einschlafen in Berlin, aufwachen in Wien. Ein klasse Traum. Finden Sie nicht? Seit etwas mehr als einem Jahr geht das wieder: Ein gemütlicher Nachtzug der österreichischen Bundesbahnen rollt von Berlin aus ins Nachbarland. Bei Komfort und Klimaschutz ist uns good old Austria in diesem Fall voraus. Und auch sonst kann sich die deutsche Politik in Wien einiges abschauen…
Also, Vienna calling: Ab Anfang nächsten Jahres soll in Wien kein schwerer Lkw mehr ohne Abbiegeassistenten fahren. Die rot-grüne Stadtregierung (eine Linkspartei gibt’s in Austria nicht) hat die Regelung im vorigen Jahr beschlossen und ein Jahr an der Umsetzung gefeilt. Ab April gilt die Verordnung schon. Eine kurze Schonfrist endet im Januar 2021.
Abbiegeassistenten an Lkw könnten auch in Berlin Leben retten. Erst gestern starb eine 79 Jahre alte Radfahrerin aus Reinickendorf an ihren schweren Verletzungen. Ein Lkw-Fahrer hatte sie am vergangenen Freitag beim Rechtsabbiegen in Tegel übersehen. Die Frau ist die neunte Verkehrstote in diesem Jahr.
In der Hauptstadt ist die Idee zum Abbiegeassistenten längst da, doch das deutsche Recht noch nicht bereit dafür. Auf Checkpoint-Anfrage sagt Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne): „Leider hat Berlin als Land dafür keine Rechtsgrundlage. In Deutschland ist die Straßenverkehrsordnung eine Bundesverordnung – will man sie ändern, geht das für ein Bundesland nur über eine Bundesratsinitiative.“ Die ist kürzlich gescheitert. Dass Berlin in die gleiche Richtung wie Wien abbiegt, ist deshalb unwahrscheinlich. Laut Günther ist ein solches Modell „nach unserer Prüfung nicht möglich.“ Einschränkungen und Verboten würden aber den Druck auf die Hersteller erhöhen, die möglichen Lebensretter gleich einzubauen, glaubt die Senatorin. Andreas Scheuer, übernehmen Sie – und zwar schnell.
Bleiben wir beim rollenden Verkehr: Vielleicht war der Name doch ein schlechtes Omen. Den „Berlkönig“ könnte dasselbe Schicksal ereilen wie den armen Jungen im literarischen Vorbild. Laut meines Kollegen Jörn Hasselmann naht das Ende für den schmucken Innenstadtchauffeurdienst der BVG. Statt auf ein schnelles Pferd stützen die Verkehrsbetriebe ihre letzten Hoffnungen auf eine 26-seitige Präsentation mit dem Titel „Finale Entscheidungsgrundlage“. Sie soll den Berlkönig durch Nacht und Wind tragen und die missmutigen Koalitionäre noch umstimmen. Die untersagten der BVG, den Vertrag mit Kooperationspartner ViaVan zu verlängern. Bleibt das so, ist im April Schluss.
Verkehrsverwaltung und SPD kritisieren den Berlkönig schon länger: zu exklusiv, zu innenstadtlastig, zu teuer. Die BVG selbst rechnet vor, dass ein stadtweiter Fahrdienst den Steuerzahler 43 Millionen Euro kosten würde. Das sind ganz solide Einwände gegen einen Service, der zwischen September 2018 und Dezember 2019 keinen einzigen Autokilometer einsparte, dem Taxi-Gewerbe Konkurrenz macht und vor allem von denen als angenehmer Luxus genutzt wird, die ohnehin gut angebunden in der Innenstadt wohnen. Am 13. Februar entscheidet jedenfalls eine Koalitionsrunde, ob’s wirklich heißt: Baba, Berlkönig!
Schulessen, der dritte Akt: Wer hat sie nun verkocht, die Ausschreibung für 150 000 Berliner Grundschulessen? Bei der Senatssitzung am Dienstag warfen sich Wirtschafts- und Bildungsverwaltung gegenseitig die heiße Kartoffel zu. Weil Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) im lang geplanten Urlaub weilt, schlug an ihrer Stelle Staatsekretärin Barbro Dreher vor, die Niedriglohn-Ausschreibung rasch aufzuheben und neu aufzusetzen. So sollen die Küchenkräfte doch noch in den Genuss des künftigen Landesmindestlohns von 12,50 Euro kommen. Die Bildungsverwaltung von Sandra Scheeres (SPD) hält das für zeitlich (ab 1. August sollen die neuen Verträge schon gelten) und rechtlich (das Mindestlohngesetz geht erst im April ins Parlament) nicht machbar. Die Parteien gingen am Dienstag zwar kochend, aber ohne ein gemeinsames Menü auseinander. Einig sind sich alle, dass der aktuelle Vertragskartoffelbrei in den Aggregatszustand „festkochend“ transformiert werden soll.
