Für den Fall, dass Sie gestern vor 22 Uhr Handy, Laptop oder Fernseher ausgeschaltet haben: Annegret Kramp-Karrenbauer wird neue Verteidigungsministerin. Überrascht hat sie damit nicht nur Sie, sondern auch das CDU-Präsidium. Noch am 3. Juli hatte AKK im Interview mit der „Bild“-Zeitung gesagt: „Ich habe mich bewusst entschieden, aus einem Staatsamt in ein Parteiamt zu wechseln. Es gibt in der CDU viel zu tun.“ Doch dann wollte Spahn den Job nicht machen – und stellte damit Angela Merkel vor ein Problem: Weil es nicht zur ursprünglich geplanten Rochade mit Spahn als Verteidigungsminister und Annette Widmann-Mauz als neue Gesundheitsministerin kam, brauchte Merkel eine Frau im Bendlerblock. Sonst wäre der Frauen-Anteil im Kabinett auf sechs zu zehn Männern gesunken. Und AKK ist zur Stelle, wenn Merkel sie braucht. Die Herausforderung ist groß. Doch wenn sie die packt, kann sie auch Kanzlerin werden.
Wenige Stunden zuvor machten neun Stimmen in Brüssel den Unterschied und Ursula von der Leyen als erste Frau zur Präsidentin der Europäischen Kommission. 383 EU-Parlamentarier stimmten für die deutsche Noch-Verteidigungsministerin, 327 gegen sie, 23 Abgeordnete enthielten sich. 40 Jahre ist es her, dass die französische Holocaust-Überlebende Simone Veil Präsidentin des ersten direkt gewählten Europaparlaments wurde. Seit gestern Abend ist von der Leyen eine weitere „europäische Pionierin“, genau wie sie es sich in ihrer Rede, der wohl wichtigsten ihres Lebens, gewünscht hatte. Ihren überzeugenden Worten (und einer guten Redenschreiberin!) hat sie den Sieg wohl auch zu verdanken, schließlich war bis zuletzt unklar, ob sie die nötigen 374 Stimmen zusammenbekommt. Die 16 SPD-Abgeordneten stimmten gegen sie, allerdings war zuvor bereits durchgesickert, dass etwa 100 Sozialdemokraten von der Leyen ihre Stimme geben würden. Dagegen sein, ohne etwas zu riskieren, das ist, was der SPD heute noch bleibt. Von der Leyen jedenfalls zeigte sich „overwhelmed“ von ihrem Triumph – und wer ihren Gesichtsausdruck bei der Verkündung des Wahlergebnisses gesehen hat, der glaubt ihr das auch.
Und jetzt? Die sechs größten Herausforderungen für die neue Kommissionpräsidentin hat Kollege Markus Grabitz hier zusammengetragen.
Für Michael Müller bedeutet der Personalwechsel im Bund eine große staatsmännische Stunde. Weil er als Vizepräsident des Bundesrates noch bis zum 21. Juli den im Urlaub weilenden Frank-Walter Steinmeier vertritt, wird er heute Vormittag im Schloss Bellevue von der Leyen entlassen und AKK zur neuen Ministerin ernennen. Fünf Minuten Ruhm, die der unbeliebteste Regierungschef Deutschlands (CP v. gestern) gerade sicherlich besonders gut gebrauchen kann. Zu verdanken hat er diese seltene Ehre dem aktuellen Bundesratspräsidenten Daniel Günther aus Schleswig-Holstein, der Steinmeier normalerweise vertreten würde. Der befindet sich nämlich gerade auf einer Auslandsreise.
Sind Sie bereit? Die Berliner SPD ist es. Zumindest steht das gleich mehrfach in einem Papier zur Zukunft des „Tempelhofer Randes“. Tempelhofer was? Weil der Regierende und seine Parteikollegen mit dem Terminus „Randbebauung des Tempelhofer Feldes“ bisher nur mäßigen Erfolg gehabt haben, musste wohl ein neuer Name her. Gemeint ist aber das Gleiche: Das Tempelhofer Feld soll bebaut werden. „Verändern sich die Rahmenbedingungen, müssen Ansätze und Beschlüsse überdacht und auch manch althergebrachte Tradition überprüft werden“, schreiben Sven Kohlmeier, Lars Rauchfuß und Harald Georgii. So weit, so bekannt als Forderung. Die Genossen haben sich auf ihrem Parteitag im November bereits für eine sozialverträgliche Randbebauung ausgesprochen.
