Berlin befindet sich noch immer im Ferienmodus, jedenfalls sind seit Wochenbeginn keinerlei Beeinträchtigungen durch übermäßige oder auch nur mittelmäßige Aktivität in irgendeinem Bereich bekannt geworden – wenn man von leicht gehäuften Meldungen über hochtourige Schulsanierungen absieht. Und Sarrazin ist wieder da, aber dazu gleich.
Die Hauptstadt-SPD sucht nach der AfB, einer Alternative für Berlin. 2021 wird in der Hauptstadt gewählt, und ohne eine überzeugende Persönlichkeit an der Spitze droht die einst stolze Berlin-Partei als Projekt 18 im Schatten von Klaus Lederers Linken zu enden. Mein Kollege Ulrich Zawatka hat sich fürs Politikjournal „Agenda“ (heute im Tsp) umgehört: Wunschkandidatin vieler Genossen ist die Neuköllner Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Nach klassischer SPD-Lagerlogik fehlt der zwar der Stallgeruch, aber die Wähler schätzen Politiker erfahrungsgemäß oft gerade dafür, dass sie nicht nach Stall riechen, sondern nach Neuland oder wenigstens nach Freiland.
Wobei Freiland nicht Wildnis bedeutet: In der SPD überlegen sie gerade wieder, ob sie nicht Thilo Sarrazin rauswerfen sollten, der sein nächstes AfD-Buch geschrieben hat und ja schon seit Jahren nach allem Möglichen riecht, nur nicht besonders sozialdemokratisch. Als erfahrener Kassenwart empfiehlt Sarrazin aus seinem Usedomer Ferienhaus heraus wie üblich, „mein neues Buch doch erst mal zu lesen“. Und die SPD muss aufpassen, dass sie mit einem weiteren vergeigten Ausschlussverfahren nicht Sarrazin noch größer und sich selbst noch kleiner macht.