Am Mittwoch ist nach Checkpoint-Informationen ein Gespräch auf „Arbeitsebene“ geplant. Liefern muss jetzt die Bildungsverwaltung, die die Ausschreibung verbockt hat – und zwar im Schnellkochverfahren. Am Freitag steht das nächste Krisentreffen im Roten Rathaus auf dem Speiseplan. Bis dahin soll eine Lösung her. Momentan sieht‘s nach Rohkostgesichtern aus.
Weiter geht’s mit Peinlichkeiten aus aller Welt: Ai, ai, …Iowa. Im US-Bundesstaat haben die Demokraten vorgewählt. Well, sie haben’s versucht und sich völlig blamiert. Mehr als 24 Stunden nach der Abstimmung weiß immer noch niemand, wer den Sieg aus den ersten Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten mitnimmt. In der entscheidenden Kategorie – es gibt drei! – lag zu Checkpoint-Redaktionsschluss Pete Buttigieg mit 26,9 Prozent vorn. Knapp hinter ihm folgte der linke Senator Bernie Sanders mit 25,1 Prozent.
Das Durcheinander liegt vor allem am wilden Iowarer Vorwahlsystem, wird aber nachgewürzt durch gleich fünf demokratische Präsidentschaftsbewerber, die sich mit Siegerreden an ihre Unterstützer wandten. Das wirkt eher nach Bananenrepublik als nach Industrienation und wird vor allem einen schmunzeln lassen: „Banana Joe“ Donald Trump.
Zurück nach Berlin, wo altes Glas in neue Behälter soll. So hat es der Senat entschieden und will 30 000 der liebgewonnen Altglas-Tonnen in den Hinterhöfen abschaffen. Sie sollen durch öffentliche Sammelplätze ersetzt werden. Wider besseres Wissen: Ein Modellprojekt in Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Lichtenberg hatte gezeigt, dass 20 Prozent weniger Altglas recycelt wird. Ökologisch gesehen ein klirrendes Desaster.
„Glascontainer for Future!“, dachte sich die Berliner CDU-Fraktion. In einer Petition fordert die Hauptstadtunion jetzt „ALTGLASTONNE RETTEN – DRECKECKEN VERMEIDEN“ und kritisiert Umweltsenatorin Regine Günther. Danny Freymark, in dessen Lichtenberger Wahlkreis die Hinterhoftonnen schon Nostalgie sind, sagt dem Checkpoint: „Als grüne Umweltsenatorin würde ich mich sowas nicht trauen.“ Günther wende sich mit der Entscheidung, die Hinterhoftonnen abzuschaffen, gegen die eigene Koalition.
Wir blättern im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag auf Seite 160 und lesen mit müden Augen: „Die seit Jahrzehnten bewährte und verbraucherfreundliche, haushaltsnahe Berliner Altglassammlung (Holsystem) ist entsprechend dem Abgeordnetenhaus-Beschluss von 2014 in allen Bezirken zu sichern bzw. wiederherzustellen.” Das muss scheppern.
Der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz hält die Abschaffung der Hinterhoftonnen ebenfalls für falsch. „Ökologisch ist das katastrophal und für Ältere eine Zumutung“, sagt er. Die Landespolitik sei aber faktisch machtlos. Die Entsorgung ist privatwirtschaftlich organisiert – das zu ändern, wäre Bundessache. Die Volksbefragung der CDU hält Buchholz deshalb für einen „zahnlosen Papiertiger“. Die SPD hat stattdessen kürzlich selbst eine Bundesratsinitiative beschlossen, die die Entsorgung in kommunale Hand überführen soll. Deren Chancen? Weitgehend aussichtslos. Ein zahnloser Initiativtiger. Für die praktischen Hinterhoftonnen heißt’s in Berlin wohl: Müll, Müll, ...