Doch nun wird es konkreter: Die östliche Seite des Tempelhofer Damms und den südlichen Rand des Feldes hin zur Autobahn schlagen die Verfasser des Papiers für den Wohnungsbau vor. Bauen sollen ausschließlich landeseigene Wohnungsbaugesellschaften; die Nettokaltmieten 6,50 Euro kosten. Und entscheiden darf die ganze Stadt – von Reinickendorf bis Neukölln, von Hellersdorf bis Spandau. Und zwar über die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs, der zeigen soll, wie der Neubau bezahlbarer Wohnungen und die einzigartige Freiheit auf dem Feld zusammenpassen.
Den erneuten Tempelhofer Anlauf begründen die Herren geschickt mit dem Mietendeckel: Den, so die Behauptung, würden die Gerichte nur akzeptieren, „wenn zugleich alle Anstrengungen auf dem Wohnungsmarkt unternommen werden, darunter auch Neubau“. Und wann sollen die Bagger anrollen? Dafür brauche es zunächst eine erneute Abstimmung der Bevölkerung – „aus Respekt vor dem Volksentscheid“. Die planen die Genossen zu den nächsten Berlin-Wahlen 2021. Dann blieben noch zwei Jahre, um „mit der Stadtgesellschaft das ob und wie der Bebauung zu beraten“. Entscheidend ist aus Sicht von Kohlmeier, Rauchfuß und Georgii die Form der Abstimmung. Für die SPD kommt dafür auch eine Volksbefragung durch das Abgeordnetenhaus infrage – dieses Instrument sehen die Koalitionspartner allerdings noch kritisch. Genau wie die Bebauung des Tempelhofer Feldes, äh, Randes, selbst.
Und damit kommen wir von der großen Politik zu unserer Berliner Sommer-Serie.
In Berlin um die Welt – Russland: Tolstoi, Dostojewski, Puschkin: Sie sind nur die bekanntesten drei Schriftsteller, die Russland hervorgebracht hat. Welche Literaten sonst noch in dem Land wirkten und wirken, findet man in der Puschkin-Bibliothek des Russischen Hauses der Kultur und Wissenschaft heraus. Ein Großsteil des über 20.000-teiligen Bücherbestandes ist auf Russisch, doch auch wer deutsche Übersetzungen sucht, wird fündig. Neben regelmäßigen Führungen gibt es auch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Am Freitag um 19 Uhr läuft zum Beispiel der Film „Kamtschatkabären. Der Lebensanfang“, der als Beobachtung der Schönheit der wilden Natur Russlands beworben wird. Mehr Infos gibt’s hier. Russische Einwohner in Berlin: 25.035 (Stand Ende Dezember 2018).
Sommerspaß – Teufelssee: Eine Wanderung samt Picknick auf dem Teufelsberg haben wir Ihnen an dieser Stelle bereits ans Herz gelegt – und möchten Ihnen den dortigen Teufelssee jetzt nicht vorenthalten! Eine Badestelle mit Liegewiese gibt es am südlichen Ufer des Sees, die Lage mitten im Wald macht die Anfahrt zwar weniger leicht als zu anderen stadtnahen Seen – dafür sind Schattenspender nie weit. Gut zu wissen: Hier gehen auch Nacktbader gerne schwimmen.
Sommersport – Kubb: ein Geschicklichkeitsspiel mit Holzklötzen, das auch als Wikingerschach bekannt ist. Meistens draußen gespielt, symbolisiert das Spiel eine Schlacht, in der zwei verfeindete Gruppen für ihren König kämpfen. Die Mannschaften bestehen aus drei bis maximal sechs Personen und versuchen, jeweils die Holzklötze (Klotz = Kubb) der Gegenpartei mit Wurfhölzern umzuwerfen oder zu „fällen“. Der König, der in der Mitte des Spielfelds steht, muss zuletzt getroffen werden. Wer zuerst alle Kubbs der Gegenpartei und den König getroffen hat, gewinnt das Spiel. Einen Verein gibt es in der Stadt auch, nämlich die Kubbfreunde Durstiges Holz Berlin. Und die Holzklötze kann man sogar im Tagesspiegel-Shop kaufen.
