Weihnachten ist in diesem Corona-Jahr mit einer Bedeutung und damit auch Erwartung aufgeladen worden, die kaum zu erfüllen ist. Seit dem Frühherbst lockt die Politik mit der Aussicht auf die Familienzusammenführung zum Fest, als Belohnung fürs Wohlverhalten bei den Einschränkungen im öffentlichen und privaten Leben. „Wichtiger denn je“ sei diesmal Weihnachten, das „die Kraft der Hoffnung“ habe, sagt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Vom „härtesten Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben“, sprach pathetisch Ministerpräsident Armin Laschet. Und in Berlin, das wissen wir jetzt, wird es noch ein bisschen härter als anderswo: Nur fünf Personen dürfen hier privat zum Feiern an den Weihnachtstagen zusammenkommen, nicht zehn wie in anderen Bundesländern.
Die Verordnungen und Ausnahmeregeln sowie ihre offensichtlichen Widersprüche sind damit als Gesprächsthema am Gabentisch gesetzt. Fünf Partypeople aus fünf unterschiedlichen Haushalten mit mannigfachem Infektionsrisiko dürfen gemeinsam feiern, aber die vierköpfige, vorsichtige Familie mit zwei Kindern über 14 Jahren muss sich entscheiden, ob sie Oma oder Opa einlädt – beide zusammen sind verboten. Immerhin: Die siebenköpfige Familie, die in einem Haushalt lebt, ist nicht gezwungen, zwei ihrer Mitglieder zur Bescherung vor die Tür zu setzen. Sie darf nur niemanden sonst hereinlassen, nicht mal den Weihnachtsmann. Aber der Appell, auf Reisen und ein gemeinsames Fest zu verzichten, wird in Berlin konterkariert durch die Erlaubnis, für den Familienbesuch ein Hotel zu buchen.