„Mia san Mia“ – das steht für bayerisches Lebensgefühl und einen Tick zu viel Selbstherrlichkeit. Letzteres erklärt zumindest folgende Meldung: „Verein aus Bayern erwägt Klage gegen Tesla-Fabrik in Brandenburg“. Der „Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern e.V.“, der gegen Windkraft eintritt und in Brandenburg bisher nie auftrat, stürzt sich im laufenden Genehmigungsverfahren auf Teslas Giga-Fabrik in Grünheide. Besonders besorgt sind die Bayern angeblich um das märkische Grundwasser: „Wenn ich dann den brandenburgischen Ministerpräsidenten höre, Woidke heißt der, glaube ich, wonach die Fabrik pro Stunde 300 000 Liter Wasser benötigt, dann wird das mittelfristig dazu führen, dass die ganze Region austrocknet“, sagte der Vereinsvorsitzende Johannes Bradtka meinem Kollegen Thorsten Metzner.
Auf Facebook hatte der Verein Unterstützung für die Bürgerinitiative „Gelb gegen Gigafactory Grünheide“ angekündigt. Solange die bayerischen Retter der lokalen Gelbhemden aber nicht einmal genau wissen, wie Brandenburgs Ministerpräsident eigentlich heißt, kann Elon Musk weiter gigamäßig gut träumen.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Ein neues Gesicht im Roten Rathaus: Melanie Reinsch, bisher Journalistin bei der „Berliner Zeitung“, spricht bald für den Regierenden Bürgermeister. Im März löst sie Senatssprecherin Claudia Sünder ab. Reinsch wird im rot-rot-grünen Senat auf viele ehemalige Kollegen treffen: Jan Thomsen, langjähriger landespolitischer Korrespondent der „Berliner Zeitung“, wurde Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne), Martin Klesmann und Iris Brennberger wechselten zu Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), Stefan Strauß arbeitet seit Sommer in der Pressestelle von Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke). Wir schließen uns den Worten von Vorgängerin Sünder an und wünschen „Nerven wie Drahtseile“.
Scheitert der Mietendeckel, muss der Bund ran – so einfach ist das, glaubt man Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke). Für den Fall, dass Gerichte urteilen, Berlin habe doch gar nicht die Kompetenz für ein solches Landesgesetz, müsse man eben die Bundesgesetzgebung verändern. Das sagte Lompscher am Dienstagabend in der rbb-Sendung „hard talk aus Berlin“. Eine sehr einfache Rechnung.
Was (einigermaßen) klappt in Berlin, ist der Milieuschutz: Laut Senatorin Lompscher habe ein Monitoring ergeben, dass sich die Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen in den geschützten Gebieten „deutlich reduziert“ hätte. Zwar wurden auch in den Schutzgebieten allein im Jahr 2018 mehr als 5 000 Wohnungen in Eigentum umgewandelt, das liege aber an bundesrechtlichen Ausnahmen.
Die sogenannte Umwandlungsverordnung verlängerte der Senat am Dienstag deshalb trotzdem. Sie sollte im März auslaufen und gilt nun bis 2025.
Wenn es der Teufel zu wild treibt: Clanchef Issa R. muss sich im März vor Gericht verantworten. Dem 52 Jahre alten Mann wird vorgeworfen, bei einer Verkehrskontrolle Polizisten beleidigt zu haben. „Du legst dich mit dem Teufel an“, soll R. einem Beamten unter anderem ins Gesicht gebrüllt haben. Zu einem ersten Prozesstermin im November war der Clan-Babo – klassischerweise – nicht erschienen und muss nun nachsitzen.
Ein Glück deshalb, dass seit einiger Zeit wirksame Einlasskontrollen an den Berliner Gerichten stattfinden. Mehr als 33 000 gefährliche Gegenstände wurden so im vergangenen Jahr sichergestellt, darunter waren 3 300 Hieb- und Stichwaffen allein am Standort in Moabit. 2018 wurden noch etwa 20 000 Gegenstände konfisziert. Grund für den Anstieg sind wohl die gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen.
Apropos Zahlen: Das linke Hausbesetzerkollektiv #besetzen braucht dringend Geld. Die Aktivisten schreiben: „Die finanziellen Kosten steigen jetzt schon in die Zehntausende“. Zwei Jahre nach der Gründung und acht Kurzzeit-Besetzungen später stehe man vor 200 Strafanzeigen, heißt es in einem Aufruf für eine Solidaritätsparty am kommenden Wochenende. Stargast übrigens: DJ Hornhaut. Mhhh.