Jottwede - Verirren in Irrlandia: Der Mitmach-Park in Storkow (50 Autominuten entfernt) bietet sich für einen ganztägigen Familienausflug an: Denn nachdem sich die Kleinen im Robin-Hood-Höhenlabyrinth – Brandenburgs höchster Rutschenkonstruktion – und im zwei Hektar großen Maislabyrinth mehrstündig ausgetobt haben, winkt für die Großen ein entspannter Abend mit friedlich schlafendem Nachwuchs. Eintritt: 9/ 4,50 Euro, geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr.
Berlin, aber Sommerloch: Weil das Hanf jetzt schon auf den Parklets in der Bergmannstraße wächst, muss sich der Görli neue Attraktionen einfallen lassen. Das Bezirksamt will Lizenzen für mobile Essensstände vergeben. Die könnten auch die Drogenverkäufer von den Parkeingängen verdrängen. Döner gegen Dealer, das gibt’s auch nur in Berlin.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Angela Merkel ist nicht nur die erste Frau und die erste Ostdeutsche im Kanzleramt, sie ist auch Berlinerin. Nicht gebürtig, sie kommt bekanntlich aus der Uckermark, doch Wahlberlinerin, wie so viele in dieser schönen Stadt. Heute wird sie 65 Jahre alt. Das hat auch ihr Regierender Bürgermeister Michael Müller zum Anlass genommen, ihr zu gratulieren. Und er tat es von Herzen: Maßgeblich beteiligt gewesen sei sie an der Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise, dem endgültigen Atomausstieg, einer humanitären Flüchtlingspolitik und der europäischen Integration. „Berlin ist der Kanzlerin dankbar für ihre Unterstützung des Engagements des Bundes vor allem in den Bereichen Kultur sowie Wissenschaft und Forschung“, schreibt Müller. „Die deutsche Hauptstadt, ihr Senat und die Berlinerinnen und Berliner wünschen Angela Merkel alles Gute, Gesundheit und persönliches Wohlergehen.“ Da kann Team Checkpoint sich nur anschließen.
Mieten von unter sechs Euro pro Quadratmeter für alle Altbauten von Mitte über Prenzlauer Berg bis Spandau? Klingt nach zurück in die Zukunft, ist aber der Vorschlag des Mietervereins für einen Mietendeckel. Statt die Miete für fünf Jahre einzufrieren, wie der Senat plant, legt der Verein Obergrenzen fest – und zwar auf Basis des Mietniveaus im Jahr 2010. Darin liegt auch das Problem: Der Vorschlag tut so, als hätte es die vergangenen Jahre der Preissteigerung nicht gegeben. Doch mit Mieten von vor zehn Jahren lassen sich Kaufpreise der letzten drei Jahre nicht bezahlen. Und wer soll noch bauen, wenn die Wohnung schon beim ersten Mieterwechsel entwertet wird?
Sozialverträgliche Mieten versprechen Senat, Bezirk und Gewobag auch für die 670 Wohnungen in der Karl-Marx-Allee. Doch wie soll der Deal sich dann refinanzieren? Deutlich mehr als 200 Millionen Euro insgesamt, knapp unter 4500 Euro pro Quadratmeter, soll der Ankauf durch die Gewobag gekostet haben. Damit könnten deutlich mehr als 670 neue Wohnungen gebaut werden. Die CDU fordert eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durch den Landesrechnungshof. Politisch vorerst also kein Friede den Hütten.
Wir bleiben bei Zahlen und kommen zu unserer beliebten Rubrik „Mathe lernen mit dem Checkpoint“. Frage: Wie wird aus einem 365-Euro-Ticket ein 452-Euro-Ticket? Auflösung: Indem Finanzsenator Matthias Kollatz seinem SPD-Kollegen Michael Müller beispringt. Und kurzerhand erklärt: Das vergünstigte Jobticket, das demnächst ab 452 Euro zu haben ist, sei „nicht mehr weit entfernt von dem aktuell diskutierten 365-Euro-Ticket“ (Q: „Berliner Zeitung“). 87 Euro, um genau zu sein.
Und noch ein paar Zahlen zum gestrigen Tag, Thema E-Roller:
1 Stunde hat die Polizei am Alex E-Roller-Fahrer kontrolliert.
21 Menschen auf den Gefährten wurden angehalten.
11 von ihnen mussten bezahlen, weil sie gegen Nutzungsbedingungen verstießen.
Und zwar 10 bis 30 Euro (je nach Verstoß, Q: „Morgenpost“).
