Dorf Gerswald lockt NeubewohnerTegel ist der nächste KrisenairportBerlin ist bedient von Erdogan

Vor dem Start in die neue Woche noch kurz ein Blick zurück auf den Erdogan-Besuch: Der türkische Präsident erfreute seine Anhänger mit dem Rabia-Gruß der Islamisten und polterte beim Staatsbankett herum. Die Polizei hielt Demonstranten auf Distanz, sperrte Berlin-Besucher in Touristen-Shops ein und ließ nicht mal Bundestagsabgeordnete in ihre Büros (oder, wenn sie drin waren, nicht wieder raus). MdB Thomas Heilmann stellt als Jurist fest: „Wohl Straftat nach 106 StGB“ (Nötigung von Mitgliedern eines Verfassungsorgans), und Michael Brand, CDU-Sprecher für Menschenrechte, beschwerte sich schriftlich bei Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble: „Es ist eine Farce, wenn beim Staatsbesuch eines autoritär herrschenden ‚Sultans‘ die freie Arbeit des Parlaments behindert wird.“

In Köln sperrten türkische Sicherheitsleute derweil eigenmächtig Straßen mit rotweißem Polizei-Flatterband, und die DITIB-Moschee, zuvor auch von Nicht-Muslimen als weltoffener Ort verteidigt, mutierte zur Erdogan-Festung.

Zurück nach Berlin: Erdogan dekretierte, dass der Exil-Journalist Can Dündar nicht an der Pressekonferenz teilnehmen durfte, und diejenigen, die teilnehmen durften, ließen es zu, dass ein anderer türkischer Kollege von BKA-Leuten hinausgedrängt wurde - sein Vergehen: Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Pressefreiheit für Journalisten in der Türkei.“ Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte dazu: „Wir halten es bei Pressekonferenzen im Kanzleramt wie der Deutsche Bundestag: keine Demonstrationen oder Kundgebungen politischer Anliegen.“ Neuerdings zählen dazu offenbar auch Selbstverständlichkeiten.

Cem Özdemir trat dem türkischen Präsidenten dagegen beim Bankett ungestört mit einem Sticker am Revers gegenüber – der türkische Text im Original: „Geben Sie Gedankenfreiheit!“ (aus „Don Carlos“).