Haben Sie schon „Marzahn, mon amour: Geschichten einer Fußpflegerin“ gelesen? Die Berliner Autorin Katja Oskamp arbeitet tatsächlich als solche und war im Dezember im altehrwürdigen „Literarischen Quartett“ zu Gast. Seitdem steht ihr Buch auf der Bestsellerliste des „Spiegel“ und ist beste Werbung für den Stadtteil. Meinem Kollege Ingo Salmen hat sie gesagt: „Dass in der ‚Spiegel‘-Bestsellerliste einmal das Wort Marzahn auftaucht!“ Füße pflegt Oskamp noch immer.
Weitere auf dem Boden gebliebene Neuigkeiten lesen Sie in unseren zwölf Bezirksnewslettern – kostenlos unter: https://leute.tagesspiegel.de/
Auf Wohnungssuche? Ein Tochterunternehmen des größten deutschen Sozialverbandes VdK hat ein feines Angebot für Sie: Auf Immobiliscout24 wird momentan eine „Ruhige 2-Zimmer-Wohnung in Berlin’s Scheunenviertel“ angeboten. 45,42 Quadratmeter für nur 1021,95 Euro. Kurz den Taschenrechner angeschmissen: Das sind gerade einmal 22,50 Euro pro Quadratmeter. Wofür steht eigentlich der VdK? Auf seiner Internetseite schreibt der Verband: „Der Sozialverband VdK setzt sich für soziale Gerechtigkeit und eine gerechtere Sozialpolitik ein seit mehr als 70 Jahren.“ Ahja.
Tierisch was los in Berlin-Brandenburg: Falls Ihnen gerade die Bahn vor der Nase weggerauscht ist oder Sie aus anderen Gründen schlecht gelaunt sind, habe ich was Schönes für Sie: In Brandenburg wurde ein seltener weißer Hirsch (samt Familie) gesichtet und im Berliner Zoo kriegen die beiden Panda-Zwillinge jetzt die Flasche. Gut Schluck!
Wo persönliche Freiheit aufhört: Das Techno-Festival Fusion im mecklenburgischen Lärz gilt als Ort, an dem Zehntausende Linksalternative friedlich (und exzessiv) miteinander feiern. Nun wurde bekannt, dass ein Mann in den Duschen des Festivalgeländes Kameras installiert hatte und Videos nackter Frauen auf einer Porno-Plattform hochgeladen hat. Die Organisatoren schreiben in einer Mitteilung: „Wir sind erschüttert und fassungslos darüber, dass diese Form von sexualisierter Gewalt an Orten stattfindet, in denen wir Antisexismus und Gewaltfreiheit als Grundkonsens verstehen.” Anscheinend haben das nicht alle Gäste so gesehen.
In Berlin wurde erstmals ein „Geisterhaus“ beschlagnahmt. Der Bezirk Pankow will das zerbröselnde Mietshaus jetzt wieder bewohnbar machen. Die ehemalige Besitzerin soll der Reichsbürger-Bewegung nahestehen. Gruselig.
Zum Schluss: „Ich ruf’ da mal an“, das hat Hans Nibbrig immer gesagt. Am Sonntag ist mein ehemaliger Kollege überraschend im Alter von 62 Jahren gestorben. Er war seit 1995 Gerichts- und Polizeireporter bei der „Morgenpost“. Seine Ruhe war ansteckend. Der Schreibblock mit den nächsten Terminen liegt noch auf seinem Platz in der Redaktion. Die Kollegen der „Morgenpost“ haben einen Nachruf veröffentlicht auf einen feinen Menschen und großartigen Kollegen. Er wird fehlen.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Siebeneinhalb Monate, 76 Sendungen, knapp 5 000 Sendeminuten und 405 Gäste. So lange mussten Zuschauer und Zuschauerinnen im Jahr 2019 auf den ersten schwarzen Gast in einer öffentlich-rechtlichen Talkshow warten.“
Der Journalist Fabian Goldmann hat 135 öffentlich-rechtliche Talkshows auf Diversität untersucht. Sein Ergebnis ist frustrierend.
Tweet des Tages
Früher war ich der König des M29, mir gehörte die erste Reihe oben. Heute fahre ich rückwärts auf einem Viererplatz im 165er und versuche, irgendwie meine Würde zu bewahren.