Alle 4 Minuten verhängen Mittes Ordnungsamtsmitarbeiter derzeit ein Bußgeld gegen E-Roller-Fahrer (Q: Bürgermeister Stephan von Dassel).
„Grünaus Seele brennt“, titelt die „Berliner Zeitung“ heute, „Die letzte Nacht der Tanz-Ruine“ der „Kurier“. Das traditionsreiche Gesellschaftshaus in der Regattastraße wurde in der Nacht zu Dienstag zerstört. Glück im Unglück: Auf den Riviera-Saal, ein architektonisches Kleinod, griffen die Flammen nicht über. Zwei 20-Jährige wurden wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung festgenommen. In den leer und unter Denkmalschutz stehenden Ausflugsstätten Riviera und Gesellschaftshaus plant ein Investor 208 Luxus-Seniorenwohnungen. Das Projekt soll weitergehen.
Kevin Kühnert geht in die SPD-Doppelspitze – inLichtenrade-Marienfelde. Das weiß meine Kollegin Sigrid Kneist, deren Newsletter aus TempSchön Sie hier abonnieren können. Nach den Sommerferien will sich Kühnert mit der Abgeordneten Melanie Kühnemann-Grunow zur Wahl stellen – dass sie diese gewinnen, gilt als sicher. Seiner politischen Heimat im Süden des Bezirks bleibt Kühnert damit treu, egal, wohin es ihn bundespolitisch demnächst treibt. Seine bisherige Tätigkeit in Kühnemann-Grunows Abgeordnetenbüro hat er aber aufgegeben.
Erinnern Sie sich noch an die Lotterie der Polizei, also die fünf Millionen Euro, von denen nur ein Zehntel der Belegschaft profitieren sollte (CP v. 26. Juni)? Der Gesamtpersonalrat hat am Dienstag entschieden: Diese Leistungsprämie lehnt er ab. Der Kriterienkatalog, mit dem die oberen 10 Prozent ermittelt werden sollten, entspreche nicht den „Vorgaben der Rahmen-Dienstvereinbarung über das Personal-Management in der Berliner Verwaltung“. Er kritisiert außerdem, dass keine Teamprämien vorgesehen seien, dabei sei „gerade der Polizeiberuf vom Teamgedanken geprägt“.
Bier und Wein sind erlaubt, Gin Tonic nicht. Und auch die Sonnenschirme müssen weg. So sieht der Kompromiss aus, den der Biergarten Alois S. in Prenzlauer Berg, der auch den Spielplatz in der Stargarder Straße bewirtet, mit dem Bezirksamt Pankow geschlossen hat. Der Familienfrieden neben dem Sandkasten ist gerettet, der Sommer kann zurückkommen!
Heute beginnt das Interessenbekundungsverfahren für Michael Müllers umstrittenes solidarisches Grundeinkommen. Das bedeutet, dass sich ab heute Verwaltungen, Landesbetriebe oder soziale Träger beim Senat melden können, die sich an dem Pilotprojekt beteiligen, also vom Staat finanzierte vormals Arbeitslose beschäftigen wollen. Im aktuellen Amtsblatt werden zehn mögliche Einsatzfelder für die Bezieher des solidarischen Grundeinkommens genannt, darunter „Kitahelfer*innen“ (Kontrolle der Sauberkeit und Mängel, Unterstützung der Fachkräfte z.B. bei der Essensversorgung) und „Obdachlosenlotsen*innen“ (Unterstützung beim Aufzeigen von Hilfsangeboten der Kälte- und Sommerhilfe, Begleitung zu Behörden mit der zuständigen Fachkraft). Alles sicherlich „nice to have“, doch ob die Arbeitgeber nach der fünfjährigen Förderung solche Jobs selbst zu zahlen bereit sind – man kann es sich schwer vorstellen.
