Was die „Letzte Generation“ bisher nur punktuell vermochte, schafft Berlin auch ohne sie – sich lahmzulegen. Der Mittwoch begann mit Riesenstau auf der Stadtautobahn von Tempelhof bis Rudow nach einem Unfall. Wenig später folgte die Ankündigung der Bahn, dass am Freitag von der Nacht bis zum Mittag auch der S-Bahn- und Regionalverkehr in und um Berlin streikbedingt stillstehen wird (immerhin: die BVG fährt das volle Programm). Am Nachmittag legte die Verkehrsverwaltung noch die Sperrung des Tunnels Schlangenbader Straße in Wilmersdorf obendrauf – ab Donnerstag 9 Uhr: Sicherheitsüberprüfungen hätten massive Mängel bei Entrauchungs- und Notruftechnik ergeben. Der Wohnblock obendrüber sei nicht betroffen, aber in den Straßen drumherum dürfte es richtig ungemütlich werden.
Die Klimarettungskleber wurden von der Polizei gestern mit großem Aufwand mobil gehalten. Ob das auch in den nächsten Tagen gelingt, ist ebenso fraglich wie die Entwicklung der Pulsfrequenzen, wenn vielleicht Leute am bahnfreien Freitag nicht mal mehr mit dem Auto zur Arbeit oder zum mühsam ergatterten Arzttermin kommen. Es hat beinahe etwas Tragisches, wie die dringlichste und vernünftigste Forderung unserer Zeit – mehr Klimaschutz! – durch Drangsalierung von Mitmenschen zunehmend als Steckenpferd von Radikalen erscheint. Brutale Angriffe gegen die Aktivisten gab es schon mehrfach. Die Nerven werden dünner, Fortschritte in der Sache sind nicht erkennbar (mit der Sache ist der Klimaschutz gemeint, nicht das präventive Wegsperren von Aktivisten).