg. An dieser Stelle gibt er wöchentlich Ausflugstipps ins Umland.
„Sie Esel Sie!, empörte sich neulich einer, als ich, zugegeben, etwas unachtsam und träumerisch vor mich hin durch den Wald schwebte und beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre. Was soll man machen, wir haben schönes Wetter, Schmetterlinge tänzeln mir auf der Nase herum und kitzeln mich im Bauch – da verliert man sich schon mal in Frühlingsgefühlen. Und überhaupt, was soll denn diese Wortwahl? Esel sind wunderbare, humorvolle Zeitgenoss:innen, ich kann sie nur wärmstens empfehlen – als Esel bezeichnet zu werden ist mir, bei allem Schweinestolz, Kompliment! Da bin ich übrigens nicht der Einzige. Gerade als Künstler weiß ich: Eine größere Ehre, als nachgeahmt zu werden, gibt es eigentlich nicht. Und in letzter Zeit sehe ich immer wieder Zweibeiner mit Eseln um die Hügel ziehen, höre sie Eselslaute von sich geben und sich außerordentlich eselig benehmen. Mir persönlich ist das der Eselei sogar ein bisschen zu viel. Aber allen, die bislang keine Esel im engeren Freundeskreis haben, empfehle ich dringend, sich für eine Packeseltour in Stolzenhagen anzumelden, allein oder mit Familie, gleich heute oder für einen der zukünftigen Termine. Und mich empfehle ich, mit freundlichen Grunzen.“
Leseempfehlungen
Trautes Heim: Der Berliner Mietmarkt treibt Menschen nicht nur aus der Stadt, sondern auch an den Rand der Verzweiflung. Jana Weiss (T+) hat eine noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbare Wohnungssuch-Odyssee hinter sich, die heute vielen Wohnungsuchenden bekannt vorkommen dürfte.
Behördenpingpong: Wenn man nur schnell genug um den Tisch zu rennen in der Lage wär, könnte man mit sich selbst Pingpong spielen. So gesehen bei der Denkmalschutzbehörde, die sich einfach in untere, obere und oberste Behörde aufgeteilt hat. Drei Behörden also, die sich gegenseitig den Ball zuspielen. Von Klaus-Martin Groth (T+).
Forschung, insbesondere die Sozialforschung, befasst sich schon lange mit Missständen der Gesellschaft, wie Fragen der Arbeit und Arbeitskultur. Die eigenen Strukturen waren lange ihr blinder Fleck. Etwas Licht auf Ausbeutung und Machtmissbrauch in der Wissenschaft wirft Eva Murašov (T+).
Wochenrätsel
Der älteste Einschlaftrick, das Schäfchenzählen, hat es mittlerweile als letzter Schrei in allerlei Achtsamkeitsworkshops geschafft, und zwar als Zählmeditation. Kurz: Schäfchenzählen ohne Schafe. Wir vom Checkpoint, aber auch die Verwaltung des Kienbergparks, empfehlen den damit freigewordenen Schafsplatz mit…
a) …Regenwürmern zu besetzen.
b) …Kröten zu ersetzen.
c) …Kaninchen zu besiedeln.
Tipp: Wer den Checkpoint letzte Woche aufmerksam las, ist im Vorteil!
Schicken Sie uns die richtige Lösung und gewinnen Sie einen Checkpott.
Jetzt mitmachenDiesen Checkpoint hat Ihnen Florian Schwabe (Frühproduktion) an den Bildschirm gebunden, Montag entfesselt Lorenz Maroldt an dieser Stelle die neue Woche. Haben Sie ein schönes Wochenende!
Ihr Thomas Wochnik