Stadtleben
Essen – Für alle, die ihren Toast mit dem Bügeleisen knusprig machen, Kaugummiverteilen als kochen empfinden und deren Essenslieferant schon vorher weiß, was Sie bestellen werden – es gibt Abhilfe! Noch bis zum 26. Februar finden im Haus der Statistik immer mittwochs um 11 Uhr Kochkurse statt. Zusammen mit dem Team von Restlos Glücklich soll „gesund, lecker und klimafreundlich“ ein Mittagsmenü zubereitet werden. Der „Verein für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln“ hat seine Fähigkeiten bezüglicher kreativer Küche schon mehrfach mit interessanten Dinner-Pop-Ups unter Beweis gestellt und sich mittlerweile im Bereich der kulinarischen Bildung etabliert. Die Kurse sind kostenlos, um Anmeldung wird gebeten. Otto-Braun-Straße 70/72, U-Bhf Schillingstraße
Trinken – Gemütlich auf ein Gläschen, da, wo früher mal die Mauer stand, getreu dem Motto „Wein statt Wall“, „Bouquet statt Beton“. Der „Mauerwinzer“ in Mitte serviert 150 Weine aus Ost und West – aus allen 13 deutschen Weinanbaugebieten. Wem‘s schmeckt, der kann gleich ein, zwei, drei viele Flaschen des Lieblingsweins mit nach Hause nehmen. Außerdem werden auch ein paar Kleinigkeiten zu essen serviert, wie etwa Flammkuchen. Wolliner Straße 20, U-Bhf Bernauer Straße, täglich ab 16 Uhr geöffnet
Berlinbesuch – Berlin-Wedding, 1989: Die S-Bahn hatte noch Holzsitze, das Amtsgericht sah damals schon bedrohlich aus, der Möbel Höfnergegenüber ist seit ein paar Jahren Möbel Kraft. So viel zu Veränderung. Im Film „Wedding (1989)“ geht es um drei alte Schulfreunde, Susanne, Markus und Sulawski, die sich nach Jahren zufällig treffen – nicht unter den besten Umständen – und zusammen durch den alten Kiez ziehen, an S-Bahn-Gleisen sitzen und mit dem Auto auf die Berliner Mauer zurasen. Ein tragisch-komischer Kultfilm, gezeigt wird er im City Kino Wedding – und zwar noch drei Mal: Am 12. Februar um 19 Uhr, am 15. Februar um 15 Uhr und am 1. März um 18.30 Uhr. Tickets kosten 7 Euro. PS: Wer Heino Ferch erkennt, bekommt extra Punkte. Müllerstraße 74, U-Bhf Rehberge
Geschenk – Nachdem der Januar jetzt ein Jahr gedauert hat, können wir nur hoffen, dass es im Februar auch mal wieder aufhört zu regnen. Und da die meisten ihre Neujahrsvorsätze ohnehin schon wieder abmoderiert haben, empfehlen sich Leckereien aus Neukölln als Stimmungsaufheller. Das Café „Katies’s Blue Cat“ bietet nämlich allerlei Köstlichkeiten und verschickt die sogar innerhalb- und außerhalb Berlins. Cranberry-Pistazien-Shortbread – in den Warenkorb! Vegane „Anzac-Kekse“, hergestellt aus Haferflocken und Kokusnussraspeln? Immer her damit. Zu manchen der Produkte wird auf der Website auch der geschichtliche Hintergrund erklärt. Die Anzac-Kekse haben zum Beispiel was mit Krieg zu tun. Wer sich nicht entscheiden kann, verschenkt eine „Überraschungs-Box“. Friedelstraße 31, U-Bhf Schönleinstraße, Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa-So 9.30-19 Uhr
Last-Minute-Ticket – Darf ich vegan essen, wenn ich schwanger bin? Ist zu viel Obst wegen des Fruchtzuckers schädlich? Bekomme ich durch Sojamilch Brustkrebs? Und was ist eigentlich mit dem Wirbel um Gluten? Es gibt viele Fragen und Gerüchte um vegane Ernährung. Niko Rittenau will sie, praxisnah und mit aktuellen Untersuchungsergebnissen, besprechen. Sein Ratgeber heißt „Vegan-Klischee ade!“ und damit beantwortet der Ernährungsberater und Koch heute ab 20 Uhr Fragen im Pfefferberg Theater. Schönhauser Allee 176, U-Bhf Senefelder Platz. Eintritt: 18 Euro.
