bei einer Impfquote von 61,3 Prozent (Platz 10 im Länderranking) gibt der Berliner Senat auf. Michael Müller hisste am Dienstag nach der Senatssitzung die weiße Flagge: „Vielleicht haben wir das, was wir machen können als Politik, ausgereizt“, sagte der Regierende Bürgermeister. Er erklärte, dass er keinen Sinn mehr darin sehe, sich „mit einem dritten oder vierten Brief“ an die Berliner zu wenden. Das sind die Dinger, die immer ungelesen in den Papierkorb gehauen werden. Womit auch schon vieles über den Anspruch und Wirklichkeit der deutschen Impfkampagne gesagt wäre. Jetzt soll sich nach dem Willen des Regierenden durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiten, was die versammelte Politiker- und Expertenschaft innerhalb eines dreiviertel Jahres nicht vermochte: die Zweifler an die Nadel zu bringen. Vielversprechend.
Weil nun per Ruf vom Rathauschef das politische Repertoire ausgereizt sein soll, verzichtete der Senat am Dienstag gleich ganz auf Entscheidungen: Hadern statt Handeln scheint die Devise. Lockerungen für Geimpfte und Genese (2G) wurden sicherheitshalber vertagt. „Möglicherweise“ kommende Woche gibt es dazu einen Beschluss, kündigte Müller an. Nicht, dass es doch noch was wird mit den politischen Impfanreizen. Eine witzig-einprägsame Kampagne täte dann vielleicht ihr übriges…mal ganz und gar aus der Luft gegriffen: Fünf B fürs Berliner Impfen – Bouletten, beste Rostbratwurst, Barbierbesuche, Bölkstoff und Berliner Bölkstoff. Das hätte doch seinen Reiz. Nicht?
Amt, aber unglücklich: Angeblich kriegt ja jeder fast kinderleicht einen Termin beim Bürgeramt. Man muss nur fest genug daran glauben und morgens zigfach den Bildschirm aktualisieren. In was für eine wilde Erlebniswelt das führen kann, schreibt uns eine Leserin:
+ „Ich sitze nun den vierten Morgen seit sieben Uhr vor dem Bildschirm. Rechne ich den Prozess der Terminsuche mal in Stundenlohn um, bewegen wir uns mittlerweile im vierstelligen Bereich.“
+ „Ich weiß nicht, wie oft ich der Seite schon mittels Captcha Code beweisen musste, dass ich ein Mensch bin. Langsam zweifle ich selber daran.“
+ „Wenn Sie demnächst einen Siebzehnjährigen mit einem Pappschild vor dem Eingang sitzen sehen, könnte es sich um einen Sohn handeln. Skolstrejk för Börgeramtsterminet.“
+ „Ich weiß nicht, an welcher Stelle Sie Beschwerden sammeln, aber ich bitte Sie hiermit, die meine sinnstiftend weiterzuleiten. Gerne würde ich dies noch weiter ausführen. Aber ich habe keine Zeit. Ich habe eine Seite zu laden.“
Fall hier jemand aus der (echten) Beschwerdestelle mitliest: Bitte helfen. Die Frau arbeitet nämlich selbst: auf dem Amt.