wieder einmal sind auf Berlins Straßen sechs Menschen verletzt worden, drei von ihnen schwer. Am Bahnhof Zoo raste am Sonntagmorgen ein 24-Jähriger mit einem SUV und 0,7 Promille in eine Gruppe Passanten. Ein Unfall, wie die Polizei bald klarstellte. Am Abend hieß es dann aus dem Polizei-Präsidium: Der 24-jährige Fahrer soll entweder in frustriert-aggressiver Stimmung oder sogar in suizidaler Absicht durch die Stadt „geballert“ sein.
Schnell äußerte sich zu dem Fall auch Charlottenburg-Wilmersdorfs Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD): „Erleichtert“ sei er, dass es „kein politisch oder religiös motivierter Anschlag“ war. Es klingt wie: Verkehrsunfälle sind tragisch, aber sie gehören eben dazu. Dabei ist es den Opfern vermutlich egal, ob sie von einem Raser oder einem Terroristen umgefahren werden. Seit Jahren fließen Milliarden in die Terrorbekämpfung, Geheimdienste werden gestärkt, Kriege geführt, die Sicherheit mit immer mehr Kontrollen, Daten, Waffen und Schutzausrüstung garantiert. Anstatt „erleichtert“ über einen Raser-Unfall zu sein, könnte die Politik beginnen, ebenso entschlossen Fußgänger und Radfahrer vor motorisierter Gewalt zu schützen. Mit gesicherten Wegen, Tempolimit, mehr Kontrollen und vielleicht ja auch einer Debatte, warum wir eigentlich Geländewägen in deutschen Innenstädten brauchen?
Die Maßnahmen „müssen durchsetzbar und durchhaltbar sein“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller im März über die Corona-Regeln. Es scheint, als funktioniere beides immer weniger.