Karten sichern – Popcorn-Party und Filmemacher on the Floor – am 19. Februar findet wieder die „Filmfestival Opening Party“ statt. Das Event am Tag vor dem Berlinale-Start verspricht neben Networking auch Tanzen bis die Wolken wieder lila sind (Hashtag #FOP2020). Karten kosten 13 Euro im Vorverkauf, 15 Euro an der Abendkasse. Los geht's um 21 Uhr im Haus Ungarn, Karl-Liebknecht-Strasse 9, S/U-Alexanderplatz.
Noch Hingehen – Wer sich die „Hakenkreuz-Glocke“ aus Hakenfelde noch anschauen möchte, muss das rasch tun. Sie ist Teil einer Ausstellung in der Zitadelle Spandau, die sich mit der Rolle der Kirche unter dem Nazi-Regime beschäftigt, und nur noch bis Sonntag zu sehen sein wird. 2017 hatte die Wichernkirche beschlossen, die Glocke mit dem großen eingefrästen Hakenkreuz aus dem Kirchturm zu nehmen, verschwinden lassen wollte man sie aber nicht – sie ist ein Stück Zeitgeschichte. Spandau war ein Zentrum des Konflikts zwischen oppositioneller „Bekennender Kirche“ und den nationalsozialistischen „Deutschen Christen“. Ein Konflikt, der in manchen Gemeinden lange Auswirkungen hatte. Am Juliusturm 64, U-Bhf Zitadelle, Mi 10-17 Uhr, Do 13-20 Uhr, Fr-So 10-17 Uhr. Eintritt 4,50/2,50 Euro.
Neu im DHM – Während die Ausstellung in Spandau bald vorbei ist, hängt erst seit gestern das 1944 von George Grosz im Exil gemalte Werk „Cain or Hitler in Hell“ im Deutschen Historischen Museum. Es konnte im vergangenen Jah aus dem Besitz der Familie des Künstlers erworben werden und zeigt „die Perspektive eines Künstlers im Exil auf das katastrophale Ausmaß des Mordens und der Zerstörung in Deutschland“, sagte Museumschef Raphael Gross. Das Museum ist täglich von 10-18 Uhr geöffnet, Eintritt 8/4 Euro. Unter den Linden 2, S/U-Bhf Friedrichstraße.
Verlosung – Er soll der schnellste Pianist der Welt sein: Lubomyr Melnyk. Mehr als 19 Töne pro Sekunde kann er spielen, soviel kann das menschliche Ohr gar nicht wahrnehmen in so kurzer Zeit. Seinen Stil nennt er „Continuous Music“ – er selbst sieht es aber mehr als Sprache. Und sie ist schnell und trotzdem harmonisch. Zu hören ist sie diesen Samstag um 16 Uhr im alten Weddinger Krematorium silent green. Tickets kosten 23 Euro – wir verlosen 1x2 Tickets. Gerichtstraße 35, U/S-Bhf Wedding
Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Melanie Berger einen wunderbaren Mittwoch!
Berlin heute
Verkehr – Rund um Potsdamer Platz (Mitte): Um 18 Uhr startet hier ein Fahrradkorso, es kann zu Verkehrseinschränkungen im Innenstadtbereich kommen.
Wilhelminenhofstraße (Oberschöneweide): Die Straße ist bis Ende Februar in RichtungOstendstraße zwischen Edisonstraße und Schillerpromenade gesperrt.
Rund um die Max-Schmeling-Halle (Prenzlauer Berg): Wegen eines Sportevents (Beginn 19.30) Uhr) kann es im Bereich Schönhauser Allee, Gleimstraße und Eberswalder Straße zu Verkehrseinschränkungen kommen.
Brunsbütteler Damm (Staaken): Ab etwa 7 Uhr ist die Straße auf einen Fahrstreifen verengt (bis morgen).
Rund um das Messegelände (Westend): Bis Freitag findet die Messe „Fruit Logistica 2020" statt. Aufgrund der großen Besucherzahl, ist mit Verkehrseinschränkungen rund um das Messegelände zu rechnen.