Der Bebauungsplanentwurf 1-98 für den Checkpoint Charlie wird länger öffentlich ausgelegt als geplant. Statt bis zum 2. können interessierte Bürger jetzt bis einschließlich 21. August die Baupläne für Berlins berühmteste Brache studieren (Q: Amtsblatt). Ein Versuch, die Bürgerbeteiligung anzukurbeln? Als meine Kollegin Theresa Roelcke kürzlich in der Stadtentwicklungsverwaltung vorbeigeschaut hat, waren die Besucherlisten jedenfalls leer, die Aktenordner (am Schreibtisch festgeklebt) nur mit detektivischem Gespür zu finden. Also, hier nochmal für alle: Württembergische Straße 6, Raum 554 im 5. Obergeschoss, Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: 030 90139-3000. Oder die Pläne einfach im Internet anschauen: http://mein.berlin.de
Für eine einheitliche Struktur der Bezirksämter plädieren Erika Lanzke und Wolfgang Hurnik vom Verband Berliner Verwaltungsjuristen in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel. Sie kritisieren die Grundanliegen des Zukunftspakts Verwaltung, die die Staatssekretäre Frank Nägele und Sabine Smentek am 12. Juli im Tagesspiegel veröffentlicht hatten, als „Allgemeinplätze“. Grundlage jeder Reform müsse die klare Abgrenzung gesamtstädtischer Steuerungsaufgaben von bezirklichen Aufgaben sein.
BVG aber glücklich: Tief versunken in ihr Buch stieg CP-Leserin Ursula aus Tempelhof am Freitag erst in letzter Sekunde aus dem M76-er aus. Und vergaß dabei ihre gerade neu gekauften Schuhe. Über die Hotlines der BVG bekam sie zwar keine akute Hilfe, aber 50 Minuten Warten an der Haltestelle und fünf Busse später hatte sie die Tasche mit den Schuhen zurück. „Vielen herzlichen Dank an die sehr hilfsbereiten und netten Busfahrer und vor allem an die/den ehrliche(n) FinderIn im Bus!“
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Wir stören die illegalen Geschäfte und ahnden jede Kleinigkeit.“
Martin Hikel, Bürgermeister von Neukölln, geht hart gegen Clans vor. Die suchen sich neue Reviere, wie mein Kollege Hannes Heine recherchiert hat. In Charlottenburg, Tempelhof, auch in Marzahn. Es zeigt sich: Das Neuköllner Modell funktioniert.
Tweet des Tages
Ein Lichtblick am Wohnungsmarkt in Berlin ist ja, dass man zur Not theoretisch immer noch unendlich lang in der Ringbahn wohnen kann.
Stadtleben
Essen – Lust auf Żurek? Oder Bigos? Gibt’s mit Fleisch, oder aber mit Räuchertofu. Auch nicht? Dann muss es wohl der Klassiker sein. Pierogi. In allen möglichen Variationen gibt es die polnischen Teigtaschen. Mit Hackfleisch, Pilzen, Frischkäse, Apfelkompott oder auch mal in asiatischer Variation. In Berlin werden sie im „Tak tak – Polish Deli“ serviert. Żurek ist übrigens eine Suppe und Bigos ein Sauerkrautgericht. Und wer wirklich wenig Zeit hat: Pierogi eignen sich wunderbar zum Mitnehmen. Täglich 12-22 Uhr, Brunnenstraße 5, U-Bhf Rosenthaler Platz
Trinken – Rauchtee-Salbei-Sirup, Artischokenlikör, hausgemachter Wallnuss-Bourbon. Ingredienzien, die zu Cocktails mit den Namen Liebestunk, Liquid Smoke und The big Plum gehören. Ausgeschenkt werden die in einer exzellenten Cocktailbar im Bergmannkiez. Bei Ankunft muss erstmal geklingelt werden. Dann ab an den Tisch, Gurkenwasser und Knabberzeug werden bereitgestellt. Dann kommen die Drinks in hohen Gläsern und geschwungenen Metallbechern. Der Name: Limonadier. Die Empfehlung: Kreuzberg Spritz. Nostitzstraße 12, U-Bhf Gneisenaustraße, Mo-Do 19-2 Uhr, Fr-Sa 19-3 Uhr, So 19-1 Uhr
