Es sind abstinente Zeiten. Und der November des Verzichts schlägt jetzt auch politische Volten: Franziska Giffey will ihren Doktortitel "ab sofort und auch zukünftig" nicht mehr führen. Ein Verzicht, aber als Befreiung. Titel-Fasten aus Notwehr. "Ich bin nicht gewillt, meine Dissertation (...) weiter zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen zu machen”, schrieb der "Plan A und B" (...und C, D, E) der Berliner SPD gestern. Fehler in der Arbeit, das ist wichtig, hat Giffey nicht eingestanden. Sie verzichte auf das Führen des Titels, "um Schaden von meiner Familie, meiner politischen Arbeit und meiner Partei abzuwenden". Die 42-Jährige will ihre Zukunft nicht länger an die akademischen Vergangenheit ketten, die, das gehört zur Ironie des Schicksals, erst vom undurchsichtigen Gebahren der Freien Universität wieder in die politische Gegenwart gebeamt wurde. Es ist ein cleverer politischer Schritt. Er dürfte rechtzeitig genug kommen, um die künftige Bürgermeisterinnenkandidatin selbst bei Aberkennung des Doktorgrades nicht unmöglich zu machen: Die Berliner hätten weiterhin die Wahl, nicht eine Uni-Behörde im zweiten Versuch.
Bei den Sozialdemokraten fielen am Freitag parteiprogrammschwere Wackersteine von den Herzen. Das ging so weit, dass Partei-Vize und Innensenator Andreas Geisel verkündete, die Partei habe Franziska Giffey ihre "Solidarität" versichert. Gegen was?