Demonstration – Heute finden zwei Aktionen zum Gedenken an verstorbene Radfahrer statt. Anlass ist ein tödlicher Unfall in der Drachholzstraße in Friedrichshagen in der Nacht zu Sonntag. Von 17.30-18.30 findet die Kundgebung „Gedenken an verstorbene Radfahrer“ in der Drachholzstraße statt. Organisator ist der Verein Changing Cities. 100 Teilnehmer sind angemeldet. Außerdem soll es eine „Fahrraddemonstration zum Gedenken an tödlich verunglückte Radfahrer“ geben, angemeldet vom ADFC Berlin. Start ist 17.45 in der Drachholzstraß, dann geht es über die Salvador-Allende-Brücke, das Rathaus Köpenick, die Puschkinallee und die Jannowitzbrücke zum Roten Rathaus. Auch hier sind 100 Teilnehmer angemeldet
Gericht – Für eine Attacke gegen einen Mann, der einen Streit schlichten wollte, muss sich ein 20-Jähriger verantworten. Er soll den Mann geschlagen und brutal getreten haben. Nach dem Vorfall sei das Opfer sechs Wochen lang nicht arbeitsfähig gewesen (12.45 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal D 705).
Universität – Die Autos werden aus den Städten verbannt, Fleisch darf man keins mehr essen und wer seinen Müll nicht trennt, macht sich strafbar. In der Klimadebatte kommen sehr schnell Ängste einer Verzichts- und Verbotsgesellschaft auf. Ellen Matthies erläuterte heute in ihrem Vortrag „Psychologie im Klimaschutz: Warum es nicht nur um Verzicht geht“, was das, was in den Köpfen vorgeht, mit dem Schutz der Umwelt zu tun hat. Die Veranstaltung ist Teil einer öffentlichen Vortragsreihe „Lectures for Future“, in der Experten die Hintergründe des Klimawandels erklären. Beginn ist 16 Uhr, Freie Universität Berlin, Hörsaal 1.2009, Holzlaube Fabeckstraße 23-25
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Liebe Angelika, liebe Glückwünsche, dickes Bussi, Helga“ / Arne Seidel, aka Ahne, (52), Schriftsteller / Henriette Confurius (29), Schauspielerin / Olafur Eliasson (53), Künstler / Lutz Lehmann (93), Autor und Journalist / Fabian Lischkowitz – „Capybara-Grüße und nur das Beste für den Besten“ / Terézia Mora (49), Schriftstellerin / Ute Rathmann (55), „Herzliche Glückwünsche und natürlich viel Gesundheit. Herzlich, Hilke“ / Margot von Renesse (80), ehem. für SPD im Bundestag / Joachim Schmettau (83), Bildhauer
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Annett Enderle, ehrenamtlich bei der Deutschen Rentenversicherung / Uwe Faist, Mitarbeiter bei der BSR / Christian Gizewski, * 2. Januar 1941, Rechtsanwalt, Prof. für Alte Geschichte an der TU / Ortrud Liebelt / Günter Rost, * 6. Februar 1935, Bäckermeister / Bernd Wegner, * 22. August 1952
Stolperstein – Felix Wolff (Jhg. 1877) arbeitete in Berlin als Anwalt, bis zum allgemeinen Berufsverbot für jüdische Anwälte 1938. Drei Tage nach seinem 65. Geburtstag, am 18. Oktober 1941, wurden Felix Wolff und seine Frau mit dem „1. Osttransport“ ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Am 5. Februar 1942, heute vor 78 Jahren, starb er dort angeblich an einem Herzversagen. In der Hewaldstraße 6 in Schöneberg erinnert ein Stolpertstein an ihn.
Encore
Sie dachten, Berlin sei die Hauptstadt des deutschen Rap? Unsinn – das war einmal. Noch nie von der Hip-Hop-Hochburg Bietigheim-Bissingen gehört? Dort kommen gleich drei sehr erfolgreiche, sehr angesagte Rapper her: Bausa, Shindy und RIN. Mein Kollege Sebastian Leber ist um die Kreissparkasse der Stadt im mittleren Neckartal geschlichen, durch japanische Gärten gewandelt und hat versucht, herauszufinden, was der Slogan der Porsche-Stadt mit seinen berühmten Rap-Söhnen zu tun hat: „Bietigheim-Bissingen. Liebenswürdig. Lebenswert.“
Kommen Sie gut in den Mittwoch! Und: Liebe Hertha-Fans, was für ein Drama gestern – aber Sie überstehen auch diesen Tag. Morgen schenkt Ihnen Ann-Kathrin Hipp hier einen ein,
Ihr