Berlinbesuch – Berlin kann schon echt anstrengend sein. Also nicht nur für Menschen, die hier leben. Auch diejenigen, die nur mal Freunde und Familie besuchen, haben oft ein straffes Programm. Anstehen für den Fernsehturm, Gewusel am Brandenburger Tor, 45 Minuten mit den Öffis zum Restaurant und dann fällt mal wieder die Ringbahn aus. Im Vabali Spa kann man in der Gartensauna oder der Panoramasauna den Pfeffi und Döner wieder ausschwitzen bei Honig- und Salzaufgüssen. Dann in den Ruheraum aufs Wasserbett, oder in den Pool auf die Dachterrasse. Geöffnet täglich 9-0 Uhr, Tageskarte 36,50 Euro unter der Woche, am Wochenende 39,50. Seydlitzstraße 6, Hauptbahnhof
Geschenk – Suchen Sie ihren Wein auch immer nach dem Etikett aus? Oder schon nach Rebsorte? Nach Jahrgang? Nach all den Noten im Abgang? Weinliebhaber verschiedener Expertenklassen können Verkostungen bei „Wein & Glas Compagnie“ in Wilmersdorf besuchen. Da gibt es am 22. Juli das „1x1 der Rebsorten für Einsteiger“ (30 Euro), „Bio-Logisch“ zu Bio-Weinen am 2. August (30 Euro) – hier steht „learning by drinking“ in der Beschreibung. Oder eine Veranstaltung über alles, was Riesling so hergibt am 29. August (50 Euro). Prinzregentenstraße 2, U-Bhf Güntzelstraße
Last-Minute-Tickets – Nur eine halbe Hauptstadt, aber unzählige Erinnerungen. Zeit, sich darüber zu unterhalten. Die Ausstellung „Ost-Berlin“ im Museum Ephraim-Palais beschäftigt sich mit dem alltäglichen Leben in der DDR. In dem monatlichen Rundgang „Mein Ost-Berlin“ mit den Kuratoren kann dann mehr getan werden, als nur zu gucken. Es soll gefragt, erklärt, diskutiert werden. Los geht’s heute um 17 Uhr. Poststraße 16, U-Bhf Klosterstraße. Der Eintritt kostet 11 Euro
Noch Hingehen – „Was geht ab ey, was läuft“, ertönt der Sprechgesang der Jugendlichen. So unpoetisch habe er noch nie getextet, sagt Schreiber Peter Lund über sein Musical „Drachenherz“, dass noch von Donnerstag bis Sonntag in der Neuköllner Oper läuft. Aber um Poesie geht es auch gar nicht. Es geht um eine Clique, um Macht und wer sie in der Gruppe hat. Um Männlichkeit, um eine Schweinemastanlage und um die Nibelungen. Genauer um Sigfried, denn dessen Geschichte wird auf Jugendliche im Jahr 2019 umgelegt. Am Ende wird die Frage beantwortet, „ob die Guten immer sterben müssen, weil die Gemeinen es einfach nicht ertragen, so verdammt klein im Geiste zu sein“, wie Kollegin Gunda Bartels in ihrer Rezension schreibt. Neugierig? Noch vom 18. bis zum 21. Juli, Start immer um 20 Uhr, Tickets ab 19 Euro, Karl-Marx-Straße 131/133, U-Bhf Karl-Marx-Straße
Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Melanie Berger einen wunderbaren Mittwoch!
Prominent verraten
„Beruflich habe ich mit Essen zu tun, die Königskrabbe mit Karotte, Kapstachelbeere und Ingwer ist unsere neueste Kreation“, berichtet unser Berliner der Woche aus seinem Berufsalltag.
Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Die Auflösung kommt immer freitags mit einem Selfie.
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Berlin heute
Verkehr – Bis zum 23. August hält die Linie U9 in Richtung Osloer Straße nicht am Bahnhof Spichernstraße. Auf der Potsdamer Straße (Tiergarten) ist auf Höhe des Potsdamer Platzes in Fahrtrichtung Schöneberg bis Ende Juli täglich eine Spur zwischen 9 und 17 Uhr gesperrt. Auf dem Kapelle-Ufer (Mitte) wird der Verkehr in den nächsten zehn Tagen täglich zwischen 7 bis 17 Uhr, in Höhe Alexanderufer, wechselseitig an einer Baustelle vorbeigeführt. Auf der Hauptstraße (Schöneberg) ist stadteinwärts in Höhe Innsbrucker Platz in den beiden folgenden Nächten zwischen 19 und 5.30 Uhr nur ein Fahrstreifen frei.
Demonstration – Etwa 10 Menschen demonstrieren heute zwischen 18 und 23 Uhr am Pariser Platz unter dem Motto „Kerzen für Assange“. Zwischen 17.15 und 20 Uhr veranstaltet Anonymous for the Voiceless eine „Videoaktion zur Aufklärung über die Tierindustrie“ in der Wilmersdorfer Straße, vor den Arcaden, mit ca. 15 Teilnehmenden.
Gericht – Gegen zwei Männer, bei deren Festnahme rund 50 Kilogramm Marihuana sichergestellt wurden, beginnt der Prozess wegen Drogenhandels. Die 51- und 43-Jährigen sollen Mitglieder einer Bande gewesen sein (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal B 129).
Universität – Klang und Körper, Klang und Raum, Klang und Technologie. Und was folgt aus diesen Kombinationen? Damit beschäftigt sich das zweitägige Symposium „Interacting with Body, Electronics and Space“ über gehörte Kunst im Musikinstrumenten-Museum Berlin. Heute ist der zweite Tag und es steht ein Konzert auf dem Programm. Organisiert wird das ganze vom Masterstudiengang Sound Studies and Sonic Arts der UdK und des Fachgebiets Audiokommunikation der TU Berlin. 17.30-21 Uhr, freier Eintritt, Ben-Gurion-Straße, S/U-Bhf Potsdamer Platz
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Otmar Alt (79), Maler und Designer / Andrea (54), „Liebe Schnuck zum 54. allees jute, deine fette Prinzessin, auch wenn Kreuzberg nicht mehr das ist was es mal war – besser noch als Zornedingen!“ / Frank Castorf (68), ehem. Intendant der Berliner Volksbühne / Jürgen Flimm (78), Regisseur und Intendant / Lisa Hrdina (30), Schauspielerin / Kirsten Kienast (49), „Willkommen in Berlin und einen tollen Geburtstag“ / Susanna Kühne (69), „Hobby-Cellistin und Hausbau-Unterstützerin“, es gratuliert Holger Kühne / Michael Maar (59), Schriftsteller und Literaturkritiker / Wolfgang „Potti“ Matthies (66), ehem. Fußball-Torwart beim 1. FC Union Berlin / Angela Merkel (65), deutsche Bundeskanzlerin / Marie-Luise Neunecker (64), Professorin an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin / Katie Pfleghar (35), Schauspielerin / Holger Rogall (65), Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht / „Liebste Geburtstagswünsche für meine Siggi von Ihrem Manuel“ / Andreas Troge (69), ehem. Präsident des Umweltbundesamtes / Nachträglich: Dagmar Behrendt, „Freie Scholle, ehrenamtlich u.a. in der ZeitZeugenBörse Berlin. Es gratuliert ganz herzlich der Beirat Hans-Dieter Robel“
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Christel Krause, * 8. Dezember 1930 / Peter Pielke, * 4. März 1945 / Frieder Prezewowsky, * 14. Oktober 1939, Architekt und Leitender Baudirektor
Stolperstein – Werner Scholem (Jhg 1895) war ein jüdischer Politiker. Er saß für die KPD im Reichstag, von 1924 bis 1928. Im Jahr 1933 wurde er verhaftet. Er kam ins KZ Buchenwald, wo er heute vor 79 Jahren erschossen wurde. Vor einem Haus in der Klopstockstraße 18 im Hansaviertel erinnert ein Stolperstein an ihn
Im Tagesspiegel
„König der Löwen“ kommt als Realfilm ins Kino. Und wie bei „Arielle“ legt Disney Wert auf Vielfalt. Über Hollywoods Versuch, Rollenbilder zu verändern. Lesen Sie die Kritik von Andreas Busche heute auf Seite 20 im Tagesspiegel und im E-Paper.
Encore
Countdown zur Mondlandung. Noch vier Tage. Am 17. Juli 1969 war der Wettstreit, wer als Erstes Menschen auf den Mond und zurückbringen würde, zwar noch nicht entschieden. Doch Armstrong, Aldrin und Collins, die mit der „Apollo 11“ auf dem Weg waren, wussten jetzt, dass sie die Ersten sein würden – wenn alles gut ging. Erst kurz zuvor war aus der Sowjetunion das offizielle Signal gekommen, dass man im bemannten Rennen zum Mond nicht mehr dabei war. Das hing wohl auch mit dem Verlust des „Giganten“ zusammen: Chefkonstrukteur Sergej Koroljow war im Januar 1966 gestorben. Die ganze Serie zur Zeitreise meines Kollegen Richard Friebe können Sie hier lesen. Noch vier Tage bis zum Mond.
Kommen Sie gut dort an, wo es Sie heute hinführt. Morgen geleitet Sie hier Ann-Kathrin Hipp ans Ziel.
Ihre Laura Hofmann